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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich AtMsts-AWM fir Sohadorf, Wiitz, Ktrasdorf, Msdirf, ASM», Scinnchsort, Marienm»Mölsea. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. 4». Ia-rgan«. Rr. 159. Kernsprechstelle Rr. 7. Freitag, Ä6N 13. Juli 1895. Kernsprechstelle Nr. 7. Meser Bla« erscheint täglich Mutzer Sous« ARd Festtags) abend« für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. —l iMMungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstallen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalieW Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekaMtMschAW. Von der unterzeichneten Behörde soll nächsten SvUNabeWd, als den LS. dieses Monats, von vormittags N Uhr an auf dem Gememde- bsrge, gegenüber dem Schafgarte«, eure Partie Haufenreißig an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Hohndorf, den 10. Juli 1895. Der Gemeimdevorstand. A. Reinhold. Lssgesgeschichte. * — Lichtenstein. Durch allerhöchste Ver ordnung ist der 18. August als Jubiläums-Ge denktag für das sächsische Heer bestimmt worden. * — An Stelle des in den Ruhestand treten den Herrn Gergdirektors Schumann ist Herr Berg verwalter Strauß, z. Zt. beim Steinkohlenwerk „Alt gemeinde BvSwa", zum technischen Direktor der Stcinkohlenaktiengesellschaft Bockwa - Hohndorf Ver- einigtfeld bei Lichtenstein gewählt worden. Der An tritt desselben soll spätestens am 1. Oktober d. I. erfolgen. — Aus Sachsen wird dem „Berl. Tagebl." geschrieben: In den sächsischen Grubenbezirken stoßen wieder einmal die Gegensätze zwischen Unternehmer und Arbeiter heftig aufeinander. Bekanntlich hat das königl. sächsische Bergamt den auch von uns be sprochenen Entwurf zu einer neuen Bergpolizeiord nung ausgearbeitet. Der Entwurf will in den säch sischen Bergwerken einen durchgreifenden Schutz für Leben und Gesundheit der Arbeiter einführen und er kommt dabei den oft und vielfach bisher vergeb lich geäußerten Wünschen der Bergleute ziemlich weit entgegen. Dieselben treten natürlich sehr lebhaft dafür ein, daß der Entwurf Gesetzeskraft erhält, die Werksverwaltungen fordern dagegen, das königlich sächsische Bergamt möge seine Arbeit entweder ganz zurückziehen oder die in ihr enthaltenen Bestimmungen doch ganz wesentlich abschwächen. Die Gründe lauten ähnlich wie jene, mit denen in Sachsen bisher fast alle lavdes- und reichsgesetzlichen Bestimmungen für Arbeiterschutz von gewissen Unter nehmern bekämpft sind. Auch von den Grubenver waltungen werden jetzt wieder die lebhaftesten Be fürchtungen ausgesprochen, daß durch die gesetzliche Einführung des neuen Entwurfs in manchen Bezir ken der Bergbau unlohnend gemacht und wohl gar eingestellt werden müsse. Die Bergleute bestreiten dieses ganz entschieden. Sie ersuchen in ihren Ver sammlungen das königliche Bergamt, es möge sich von seinen Forderungen durch die Unternehmer nichts abfeilschen lassen. In den Beschlüssen der Versamm lung wird auch von der sächsischen Regierung er wartet, daß sie den Entwurf in unveränderter Gestalt genehmigt. Jedenfalls wird die Regierung einen Mittelweg einzuschlagen suchen. — Gegenüber der Thatsache, daß ausländische Stahlfedern nicht nur vom Publikum, sondern auch bei den Lieferungsausschreibungsn der Behörden im Allgemeinen bevorzugt werden, hat der preußische Minister des Innern den Behörden seines Ressorts empfohlen, auf Versuche mit deutschen Stahlfedern Bedacht zu nehmen und für den Fall zufriedenstellen der Ergebnisse auf Verwendung des deutschen Fabrikats hinzuwirken, soweit sie dazu Gelegenheit haben. * — M ü l s e n S t. M i ch e l n, 8. Juli. Heute haben, wie das „Zw. Tgbl." schreibt, die Erdarbeiten zum Bau einer Mechanischen Weberei für die Firma Bößneck L Co. in Glauchau begonnen. — Dresden, 9. Juli. Mit der Königin reist auch die Prinzessin Friedrich August in das Seebad Blankenberghe. Die Abreise erfolgt am 10. August. — Chemnitz, 9. Juli. Bei dem hier statt findenden 15. Mitteldeutschen Bundesschießen wurde in der gestrigen General-Versammlung des Mittel deutschen Schützen-Bundes Gera als nächster Festsrt gewählt. — Chemnitz. Der Leitung des Bundes- fchießens ist ein rechtes Mißgeschick passiert. Man hatte nämlich ganz und gar vergessen, das Gundes banner, das sich in dem vorjährigen Festort Weißen fels befand, herbeizuschaffen oder die Weißenfelser Schützsnbrüder zurÜeberführung desselben einzuladen. Man mußte sich hier also ohne Bundesbanner behel fen, und die Weißenfelser sind derart erzürnt, daß sie das Bundesbanner ohne Sang und Klang an den Bundesvorsitzender« nach Leipzig geschickt haben. — Vor dem Landgerichte zu Chemnitz hatte sich am Montag die 1822 in Mügeln bei Oschatz geborene frühere Kinderfrau Amalie Sophie verw. Gaßmus geb. Backofen in Chemnitz wegen fahrlässiger Körperverletzung zu verantworten. Es handelte sich um jenen Fall, in welchem am 5. Mai d. I- einem kleinen, ein Vierteljahr alten Ku oben die Zunge ab- geschnitten worden. Das Kind wurde wegen einge tretener Eiterung einzelner Zungenteile nach dem Kranker-Hause gebracht und von dort nach einer die Heilung beschleunigenden Operation vor kurzem ent lasten. Doch wird es wohl nie ordentlich sprechen lernen und auch in Zukunft künstlich ernährt werden Müssen. Ueber die Ursache der entsetzlichen Verstüm melung ergab — wie die „CH. N. N." melden — die Untersuchung folgendes: Als die Angeklagte an jenem Sonntag nachmittag in der 5. Stunde am Korbe des Kindes saß und letzteres aus der mit einem Gummihütchen versehenen Milchflasche trank, welche auf dem Deckbett lag, sah sie Plötzlich, daß bas Hütchen von der Flasche absprang, wußte aber nicht, wo es hingekommen war. Da erfaßte sie Plötzlich der Gedanke, das Hütchen müsse dem Kinde in den Mund gesprungen und von diesem verschluckt worden sein; sie griff sogleich mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand in das Mündchen unv glaubte auch, das Hütchen darinnen zu fühlen. Es war ihr jedoch nicht Möglich, dasselbe herauszubekommen. Sie nahm daher, da sie mit zwei Fingern nicht in das Mündchen gelangen konnte, ein kleines Messer aus dem Tischkasten und suchte unter Beihilfe des in der rechten Hand gehaltenen Messers mit dem linken Zeigefinger das vermeintliche Gummihütchen zu fassen und herauszuziehen. Nach etwa 5 Minuten solcher Versuche holte das Kind, welches während der Ma nipulationen schrie und auch blutete, wieder richtig Atem und nun ließ sie dasselbe in Ruhe. Thatsäch- lich war das Hütchen in den Korb gefallen und wurde später daselbst aufgefunden. Die Angeklagte, weiche bald in Haft genommen, nach einigen Tagen aber wieder entlassen wurde, bestritt von vornherein ganz entschieden, eine verbrecherische Absicht gehabt zu haben und meinte, sie sei durch einen am Vormittag in jener Wohnung vorgekommenen kleinen Stuben brand ungewöhnlich erregt gewesen, auch könne sie sehr schlecht sehen. Die Angst vor einem Erstickungs tod des Kindes aber habe ihr überhaupt keine Zeit gelassen, das Mündchen des Kindes näher zu unter suchen. Von ärztlicher Seite wurde festgestellt, daß Lie Angeklagte in einem Zustands geistiger Schwäche und Aufregung die That begangen hat. Der Ge richtshof verurteilte die Gaßmus zu drei Monaten Gefängnis. — Einen besonders guten Kauf glaubte dieser Tage ein Handwerksmann in Zwickau gemacht zu habe», der einem krummnasigen Hausierer Stoff zu drei Anzügen für je 20 Mk. abkaufte. Der Stoff kam ihm fest und äußerst preiswert vor, aber nur solange, bis er ihn gründlich untersucht hatte. Da merkte er, daß er eher Stoff zu Kaffeesäcken als zu eleganten Anzügen gekauft hatte. Aber der Händler war da längst verschwunden, und es blieb ihm nichts übrig, als sich ingrimmig zu ärgern, zumal ihm Sachverständige noch mitteilten, daß er mindestens jeden Anzug 10 Mk. zu teuer bezahlt habe. — Der Stadtgemeinde Glauchau sind zwei reiche Vermächtnisse zugegangen. Frau Gertraude verw. Kommerzienrat Kratz übermittelte, einem letz ten Wunsche ihres verstorbenen Sohnes, des Fabrikan ten Wilhelm Kratz entsprechend, dem Stadtrate die Summe von 15000 Mark als Vermächtnis, welches der von ihrem verstorbenen Gatten, Kommerzienrat Hermann Kratz, am 23. Januar 1873 errichteten Kratzstiftung zuflreßen soll. Ferner hat der am 26. Juni d. I. verstorbene Rentier Gustav Bäßler, nach dem er bereits am 20. August 1868 der Stadtge meinde Glauchau 30000 Mar? geschenkt hat, letzt- willig der Stadtgemeinde Glauchau 40000 Mark ausgesetzt; auch hat Dr. Arthur Bäßler in Dres den, im Sinne seines verstorbenen Vckers handelnd, der Stadtgemeinde Glauchau noch 30,000 Mark ge stiftet. Diese Schenkungen von zusammen 100,000 Mark sollen als „Gustav Bäßler-Stiftung" vom Stadtrats zu Glauchau verwalket werden. — Waldenburg, 10. Juli. Die Angelegen heit des Prinzen Friedrich von Schönburg-Walden burg ist in ein ganz neues, unerwartetes und über raschendes Stadium getreten. Wie dem „Dresdn. Anz." geschrieben wird, hat die nachträgliche Ueber- trittsmeldung des Prinzen bei der K. K. Bezirks- hauptmannschaft Teplitz letztere zu dem Schluß ge führt, daß damit „nachträglich" dem österreichischen Gesetze Genüge geschehen sei, und das evangelische Pfarramt in Teplitz hat sich dieser Auslegung ange schloffen. Damit ist ein Präcedenzfall hinsichtlich der Uebertritte für Oesterreich geschaffen, der auch für die Nachbarländer von der größten Tragweite wer den muß, und diesen Uebertritt in ein eigentümliches Licht rückt. — Oelsnitz i. E-, 10. Juli. Für den ver storbenen Herrn Inspektor Körner ist Herr Richard Quinger, bisher Inspektor in Hainsberg bei Dresden, zum hiesigen Bahnhofsinspekior ernannt worden und hat derselbe am 6. d. M. sein Amt hier angetreten. Glück auf! — Olbernhau, 9. Juli. Zu dem an den Händler Rothe aus Haübach durch den Kutscher Karl Richard Felber aus Görsdorf verübten Raub mord ist noch Folgendes ergänzend, bezw. berichtigend zu melden: Der Spielwarenarbeiter Helmert aus Niederneuschönberg (nicht der Schwager des Mörders) war von seiner Ehefrau, die für Felber mit wusch, beauftragt worden, von Felber die Wäsche zum Waschen zu holen. Helmert ging am Mittwoch abend zu Felber, traf ihn unterwegs und sie machten dann gemeinschaftlich den Gang nach der Wohnung Fel- ber's. Felber ging in den Stall, während dessen Helmert zuerst Blutspuren am Handtuch wahrnahm und dann, als er, hierdurch aufmerksam gemacht, weitersuchte, noch mehr Blut fand. Inzwischen war Felber wieder in seine Wohnung eingetreten und Helmert drang nun auf Fortgehen, ohne jedoch zu Felber etwas von seinen Wahrnehmungen zu sagen. Sie gingen gemeinschaftlich nach Helmerts Wohnung, wo Felber länger bleiben wollte. Unter dem Vor geben der Müdigkeit ging Helmert schlafen, Felber aber in den „Wilden Mann", wo er zechte. Helmert hatte sich inzwischen von seinem Lager wieder erho ben, und war nach Olbernhau gegangen, um bei der Behörde Anzeige über das von ihm Entdeckte zu erstatten, woraufhin Felbers Verhaftung am Don nerstag früh erfolgte. Helmert und seine Frau gaben dann ihre Aussagen im Laufe des Tages zu Protokoll. Verschiedene Gegenstände, die dem Ermordeten gehört haben, sind am Orte der That gefunden worden; gr oße Blutlachen waren schaurige Zeugen der bluti gen That. Es ist somit nun st Sicherheit festge-