Volltext Seite (XML)
Mchen- md RachMMM zugleich Aschiists-AMitt fir Hohodsrs, Wlih, Kemdsrs, KSsdorf, Ä Szidiei, Keimchssri, UWitnm«. Mist». Amtsblatt für den Stadttat zu Lichtenstein. M. 204. KtErechstell-Stt. r. Dienstag, hey 3. September Ker«spr«chst.a. Rr. 7. 1895. Blatt erscheint täglich Putzer Sona« «Ä> Festtags) abends für den folgenden Tag. BiertcljLhriicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1<S Pfennige. "Hstztllnngen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaus;alten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalikNS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigm berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekMUtrmchMg, . das freie UmherlKufeulassen der Huude betreffend. Nachdem in letzter Zeit wiederholt wahrzunehmen gewesen, man sich auch verschiedentlich darüber beschwert hat, daß eins Anzahl großer und kleiner Hunds ohne Aussicht auf hiesigen öffentlichen Straßen und Plätzen umherlaufen, daselbst das Publikum belästigen und insbesondere während der Wochenmärkte die auf hiesigem Marktplätze aufgestellten Verkaufsstände usw. verunreinigen, wird hier mit das bereits unterm 13. März 1893 erlassene Verbot, nach welchem das freie UMherlEfenlasseN der Hunde ans hiesigen Striche« und Plätze« ohne Begleitung erwachsener Personen ««Lersagt ist- z«r Nacherchtung in Gri«nern«g gebracht. Zuwiderhandlungen werden an den Besitzern der ohne Aufsicht be troffenen Hunde mit Geldstrafe« von S bis LV Mk. eventuell entsprechen der HafLstrafe «nuachsichttich geahndet werden. Callnberg, am 29. August 1895. Der Bürgermeister. P r a h t e!. LsgesKefchichLL. * — Lichtenste in, 2. Sept. Heute früh 5 Uhr, in feierlicher Morgenstunde, erklangen die Glocken vom Turms unserer Kirche und verkündeten die Jubel- Feier des greßen Natiovalfesttags der deutschen Siege, die vor 25 Jahren das ganze deutsche Vaterland am gleichen Tage mit Jubel erfüllten und zum Danks gegen den höchsten Kriegsherrn stimmten. Wie herr lich sind die Dichterworts E. Geibels in seinem Tür merlied hier anwendbar: Wachet auf! ruft euch die Stimme Des Wächters von der Hohm Zinne, Wach' auf, du weites deutsches Land! Die ihr an der Donau hauset Und wo der Rhein durch Felsen brauset Und wo sich türmt der Düne Sand, Habt Wacht am Heimatsherd, In treuer Hand das Schwert, Jede Stunde! Zu scharfem Streit Macht Euch bereit! Der Tag des Kampfes ist nicht weit. Sieh' herab vom Himmel droben, Herr, den der Engel Zungen loben, Sei gnädig diesem deutschen Land! Donnernd aus der Feuerwolke Sprich zu den Fürsten, sprich zum Volke Und lehr' uns stark sein Hand in Hand.! Sei du uns Fels uns Burg, Du führst uns wohl hindurch. Hallelujah! Denn dein ist heut Und alle Zeit Das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit. * — Festlich rüstet sich unsere liebe Schuljugend zu Ehren des heutigen Jubeltages, der durch ein großes Schulfest hier gefeiert werden soll. * — Hoffentlich ist wegen des heutigen S Hül fest es der morgende Tag schulfrei. * — Die schon früher in diesem Blatte ausge sprochene Befürchtung, daß die vor kurzer Zeit hier ausgetretenen Kohlweißlinge größeren Schaden ver ursachen würden, hat sich leider erfüllt, denn in nächster Umgebung hier sind verschiedene Krautfelder vollständig der verheerenden Brut zum Opfer gefallen, sodaß nur die Stümpfe der Pflanzen noch stehen. * — Der wegen Eigentumsvsrgehen bereits vor- bestraften Färbersehefrau Clara Ernestine Kneisel geb. Reinhold in Oberlungwitz, geboren am 25. Dez. 1865 zu Lichtenstein, wurden nach der Anklage zwei einfache Diebstähle beigemessen. Nach den Er gebnissen der Beweisaufnahme wurde sie jedoch nur eines zum Nachteile des Bäckermeisters Billing in Hohenstein begangenen Diebstahls schuldig befunden und demgemäß vom Landgericht Zwickau zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen des anderen Diebstahls wurde sie freigesprochen. * -— Die Dämmerung tritt schon sehr bemerkbar früher ein als noch vor vier Wochen. Da ist es ganz falsch, nun sogleich die Lampe anzuzünden. Das Zwielicht ist dem Auge ebenso schädlich als bas Lesen und die Vornahme weiblicher Handarbeiten in der Dämmerung. Alk eine schöne Gelegenheit, dem Auge einmal Ruhe zu gönnen, soll man die Dämmerung vielmehr zur Erholung benutzen und mit der Arbeit und dem Anstecken der Lampe warten, bis völlige Dunkelheit emgetreten ist. * — Die kleinen Notizen über Sedan, die wir nachstehend zusammenftellen, entnehmen wir dem vor trefflichen Werke „Der große Krieg 1870/71" in Zsitberrchten neu herausgegeben von Joseph Kürschner (Berlin, Hermann Hilger's Verlag), das wir unsern Lesern angelegentlich empfehlen. — Uebsr Bismarck's Begegnung mit Napoleon nach der Katastrophe von Se dan erzählen dis Times: „Bismarck traf Napo leon außerhalb des Ortes und trat dem Aussteigen- den mit entblößtem Haupt entgegen. Napoleon be deutete ihm, sich zu bedecken, worauf der Bundes kanzler in ehrerbietigem Tone erwiderte: „Sire! Ich empfange Ew. Majestät, wie ich meinen könig- lichen Herrn empfangen würde." — Derselbe Bericht erstatter schreibt: Als die Nachricht non der Unter zeichnung der Kapitulation eintraf, fühlte der König, daß er dem Wunsche Napoleons nach einer Zusam menkunft nachgeben könne; aber es erhob sich die Frage, ob es Sr. Majestät anstehen könne, den ge fallenen Kaiser aufzusuchen. Man riet, Napoleon in's Hauptquartier kommen zu lassen; aber eine groß mütigere Gesinnung trug den Sieg davon, und der ritterliche, alte König ließ sich leicht durch des Kron prinzen Gedanken bewegen, daß kein Mangel au Würde darin liege, wenn er den Kaiser in dem kleinen Schlosse Bellevue, wohin sich derselbe früh morgens von Seda» begeben, aufsuche. So ritt der König mit seinem Stabe nach Bellevue . . . Interessant ist auch, wie der Pall Mall Gazetti berichtet wird: Während der König auf dem vom Adjutanten ge haltenen Stuhl dis Antwort für den Kaiser Napo leon niederschrieb, kam Bismarck auf die Generale Sheridan, Forsyth und mich zu und schüttelte unsere Hände recht herzlich. „Meinen aufrichtigen Glück wunsch, Graf," sagte General Sheridan, „ich kann die Uebergabe Napoleons nm mit dec des Generals Lee im Gericht-Hause zu Appomatox vergleichen." Als die Reihe an mich kam, dem Bundeskanzler die Hand zu drücken, konnte ich nicht umhin, nachdem ich ihn warm beglückwünscht, zu bemerken: „Sie müssen sich stolz fühlen, Graf v. Bismarck, so reich lich zu dem heutigen Siege beigetragen zu haben." „O nein, mein lieber Herr," lautete die bescheidene Antwort, „ich bin kein Stratege und habe nichts mit Schlachtengewinnen zu thun. Aber ich bin stolz, daß die Baiern, die Sachsen und die Württemberger heute nicht nur auf unserer Seite standen, sondern auch einen so großen Anteil — den größten — an dem Ruhme des Tages haben. Daß sie mit uns, nicht Wider uns sind, das ist mein Werk. Die Franzosen werden nun nicht mehr sagen können, daß die Süd deutschen nicht für unser gemeinsames Vaterland kämpfen würden." Für die gewaltige Bewegung, die die Siegesnachricht hervorrief, giebt folgende Erzählung eines Offiziers ein erschütterndes Beispiel. Dieser Offizier sah einen großen, mächtigen preußi schen Soldaten, der die Rechte in die Seite gepreßt im Todeskampf gelegen hatte, plötzlich, als er die Ursache des Lärms begriff, kerzengerade in die Höhe fahren, mit einem lauten Hurrah. Dann fuhr er noch einen Augenblick mit den Händen in der Luft herum, bis wie ein Strom das Blut aus seiner Wunde stürzte und er selbst lautlos und tot über einen gefallenen Franzosen zu Boden rollte. * — Die Königliche Amtshauptmannschaft zu ' Glauchau ist i.» der Lage, aus Mitteln des Bezirks verbandes weitere 50 bis 60 Tausend Mark gegen Verzinsung zu 4 vom Hundert und Gewährung mündelmäßiger hypothekarischer Sicherheit auSzuleihea und wird :m Falle pünktlicher Zinszahlung Kündi gung voraussichtlich auf längere Zeit nicht etntreteu. * — Die Rrnnen zu Chemnitz haben in der kurzen Zeit, seitdem dieselben geplant worden sind, einen ganz ungeahnten Erfolg jetzt schon in der Resi denz der Industrie unseres Heimatlandes Sachse» gefunden. Es darf wohl mit Recht behauptet wer den, daß kein Rennplatz bei seinem Entstehe« ein derartiges Entgegenkommen der interessierten Kreise, sowie der Bevölkerung selbst gesunden, als dies in Chemnitz der Fall ist. Als bester Beweis hierfür möge gelten, baß bereits die Hälfte der Preise der am 22. Sept, statifiadenden Rennen durch Subscrip- tiou von Chemnitzer Freunden des Sports heute schon aufgebracht worden ist und ein schöner Ehren preis von Chemnitzer Damen sich würdig hieran an schließen wird. Der die Rennen arrangierende Dresdner Rennverein hat bei Auswahl des Renn platzes eins besonders glückliche Hand gehabt. Die Besitzerin des Terrains nämlich, die Sächs. Ma schinenfabrik, hat dasselbe in der entgegenkommsnsteu Weife zur Verfügung gestellt. Vor allem aber ist es das Geläuf der Rennbahn, welches als größten Ruhm den Umstand für sich in Anspruch nehmen darf, daß es selbst bei größter Trockenheit niemals hart werden kann. Allerdings ist es auch z. Z. der Schneeschmelze nicht benutzbar, was jedoch um so weniger in das Gewicht fällt, als gerade der Dres dener Rennserem im zeitigen Frühjahr in Dresden schnell hintereinander seins Rennen abzuhalten ge zwungen ist, um der Konkurrenz der Sächs. Schweiz aus den Wegs zu gehen. Und gerade zu diesem Zeitpunkt, wo die Rennen in Dresden ruhen, werden die Rennen in Chemnitz nach jeder Richtung hin am Platze sein; denn die Chemnitzer Bevölkerung begrüßt jede Gelegenheit von Festlichkeiten außerhalb seiner Stadtgrenzen mit ganz besonderer Freude. — Auf dem Rennplatz selbst sind zu dem erwarteten Massen besuch, ähnlich wie in Dresden und Leipzig, die weit- gehensten Vorbereitungen getroffen worden, und Zu- schauerraum für etwa 20000 Menschen geschaffen. Bleibt das Wetter günstig, so wird dieser Massen besuch auch sicherlich in diesem großartigen Maßstabe eintreten und damit die Bedeutung von Chemnitz für den deutschen Rennsport am besten Ausdruck ver liehen. — An Lieblichkeit bezügl. des Panoramas steht der Chemnitzer Rennplatz sicherlich mit in erster Linie. Die grünen Chemnitzerwiesen werden nicht nur die terrassenförmig aufsteigende Stadt, sondern auch durch Berge und Waldungen von allen Seiten umgrenzt und die Zufahrtstraße führt durch herrliche Anlagen, welche zu den neuesten und schönsten Schöps» ungerr von Chemnitz gehören. Das Eine steht heute schön fest, daß jeder Besucher des Chemnitzer Platzes einen ganz anderen Eindruck gewinnen wird, als der, welchen Vie Stadt der Industrie wohl gemeinhin zu genießen pflegt. — Die evangelisch-lutherische Landessynode des Königsreichs Sachsen wird im nächsten Jahr wiede rum in Dresden zusammentreten und ihre Be ratungen im Saale der Ersten Ständekammer ab halten. Es ist dies die 8. derartige Versammlung; bisher haben 5 ordentliche und 2 außerordentliche Synoden stattgefunden; letztere in den Jahren 1884 und 1892, erstere in den Jahren 1871, 1876, 1881,