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MMMUtMMM ' früher Wochen- und Nachnchtsblntt zugleich GkMts-Anmkr fir HühÄsff, Mliß, Ktmdns, Medsrs, Ä Szidiki, Kcinrichssrt, Merienm«. Mölfts. Amtsblatt für bei» Stabtrat zu Lichtenstein. .1—48, Jahrgang- Mr- 50. Donnerstag, ftea 38. Februar 1895. MeseS Blatt erscheint täglich kautzer Sonn- Md festtags) abends für de« sorgende« Tag- Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 22 Pf. — Einzelm Nummer 18 Pfennige. !-Mellunge« nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postbote«, sowie sie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltrK. Korpüszeile oder Srem Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Bunahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TKWKtzKMjch««. *— Lichtenstein, 27. Febr. Am 24 so - Wohl als am 25. d. M. abends in dec 10 Stunde wurde einem hiesigen Geschäftsmann in der Hospital gasse die Ladenkasse entwendet. Es ist, wie man er zählen hört, der hiesigen Schutzmann schäft gelungen, eine hier wohnhafte Haudarbsiters - Ehefrau als die Diebin zu ermitteln. Auch stellte es sich heraus, daß dieselbe auch den bereits früher gemeldeten Laden- kassendiebstahl bei einem hiesigen Fleischer auSge- führt hat. *— Mit dem 1. März a. 6. wird Herr Sekretär Rendant Remh-ckel hier, Inhaber des Aldrechttkrsuzes, nach 49jähriger amtlicher und treuer BerufsthäligkOt in den wohlverdienten Ruhestand treten. Möge dem treuverdienten Beamten ein langer, an freudigen Ein drücken reicher Lebensabend befchieden sein! — Wir machen darauf aufmerksam, daß Tanz- Vergnügungen aller A't ia der Zeit vor Ostern nur bis mit Sonntag Lätare, welcher in diesem Jahrs auf den 24, März fällt, abgehalten weiden dürfen. Dagegen ist die Abhaltung von Corcertmusiken und anderen mit Musikbegleitung verbundene» Vcrgnüg- uugen, namentlich auch Theaier-Vorstellnugen, auch weiterhin bis mit Mittwoch in der Oster-Woche gestattet. — Nach einer der Handels- u. Gewerbekammer zu Chemnitz zuaegangenen Mitteilung wird die wesenilich durch leichtfertige geschäftliche Gebahrung und durch Ueberkonkurrerz verschuldete Ungunst der augenblicklichen wirtschaftlichen Lage Schweden« da selbst ohne weiteres auf ungenügenden Schutz der nationalen Arbeit zurückgeführt, und es wird so ge- thun, als ob das Ausland auf Kosten des Inlandes begünstigt worden sei. In Wirklichkeit ist die Zu nahme der Konkurse hauptsächlich auf den Leichtsinn zurückzuführsn, mit welchem mittellose Leute neue Geschäfte begründen, und vor allem find es die aus ländischen Kreditgeber, die durch diese Zusammen brüche geschädigt werden. Die „Schuld" des Aus lände« beschränkt sich auf di« geradezu unbegreifliche Bereitschaft, namentlich deutscher Fabrikanten, zu Kredtterteilungen au Besteller, deren Kreditunwürdig- keit mühelos sestgestellt werden könnte. Die nicht ganz unerhebliche Zahl der an das Kaiser!. Deutsche Konsulat in Stockholm gerichteten gerichtlichen Zu- stellungsrequisitionen läßt ersehen, Saß viele der in Schweden zu Schaden gekommenen Geschäftsleute nach wie vor damit unbekannt geblieben sind, daß ausländische gerichtliche Urteile in Schweden nicht vollstreckt werden und daß die auf die Herbeiführung solcher Urteile verwendeten Kosten besser gespart würden. — Dresden. Das Feuer im Palais des Prinzen Friedrich August hat ge waltigen Schaden angerichtet. Die Dienerschaft that das Menschenmöglichste, die wichtigsten Schätze zu bergen, doch da das entfesselte Ele ment außerordentlich schnell um sich griff und der Qualm ein so gewaltiger war, gelang es nur, einen kleinen Teil in Sicherheit zu bringen. Der 4-fenstrige Empfangssalon, wo das Feuer ausbrach, brannte völlig aus. Sämtliche Möbel aus Eiche, im Stil moderner Renaissance, jdre mit mehrfarbigem Plüsch bezogen und mit hellfarbigen orientalischen Behängen geschmückt waren, die ganze unersetzliche, kostbare orientalische Sammlung, die der Prinz 1889/90 aus dem Orient teils als Geschenke des Sultans erhielt, teils dort gekauft hat, die ausgestopften seltenen Vögel, Geweihe, Jagdtrophäen aller Ari, die kunst vollen Nippes, die eichenen Bücher- und Gewehr- fchränke, die Portieren und Uebervorhänge in dunkel rotem Seidenrips sind ein Raub der Flammen ge worden. Dann drangen die Flammen in das benach- barte Wohn- und Arbeitszimmer des Prinzen und vernichteten auch diese Einrichtung fast vollständig. Ebenso brannte das in Rocvco gearbeitete Audienz zimmer mit den dunklen Möbeln und den Brokatbe- zügen, den prachtvollen Stores völlig aus. Dabei gingen eine Reihe der kostbarsten Gemälde, die Tep piche und Drapierungen von kostbaren Stoffen und zahlreiche Hochzeitsgeschenke, dw auf dis Zimmer verteilt waren, zu Grunde. Einen traurigen Anblick boten nach dem Brande auch die links vom Audienz- zimmer liegenden beiden Zimmer der Frau Prinzessin. Auch hier, im Empfangssalon und Boudoir hatten Flammen und die Wasftrmcngcn Unheil angerichtet. Die cremefarbigen und vergoldeten, mit graublauem Seidendamaft bezogenen Möbel im Stil Ludwig XVI., des Empfangszimmers und die Recoco-Emrichnnig des Boudoirs hatten mächtig gelitten. Die Hälfte der Aussteuer der Frau Prinzeß ist vernichtet worden, darunter der wertvolle Flüae! und viele Noten. An die Zimmer der Frau Prinzeß grenzt da- prinzliche Schiafgemach. Hier machte das Element Halt. Schon drang dichter Qualm in bas vor dem Schlafzimmer gelegene Gcmach ein, als die Herrschaften durch einen Diener geweckt wurden. Der Schaden läßt sich noch nicht bemessen. Er dürfte sich aber auf 3 bis 400,000 Mark belaufen. Die beiden kleinen Prinzen schliefen in der 2. Etage über den Eltern — Leipzig. Zum Raubsnfalls auf den Gels- briefträger Brettfeldt. Wie jetzt bekannt wird, haben die Attentäter Werner und Schmidt, weiche am Diens tag den 12. d.M. den hirstgen Grldbrissträger Herrn Breitfeld in räuberischer Absicht überfielen, ein gleiches Attentat schon einige Tage zuvor vorbereitet gehabt. Am Sonnabend vorher Hatton sie bereits eine auf 1 M. lautende Postanweisung au eine fingierte Adresse aufgegeben. Der Adressant war „Horn" genannt worden und sollte nach der Aufschrift Dresdner Straße 20, also im PantheonLgebäude, wohne». Die beiden Attentäter hatten nun höchstwahrscheinlich geglaubt, daß die Postanweisung erst am Mo-ttag früh ausgetragen werden würde, denn das Attentat konnten sic nur an einem Wochentage ausführen, da sie Somttazs nicht al lein im Logis war en. Gegen ihre Annahme wurde jedoch die Anweisung bereits am Sonntag früh ausgettageu. Der betreffende Briefträger — es war nicht Herr Breitfeld — fragte, da auf der Adresse die Etage nicht angegeörn war, in jeder Wohnung nach, ob da selbst ein Herr Horn wohne, und that dies selbstver ständlich auch an der Wernerscher Wohnung. Er blieb unbehelligt und nahm die Anweisung als un bestellbar wieder mit zum Postamt zurück. Da nun durch die Sonntagsbcstelluvg die Pläne der Atten täter durchkreuzt worden waren, so gaben dis Burschen am Montag einen mit Papierschnitzeln gefüllten Geld- brief auf, der am Dienstag früh von Herrn Breitfeld ausgetragen wurde, und dabei setzten nun die beiden Komplicen das Attentat, über das wir s. Z. ausführlich berichteten, i« Szene. Die beiden Verbrecher sitzen jetzt, wie schon miigeteilt, im Leip ziger Untersuchungsgefängnis hinter Schloß und Riegel und sehen ihrer Bestrafung entgegen. — Zwickau, 25. Febr. Gestern abend blieb der ff^lO Uhr von hier nach Oelsnitz im Vogtl. ver kehrende Persoueuzug bei der Haltestelle Ebersbrunn im Schnee stecken, seine Flottmachung beanspruchte ungefähr einstündige harte Arbeit. Von einem gleichen Schicksale wurde der heute früh ^5 Uhr ebenfalls von hier nach Falkenstein abgegangene Güterzug be troffen: derselbe war zwischen Stenn und Voigts- grün in Schneewehe» festgefahreu. Die Befreiung dieses Zuges erforderte jedoch mehr Zeit, erst gegen 8 Uhr vormittags konnte Derselbe seine Fahrt fortsetzen. — Crimmitschau, 25. Febr. Der „Crim mitschauer Anzeiger" berichte!: Der Ausschuß des Feuerwehr-Bezirksverbandcs von Zwickau und Umge gend (Amtshauptmannschaften Zwickau und Glauchau) hatte sich vor einigen Tagen hierselbst in Pötzsch's Restaurant versammelt. Der Verbandsausschuß wurde in folgender Weise neugestaltet: Beckert-Neukirchen, Vorsitzender; Teichmann-Werdau, stellv. Vorsitzender und Kassierer; Kuhn-Glauchau, Schriftführer; Fischer- Meerane, stellv. Schriftführer; Klötzer-Bockwa, Vor sitzender des Jnspektionsausschusses I; Dietz-Lößnitz, Stellvertreter; Frcmk-Zw'ckau, Vorsitzender des In- spiklionsausschusies II; Fischer-Meerane, Stcllvrrtre- ter: Berger-Callnberg. Dem Jnfpektionsausschuß I gehören für das Jahr 1895 an: Nier-Wilkau, Mül ler-Planitz, als Imptkioren; Hofmann-Schedewitz (Jung & Simon), Härtel-Hartenstein, als Stellver treter. Dem JnspektionSausschuß II: Eisenschmidt- Werdau, MerßnLr-Glauchau.slsJnsp ktorcn; Schmidt« Crimmitschau, Birkner-Leitelshaiv. als Stellvertreter. Im Jahre 1895 sollen folgende Feuerwehren inspi ziert werden, vom JnspektionSausschuß I: Zwickau (besoldete Nachrfeuerwache, RittumMchar), Planitz, vom Jaspektiovsausschuß II: SchcdeBitz-Bockwa Ober- hohndors, St. Egidirn, MstM-Waldenburg. Am 24. März soll in Zwickau eins Kvmmandanten-Ber- sammlung abgehalten werden. Für dis am 24. Fe bruar abzuhattende Versammlung der sächsischen Ver» baudssooitzenden wird Kuhn im Falle Beckert ver hindert sein sollte, als dessen Stellvertreter gewählt. Das Gesamtvermögcn des Verbandes beträgt 396 M. 62 Pfg., der Jnvmkarbestand 213 M 80 Pfg., in Summa 610 M. 42 Pfg. — Oelsnitz im Erzgeb. Auf einer hiesige» Stemkohleugrube verunglückte der Fördermann Paul Mehlhorn von hier dadurch, daß er von einem Stück abfallender Kohle derart am Oberschenkel getroffen ward, daß letzterer gebrochen wurde. Mehlhorn dürfte längere Zeit erwerbsunfähig fein. — Elsterberg, eine der Industriestädte des Vogtlandes, mit etwa über 5000 Einwohnern, beab- sichttgt die Anlage eines Elektrizitätswerkes, durch welches die Stadt und Private ihren Bedarf an elek trischem Lichte decken werden. Zar Erzeugung soll die Wasserkraft der Elster ausgenützt werden. Da Elsterberg bis jetzt noch keine Gasbeleuchtung besitzt, so hat das Projekt der Erzeugung von elektrischem Licht die begründetste Aussicht auf Verwirklichung. — Die Imker des Vogtlandes führen bittere Klage über die Schäden, welche der harte Winter 1894/95 ihren Bimcnbeständen zugefügt. Man hat sich dort neuerdings mehr der italienischen Biene zugewandt und diese bedarf zu ihrem Gedeihen Ende Januar, spätestens aber Anfang Februar einiger sonnig-warmer Stunden, um den während der Win termonate auaesammelten Unrat herauszuschnffen. Dies ist nun Heuer noch nicht möglich gewesen, und es ist aus diesem Grunde vielfach die Ruhr ausge treten, oder aber die Tierchen wagten doch dm Aus flug, kamen aber durch den Kälteeivfluß, der sie er starren und flugunfähig machte, elend nm. Es haben Bienenzüchter in diesen Tage» auf diese Weise um gekommene Bienen literweise aufgesammelt. — Reichenbach, 25. Febr. Am 24. Jan. d. I. richtete ein junger Weber, namens Paul Sei fert von hier, zugleich mit einem herzlichen Glück wunschschreiben au Se. Masi Kaiser Wilhelm II. ein Gesuch um Aufnahme in die deutsche Kriegsmarine. Wre erstaunt und erfreut zugleich war nun der junge Gesuchsteller, als er jetzt aus dem Kaiser!. Kabinett nicht nur die Erfüllung seines Herzenswunsches zu gesagt, sondern auch den Dank Sr. Majestät ausge sprochen erhielt für die herzliche Geburtstagsgratu lation. Der Bittsteller wird seiner Bitte gemäß zu vierjährigem Freiwilligendienst in der ersten Matrosen division zu Kiel demnächst eingestellt werden. 8 Btsmarckfeier auf dem Niederwald. Für die Bewohner des Rheinlandes wird eine großartige Feier zum Geburtstag des Fürsten Bismarck an dem Niederwalddenkmal vorbereitet. Ein Aufruf ist so eben an alle Rheinländer erlassen worden. Wie die Bewohner des Nordens nach Friedrichsruh, so soll der Westen zur Germania auf den Niederwald pil gern. Nach einem Redeakt am Denkmal findet großer Festkommers und abends bengalische Beleuchtung deS Denkmals und Feuerwerk auf dem Rhein statt. § Die zur Reorganisation der Oberfeuerwerker schule in Berlin nach den bekannten Vorgängen in Aussicht genommenen Maßregeln, wozu namentlich