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Wochen- und RachrichMatt zugleich Aes-Ssts-APtigtt snr Kihidnf, Ködlih, Kmsdnf, WÄsrf, ÄCgidicn, Htiirichrert, M«riknm n. MAse«. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtettftem» » Iahrga«-. ------ - Rr, 45. Freitag, dm 22. Februar^ 1895. lsüf« Blatt erscheint täglich lautzer Sou«- Md Festtags) abends sÄr den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige, -r liMellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltSM Korpuszeile oder Lers« Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelaNNtWKchNW. Dem unterzeichneten Stadtrat ist von dm Erben des Rentners weiland Herrn Christian Friedrich Seydel hier zu dessen Ehrengedächtnis ein Kapital von 11500 Mk. stiftungsweise mit der Bestimmung überwiesen worden, daß 1., die Zinsen von 5000 Mk. auf Vorschlag der Armenverforgungsbe- hörbe nach der Anordnung des Ttadtrats zur Unterstützung armer und würdiger hiesiger Bewohner zu verwenden find; 2 ., die Zinsen vvn weiteren 5000 Mk. dazu dienen sollen, nach dem deren« fügen Abgänge der zur Zeit hier fungierenden bewährten städti schen Krankenpflegerin die Anstellung einer Diakonissin des Dresdener Mutterhauses als Gemewdediakomssin erleichtern; 3 ., die Zinsen von 1500 Mk. alljährlich am 25. Dezember als am Todestage des eingangsgenannten Herrn Erblassers unter die Hos- pitaliteu des Hospitals zum heiligen Kreuz hier gleichmäßig zu ver teilen sind. Die vorstehend aufgesührten Stiftungen tragen den Namen „SsydeL-StiftuKgeu" beziehentlich „Fo«ds für städtische Gememdediakorrie" Mr die durch die bezeichneten Zuwendungen zu Gunsten der Hilfsbedürftigen wie im gemeinnützige« Interesse bethätigte hochherzige Gesinnung sprechen wir den Stiftern hierdurch unsere« innigsten Dank aus. Lichtenstein, am 20. Februar 1895. Der StadtraL. Lange. LKMsgeschßchSe. *— Lichtenstein. Bei eintretendem Thau wetter ist es nötig, daß der Verkehr von Personen und Kindern nicht an den Häusern entlang, sondern mehr abseits davon staiifindst, da der von den Dächern herabfalleiide Schnee rc. leicht Veranlassung zu Un fällen herbeisühren dürste. *— Invaliden des Feldzugs 1870/71 ohne S t a a t s p e n s i o n. Etwas über 6000 Mk. liegen gegenwärtig noch, aus einem Teil des Rein», gewinne« des Werkes „Deutschlands größter Held", zur Auszahlung an solche Invaliden des Feldzugs 1870/71 bereit, welche eine Staatspension nicht er halten. Invaliden, meldet Euch nach Dresden an de» Vaterländischen Buchverlag A. Naum burger unter Einsendung Eurer Papiere. — Die Ueverreichung des Ehrenbürgerbriefss de« sächsischen Städte an Fürst Bismarck soll, «ach einer Meldung des „Großenh. Tgbl.", durch eine Deputation, bestehend aus den Herren Bürgermeistern von Plauen, Zwickau, Freiberg und Pirna, geschehen. Zur genannten Deputation sollen eventuell auch die Herren Bürgermeister derjenigen Städte treien, deren städtische Kollegien diese Vertretung wünschen. — Das Ministerium des Innern zu Dresden hat den langjährig in der Wollfärberei und Appretur der Firma A. Fiernkrantz und Ehret in Glauchau beschäftigten Personen, Herren Packmeister Loms Hermann Thost in St. Egidien und Waschmeister Friedrich August Vieweg in Glauchau mittels Ur kunde vom 6. Februar 1895 je ein durch Verordnung vom 10. August 1891 gestiftetes Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Die Verleihungsur kunde nebst den Ehrenzeichen erhielten die Genannten heute an Ratsstslle ausgehändigt. Herr Vieweg ist seit 2. Juni 1857 und Herr Thost seit 4. Februar 1863 bei genannter Firma in Arbeit. — Von dem Ministerium des Innern ist dem Gewerbeverein zu Dresden auf Ansuchen zu einer Verloosung von Gegenständen, welche in der für die Zeit vom 15. Mai bis 31. August d. I. beabsichtigten Ausstellung von Erzeugnissen für Kin derpflege, -Ernährung und-Erziehung mit ausgestellt werden, sowie zum Vertriebe der Lose im Königreich Sachsen Erlaubnis erteilt worden. — Dresden, 20. Febr. Heute mittag ist auf dem Trinitatisfriedhofe der im 89. Lebensjahr hierfelbst verstorbene Generalmajor a. D. v. Heygen dorfs zur letzten Ruhs bestattet worden. Der Sarg war ganz bedeckt mit Blumenspenben, darunter auch prächtige Lorbeerkränze, welche die Höfe von Weimar und Altenburg gesendet hatten. Der Trauerfeier wohnte Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg persönlich bei, im Auftrage Sr. wcajestäi des Königs war der General k la suito v. Treitschke, im Auftrage der Prinzen Georg, Friedrich August und Albert Hof marschälle v. Gaugk und Frhr. v. Reitzenstein, Ritt meister Keil und Premierleutnant v. Schönberg an wesend; ferner bemerkte man zahlreiche Hofchargen, Generäle, Stabsoffiziere und Offiziere aller Waffen gattungen, fast in Vollzähligkeit das Osfizierkorps deS ;GardereiterregimentS, welchem der Verstorbene fast seine ganze 40jährige aktive Dienstzeit hindurch angehört hat. Die Gedächtnisrede hielt Herr Hof prediger Klemm, an der Gruft rief der Kommandeur des Gardereiterregiments, Herr Oberst von Broizem, dem ältesten Kameraden einen kurzen Abschieds gruß nach. — Leipzig, 20. Febr. Das Tagesgespräch bildet heute die Verhaftung der beiden 20jährigen Burschen Schmidt und Werner, welche am 12. Febr. das fürchterliche Attentat auf den Geldbriefträger Breitfeld in einer Mansardenwohnung des Hauses DreSdn-rstraße 20 verübten. Die beide« Wanderer haben den verhältnismäßig weiten Weg unter größ ten Mühsalen und bei zum Teil empfindlichster Kälte von Leipzig zu Fuß nach Markt-Redtwitz in Bayern zurückgelegt. Nur ihrer schon früher gewonnenen Erfahrung als Landstreicher haben sie es zu danken, wenn sie den verfolgenden Behörden ein Schnippchen schlugen und ihre Verhaftung solange unmöglich Machten. Jetzt hat sie die Unvorsichtigkeit des Einen der Gerechtigkeit in die Arme getrieben. Gestern vormittag traf bei einem Bekannten des Werner hier ein Brief ein, dem ein Brief an die Mutter des Werner beilag, welcher diese um Uebersendung von Geldmitteln nach Ansbach in Bayern bat, von wo aus sich Werner weiter nach Süden begeben wollte, um sich später in Triest einzuschiffen. Diese Briefe übergab der Empfänger sofort der Polizei, bezw. Untersuchungsrichter; es reiste sofort ein Kriminal beamter nach Ansbach in Bayern ab. Inzwischen traf aber bei dem Untersuchungsrichter die weitere telegraphische Nachricht ein, daß beide Verbrecher in Markt-Redtwitz in Bayern verhaftet worden seien, von wo aus Werner seinen Brief geschrieben hatte. In diesem Schriftstück beklagt sich übrigens Werner bitter über die Treulosigkeit seines Kumpans, von dem er sich getrennt habe, was jedoch nicht wahr gewesen zu sein scheint. Der Briefschreiber bereut auf's Tiefste seine That und läßt dmchblicken, daß er sich habe durch einen Eisenbahnzug überfahren lassen wollen, daß er aber nicht zur Ausführung seiner Absicht gekommen sei. Die beiden Verbrecher wurden auf dem Bahnhofe in Markt-Redtwitz, unfern dessen übrigens, nebenbei bemerkt, s. Z. auch der von Leipzig aus durchgegangene Postdefraudant Ullrich gefaßt wurde, festgenommen. Sie leugneten anfangs hartnäckig, gestanden jedoch später ein, die Gesuchten zu sein und legten ein umfassendes Geständnis ab. — Das Interesse für die Erste erzgebirgische Gartenbau-Ausstellung in Chemnitz, welche in der Zeit vom 23. August bis mit 2. September statt finden wird, gestaltet sich immer lebhafter. Nicht nur hat der Garantiefonds noch weitere Zuwendung erfahren, sondern es haben sich auch noch Gönner und Freunde des Gartenbaues gefunden, die Ehren preise gestiftet haben. Herr Winkler ssu. hat 100 M. gestiftet und eine Firma, die ungenannt bleiben will, hat 150 M. gespendet. Es sind nunmehr 10 Ehrenpreise vorhanden, die einen Gesamtwert von 625 M. repräsentieren. Die Herstellung der gärt nerischen Anlagen auf dem Ausstellungsplatz ist Herrn C. W. Schwarz in Einsiedel für den Preis von 3290 M. übertragen worden. Derselbe hat sich ver pflichtet, bis 1. Mai das Planum und die Erdar beiten auf dem Ausstellungsplatze fertig zu, stellen, sodaß noch Gehölze, Bäume und Stauden angepflanzt werden können. Das Planum der Wege wird Herr Schwarz bis zu derselben Zeit vollenden, während das Ausfüllen derselben bis zum 1. Juni Zeit hat; außerdem wird Herr Schwarz sämtliche Gehölze rc. liefern, die zur Schmückung nötig sind. Der Gau der Haupthalls, bezw. der Halle für dis Bindereien, ist an Herren Gebrüder Jaehnig, Limbacherstraße, zum Preise von 4965 M. vergeben worden. Diese Halle ist im inneren Ausbau bis zum 15. Juni zu vollenden; bis zum 1. August muß der ganze Bau fertig sein. Der bis zum 15. August fertig zu stel lende Eingang an der Zschopauerstraße, den Herr Baumeister Münnich in ansprechender Weise entwor fen hat, ist auf 447 M. veranschlagt. Die dem Wirt, Herrn Meyer, zur Last fallenden Baulichkeiten, die Herstellung eines Concertpavillorrs, der Restaura tionsräume rc. lagen ebenfalls dem Bauausschuß vor und sind genehmigt worden. Hoffentlich findet die Erste erzgebirgische Gartenbau-Ausstellung recht zahl reiche Beteiligung. Die Zahl der Ehrenpreise wird voraussichtlich ebenfalls noch ahnsehnlich vermehrt werden. — Waldenburg, 19. Febr. Wie das „Schönb. Tagebl." schreibt, ist die Vermutung, daß der am vorigen Sonnabend hierfelbst verübte Kindes- morb aus Nahrungsmangel begangen sein könne, nicht zutreffend, da in der Wohnung der betreffenden Frau noch Nahrungsmittel vorgsfunden worden sind, auch hatte die Frau, wie erwähnt, regelmäßige wöchentliche Armenunterstützung erhallen. — H o h e n st e i n , 20. Febr. In der gestrigen Stadtgemeinderatssitzung, an der 21 Mitglieder teil nahmen, wurde einstimmig beschlossen, Sr. Durchl. dem Fürsten Bisma; ck in Gemeinschaft mit den übrigen sächsischen Städten das Ehrenbürgerrecht unserer Stadt anzutragen. — Ein Drama aus dem Leben fand am Diestag vor dem Gericht in Plauen einen vorläufigen Abschluß. Der Vorgang, über den wir s- Zt. schon berichteten, ist kurz folgender: Der 27- jährige, gut beleumundete BriefträgerLorenz in Brunndöbra bezog monatlich ganze 55, spä ter 57,50 Mk., wovon ihm zudem noch 6 Mk. für Kaution rc. in Abzug gebracht wurden. Er hatte Frau und vier Kinder. Knapp, sehr knapp ging's in der Familie zu, und der Mann machte sich schließ lich geringfügiger Unterschlagungen schuldig. Er wurde verhaftet. Seiner armen Frau raubte dieser völlig unerwartete Schlag die Besinnung. Sie, die bisher vom Leben nur Widerwärtiges genossen, be schloß, ihrem Elende ein Ende zu machen. Sie schickte die drei ältesten Kinder — das älteste zählt erst sechs Jahre — fort, setzte sich an den Tisch und schrieb auf einen Zettel Abschiedsworte, wie sie ihr die Stimmung diktierte: „Der liebe Gott wird EuchKindern wohl bei stehen. I ch kann doch nicht anders, ich muß meinem Le ben ein Ende machen. Vielleicht ist Euer Vater nicht lange au s." Den Zet tel legte sie auf de» Tisch, die Paar Pfennige dazu, die sie noch im Besitz hatte, dann nahm sie ihren Liebling — einen viermonatlichen schwächlichen, lungenkranken Säugling, dessen baldiger Tod voraus-