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zugleich KcslM-MztWr für Kshchsch Mdlitz, Amsdorf, Jösdorf A. LOit«, Kkimi^er!. Norinm und Rösfkir Anrtsblatt für den Stndtrnt zu Lrehtenstem. —— —-—— - 45. Jahrgang. -——-———— --- Nr. 329. Mittwoch, den 2. Oktober 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. -— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen.— Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme dec Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Rutz- u«d Brevahslz-Aiiktio«. Im Lichtensteirrer Revier sollen Donnerstag, den 3. Oktober 1893 im Schwalbe'sche« Gasthofe zu Heiarichsort vo» Vorm. S Uhr an 1 buchener Stamm von 23 om Mitteustälke, 1064 Nadelh.-Stämme von 10 bis 15 cw Mittenstärke, 168 dergl. „ 16 „ 22 „ „ 34 i, » 23 „ 29 „ „ 4 ,, „ ^0 „ 36 „ „ 1150 Nadelh.-Stangen „ 3 „ 6 „ Oberstärks, 2500 dergl. „ 7 „ 9 „ „ 1800 » » ^0 „ 15 „ „ 57 Rm. lief. u. fi. Br.-Scheite und Rollen, 60 „ dürre fichtne Aeste, 15 Whdrt. kiefernes Reisig und au demselben Tage von «achm. 3 Uhr am im Stadtwaldr, Versammlung auf dem Holzschlage im Distrikt „Sandgrube": 37 Rm. kieferne Br.-Rolleu, 50 „ dürre fi. Aeste, 11 Whdrt. kiefernes Reisig und nach Befinden auch das im Forst jahre 1895/96 ausfallende Besenreisig unter den üblichen vorher auch noch be kannt gemacht werdenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Die Westliche ForstverwalLung. LsgssgeschichLe. * — Lichtenstein. Vom 1. Oktober an wer. den die Postschalter um 8 Uhr vormittags, wie all jährlich während des Winterhalbjahres, geöffnet. * — Die Kartoffelernte hat begonnen und liefert, soweit sich das übersehen läßt, allerdings nur einen mittleren Ertrag an Menge, der aber durch vorzüg lichen Wohlgeschmack und durch das Fehlen von kranken Kartoffeln wesentlich erhöht wird. Bei der andauern den Trockenheit sind Kartoffelpilze gar nicht zur Entwickelung gelangt. Das Kraut der Kartoffel blieb größtenteils grün und frisch bis zuletzt und darum konnten auch die Knollen ordentlich ausreifen. — Bezüglich der Erstattung von Eisenbahn- Fahrgeldern wird von jetzt ab von allen deutschen Eisenbahnen ganz einheitlich und gleichmäßig ver fahren werden. Eine Erstattung findet nunmehr stets im Falle nachgewiesener Nichtausnutzung von Fahr karten statt. — Gedenktage aus dem 187O/71er Kriege. In Pans, in der französischen Haupt stadt, herrschten in den Septemberwochen Zustände, die sich nur bei Kenntnis des Volkscharakters der Franzosen begreifen lassen. Man glaubte dort all gemein, daß mit dem Sturze des Kaiserreichs und mit der Erklärung Frankreichs zur Republik den Deutschen jeder Vorwand genommen sei, weiter Krieg zu führen. Die „Republik" galt den Franzosen als ein geheiligter Schild, der nur dem Feinde entgegeu- gehalten zu werden brauche, um ihn vor den Thoren der Metropole der europäischen Kultur umkehren zu lassen. Eine Belagerung derselben, ja gar deren Beschießung würde den, der solches wage, mit un vertilgbarer Schmach bedecken. Ganz Europa müsse aufstehe», um einen solchen Frevler zu züchtigen. Man rechnete einfach zunächst gar nicht mit einer solchen Möglichkeit, sondern gab sich maßloser Freude und ausgelassenstem Jabel hin, daß endlich die glor reiche Republik wieder zur herrschenden Saatsform im gesegneten Frankreich geworden sei. Der letzte kaiserliche Kriegsminister, General Palikao, hatte zum Glück doch etwas anderes gedacht. Ochsen und Hammelherden waren in das zwischen den Forts und der Stadtumwallung ge- legene Gelände getrieben worden. Zur Armierung der in ziemlich verwahrlostem Zustande befindlichen Forts waren aus den Kriegshäsen mehrere Hunderte schwerster Geschütze herbeigezogen worden und die Marinetruppen, die ursprünglich an den Ufern der Ostsee lande» sollten, um die deutschen Handelsstädte zu blockieren, aber sehr bald unverrichteter Sache zurückgekehrt waren, mußten zur Besatzung der von Truppen völlig entblößten Hauptstadt dienen. Da verbreitete sich am 12. September auf den Boule vards plötzlich die Schreckenskunde, die berüchtigten „UlanL" hätten sich bei Nogent s. S. sehen lassen: Tags darauf waren sie bereits bis Provins vorge drungen, da hieß eS doch aufhören mit Marsellatse fingen und Cafe-chantants besuchen. Der plötzlich erkannte Ernst der Lage brachte die Pariser schnell zur Besinnung. Mit fieberhafter Eile wurde die Verproviantierung der Stadt fortgesetzt und an der Organisation der Verteidigungsmittel gearbeitet. General Trochu, der „Schreib- und Redselige" erließ zwar nach wie vor Proklamationen, aber er ent wickelte nebenbei doch eine unverkennbare organisa torische Thätigkeit. Neben ihm wirkten, zum „Gou vernement der nationalen Verteidigung" gehörig, Gambetta, Jules Favre und Ferry Hand in Hand, um daS Versäumte möglichst nachzuhvlen. Vor allem galt es die verfügbaren Streitkräfte zusammen zu raffen und sie ihrer Zuverlässigkeit entsprechend zu verwenden. Unbedingt zu zählen war nur aus die Marine und die beiden Linienregimenter 35 und 42, den Stamm des Korps Vinoy (Nr. 13), welches der Katastrophe von Sedan durch einen glücklichen Zu fall entschlüpft, sich eiligst nach Paris geflüchtet hatte. Dann war das in der Organisation begriffene 14. Korps Regault, das aber meist aus zu Marsch- Regimentern zusammengestcllten vierten Bataillonen bestand, deren Kadres mit Rekruten gefüllt waren. Das 13. und 14. Korps zählten je 3 Divisionen; letzteres auch eine Kavallerie-Division, zusammen etwa 60 000 Mann, die Marinetruppen, 18 000 Mann stark und die vorgenannten 60000 Mann bildeten den Kern der Armee von Paris. Diebeiden Armeekorps wurden zur Offensive, die Mariniers zur Besatzung der Außenforts verwendet. DieMobil- gardeu der Provinz waren, wenn auch nicht mili tärisch ausgebildet, so doch im Feuer zuverlässig, was sie mehrfach während der 4 Monate, während deren Paris belagert wurde, bestätigt haben. Da gegen hatten dieMobilgarden von Paris nur sehr wenig, die Nationalgarden aber absolut gar keinen Gefechts wert. Die Letzteren rissen aus, wo sich nur die Spitze einer Pickelhaube zeigte. Sie waren auch die ersten, die später sofort in das Lager der Kommune übergingen. Nur einzelne sogenannter „alter" Na- tionalgarden-Gataillone erwiesen sich als treu. Die Nationalgarden waren auf etwa 250 000 Mann zu schätzen, sie wurden zur Bewachung der Stadtum wallung verwendet, da sie dort am wenigsten schaden konnten. Die Mobilgarden-Bataillone, die in 4 Divisionen eingeteilt, etwa 100 000 Mann zählen mochten, thaten zusammen mit den Marinetruppen Dienst als Fortsbesatzung und wurden nameulich im Osten auch mit diesen zu Ausfällen verwendet. Rechnet man noch einige Tausend Gendarmen aus der Provinz und der Stadt Paris, Zoll- und Forst personal hinzu, so wird die vom General Vinoy als Garnison von Paris bezeichnete Ziffer von 450000 wohl stimme». Die Fortifikation von Paris glie derte sich in eine Umwallung der inneren Stadt (Enceinte), welche duxch etwa 90 Bastionen verstärkte 12 bis stellenweise 15 Meter hohe mauergefütterte Wälle gebildet wurde, denen Glacis und 30 Meter breite nasse Gräben Vorlagen. Diese Enceinte — 5 bis 6 Meilen im Umkreise — stammte aus dem Be ginn der 40er Jahre. Außerhalb derselben lagen eine Anzahl (16) sehr fest und nach allen Regeln der damaligenBefestigungskunst errichtete, detachierteForts in einem Umkreise von beiläufig 7 Meilen rings um die Hauptstadt herum. Eine Anzahl dieser Forts konnten gut und gern für selbständige Festungen gelten, so im Norden St. Denis mit seinen 3 unter einander verbundenen Forts Double Conrvnne, la Bliche und Fort de l'Est, ferner der das schon durch die Seineschleife gegen Angriffe geschützte, westliche Vorgelände von Paris deckende Mont Valerien, auch das der Nordostspitzs vorliegende Fort Aubsr- villiers wäre hier zu nennen. Am stärksten war die Ost- und hiernächst die Südfront mit detachierten Forts befestigt. Auf ersterer und zwar zumeist der Belagsrungsstellung des sächsischen Korps gegenüber liegen die Forts Romainville, Noify, Rosny und Nogent. Auf letzterer Ivry, Bicetre, Mont Rouge, Douwes und Jssy. Zwischen beiden Fronten an der Mündung der Marne in die Geim war das gleich falls sehr starke Fort Charenton erbaut. Auch Vin cennes war als Waffenplatz stark befestigt. Der Osten und Norden war der Maasarmes zur Zernierung zugetsilt. Das sächsische Korps speziell lag zwischen der Marne, wo seine Postierung mit der der württembergische» Felddivision zusammenstieß, dem Ourcq-Kanal, an dessen rechtem Ufer Sie dem Gardekorps zugewiesene Postenlinie begann, letztere erstreckte sich bis Aronvi^e. Hier grenzte sie mit der des 4, Korps, welches seinerseits wieder bei Argenteml mit der Garde-Landwehrdivision, die längs der Seine westlich von Paris bis Bougival postiert war, Verbindung hatte. In Bougival begann die Zernierungslinie der 3. Armee. Zunächst das 5. Armeekorps zwischen Bougival und dem Park von Meudon, das große Hauptquartier in Versailles hinter sich, daneben die 21. Division des 2. bayri schen und des 6. Korps. Zwischen Marne und Seine lag die württembsrgische Felddivision, womit der Belagerungskreis um Paris geschlossen war. Einer der schwierigsten Teile der Zernierungslinie, seines unwegsamen und unübersichtlichen Geländes wegen, das nur ein sehr beschränktes Schußfeld für die Angriffsartillerie und jeder Gefechtsleitung die größ ten Schwierigkeiten bot, war dem sächsischen Korps zugefallen. Dasselbe wurde, wie bereits kurz er wähnt, im Norden durch den Omcq-Kanal, im Süden durch die Marne begrenzt. Es war durchquert von einer sich nach Süden öffnenden „I-"-förmigen, nicht unbedeutenden Bodenerhebung, deren Schnittpunkt bei Vaujours-livry liegt. Der untere Schenkel dieses „1," bildete die durch die Ortschaften Sevran, Livry, Clichy, Montfermeil und Chölles zu bezeichnende Hauptverteidigungslinie der sächsischen Stellung. Ihr vor war der später von den Franzosen starkbesestigte Mont Avron gelagert, hinter dem sich auf einen überhöhenden hufeisenförmigen Rücken, dessen Schen kel nach Paris zu gebogen find, die Forts Noisy und Rosvy mit je beiläufig 80 und das Fort No gent mit etwa 90 Geschützen schwersten Kalibers erheben. Auch das etwas mehr nördlich gelegene Fort Romainville (70 Geschütze) konnte mit seinen schweren Geschützen bis in die Sächsische Postierung langen. Die Hauptverteidigungslinie mochte 9000 Meter messen. * — Die 59. Gauvorturnerstunde des Nieder- erzgebirgischen Turngams findet nächsten Sonntag, den 6. Oktober, von vorm. V»11 Uhr an im Gast hof „Zum grünen Wald" in Neudörfel statt. — Zwickau, 30. Sept. Der hier versam melte Gesamtoorstand des Evangelischen Bundes be willigte 20,000 Mark zum Baue eines evangelischen Bundesdiakoniffenhauses in Freiburg i. B. für Baden und Elsaß-Lothringen. — Annaberg, 29. Sept. Die für heute Sonntag und morgen Montag hier veranstaltete