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* Einen eigentümlichen „Scherz" erlaubte sich neulich eine Privatgesellschaft, welche mit einem kleineren Dampfer eine Seefahrt nach Hela unter nommen hatte. Infolge der kolossalen Hitze waren die stattlichen Biervorräte schon auf der Hinfahrt zu Ende. Guter Rat auf hoher See war teuer. Da tauchte plötzlich in der Ferne der Salondampfer „Drache" auf, welcher, mit vielen Passagieren von Hela kommend, auf Zoppot zusteuerte. Plötzlich stoppte er, denn gellend ertönte von dem anderen Dampfer die Dampfpfeife mit dem Signal „Schiff in Not". Sofort änderte der Kapitän den Kurs uno hielt auf den „Not"-Dampfer zu, während die Pas sagiere sich angstbeklommen am Backbord zusammen- drängten und schon einen Schiffsuntergang in un mittelbarer Nähe vor Augen sahen. Plötzlich löst sich ein Boot von dem kleineren Dampfer und hält auf den „Drachen" zu: kaum ist es in Rufnähe ge langt, als es auf die bange Frage: „Was los?" mit Stentorstimme zurückschallt: „Könnt Ihr uns nicht mit Bier durchyelsev?" Erst allgemeine Ver blüffung, dann heftiges Schelten ob der leichtfertigen Beunruhigung und ds unnötigen Aufenthalts. Schließlich aber von allen Seiten homerische« Ge lächter. Keuchend setzte der „Drücke" seinen Kurs fort, den anderen Dampfer seiner „Not" überlassend. Wäre der „Scherz" anders aufgefaßt worden, so hätte der andere Dampfer leicht Unannehmlichkeiten haben können, da das internationale Seerecht den Mißbrauch der Notpfeife eben so ahndet, wie die Bahnbehörde den der Notleine und Notbremse. * Wer Anton oder Antonie heißt, kann eine gute Partie machen. In Hadersdorf in Niederöster reich ist ein alter Junggeselle gestorben. Ec hat eine Million Gulden hinterlassen und ein Testament in dem eS heißt: „ ... Ich vermache mein ge samtes bewegliches und unbewegliches Vermögen meinen sechs Neffen und sechs Nichten, aber unter der einzigen Bedingung, daß jeder der Erben, und zwar die Männer ein Mädchen mit dem Namen „Antonie" und die Mädchen einen Mann mit dem Namen Anton" ehelichen müssen. Al« Termin für die Verehelichung setze ich längstens die Zeit bis 20. Juli 1896. Wem von meinem Neffen und Nichten es bis dahin nicht gelingt, meinen letzten Willen zu erfüllen, der erhält nur die Hälfte des Erbteils und der Rest wird gleichmäßig auf die ande ren schon verehelichten verteilt." Der Erblasser scheint sich für ein Vorurteil, daS ihm irgendwo gegen den Namen „Anton" begegnet ist, auf diese Weise rächen zu wollen, daß er die Verbreitung dieses schönen Namens nach Möglichkeit fördert. Tas K. S. (XII.) AmMps in Str Schlacht bei St. Privat la Montagne am 18. August 1870. Ein Gedenkblatt aus großer Zeit von Max Dittrich. (Nachdruck verholen.) (Fortsetzung.) Die vorrückenben deutschen Linien bestanden aus der 3. sächsischen Brigade Nr. 47 (Regimenter 104 und 105), dem 1. sächsischen Jägerbrtaillon Nr. 12, dem 3 Bataillon des sächsischen Schützeurcgiments Nr. 108, dem preußischen Gardefüsilterregiment, dem 4. Garderegiment und dem Gardejägerbataillon. Je näher die Angreifcnden sich dem Dorfe näherten, um so lebhafter wurde das Feuer der Besatzung. Am flachen Hange gelegen, traten die einzelnen Gebäude-Komplexe des Dorfes, nach Osten za sich gegenseitig überhöhend, heraus. Meist aus massiven Häusern, die mit Ziegeln gedeckt und mit Mauern umgeben waren, bestehend, bildeten diese Gruppen in ihrem Zusammenhänge sehr feste, zur Verteidig- ung außerordentlich geeignete Stützpunkte. Nach Süd und Südwest auf dem unbebauten, keine De ckung bietenden, sanft ansteigenden Gelände, das allein zu dem Dorfe die Annäherung bildete, konnte der Verteidiger — 94. französisches Linieo-Regtment — auf die ausgiebigste Wirkung seiner Gewehre rechnen und den Ansturm wesentlich erschweren. Die große Hitze der letzten Tage, lange Märsche bei un vollständiger Nachtruhe m Verbindung mit unzu reichender Verpflegung — ein Abkochen war auch am 18. August nicht mehr möglich gewesen —hatten die physischen Kräfte der Truppen beeinträchtigt. Die Kampfeslust inbeß, welche sie beseelte, der Wunsch, an den Feind zu kommen, ließen alle körperliche Er mattung nicht achten und nur einzelne erlagen der Erschöpfung. Mit Trommelschlag, die Kampanic- und Zugführer ihren Leuten voran, in guter Rich tung und Ordnung, ohne einen Schuß zu thun, gingen die Angreifer vor, mit jedem Schritt ihren Weg blutig durch Fallende bezeichnend. I tzt ruft das Kommando die Deutschen zum Sturm. Ohne einen Schuß zu thun, stürzen die Regimenter mit schlagenden Tambours im Laufschritt und mit weithin schallendem Hurrahrufe dem ge meinsamen Ziele entgegen. Die durch das vorauS- gegangene Geschützfeuer bereits erschütterte Verteidi gung vermochte den ungestümen Andrang nicht Stand zu halten und ohne wesentlichen Widerstand zu fin den, ging der Angriffsstoß durch den Ort hindurch bis an die jenseitige Umfassung desselben. 3*/s Uhr war das Dorf im Besitze der Deutschen. Die Ver luste derselben war nicht sehr bedeutend, nur die preußischen Gardefüsiliere verloren viele der Ihrigen durch heftige« Flankenfeuer. Die Sachsen besetzten teils das eroberte Dorf, teils setzten sie den Voi stoß in nordöstlicher Richtung auf Rotcourt zu foit. Dabei kam es zu einem längeren hinhaltenden Feuer gefecht, in welchem mehrere hohe Offiziere verwundet wurden, so erhielt der Generalmajor und Komman deur der 3. sächsischen Brigade, von Leonhardi, einen Schuß ins rechte Ellenbogengelenk, ferner wurde ver wundet Major Zillich vom 3. Bataillon des Regi ments Nr. 104, sowie der später seiner Verwundung erliegende Fahnenträger Sei geant Böhm vom 2. Ba taillon. Feiner wurde verwundet Major Günther vom 3. Bataillon des Regiment« Nr. 105. Letzteres erlitt hier schwere Verluste und vermochte sich nur mit Mühe in dem Höllenfeuer zu halten. Da ging Major Allmer mit drei Schützenzügen vor und trieb den Feind zurück, fiel aber dabei tätlich verwundet. Hauptmann von Lossow führte hierauf das dezimierte Bataillon in das nahegelegene Gehölz. Mittlern» ile griff auch die sächsischen Artillerie in das G fecht ein; um diese Zeit — gegen 4 Uhr — wurde Ma jor Hoch und Hauptmann Hammer von dec 5. schweren Batterie, Letzterer schwer, verwundet. Schließ lich stand die ganze verfügbare Aitillerie des säch sische Armeekorps auf speziellen Befehl des Kronprinzen Albert an der von S'e. Marie avx Chenes nach Au- bous führenden Straße und feuerre über die mar schierenden sächsischen Kolonnen hinweg nach Ron- couit auf die feindlichen Truppen vor St. Privat. Der K.onprinz von Sacksen selbst hielt Ste. Marie gegenüber neben den Batterien und beobach tete von dieser Höhe aus den Kampf. Er sah die bei und vorwärts St. Privat befindlichen starken feindlichen Massen und die Stärke dieser festungS- ähvlichen Stellung nun mit eigenen Augen und be obachtete ferner noch weiter links bei Roncourt, eine lange feindliche Geschützlinie, dicke Kolonnen und vorbrechende Schützenschwärme. Auch von St. Privat aus ging feindliche Infanterie vor. Kronprinz Al bert beschränkte sich deshalb in der Front auf eine starke Besetzung des eroberten Dorfes, ließ die da rüber hinausgehende Verfolgung einst-llen, 11 Bat terien bis an Ste. Mane vorrücken, dagegen die Umgehungskolonne d^s Prinzen Georg durch die 4. Brigade Nr. 48 (Regimenter 106 und 107) und die verfügbare Kavallerie verstärken uno weiter ausholen. Dadurch gelang es die feindliche Flanke wirklich zu fassen. Bor Ablauf der 5 Stunde trat auf der ganzen Front der II. Armee eins Kampfpause ein, nur die Artillerie unter H elt ein mäßiges Feuer, und die Sachsen setzten ihre Bewegung auf Roi crnrt fort. Als dieielb n endlich etwa gejpn 6 Uhr die Umgehung vollendet hatten und die 48 Brigade zusammen mit dem 1. R üterregiment und 3 Batterien unter Gene ralmajor von Schulz die durch's Ornethal bisMon- tois marschiert waren, von dort aus auf Roncourt vorgingen, fitzte auch Prinz Georg die bis dahin am Rand des Holzes bei Aubouö angehaltenen Grena diere und Schützen gegen Roncourt wieder in Be wegung, während die 2 und 3. Brigade tm Gehölz von Aubouä in Bereitschaft standen. Die Mehrzahl der sächsischen Batterien hatten Roncourt schon länger zum Ziel genommen und der Feind verließ es nun vor dem Herar kommen der Infanterie. Kron prinz Albert, weicher sich noch auf der Höhe über Ste. Marie befand, sah, daß von Roncourt Alles auf St. Privat zurückströme und ritt nun selbst nach dem linken Flügel, um ihn dahin vorzuführen, wo Hilfe dringend wünschenswert war. Just um diese Zeit sprengte über das Feld auf die sächsischen Linien plötzlich im gestreckten Galopp ein roter Husar zu. Es war dirS der Leutnant Esbeck vom Gardehusa renregiment, ein Ordonnanzoffizier der I. Gardedi vision. Er rief die Sachsen zur Unterstützung der preußischen Garden und bat in deren Namen um schleuniges Vorgehen auf St. Privat. Bei dem Gardekorps war nämlich die Gefechts lage eine kritische geworden. Der Kommandeur des selben, Prinz August von Württemberg, hatte geglaubt, bei der bereits vorgeschrittenen Tageszeit die Ent scheidung nicht länger verschöben zu dürfen und deshalb mit Genehmigung des Oberbefehlshabers der II. deutschen Armee um 5 Uhr den Befehl zum Sturm auf St. P.ivat gegeben. Unter persönlicher Führung ihres Divisionskommandeurs, Generals von Pape schritten 5^/4 Uhr die Regimenter Franz und Augusta, wenig später das 1. und 3. R giment zum Angriffe. Mit glänzender Tapferkeit erstiegen die Bataillone der erstgenannten beiden Regimenter den kahlen, von einem Kugelregen förmlich überströmten Bergabhang südlich des Ortes. Die Opfer dieses Kampfes waren aber derartige, daß bald nur noch Trümmer dieser schönen Regimenter die erobe ten Plätze behaupteten. Das Massenfeuer des Feindes zerriß fö mlich die Kompagnien, nur ein einzig»! Stabsoffizier der Brigade blieb unversehrt, das Regiment Franz verlor f fast alle seine Offiziere. Auch bei der 1. Gardedi- f Vision gestalteten sich die Verhältnisse für den Angriff f im höchsten Grade ungüstig. Ueberall zeigte sich ein freier, allmählich ansteigender Hang; auf der behrrr- l schenden Höhe aber lag das stadtähnliche St. Privat, dessen steinerne Häuser bis auf die Dachböden besetzt I waren. Die nurerwähnte Stellung war von solcher Stärke, daß sie als nahezu unangreifbar gelten konnte. Unter enormen Verlusten kam auch auf der West- feite der Angriff auf 600—800 Schritt zum Stehen, das rn vorderer Laue gezogene 2. Garderegiment gelangte nur mit stark gelichteten Reihen in dieselbe. Der kommandierende General übersah von Ste. Marte aux CH nes aus die Größe der erlittenen Verluste. Er konnte, die Uhr in der Hand, genau Lbis auf die Minute berechnen, bis zu welcher Zeit von all' den vorgeschickten Bataillonen kein einziger Mann mehr aufrecht stehen werde. Beharrte er bei seinem Angriff auf St. Privat, so war daS Feld vor St. Privat das Grab der Garde. Er gab da her Befehl, den Sturm zu unterbrechen und daS Eingreifen der Sachsen abzuwarten. Der erste kühne Anlauf der preußischen Infan terie gegen St. Privat hatte nicht zur Entscheidung geführt, die Angriffskraft war für jetzt erschöpft und Tausende von Toten und Verwundeten bedeckten den blutgetränkten Boden. Aber weder dies, noch der Verlust so vieler höherer Führer vermochte den in neren Halt der Truppen zu lösen. Mit den wenigen noch unversehrten Offizieren an der Spitze halten sich die gelichteten Reihen fest an den Hang geklam- meit, mit eiserner Ausdauer und Zähigkeit behaup teten sie die teuer erkauften Plätze. Der Stillstand, wozu die drei Gardebrigaden verurteilt waren, war höchst Peinlich. Er dauerte über eine Stunde. Die Garden standen fest wie die Mauern im freien Felde, dem fe ndlichen Kugelregen ausgefitzt, während ihre Plänkler sich dem auf 400 Schritt näherten. Alles Ichaute aber erwartungsvoll nach Norden, wo die Sachsen erscheinen sollten. Um diese Zeit etwa sprengte der obenerwähnte preußische Ordonnanzoffizier vom Gardehusrrcnregiment über das Schlachtfeld, um das ehebaldige Eingreisen der Truppen des XII. Armec- ko Ps zu erbitten. Sie wurde ihm sowohl vom Generalmajor von CrauShaar, Kommandeur der sächsischen Gienadier- brigade, wie vom Oberstleutnant von Schweidnitz, Führer des Regiments Nr. 107, sofort bereitwilligst zugesagt, und alsbald setzten sich die sächsischen Ko lonnen irr Marsch aus St. Privat, bei welcher Ge legenheit durch die sich kreuzenden Linien das Leib- grenadierregiment in zwei Hälften getrennt wurde. Nachdem das 3. Bataillon des Regiments Nr. 107 unter Major von Bosse die letzten Plänkler aus dem bereit« vom Feinde geräumten Dorfe Roncourt verjagt und daS Regiment 106 am Saume des Waldes von Jaumont, bei d.ssen Wegnahme Major von der Deck n Oberst von Abendroth und viele andere Offi ziere verwundet wurden, ein heftiges Gefecht zu be stehen hatte, rückte die Grenadlerbrigade und das R-giment 107 auf St. Privat los. L tzteres näherte sich dem Do fe bis auf tausend Schritt, bevor seine Mannschaften dem Feinde völlig in Sicht kamen. Ein mörderischer Kugelregen begrüßte sie. Ohne daß irgend Jemand zu sehen war, der Gewehre abschoß, befand sich das ganze große freie Gelände in einem Kugelregen und hüllte den ganzen Umkreis wie mit einem Bleimantel ein. Solch dichtes Aufcinanderplatzen von Kugeln, solche Ueberstreuung eines großen Feldes mit Geschossen ohne irgendwelche Pause, ohne auch nur auf Minuten nachzulafsen, war noch nicht dagewcsen. Nicht selten traf einen Verwundeten noch rin Niederstürzen eine zweite und dritte Kugel. Es fielen hier vom Regiment 107 u. A. sein Kommandeur, Obecstlieutnant von Schweinitz, an der Spitz- des 1. Bataillons tötlich getroffen, sowie die Majors Thierbach und von Cerrinr di Monte Varchi verwundet. Das Regiment setzte sich, ohne einen Schuß zu thun, in den Besitz der nächsten Feldmuuer, wo eS sich festsetzte. Einen Augenblick schwankten wohl die starkgelichleten Reihen der Braven in dem Höllenfeuer; der Zuruf der Offiziere aber bewirkte, baß sie dann mit Ungestüm zum Bajonnet- angriff übergingen und den bis zum letzten Augen blick tapfer Stand haltenden Feind zum Räumen gedachter Feldmauer zwangen. Auch die sächsische Grenadierbrigade gewann in energischem, nur stellen» weffs durch kurzes Schnellfeuer unterbrochenem An läufe deckende Mauerabschnitte, jedoch nicht, ohne gleichfalls heftige Verluste zu erleiden. Der Oberst von Kochtitzky wmd: durch einen Sturz mit dem Pferde schwer beschädigt, Oberstleutnant Schumann und Major von Brandenstein wurden verwundet. Die Mehrzahl der Kompagnieführer und anderen Offiziere waren gefallen, oder außer Gefecht gesetzt. Im Nordosten von St. P ivat, am Walde von Jaumont, mußten währenddem fünf Kompagnien des Leibgrenadicrregiment« — die übrigen sieben waren unter Oberst Garten bei vorerwähntem Angriff be- theiligt — unter Oberstlieutnant von Schimpff im Verein mit dem 3. und 4. Bataillon des 1. preußischen Garderegiments mehrere heftige Vorstöße des über legenen Feindes durch Schnellfeuer zurückweisen. (Fortsetzung folgt.) K«miUexinachrichte>». Geboren: Hrn. Förster Uhle in Steinigtwolmsdorf ein K. Getränt: Herr Fabrikbesitzer Georg Groos mit Frl. Paula Knoch in Saalfeld. Gestorben: Herr Wilhelm Ohrtmann »an. in Leipzig. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Matthes in Lichtenstein (Markt I7S).