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Wochen- und NachrichMatt zugleich Gesihästs-AuBser für Kihsdirs, Wlitz, Armdirs, Wsdorf, ÄCzidit», Kemrichsort, Marirna««. Mülst» Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Rr. 41. 1895 —-- ÄF Jahrgang. — Sonntag, dm 17. Februar M«seS Blatt erscheint täglich lautzer Eons« Md Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1ü Pfennige. — iZ«sttÜAugen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelMUtmachrmg. Das Königliche Amtsgericht hier Hut folgende Gegenstände: 3 Portemonnaies, 1 Pfeifensti-fel, S Messer, L Kneipzange, L Stemmeisen, die gelegentlich von Strafverfahren in Gerichtshand gelangt sind und deren Eigentümer sich nicht haben ermitteln lassen, anher abgegeben. Wir bringen dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis, daß die vorbezeichneten Gegenstände innerhalb Jahresfrist von ihren Eigentümern an Ratsstells in Empfang genommen werden können. Nach Ablauf dieser Frist wird über die fraglichen Gegenstände eventuell zum Besten der hiesigen Armen kasse verfügt werben. Lichtenstein, am 13. Februar 1895. Der Stadtrat. Lange. Bm. LKgesgeschichte. *— Lichtenstein. Dem Fürsten Bismarck soll an seinem 8O.Gevurtskage dasEhrenbürgerrecht sämtlicher sächsischen Städte von über 10,000 Einwohnern ver liehen werden. Eine Versammlung der Vertreter der betreffenden Städte in Dresden hat einen darauf bezüglichen gemeinsamen Beschluß gefaßt und wird alle vorbereitenden Schritte thun, um dieses eigen artige Ehrengeschenk dem Altreichskanzler durch eine Deputation überreichen zu lassen. — Gegen die Tabaksteuer vorlage soll die sächsi sche Regierung nach dem „Oschatzer Tagebl." im Bundesrat gestimmt haben. — Leipzig, 14. Febr. Noch immer find die beiden Räuber nicht ergriffen, welche den Briefträger Breitfeld angriffen, und erläßt die Kgl. Staatsan- waltschaft nunmehr Steckbriefe hinter den Flüchtigen. — Zwickau. Der Oberarzt am hiesigen Kreiskrankenstift, Prof. vr. Karg, hat auf operativem Wege Eisensplilter aus dem Gehirn eines Menschen entfernt. — Zwickau, 15. Febr. An ihrem 28. Ge burtstage erschoß sich gestern nachmittag in den hie sigen Parkanlagen die Ehefrau eines hier wohnhaften Architekten. Hochgradige Nervosität ist die Ursache des bedauerlichen Schrittes. — Glauchau, 15. Febr. Bezirksausschuß- Sitzung. Zur 1. diesjährigen Sitzung des Bezirks ausschusses hatten sich am Mittwoch, 13. Februar, nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der Kgl. AmtShauptmannschast hier der den Vorsitz führende Herr Amtshauptmann Dr. Hempel, sowie der als Referent an der Sitzung teilnehmende Herr Bezirks- afsessor Dr. Mehnert und die Herren Bezirksaus schußmitglieder vollzählig eingefunden. Nach einigen geschäftlichenMitteilungen fanden bez. bedingungsweise Genehmigung: die SchankerlaubniSgesuche Günther's in Callnberg — für Ebersbach —, Barth's in Leu kersdorf — für Gersdorf —, Schreuer's in Jerisau, Kalich's in Hohndorf und Böhm's in Callenberg, die Gesuche Eifert's in Reichenbach und Müller'« in Mülsen St. Niklas um Gestattung des Kleinhandels mit Brennspiritus, bez. Branntwein, ferner die Schläch tereianlage Pröger's in Gersdorf, das Dipensations- gesuch Bach's in Reichenbach wegen der zu geringen Größe seines Schlacdthauses, die Ausbezirkung von Grundstücken in den Fluren Altwaldenburg und Eich- laide, das Dispsnsationsgesuch Veit's in Callenberg wegen Grundstücks-Abtrennung, die Erhöhung des Gehaltes für den Gemeindevorstand in Berthelsdorf, sowie 4 Gesuche um Gewährung von Darlehnen aus Bezirksmitteln; dagegen erfuhren Abweisung: das Schankerlaubnisgesuch Gehleri's in Mülsen St. Micheln, die Gesuche Kapfer's in Mülsen St. Jakob und Grimm's in Meinsdorf um Gestattung des Klein handels mit Spirituosen, sowie ein Anlagen-Rekurs. Nachdem sich der Bezirksausschuß noch über die Haushaltpläne für die Bezirkskassen und die Bezirks anstalt Lichtenstein auf das Jahr 1895 und über den 7. Rechenschaftsbericht der letzteren auf das Jahr 1894, sowie wegen Wiederbesetzung der 2. Aufseher fteller dieser Anstalt schlüssig gemacht, auck die Depu tierten für die Prüfung der Bezirkskassen-Rechnungen und der Rechnung für die Bezirksanstalt Lich tenstein auf das Jahr 1894 erwählt und von dem Gesuche Reichert's und Genossen in Lich- ' tenstein um Einschränkung des Gärtnerei-Betriebes in der Bezirksanstatt Lichienstein Kenntnis genommen hatte, wurde die Sitzung nachmittags 6 Uhr geschlossen. — In Glauchau wird seit 10. November v. I. der Kutscher Karl Eduard Hecht vermißt. Man vermutet, daß er sich in irgend einer Weise das Leben genommen und daß der Leichnam an einem versteckten Orte sich befindet. — Waldenburg, 15. Febr. Se. Durchlaucht Prinz Eduard von Schönburg-Hartenstein, zweiter Sohn des österreichischen Herrenhaus-Vizepräsidenten, geboren am 24. März 1863, hat am Sonntag in Prag das Gelübde als Benediktiner-Ordens-Priester abgelegt. — In Penig vermißt man seit Montag einen verheirateten Buchhalter, der in geschäftlichem Auf- s trage am Sonntag früh verreist ist und dessen Rück kehr am Abend erfolgen sollte. In Gesau bei Glau chau hat er einen Freund besucht, von dort aus ver lieren sich seine Spuren. Man befürchtet, daß dem Vermißten ein Unglück zugestoßen ist. Z Halle a. S., 14. Febr. Die Nachricht der „Saale-Ztg.", daß in einem Strohdiemen bet Reußen eine Frau und zwei Kinder erfroren aufgefunden seien, hat sich glücklicherweise als unrichtig heraus- gestellt. Z Von einer merkwürdigen Tierfreundschaft be richtet man folgendes aus Weida: Im Vorjahre wurde dem Kammergutspächter von Löben im be nachbarten Gräfenbrück ein junges Häslein im zar testen Alter von einem Jagdpächter zum Geschenk gemacht. Da man mit Recht die Befürchtung hegte, da« kleine Tierchen würde in der freien Natur un fehlbar zu Grunde gehen, so wurde beschlossen, es mit der Saugflasche aufzuziehen. Leider mißlang dieser Versuch und man kam daher auf den Ge danken, das Häschen der alten treuen Hauskatze, der kurz zuvor die zur Welt gebrachten Jungen wegge nommen waren, anzuoertrauen. Und siehe da, die Katze nahm sich des kleinen Hasen sofort an und versah mit geradezu rührender Sorgfalt die Mutter pflichten? Höchst possierlich war es nun anzusehen, wenn die Katz- eine lebende Maus erbeutet hatte und alsdann dem Häschen Unterricht im Mäuse fangen erteilte. Da setzte es regelmäßig, wenn der kleine Pflegling sich fortgesetzt ungelehrig zeigte, mit der Tatze rechts und lmks Ohrfeigen, bis endlich die eifrige Lehrmeisterin doch die Ueberzeugung gewann, daß hier wohl alle Mühe vergebens war. Im höchsten Grade verdutzt zeigte sich jedoch die brave Katzenmutier, als plötzlich der Hase Gras zu fressen begann. Aber auch an diese Eigentümlichkeit ihres Pfleglings gewöhnte sich das treue Tier, und heute noch leben Katze und Hase in innigster Freund schaft, die sogar so weit geht, daß die ehemalige Pflegemutter ihrem vermeintlichen Sprößling noch tagtäglich mit toten Mäusen, die sie vor sein Lager hinbreitet, sorgsam aufwartet. Der zahme Hase hat sich übrigens vollständig zum Haustier entwickelt und jede Scheu abgelegt; so springt er z. B. seinem Be sitzer auf den Schooß und läßt sich liebkosen. Auch mit den Haushunden lebt Freund Lamps in gutem Einvernehmen. Z Eisenach, 13. Febr. Die außerordentlich starke Kälte ist vor einigen Tagen auch einem hie sigen Postillon verhängnisvoll geworden. Angeblich von Magenkrämpfen befallen, ist derselbe auf dem Bocke des Eisenach - Treffurter Postfchlittens zusam- mengesunken und dabei vor Kälte erstarrt. Der Creuzburger Gendarm fand am Sonnabend abend den Postschlitten in der Nähe von Schnellmanns hausen stiüstehend und den Leiter desselben steif auf dem Bocke hockend. Der erstere geleitete die Poft nach Treffurt, wo der halb erfrorene Postillon, welcher die weite Tour in Vertretung erkrankter Kollegen mehrmals hinter einander hatte machen müssen, in ärztliche Behandlung gebracht wurde. Der bedauernswerte Mann hat mehrere Tage ohne Besinnung gelegen und es ist noch fraglich, ob er den Unfall überwinden wird. ß Berlin, 15. Febr. Ueber dis offizielle Untersuchung des Zusammenstoßes der „Elbe" mit der „Crachie" wird aus London berichtet,, daß die betreffende Kommission aus den ersten Autoritäten Englands zusammengesetzt werden soll. Die Unter suchung wird aber erst vor sich gehen, nachdem die Totenschau-Jury ihre Arbeiten in Lowestoft beendet hat. Der Vorsitzende der Jury wird nächsten Sonn abend von dem Präsidenten der Handelskammer em pfangen, um sich mit diesem über die Beschleunigung der Angelegenheit zu verständigen. 8 In der Reichstagssitzung vom Sonnabend, in der die Interpellation Stumm-Manteuffel über den Untergang der „Elbe" auf der Tagesordnung stand, hatten sich von 397 Vertretern des deutschen Volkes 33 eingefunden. Die Harden'sche „Zukunft" bemerkt hierzu: Ja, wir haben es herrlich weit gebracht! Wenn wirklich einmal dem Reichstag die Gelegenheit geradezu in den Schoß fällt, dem nationalen Em pfinden des Volkes einen würdigen Ausdruck zu geben, dann fehlen elf Zwölftel der Auserwählten des Volkes. Freilich, hier handelt es sich ja nicht um Parteiinteressen; da brauchte der Telegraph nicht zu spielen und die Glocke am Telephon nicht fort während in Bewegung gesetzt zu werden, um die säumigen Parteibrüder heranzurufen. Hier handelte es sich auch nicht darum, Freibier davor zu bewah ren, daß es seinen Beruf verfehle, und von freund lichen Wohlthätern gespendete Cigarren durch Massen- Vertilgung gegen zu langes Ablagern zu schützen. Bei solcher Gelegenheit läßt sich doch wenigstens über ein volles Haus berichten. Und da wundert man sich noch, daß von Tag zu Tag die Stimmen Derer sich mehren, die gern auf die ganze Herrlichkeit einer Vertretung des deutschen Volkes verzichten wollen? Aber es giebt auch heutzutage noch einen Pranger, der die gleiche Wirkung hat wie der Schandpfahl des Mittelalters: Das ist der Pranger, an den Die gehören, die eins freiwillig übernommene, ja flehent lich erbettelte Pflicht skrupellos und schnöde verletzen. Z Der Ballon „Albatroß" der in Berlin garmsonierenden Luftschifferabteilung ist am Freitag abend nach einer zehnstündigen Fahrt in der Nähe von Lübeck auf der Palinger Haide glatt gelandet. An dieser Fahrt nahmen nicht nur Vertreter der deutschen, sondern auch ein Angehöriger der öster reichischer Armee teil, und zwar von deutscher Seite P.emierleutnant Groß und Draqoncrleutnant v. Helzing und von österreichischer Seite Hauptmann Trieb. Die Fahrt wurde lediglich zu dem Zwecke ausgeführt, festzustellen, welchen Einfluß die strenge Kälte auf den Gallon, Material rc. ausübe. Der Ballon „Albatroß" wurde in Berlin morgens 10 Uhr aufgelassen, trotz aller Vorkehrungen gegen die