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Wochen- und RkchrichMlait zugleich Geschäftr-AWM fir Hshudskf, Wich, Amsdorf, Kisdorf, ASM», Hemriihsori, Mmrnoil«. Mist». Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. Rr. 2l1. MrnsprEtells Rr. 7. Mittwoch, dm 11. September MxnsPEtEe Nr. r. 1895» >Mse» Blatt erscheint täglich jaußer Sonn- Wö HesttagS) abends für de« folgende« Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelur Nummer 18 Pfennige. —- Abstellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalten, Postbote«, sowie sie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigm berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Nhr. BekKKUtMKÄMg. Der Web und Wirkfchul-Verein für Lichtenstein und Galln- berg zu Lichtenstein ist heute als juristische Person eingetragen worden. Lichtenstein, am 6. September 1895. Königliches Amtsgericht. Herold. Bolksbivliothek Mittwoch und Sonnabend von ^12 bis Uhr. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: .DieAsLags, Donnerstags und Sonnabends. TKAesMschichts« *— Lichtenstein, 10. Sept. Gestern abend besuchte Herr Gswerberat Enke die hiesige Web- und Wirkschule. Derselbe sprach sich sehr lobend über die schönen Räume in dem neuen Hause aus, ermahnte die Schüler, weiche an diesem Abend den Unterricht durch Herrn Bürgerschullehrer Bergmann hatten, in diesem neuen Schullokale bei gutem Be tragen strebsam und fleißig zu lernen. Tadelnd und scharf rügend gedachte er des Umstandes, daß der Unterricht nicht pünktlich beginnen konnte, weil die Schüler meist erst nach 8 Uhr kamen ; das müsse in Zukunft anders werden, um so mehr, als eigentlich der Unterricht schon um 7 Uhr beginnen sollte, wenn derselbe überhaupt am Tage nicht möglich sei. Letzteres bezieht sich nur auf den Unterricht im Schreiben und Rechnen. Hoffentlich wird der Herr Gewerberat bei seinem nächsten Kommen bezüglich des pünktlichen Anfangs des Unterrichts nichts wieder zu erinnern haben. — Nach dem Genuß von Obst stellt sich ge wöhnlich Durst ein; dieser wirb am besten vermieden, wenn man mit dem Obst zugleich Brot oder Bröt chen genießt. Wenn man überhaupt die Kinder vor UnterieibSbeschwerden bewahren will, so gestatte man ihnen niemals, daß sie Obst ohne Brot genießen. Wenn Eltern ihre Kinder ges nd erhalten, insbe sondere vor Durchfall, Diarrhöe bewahren wollen, so sei ihnen empfohlen, sie von klein auf daran zu gewöhnen, Obst nur mit Bror zu esse». — Ob die Ledertemrung an halten wird, ist doch fraglich. Infolge der Preissteigerung d r Buenos Ayres Ochsenhäute haben sich in den letzten Tage» eine Anzahl mit Häuten beladene Schiffe, welche ur sprünglich nach Antwerpen bestimmt waren, im Ham burger Hafen eingefunden. Acht Schiffe, welche an Bord 20,000 Häute haben, sind bereits eingetroffen, weitere fünf Schiffe mit eben solcher Ladung werden in den nächsten Tagen erwartet. Wie es in beteiligten Kreisen heißt, ist der Präsident von Frankreich, Felix Faure, an dieser großen Häute-Einfuhr hervorragend beteiligt. — Nr. 5 von 1895 des Gesetz- und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen enthält unter Nr. 31 folgende Verordnung: Mit Allerhöchster Genehmigung wird verordnet, was folgt: Am 1. Ok tober 1895 wird beim Landgerichte Zwickau für die Bezirke der Amtsgerichte Crimmitschau, Eibenstock, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Lößnitz, Schneeberg, Schwarzenberg, Werdau, Wildenfels und Zwickau eins Kammer für Handelssachen errichtet. Die Zuständigkeit der Kammer für Handelssachen in Glauchau wird dementsprechend beschränkt. Ander seits werden der Kammer für Handelssachen in Glauchau neben den ihr verbleibenden Bezirken Glau chau und Meerane vom gleichen Zeitpunkte ab die Bezirke der Amtsgerichte Hohenstein-Ernstthal, Lich tenstein und Waldenburg zugeteilt. Die Zuständigkeit der neuerrichteten wie der veränderten Kammer ist für die vom bezeichneten Tage ab anhängig werdenden Sachen begründet. — Vom Ministerium des Innern ist eine für das Barbiergewerbe wichtige Entscheidung ergangen. Das Ministerium sagt, daß die reichsgesetzlichen Be stimmungen über die Sonntagtruhe im Gewerbebe trieb, abgesehen vom Handelsgewerbe, nur die Be schäftigung von gewerblichen Arbeitern regeln, auf den im Gewerbetriebe selbst thätigen Unternehmer dagegen nicht Anwendung leiden, daß dessen Thätig- keit vielmehr lediglich Zach den laudesgesitzüchen Be stimmungen über' dis Sorw-, Fest- und Bubtagsfsier zu beurteilen ist und daß daher dem Barbier das Rasieren seiner Kunden, wenn er es in seiner Woh nung besorgt, auch Sonntag nachmittags über die geordnete Zeit hinaus nicht nute;sagt werden kann. — Von dem Wirken unserer Königin Carola während des französischen Krieges in den Lazaretten weiß eine pfle gende Schwester zu erzählen: Schon damals gewann Kron prinzessin Carola durch ihr unerschrockenes Wesen, durch ihre unendliche Güte und Milde die Herzen der Kranken und Ge sunden. Während andere hohe Damen und Herren die An steckung des Typhus fürchteten, trat unsere Carola an jedes Bett, für jeden Kranken hatte sie liebevoll tröstende Worte und verzieh die oft recht einfältig treuherzigen Antworten der verwundeten Krieger. So entsinne ich mich, wie ein biederer Meitzner ihr auf die leutselige Frage nach seinem Befinden mit einer damals bei Geburtsanzeigen üblichen Phrase ant wortete: „Na, mei kutts Madamchen, mit Gottes knätiger Hilfe und unter ärztlichen Beistände geht's nu besser!" . , . Einem französischen Typhusrekonvaleszenten hatte ein spaß hafter Lazarettsoldat die Dankesformel „Ich Dich heiraten!" beigebracht, und eines Tages rief der Franzose die inhalt reichen Worte, von deren Bedeutung er keine Ahnung hatte, mit schwärmerischem Augeuaufschlag der hohen Frau zu ... Diese lächelte huldvoll . . . Alle die besondern Wünsche, auch die der Franzosen nach französischer Lektüre, Cigaretten usw., wurden von der Frau Kronprinzessin schnell erfüllt; den pflegenden Schwestern brachte sie eines Tages einen prächti gen Stollen mit, eine süße Gabe für das bittere Leid, das sie mit durchkosteten . . . Wenn in diesem Jubiläumsjahre die Dankgebete der Veteranen zum sonnigen Herbsthimmel emporsteigen, dann wird die Königliche Samariterin von 1870 sicher mit eingeschlossen sein, bann werden die Lippen unserer sächsischen Krieger flüstern: Heil Dir, Carola, habe Dank! — Leipzig, 9. Sept. Zu Ehren der ameri kanischen Veteranen hatte gestern die Vereinigung Leipziger Militärvereive in der großen Halle des Krystallpalastes einen Begrüßungskommers veran staltet, an welchem auch der amerikanische Konsul teilnahm. Der Bezirksoorsteher Hüisner begrüßte nochmals die Erschienene», worauf der Leiter der Exkursion, Schlenker, mit herzlichen Worten dankte. Um 2 Uhr nachmittags besichtigten die Gäste das neue Reichsgerichtsgebäude, unter Führung des Er bauers, RegierungSbaumsister Bochmann, und wohn ten später der Aufführung des Jubiläumsfestspieles der Bereinigten Milrtärvereine Leipzigs bei. — Chemnitz, 9. Sept. Der am Sonnabend plötzlich eingetretene Gewittersturm hat nicht uner heblichen Schaden in hiesiger Stadt angerichtet. So wurden u. a. an einer Anzahl Häuser der Vorstädte Fensterscheiben zertrümmert, mehrere Telephondrähte zerrissen, die Sträucher von Anlagen beschädigt, auf der Ahornstraße ein Baum umgebrochen, an einer Scheune im Stadtteil Altchemnitz das Strohdach teil weise abgerissen und am Schloßteich ein Baum ent wurzelt. Außerdem wurden aber auch Personen ge fährdet, denn auf der Zwickauerstraße traf ein aus der Oberetage herabstürzendcr Fenster-Flügel einen Handarbeiter aus Kappel derart auf den Kopf, daß derselbe bis auf den Knochen reichende Wunden da vontrug, die ärztlicher Behandlung bedurften. Eine Frau kam insofern in Gefahr, als der von ihr ge leitete Kinderwagen durch den Sturm zweimal um geworfen wurde, sodaß die in dem Wagen befind lichen drei Kinder auf die Straße fielen. — Zwickau, 6. Sep!. Zahlreiche Kastanien bäume an der Grabenpromenade tragen nicht nur frische» Blätterschmuck, sondern es haben dieselben in Ken letzten Tagen auch neue kräftige Blütenknospen angesrtzt. Es gewährt dies einen eigenen Anblick, zumal da einige Bäume neben den Blüten auch die Früchte noch tragen. — Waldenburg, 10. Sept. Am Sonn abend zog in der sechsten Abendstunde ein Unwetter aus Nordost heran, das sich durch einen orkanartigen Sturm ankündizte. Dichte Staubwolken durchwirbel- Len eine Viertelstunde lang die Straßen, daß man nicht zehn Schritte weit zu sehen vermochte, und daß es einem den Atem versetzte, wenn man gegen den Sturm zu laufen sich anftrengte. Durch die Häuser wurde dem Sturm allerdings die Gewalt etwas ge brochen, weswegen der angsrichtete Schaden auch zu übersehen ist, aber im Freien raste er mit verheeren der Macht dahin, brach Aeste von den Bäumen und knickte Baumkronen ab oder warf ganze Bäume dar nieder und schüttelte Unmengen von Obst herab, so daß der in Alleen und Gärten verursachte Schaden von Bedeutung ist. Die auf den Sturm folgenden Niederschläge waren nur unbedeute: d, während man allgemein auf einen durchdringenden ergiebigen Regen gehofft hatte. Während das Gewitter hier nur mit heftigem Sturm vorüber zog, soll es in der Gegend von Großbothen von einem Schloßenwetter begleitet gewesen sein. In Rochsburg soll, wie erzählt wird, am Sonnabend abend infolge Blitzschlags der Gast hof niedergebrannt sein. — Aus Glashütte wird dem „Dresdner Journal" geschrieben: Die zum fünfzigjährigen Be stehen der hiesigen Uhremndustrte veranstaltete Uhren- ausftellung hat sich eines lebhaften Besuches zu er freuen. Unter den ausgestellten Werken erregt sonders eine von der Uhrenfabrik Union ausgelegte goldine Uhr Bewunderung. Dieses Meisterstück bietet alles, was man sonst nm bei großen Standuhren in den ersten Museen findet. Sie zeigt die Tageszeit nach Stunden, Minuten, Sekunden und st» Sekun den an, das Jahr bez. Schaltjahr, dm Monat, Wochen tag, die Mondphasen und für Präzisions-Beobach tungen hat sie ein besonderes Werk, w lches Minuten und Sekunden bis auf stv-Tcilung genau anzeigt. Ferner besitzt die Uhr ein selbstthätiges Schlagwerk, welches die Stunden und Viertelstunden ganz von selbst schlägt. Auch schlägt sie die Stunden, Viertel stunden und Minuten bei einem leisen Druck auf den Schieber. In der Uhr finden sich nicht weniger als 121 Hebeln und Federn, 240 Schrauben, 56 Rä der und Triebe, 850 gebohrte Löcher, 40 Steine und 738 einzelne Teile. Manche von diesen Teilen, z. B. einzelne Schräubchen sind so klein, daß man sie nur mit der Lupe erkennen kann, während sie dem unblwaffneten Auge wie Stäubchen erscheinen und doch haben sie sechs Umgänge. Ein Zahnrädchen von 9sts Mm. Durchmesser hat 175 winzig kleine Zähnchen, ein zweites von gleicher Größe sogar 300. Diese Uhr, weiche als eine bewunderungswürdige Meisterleistung unserer modernen Präzisionsmechanik gelten dar5 hat trotz ihres verwickelten Gefüges doch nur einen Durchmesser von 70 Mm. und wiegt, in 18karätigem Gold ausgeführt, 260 Gramm. Der Preis der Uhr beträgt 5000 Mk. — Adorf, 9. Sept. Daß gemünztes Geld im Falle eines Brandunglücks einen höheren Wert besitzt als Papiergeld, wußte am Freitag der Guts besitzer und Bäcker Albin Adler im benachbarten Mühlhausen erfahren. Derselbe vermochte bei einem mutmaßlich infolge eines Essendefektes enftandenen Brande neben verschiedenen Habseligkeiten auch eine Barsumme von nahezu 1000 M. nicht in Sicherheit zu bringen. Das Papiergeld war natürlich gänzlich zerstört, 222 M. in Gold und Silber aber wurde« in dem Brandschutte unversehrt aufgefunden. Wohn haus und Stallgebäude Adler's wurden eingeäschert. — Eine Bekanntmachung des Bürgermeisters von Limbach nimmt den Fabrikrevisor gegen die