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ü >» c. ^s ir m MsMnkhWMVW W ! früher Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich AMfts-AMiM str Hohsdorf, Wdüh, Kemdorf, Moders, A Cgidien, Keisrilhsort, Morirso« s Mnlsc» Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. — >»>> . -- --- , IgHrgNVg- —.---,.'-7—.. .«»1^ Är. 107. Fernsprechstelle Nr. 7. Donnerstag, HM 9. Mai Fernsprechstette Nr. 7. 1895. .Meses Blatt erscheint täglich tautzer Son«- «d festtags) abends für de« folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Gsftellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstaüen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalieRS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. WWMMIMWWWilWWMIMMIilMWWW^AANWNWVMDWWWMWE!!!!!!^"^^^!'!^^ TsgeSKsschichte. * — Lichtenstein, 8. Mai. Nach langer Pause wieder einmal ein „Pohle- Concert" in unserer Mitte. Der Name Pohle verfehlte denn wiederum auch diesmal seine Anziehungskraft auf unser musikliebendes Publikum nicht: dis weiten Räume des neuen Schützenhauses waren nahezu gefüllt. — Das Programm war peinlich gewissenhaft vorbereitet und errang seiner vollendeten Ausführung wegen großen Erfolg. Besonders waren es Vorspiel zur Oper: „König Manfred" von Reinecke und Nr. 5 und 6 der „Ungarischen Tänze" von Joh. Brahms, deren vorzügliche, tadellos reine und sorgsam schat tierte Wiedergabe, das erstere im zartesten Pianis simo, die Leistungen der gesamten Kapelle ins beste Licht stellten. Ruch die solonummern brachten ihren Interpreten reichen Beifall; die betreffenden Herren zeigten sich insgesamt als Meister auf ihrem Instru mente. Bestrickend wirkte die zarte und reine Ton gebung der Herren Bruno Mann (Violoncello) und Eugen Haberkorn (Violine) im Passagewerk. — Die beiden letzten Programmnummern und zwei freund liche Zugaben am Schluffe bereiteten den sich an schließenden Ball wirksamst vor. Wir dürfen aber nicht unerwähnt lassen, daß wir unseren Bekannten kreis auf musikalischem Gebiete durch das Programm gern etwas mehr erweitert hätten, als es der Fall war. Und wo blieb die „persönliche Leitung" des Herrn Pohle? * — Bei der jetzigen trockenen und windigen Witterung macht sich auf den verschiedenen Straßen, namentlich der Zwickauer- und Glauchauerstraße, das Aufwirbeln des Staubes als ein recht lästiger Uebel- stanb bemerkbar, welcher aber recht gut beseitigt wer den könnte, da nur die Benutzung der vorhandenen Wasserleitung nötig ist. Hoffentlich genügen diese Zeilen, um diesem Uebelstande abzuhelfen. * — Unarten auf der Straße kann man leider recht oft beobachten. Es sind dies u. a. wagercchtes Tragen von Schirmen und Stöcken (der berühmte Kunsthistoriker Lübke hat dadurch ein Auge verloren), Wegwersen glimmender Cigarre» und Zündhölzer (dies war vor Jahren die Ursache des Todes einer österreichischen Erzherzogin), das Behalten der Cigarre im Munde beim Einbiegen in Nachbarstraßen, Weg werfen von Obstresten, das Nebeneivandergehen von zwei und mehr Personen auf schmalen Bürgersteigen, das Links- statt Rechtsausweichen rc. Alle Berufs journalisten wissen ein Lied von der Menge der all jährlich durch derlei Unarten verursachten Unfälle zu singen. Viele tragen Stöcke, ohne sie überhaupt notwendig zu haben, in ganz schädigender Weise, und fechten damit in der Luft herum; das ist noch mehr als grober Unfug, um so mehr, als sich der Warner in der Regel noch Grobheiten vom Gewarnten ge fallen lassen muß. Wenn die Presse solchen Unfug recht oft an den Pranger stellt, so wird sich bald eine öffentliche Meinung dagegen bilden und das Publikum wird sich dann bald selbst zu einer polizei lichen Kontrole gegen solche Unarten aufraffen. *— Sobald die Frühlingssonne ihre ersten Strahlen auf die Erde sendet, macht sich auch die Kreuzotter in den Wäldern bemerkbar, welche Unvorsichtigen leicht gefährlich werden kann. Man erkennt die Kreuzotter an dem schwarzen Zickzackbande, welches den hell- und dunkelbraunen Rücken ziert; neben demselben befinden sich zwei Reihen schwarzer Flecke, und auf dem Kopfe bilden zwei schwarze Li nien ein unvollständiges Kreuz. Wollen Ausflügler sich in Feld und Wald zum Ausruhen lagern, ist ihnen dringend anzuraten, eine möglichst kurz be wachsene, von Baumstümpfen rc. freie Stelle auszu suchen und diese mit Stöcken abzuklopfen. Wer von einer Kreuzotter gebissen wurde, wende sich so schnell als möglich an einen Arzt. Das Unterbinden und AuSsaugen der Wunde, aber mit heiler Zunge und mit heilen Lippen, sowie der reichliche Genuß von Arac, Rum oder Branntwein sind gute Mittel gegen die Wirkung des Otterngiftes. — Das Ausnehmen der Vogelnester wird jetzt vielfach bemerkt. Es dürfte daher ein Hinweis auf folgende gesetzliche Bestimmung angebracht sein: Das Nehmen von Eiern und Jungen aus Nestern der Singvögel und Eulen, sowie bas Töten oder Fangen dieser Vögel ist bei Strafe bis zu 150 Mark oder Haft verboten. Gleicher Straft unterliegt, wer es unterläßt, Kinder oder sonstige m seiner Gewalt stehende Personen von Uebertretung dieser Vorschrift abzuhalten. — Sachsen geht, wie auf vielen Gebieten, auch in der Einführung der bedingten Verurteilung bahnbrechend vor, und zwar zunächst bei der Bestra fung jugendlicher Verbrecher. Das Justizministerium hat eine Veroronung erlassen, daß die Strafvollstreck ungsbehörden rn allen Fällen, in denen jugendliche, d. h. solche Personen, die zur Zeit der Begehung der zur Verurteilung gezogenen That zwar das zwölfte, aber noch nicht Las achtzehnte Lebensjahr vollendet hatten, zu Freiheitsstrafen verurteilt worden sind, zu prüfen und Entschließungen zu fassen haben, ob wegen Erwirkung eines längeren Aufschubs der Strafvoll streckung zum Zwecke der Ermöglichung einer Bewäh rung durch gute Führung Bericht an das Justiz ministerium zu erstatten fei. Stellt sich in dieser Frist heraus, daß der Verurteilte ernstlich sich ge bessert hat, so wird er dem König zur Begnadigung empfohlen. — Dresden, 7. Mai. Gestern nachmittag kurz vor 5 Uhr ereignete sich auf hiesigem Altstädter Güterbahnhofe in der Nähe des Reisewitzer Ueber- ganges ein bedauernswerter Eisenbahnunfall dadurch, daß beim Rangieren der Wagen der Wagenrücker Eckert unter die Räder geriet und überfahren wurde. Der Tod des Unglücklichen trat solort ein. — Dresden, 4. Mai. Den Bemühungen des sächsischen Fischereivereins ist es gelungen, die Elbe wieder mit Lachsen zu bevölkern. Bekanntlich werden seit 1886 Beobachtungen hierüber angestellt. Nach denselben war das Jahr 1894 das ertrags- reichste. Der Fang dieses Edelfisches betrug 3194ftt Pfund im Gewicht und partizipierten hieran die Stationen Strehla mit 36, Spaar und Rehbock mit 50, Niederwartha mit 32, Kaditz mit 76 und Lachs bach mit 22 Stück. — Aus Leipzig wird gemeldet, daß man am 5. dss. Mts. abends bei wolkenlosem Himmel mehrere Stunden lang die seltene Erscheinung von Nebenmonden beobachten konnte, die sich zu beiden Seiten des Mondes in dem großen, aber nur sehr schwach sichtbaren Hofe von 22fte Grad Halbdurch- messer gebildet hatten. — Leipzig. („Verband deutscher Kriegs veteranen.") Se. Majestät der Kaiser hat die Jm- mediat-Eingaben des „Verbandes deutscher Kriegs- Veteranen" 1. um Unterstützung erwerbsunfähiger Veteranen aus dem Jnvaliden-Fonds, und 2. um Bewilligung von Fahrpreis-Ermäßigung an diejenigen Veteranen aus den Feldzügen von 1870/71, welche den aus Anlaß der 25jährigen Wiederkehr der Sie gestage von 1870 stattfindenden festlichen Veran staltungen aüf den Schlachtfeldern im Westen des deutschen Reiches beizuwohnen wünschen, Allerhöchst genehmigt. Zu aä 1 wird voraussichtlich in den nächsten Tagen dem Reichstage eine Vorlage zugehen, inshaltsdcssen den erwerbsunfähigen Veteranen jähr liche Unterstützungen von 120 Mark gegeben werden. Zu ack 2 sollen diejenigen Veteranen, die sich durch das Besitzzeugnis der Kriegsdenkmünzedes Feldzuges 1870/71, oder für den Fall des Verlustes desselben durch eine Bescheinigung ihres Truppenteils, oder wenn dieser z. Z. nicht mehr besteht, des heimatlichen Bezirks-Kommandos ausweisen, die Hin- und Rück reise in der dritten Wagenklasse aller Züge zu Mili tär-Fahrpreisen (1,5 Pfg. pro Kilometer) und Ge Währung von 25 Kilogr. Freigepäck erhalten. Dieses soll auch dann eintceten, wenn die Veteranen meh rere Schlachtfelder und die Rückreise von einem an dern Punkte als dem Endpunkte der Hinreise anzu treten oder einen anderen Rückweg zu nehmen wünschen. Die Bevollmächtigten des Verbandes werden für ihre Mitglieder die Vermittelung übernehmen und können Anmeldungen schon jetzt an den Vorstand zu Leipzig oder bei den Ortsbevollmächtigten erfolgen. Das nähere Programm wird der Verband noch ver öffentlichen. Geplant ist zunächst der Besuch der SchlachtfeldervonGaarbrücken, Weißenburg, Spichern und Wörth im Anfang des Monats August. Am 15. August abends Empfang der Veteranen in Straß burg. Am 16. und 17. August dort Versammlung und Beratung, am 17. August nachmittag Fahrt nach Metz und dort abends Kommers im großen Saale zum „Storchen". Am 18. August Hauptfeier in der berühmten Schlucht von Gravelotte, wozu des Morgens 8 Uhr von Metz zwei Sonderzüge nach Ars a. d. M. und Amanweiler abgehen, um die Ka meraden auf die Schlachtfelder vom 16. und 18. Aug. zu führen. Nachmittags 4 Uhr treffen alle Kame raden in der Schlucht bei Gravelotte zusammen, wo selbst wahrscheinlich ein Feldgottesbienst stattfindet. Abends Beleuchtung der Metzer Esplanade und ka meradschaftliches Beisammensein. Wegen der erwar teten Teilnahme Sr. Majestät des Kaisers werden noch Abänderungen Vorbehalten. Als Erkennungs zeichen wird vom Verbände ein besonderes Abzeichen ausgegeben. — Waldenburg, 7. Mai. Im Jahre 1566 war bekanntlich das frühere Schönburgische Kloster Geringswalde, das mit der Einführung der Refor mation in den Schönburgischen Landen im Jahre 1542 einging, in eine Schönburgische Landesschule, welche leider nur zwei Jahre bestand, umgewandelt worden. Die eigentlichen Gründer der Schule waren Hugo von Schönburg in Waldenburg (von dem das Hugo- Denkmal in unserer Kirche stammt) und Wolf von Schönburg in Penig. Hugo starb, bevor die neue Schule eingeweiht wurde, am 4. Februar 1566. Wie sehr er aber jener Gründung zugethan gewesen, dürfte aus folgenden Reimen hervorgehen, welche einer Klagschrift seines Diakonus NaA. Martin Faber in Waldenburg entnommen sind. Es heißt daselbst von dem „wohlgebornen und edlen Herren, welcher lieget nu — Nach seinem Tod allda mit Ruh" also: „Ueber das bestimmt er auch gros gelt, Das in kurtz werden soll bestell, Ein schul darum die jugendt zart, Von xrasoextoru wolgelart. In sprachen und in künsten frey, Soll werden unterricht, dabey Fürnemlich auch in gottes wort, Mit rechter reiner lehr zufort, Geleret werd, denn was man pflanzt Bey zeit in sie, das bleibet gantz In alter, ach was kan mau doch Der liebeu jugend besseres noch, Allhie lassen denn wenn sie wird Erzogen recht, das sie nicht irrt In glauben und religion, Wer hie besteht kriegt ewign lohn.". . . Der erwähnte Diakonus N. Martin Faber wurde später, und zwar tm Jahre 1568, mit dem Superintendenten N. Bartholomäus Rosinus in Wal denburg auf Veranlassung des Kurfürsten August von Sachsen in seiner Bekämpfung des Flacianismus (strenges Luthertum) verjagt. Um die renitenten Geistlichen, so schrieb August an die Vormünder der vier unmündigen Söhne Hugv's, sei es übrigens kein Schaden, in dem sie meist „ungelehrte Esel" wären. (Th. Distel, der Flacianismus und die Schönburgische Landesschule in Geringswalde S. 46). Auch andere Pfarrer der Umgegend Waldenburgs, wie Pastor Adrian Schilling in Callenberg, wurden im genann te» Jahre wegen lAamanismi vertrieben. (Kirchen» galerie Sachsevs XIII, S. 178). — Limbach, 6. Mai. Gestern nachmittag ertrank im Hofe des Körner'schen Hauses in der He-