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Wochen- und RachnchMatt zugleich NtsWts-Anrchtt flr SchÄnf, KWIitz, Kermdokf, Kisdorf, A Czidien, Htimchsnt, Mmienau«. MSlfc». Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenftein. 177. Ker«sprechste«e Str. 7. Frkltag, HM 2. AUgUst F«rnsprechst«ll< Nr. 7. 1895. Mes«» Blatt erscheint täglich laußer Soun- «iw Uefttags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer lS Pfennige. —! Astzellsngen nehmm außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstatten, Postboten, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltms Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Der am 1. August fällige zweite diesjährige Gruudsteuertermin ist bis längstens MM 13. August dss. Js. anher zu entrichten. StadisteuereiURahme Lichtenstein. Sparkaffen-Expeditimrstage in Lichtenstein: DisNstags- DonmeNsLags mrd SoNNabends. BEkMNtMKchMg. Von der unterzeichneten Behörde soll nächsten Sonnabend, als den 3. dieses Manats, von vormittags 9 Uhr an auf dem Gemeimdeberge, am sogenannten Schafgarten, eine Partie Hanfenreisig an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Hohndorf, am 1. August 1895. Der Gemeindevorstand. Reinhold. M. TMALsgeschichLs. * — Lichtenstei 8. Nun sind wir im August, und schneller nehmen die Abende wieder zu, bis uns das sich färbende Laub der Bäume an den nahenden Herbst gemahnt. Der August und auch der September sind aber als zuverlässigere Monate bekannt, wie der Juli, der mit seinen Gewittern manche Störungen verur sacht. Und wenn auch in die erste August-Hälfte in der Regel noch verschiedene recht heiße Tage zu fallen Pflegen, Mitte August wird es doch angeneh mer und längere Spaziergänge gewähren einen er höhten Genuß. Und in diesem August, in welchem die 25jährige Gedächtnisfeier der ersten großen deut schen siege in Frankreich fällt, wird es ja wohl manchen Kilometer zu marschieren und manches zu sehen geben, denn alle die Kriegervereine, deren es im deutschen Vaterlands so Tausende giebt, wollen doch ihre Jubelfeier der großen Zeit haben und an Gästen wird es da nimmer fehlen. Wenn also günstige Witterung gebraucht wird, so ist es noch jetzt der Fall bis zum Sedantag hin, und auch der Landmann wünscht in Ruhe seine Ernte unter Dach und Fach zu bringen. — Falb's Wetterprognose für den Monat August. Allgemeine Charakteristik des Monats: Auch dieser Monat bleibt regnerisch und kühl, wenn auch vielleicht nicht in dem Maße, wie es der August des Vorjahres war. In der zweiten Hälfte steht Steigerung der Temperatur, besonders um den 27. in Aussicht, und in der letzten Woche auch Abnahme der Niederschläge, nachdem dieselben etwa um den 20. die größte Stärke und Ausdehnung erlangt. — Tages - Prognose: 1.-3. August. Ziemlich starke Regen mit Gewitter bei verhältnismäßig kühler Tem peratur. 4.—11. August. Gewitter und Stürme nehmen zu und erreichen um den 5. (kritischer Termin dritter Ordnung) die größte Stärke. Die Nieder schläge gehen in den Alpenländern in Schneefälle über. Die Temperatur bleibt kühl. 12.-16. August. Nach kurzer Pause nehmen die Niederschläge neuer dings ziemlich stark zu, namentlich dürften um den 16. die Gewitter die größte Häufigkeit aufweisen. Die Temperatur bleibt kühl. Schneefälle in den Alpenländern. 17.—23. August. Ein hervorragen der WetterparoxiSmus, der sich namentlich um den 20. (kritischer Tag erster Ordnung mit Sonnenfinster nis, der brittstärkste des Jahres) durch starke Nieder schläge und Stürme äußert. Es besteht stellenweise Hochwassergefahr. Zu dieser Zeit dürften sich auch mehrfach Erderschütterungen ereignen. 24.-31. Ang. Die Niederschläge nehmen auffallend ab, es wird warm, besonders um den 27. Gewitter treten nur vereinzelt auf und zeigen einen trockenen Charakter. * — Aus Anlaß der bevorstehenden militärischen Herbstübungen wird auf die Wichtigkeit der Anwen dung richtiger und deutlicher Aufschriften bei den Manöver-Postsendungen hingewiesen. Zur genauen Aufschrift gehören: Familienname (möglichst auch Vorname, unter Umständen die Ordnungsnummsr), Dienstgrad und Truppenteil — Regiment, Bataillon, Kompanie, Eskadron, Batterie, Kolonne u.s.w. — und für gewöhnlich der ständige Garnisonort, eintre tendenfalls mit dem Zusatz „oder nachzusenden". Die Angabe eines Marschquartiers empfiehlt sich nur dann, wenn dasselbe bekannt und vorauszusehen ist, daß die Sendung so zeitig an dem angegebenen Bestimmungsort kintrifft, um vor dem Weitermarsch in Empfang genommen werden zu können, und daß die Abholung von der Poft auch mit Sicherheit zu erwarten steht. Da der Stab des Regiments und die einzelnen Bataillone rc. ihre Postsachen häufig bei verschiedenen Postanstalten in Empfang nehmen, so ist eine genaue und richtige Aufschrift ebenso bei den an die Herren Offiziere gerichteten Manöver- Postsendungen wie bei den Mannschaftssendungen unentbehrlich. Durch mangelhafte oder ungenaue Anfertigung der Aufschriften wird die Ueberkunft der Sendungen an die Empfänger oft sehr erheblich verzögert. Zur Vermeidung von Auslassungen in der Aufschrift und zur Erhöhung der Deutlichkeit empfiehlt sich die Verwendung von Briefumschlägen mit entsprechendem Vordruck. * — Von den ungeheuren Verlusten der deutschen Armee im Feldzuge 1870/71 bekommt man durch folgende Zahlen einen ungefähren Begriff. Die größten Opfer hatte das Ostpreußische Infanterie- Regiment Nr. 44 mit 1694 Mann; es folgt das 3. Westfälische Infanterie-Regiment Nr. 16 mit 1691 Mann. Dieses Regiment, welches am 16. August im Vereine mit den 56ern die Divisionen Cissey und Grenier an griff, wurde fast zertrümmert und nur durch die heldenmütige Attacke der ersten Garde- Dragoner vor vollständiger Vernichtung bewahrt; es verlor an Toten allein die ungeheure Ziffer von 27 Offizieren und 526 Mann. Es folgen: Regiment Nr. 52 mit 1655 Mann, Regiment Nr. 6 mit 1504 Mann, Regiment Nr. 48 mit 1497 Mann, Regiment Nr. 11 mit 1453 Mann, Kaiser-Franz-Regiment mit 1322 Mann, 8. sächsisches Infanterie-Regiment mit 1318 Mann. Ueber 1000 verloren noch die Regi menter : 1., 2., 3., Garde-Grenadier-Regiment Königin Augusta und Elisabeth, ferner die Regimenter 4, 7, 8, 20, 24, 32, 35, 40, 43, 46, 50, 56, 57, 83, 85, 94, sowie dus 2. Bayerische Infanterie-Regiment mit 1097. Ganz abnorm war die Einbuße bei dem Garde-Schützen-Bataillon mit 518 Mann. Das Ba taillon hat also nahezu 60 Prozent seines Bestandes eingebüßt. Auch einzelne Reiter-, sowie Artillerie- Regimenter weisen stauuenerregende Ziffern auf, so das Magdeburger Kürassier-Regiment Nr. 7 207 Mann, Altmärkisches Ulanen-Regiment Nr. 16 198 Mann, Erste Garde-Dragoner-Regiment 141 Mann. Das Brandenburgische Feldartillerie-Regiment, das sich allerdings unvergängliche Lorbeeren bei Vionville erworben hat, verlor nicht weniger als 632 Mann; die 15 Batterien des 3. Korps verfeuerten an diesem Tage die enorme Anzahl von 14 832 Geschossen. Als ein merkwürdiges Vorkommnis ist zu erwähnen, daß die Zahl 18 sA thatsächlich, wie es im Volks- munde heißt, als eine gute erwiesen hat, denn das 18. Regiment war das einzige, welches während des ganzen Feldzuges auch nicht einen Toten hatte. An dererseits haben sich die verhaßten 7 und 13 in Be zug auf Verluste bei den entsprechenden Regimentern durchaus bewährt. Schwer heimgesucht durch Krank heiten, wie Ruhr usw., waren die Regimenter 2, 13, 17, 39, 42, 49, 74, 78, 84, 91 und das Alexander- Garde-Grenadier-Regiment, sowie die bayerischen Rc« gimenter 10 und 15. Von Verlusten über 10000 Mann wurden nur das 3. preußische und 1. bayrische Armeekorps betroffen. In dem Feldzuge fanden 78 Schlachten und Gefechte, sowie 870 Renkontres aller Arten statt, es wurden 45 Adler und 255 Geschütze erobert, während durch Uebergabe 62 Adler, 1660 Feld- und 5422 Festungsgeschützs den Deutschen zu fielen. Den Franzosen kostet der Krieg weit über 200 000 Menschen. — Heiteres aus dem Feldzuge von 1870. Aus den Erinnerungen des Generals Verdy du Vernois — veröffentlicht in der Dtsch. Rundschau — geben wir folgende Episoden, die das gesellige Leben im Kriege von einer interessanten Seite beleuchten: „ . . . Gestern war ein anstrengender Tag, aber wenig stens ein sehr vergnügter. Um 4 Uhr Diner bei Sr. Majestät. Dem allergnädigsten Herrn war unser für denselben Tag projektiertes Festessen be kannt, und das gab ihm Veranlassung, uns mehr fach mit unserem „grandiosen Appetit zu necken, der mit einer Mahlzeit nicht genug hätte. Um 6 Uhr kam ich zu unserem Diner gerade noch zur rechten Zeit; Graf Bismarck und General v. Roon mit Be gleitung waren bereits da. Das Menu war für unsere Verhältnisse wahrhaft lukullisch. Wir blieben von 6 bis 10 Uhr bei Tische. Nachher war unser Chef auf.eine Partie Whist, wie er sagte, „zuge schnitten", und da am Schluß noch ein guter Punsch gemacht wurde, dehnte sich unser Zusammensein bis gegen 1 Uhr aus. Graf Bismarck erzählte in seiner so überaus charakteristischen und einzigen Weife vieles Hochinteressante und Scherzhafte aus Gegenwart und und Vergangenheit, so auch von seiner letzten Unter haltung mit Jules Favre und dessen langen Reden („er fing an, mich als Volksversammlung zu behan handeln"). Es wurde zum Amüsement auch der In halt von verschiedenen neuen französischen Zeitungen vorgetragen, die sowohl aus Paris wie aus Tours stammten. In einer derselben war der „achtzig jährige Moltke" abgebildet, wie er mit knöchernen Fingern die deutschen Armeen als Marionetten hin und her schob, und Graf Bismarck von hinten sie 'mit dem Stock vorwärts prügelte. Die frohe Stim mung setzte bereits unmittelbar nach der Suppe in eklatantester Weise ein. Unser guter Mydam hatte von einem unserer berühmtesten Poeten ein Gedicht erhalten, welches sich auf die gegenwärtigen Verhält nisse bezog. Er brannte vor Begierde, uns dies vor zutragen, und als er unmittelbar nach der Suppe hierzu aufgefordert wurde, wollte es das Unglück, daß er gleich bei den ersten Zeilen durch Herüber ziehen eines Buchstaben an das letzte Wort des vor hergehenden einen Satz konstruierte, der hier nicht wiederzugeben ist, der aber inmitten der getragenen Stimmung eine so komische Wirkung erregte, daß wir lange Zeit vor Lachen kein Wort zu sprechen vermochten. Die hierdurch hsraufbeschworene fröh liche Stimmung trat bei den einzelnen Festgenossen in der verschiedensten Weise hervor. Der Eine legte beide Arme auf den Tisch und den Kopf darauf, der andere sprang auf und tanzte in der Stube um her, und unser guter Moltke gab seinem Vergnügen dadurch Ausdruck, daß er ein Stück Weißbrad nach dem andern in das vor ihm stehende Weinglas tauchte und mir an den Kopf warf". Die Vermehrung der Aerzte in Sachsen in den letzten 20 Jahren erscheint als eine ganz außerordentliche und den Bedarf weit übersteigende. Nach den vorliegenden amtlichen Zahlen waren am 1. Januar im Jahre 1875 in Sachsen 905, im Jahre 1895 aber 1560 Civilärzte vorhanden. Am stärksten zeigt sich die Vermehrung in den Städte mit mehr