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zugleich GtsWr-AMM fir KshÄsrf, KKlitz, Almdorf, Msdors, Ä-zidik», Heimchsori, Mmtmi«. Millen Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. 1895 Fernsprechstelle Nr. 7. 4». Jayrgavg. M. 176. Kernsprechsteve Nr. 7. D0NNkrstag, V6K 1. AllgUst Mes«» Blatt erscheint täglich «außer Soun- mW Festtags) abends für de« folgeren Lag. Bierteljährttcher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Anzelae Nummer 1« Pfennige. lMellunge« nehmen außer der Expedition iu Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postcmstalteu, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalte« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der J«seraie täglich dis spätestens vormittag 10 Uhr. Der am I. August fällige zweite diesjährige Gruudsteuertermin ist bis längstens zum 13. August dss. Js. anher zu entrichten. Stadtsteueremuahme Lichtenstein. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: Drerrstags, Donnerstags und Sonnabends. Gesehäftstsge der Sparkaffe zu Callnberg: Montag, Do««erstag u. Sonnabrud. Einlage« werden mit 3fts°/o verzinst. LageSZeschichte. * — L i ch t e n st e i n , 31. Juli. Morgen Don nerstag nachmittag 5 Uhr wird auf hiesigem Gottes acker die Feier der Grundsteinlegung der neuen FriedhosSkapelle stattfinden. * — Da jetzt so viele Unfälle im Wasser Vor kommen, so mögen im nachstehenden einige Winke zur Abwendung der Gefahr de» Ertrinkens Erwäh nung finden: Wenn ein Mensch den Atem voll ein zieht, Arme und Hände unter Wasser hält, so geht ihm bei zurückgebozenem Kopfe das Wasser nicht über den Mund, und wenn er möglichst wenig aus atmet, kann er in der beschriebenen Haltung eigent lich gar nicht ertrinken. Wenn Jemand im Wasser in aufrechter Stellung die Beine an sich sie'! und dann im Wasser nach unten stößt, oder die Hände schlank bis zur Oberfläche des Wassers hevt und sie dann nach unten führt oder diese Bewegung der Arme und Beine vereinigt, so führt er damit das sogenannte Wassertreten aus und kann nicht sinken. Der Fehler bei Nichtschwimmern ist der, daß, wenn sie durch Zufall oder Unfall in tiefes Wasser ge- raten, sie in gänzlicher Abwesenheit der Geistesgegen wart die Arme in die Höhe strecken und dadurch den Kopf unter Wasser bringen. * — Es war am Sonntag, den 31. Juli 1870, nachmittags 4 Uhr, da standen um die Litfaßsäulen Berlins dichtgedrängte Scharen und lasen die Worte, die ihr König beim Abschied an sie richtete. Auf riesengroßen Plakaten standen folgende Zeilen: „An mein Volk. Indem Ich heute zur Armee gehe, um mit ihr für Deutschlands Ehre und für die Erhaltung unserer höchsten Güter zu kämpfen, will Ich im Hin blick auf die einmütige Erhebung Meines Volkes eine Amnestie für politische Verbrechen und Vergehen er teilen. Ich habe das Staats-Ministerium beauftragt, Mir einen Erlaß in diesem Sinne zu unterbreiten. Mein Volk weiß mit Mir, daß Friedensbruch und Feindschaft wahrhaftig nicht auf unserer Seite war. Aber herausgcfordert, sind wir entschlossen, gleich unseren Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vater landes. Berlin, den 31. Juli 1870. gez. Wilhelm." Um 5fts Uhr verließ König Wilhelm mit seiner Ge mahlin in einem zweispänmgen offenen Wagen seinen Palast und fuhr unter dem donnernden Brausen von Hochs und Hurrahs, tiefe Rührung in dem ernsten Gesichte zeigend, langsam nach dem Anhalter Bahn- Hofe. Derselbe war festlich geschmückt mit Blumen, Kränzen und Fahnen in den preußischen und Nord deutschen Farben. Auf einer weißen, von emer Eichenguirlande umgebenen Tafel über der Thür des Empfangssalons standen die einfachen und doch so viel besagenden Worte: Mit Gott! Vor dem Bahn hofe drängte sich eine unabsehbare Menschenmenge, Landwchrleute in voller Ausrüstung, jubelnde Ber liner, barmherzige Schwestern, lange Trainkolonnen, Frauen und Mädchen mit Sträußen in den Händen und Thränen in den Augen, Gepäckwagen usw. Der König, in Campagneuniform mit Feldmütze und « Mantel, blieb auf der Rampe stehen und grüßte in M der ihm eigenen liebenswürdigen und doch gemessenen D Art sein Volk noch einmal, dann verschwand er im Empfangszimmer. Hier wartete auf ihn Prinz Karl, W des Königs Bruder mit Gemahlin, die Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin, Prinz Adalbert, die PrinzenAlexander undGeorg vonPreußen, W Herzog Wilhelm von Mecklenburg mit Gemahlin, Moltke, BiSmarck, Roon, der alte Wrangel, Polizei präsident v. Wurmb, die Spitzen der städtischen Be Hörden, Fürst Preß, die Herzogin v. Ujest und Rati- bor, Manteuffel, Hinderfin, die Hofmarschälle Grafen Pückler und Perponcher, der Oberpräsident der Pro vinz Brandenburg v. Jagow und viele andere Nota- bilitäten. Auf dem Perron angekommen umarmte der König sein?. Gemahlin, nahm aus den Händen der Gräfin von Jtzenbfttz, der Pauline Lucca und der Auguste Taglioni Bouquetts entgegen, reichte dem alten Wrangel die Hand, wobei ihm Thränen in bis Augen kamen, und stieg mit Moltke, dem russischen Militärbevollmächtigten und den Hofschargen in seinen Salonwagen. Der endlos lange Zug fuhr ab. Er enthielt nur drei Zivilisten, alle Anderen, auch die Kammerherren, die Beamten des Bundeskanzleramtes und deS Ministeriums der auswärtigen Angelegen heiten, selbst die Diener hatten MUilärumform angelegt. Unterwegs wurde eifrig gearbeitet und beraten, eine Unterbrechung trat nur auf den Bahnhöfen bei dm Empfängen ein. Abends 9 Uhr gelangte man nach Magdeburg. In Braunschweig sprach der Herzog von Braunschweig den König allein. Am nächsten Morgen um 9 Uhr wurde Hannover erreicht. Hier empfing König Wilhelm den Generalgouverneur Vogel v. Falkenstein und den Oberpräsidenien Grafen Stol berg - Wernigerode, in Minden den Fürsten von Schaumburg-Lippe. In Hamm wurde das Mittag essen eingenommen. Ueberall empfing den König eine begeisterte Menschenmenge; besonders in Güters loh, Dortmund, Essen und Oberhausen war der Jubel des Publikums ein unbeschreiblich großer, am allergrößten in Köln, wo ein starkes Musikkorps durch das Hoch- und Hurrahrufen völlig übertönt wurde. Am 2. August früh 6 Uhr kam der König in Mainz an und stieg im deutschen Ordenshause, der alten kurfürstlichen Residenz, ab. Von hier aus erfolgte am 3. August der Erlaß jener Amnestie, auf die der Aufruf vom 31. Juli bereits hingewiesen hatte. *— An der Verbesserung des Telephons arbeiten unsere Elektrotechniker unausgesetzt; insbe sondere gilt ihre Thätigkeit der genauen Uebertragung der Schallwellen, welche noch viel zu wünschen übrig läßt. Unter den Erfindungen, welche in neuester Zeit patentiert worden find, nimmt die eines Elektrotech nikers in Hannover den ersten Rang ein. Der Ap parat ist in einem unscheinbaren Holzkästchen ent halten, welches über der Schallöffnung des Telephons angebracht und an den elektrischen Strom augeschlossen wird. Die Wirkung ist eine überraschende: das mit diesem Apparat versehene Telephon vermittelt selbst die leisesten Schallwellen, welche in dem betreffenden Raum hörbar werden, so daß man bequem am Schreibtisch sitzen bleiben und dem an der Wand angebrachten Telephon ein Gespräch zur Uebermirte- lung nach den fernsten Zonen übergeben kann. Frei lich muß — in dem nicht zu großen Zimmer des Sprechers — völlige Ruhe herrschen, da das Tele phon auch jedes Nebengeräusch getreulich übermittelt. *— Eine wichtige Entscheidung hat das Reichs gericht gefällt. Danach ist jeder Verkäufer verpflichtet, vor dem Abschluß eines Geschäftes die ihm bekannten Mängel des Gegenstandes dem Käufer anzugcben. Unterläßt er solches, so handelt er arglistig und wird außer der gesetzmäßigen Strafe mit der Haft pflicht belegt. Die Entscheidung ist besonders auch für den Viehhandel von Belang. — Dresden, 29. Juli. Auf einem am Ausschiffungsplatze an der Marienbrücke gelegenen großen Frachtschiff bemerkte gestern um Mitternacht ein Vorübergehender Feuer. Derselbe weckte sofort den Besitzer und alarmierte die Feuerwehr. Das Schiff war mit Baumwolle beladen und zwar mit * ziemlich 6000 Zentnern. Dis Feuerwehr war auch bald zu Stelle und griff thatkräftig ein. Immerhin sind über 125 Ballen verbrannt, bez. angekohlt. Ein Teil des Schiffsdeckes wurde ebenfalls beschädigt. Durch einen herabstürzenden Ballen, deren jeder 5 Zentner Gewicht hat, wurde ein Feuerwehrmann am linken Fuße so verletzt, daß seine Außerdienststellung erfolgen mußte. Das Schiff gehört dem Schiffs eigner Fr. Heidecke in Schönebeck und hatte außer der Baumwollenladung noch Raps als Fracht. Letz terer war hier ausgeschüttet worden und Sonntag früh sollte dis Weiterfahrt nach Tetschen angetreten werden. Fahrzeug und Ladung sind versichert. — Ernstthal, 29. Juli. Gestern nachm. sand in unserer Kirche das Missionsfest der Gemein den Ernstthal-Hohenstein-Oberlungwitz statt. Die Predigt hatte Herr Pfarrer Pache aus Leipzig-Neu stadt übernommen und legte selbiger zu Grunde das Bibelwort im Lucas 14, 28—33: „Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor, und überschlägt die Kosten, ob er es habe, hinauszuführen? rc." Der Prediger stellte sich zur Aufgabe, über die Kosten des Missionswerkes ein Bild zu entwerfen. I» der Nachverfammlung referierte Herr Missionar Päßler, welcher seit 20 Jahren unter den Heiden gewirkt hat und demnächst wieder nach Indien gehen wird, über seine Reise nach und seine Erlebnisse in Afrika im Kilimandscharogebirge unter den Wa-Dschagga's. Die an den Kirchthüren veranstaltete Kollekte ergab 130 Mark. — Die vor kurzem gebrachte Notiz, wonach ein Stubenmädchen aus einem Gute bei Freiberg die ihr von der Herrschaft zum Geschenk gemachten Hand schuhe, weil sie das Geschenk nicht befriedigte, in's Feuer geworfen habe, nicht ahnend, daß sich in jedem der beiden Handschuhe ein 50 - Markschein befinde, wird jetzt dahin richtig gestellt, daß die Frau Guts besitzer das hitzige Temperament ihres Stubenmäd chens wohl gekannt und daher aus Vorsicht auch nicht die wirklichen 50-Marksche!ne, sondern nur zwei Reklamezettel in die Handschuhe gesteckt gehabt habe. Mit einer kleinen Sirafpredigi überreichte die Dame dem heißblütigen Mädchen später zwei wirkliche Scheins in dem genannten Betrage. Freudestrahlend und zugleich beschämt nahm Anna das schöne Hoch zeitsgeschenk in Empfang und leistete für ihre trotzige Handlungsweise Abbitte. — Mittweida, 29. Juli. Ein sehr seltener Fang gelang heute morgen dem Mühlenbssitzer Mat thäi in Lauenhain. Beim Reparieren des Gerinnes spürte man Fischotter auf und nach einiger Zeit wurde ein alter weiblicher Otter etwa 300 in ab wärts im Mühlgraben dabei überrascht, wie er zwei Junge einen steilen Abhang hinauf schleppte. Dem Alten gelang es zwar, schwerverletzt zu entkommen, während die etwa 14 Tage alten Jungen eingefangen wurden. — Es muß einen besonderen Reiz haben, im freien Felde einem Bären zu begegnen. Unwillkür lich fragt man sich, „was würde man wohl thun". Dieses seltsame Abenteuer hatte anfangs dieser Woche ein Mädchen ausRabenauzu bestehen und Meister Braun war galant genug, dem erschrockenen Kinde nur ein Stück seines Kleiderrvckss abzutreten. Diese sonderbare Begegnung hatte ihre eigene Bewandnis. Zum Schützenfest in Rabenau gab auch der Zirkus Maine Vorstellungen, bei welchen ein Bär seine Reiterkunststückchen zu zeigen hatte; als derselbe je doch zu seiner Programmnummer geholt werden sollte, war Meister Petz verschwunden. Man suchte ihn und fand, daß er unterhalb der Albert-Höhe ein