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thätigsn Zwecken zu verwenden beabsichtige. — Gestern ist die Tote nach erfolgter gerichtlicher Aufhebung und Sektion nach der Totenhalle des Loschwitzer Kirchhofes gebracht worden, woselbst morgen das Begräbnis stattfinden soll. 8 Berlin, 12. Febr. Der Kaiser hat dem Komitee, welches am 23. d. ein Conccrt in der Wan delhalle des Reichstag« zu Gunsten der Hinterbliebe nen der auf der „Elbe" Verunglückten veranstaltet, 8000 Mark als Beitrag übersandt. 8 Berlin, 12. Febr. Am Sonntag wurde bei dem Postamte in Spandau ein Geldfäßchen mit einem Inhalte von über 1O OOO Mark vermißt. Der Dieb ist der Postsekretär Stättke, welcher in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag Dienst hatte und das Fäßchen unter seinem Katsermantel mit nach seiner Wohnung nahm, wo er es im Keller unter Kohlen versteckte. Dort hat es die Polizei, welche auf Stättke sofort Verdacht hatte, entdeckt. Der Thäter ist verhaftet worden. 8 Halle, 11. Febr. Im Betriebe der elektri schen Stadtbahn hat sich gestern abend wieder einmal ein entsetzlicher Unfall ereignet, bei dem leider ein Beamter, der Wagenführer Friedrich Parreidt, sein Leben lassen mußte. Unweit des Bades Wittekind in der Reilstraße zu G-ebichenstcin stieß gegen 10 Uhr ein Wagen der elektrischen Stadtbahn mit einem ihm entgegenkommenden Lastwagen zusammen. Der Zusammenstoß erfolgte mit so großer Heftigkeit, daß die Stange des Lastwagens zersplitterte und ein größerer Holzsplitter dem auf dem Vorderperron seines Wagens stehenden Beamten durch die Kleidung hindurch in den Oberkörper eindrang und das Herz mitten durchbohrte. Wie ein frischer Quell quoll das Blut aus der etwa thalergroßen Wunde, und die Kräfte des Betroffenen nahmen zusehends ab. In der König!. Klinik, wohin man ihn sofort brachte, konnte nur der bereits auf dem Transporte dahin erfolgte Tod konstatiert werden. Z In Lübeck ist man über den Dampfer „Straßburg", der am 2. Februar nach Reval fuhr, dort jedoch noch nicht eingetroffen ist, sehr beunruhigt. Er hatte 14 P rsousn Mannschaft und einige Passa giere an Bord. Auch der Dampfer „Trave" fuhr am 2. Februar nach Reval ab und ist drei Tage überfällig. Der Dampfer „Newa.", von Balüsport nach Lübeck unterwegs, ist zwei Tage überfällig. 8 Von der Post der „E l b e" sind im Ganzen fünf Postsäcke an die Küste gespült und der deutschen Reichspost übergeben worden. Es befindet sich da runter ein erheblicher Teil der Wertsendungen, waö von um so größerer Wichtigkeit für die Absender ist, als die Post keine Verantwortlichkeit für die Seege fahr übernimmt. Die geretteten Briefschaften werden den Adressaten zugestellt werden, nachdem sie durch die für solche Zwecke vorhandenen Trockenapparats wieder versendungssähig gemacht sind. Dis Schmack „Moggy" brachte am Montag den ersten Frauen- letchnam in Lowestoft ei». Die Tote, welche keinen Rettungsgürtel hatte, war nur mit einem Flanell- mfterrock, Mantel und Schuhen bekleidet. Vizekousul Bradbeer rekognoszierte die Tote als Mimi Babos, vierunddreißig Jahre alt, welche Zwischendeck fuhr. Die Schmack „Sunbe^m" brachte eine ManneSleiche. Bei derselben wurde ein Naturalisations ° Attest der Vereinigten Staaten, auf den Namen des Oester- reicherS Paul Swichy lautend, gefunden; vielleicht ist derselbe mit dem in der Paffagierlists als Paul SzuekieingetragensnPassagier identisch. Aus Grimsby wird gemeldet, der Kapitän der Schmack 510 erklärte, als er am Sonnabend 45 Seemeilen südöstlich von Lowestoft fischte, habe er eine ManneLlsiche m den Netzen gefunden, welche zwei Eisenvarren an den Füßen und einen Sack über den Kopf gezogen hatte. Margarethe. Original-Roman von M. Widdern. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ihnen im Speziellen!" Grethe sah ganz ver wundert zu ihm auf — „Ja, mir im Speziellen, mein Fräulein! Die Jungen lieben mich nicht und da sie mit wenigen Aus nahmen glaube», sie ärgern mich nur, keineswegs aber den Schaden bedenken, den sie sich selbst zusügen, wenn sie ihren Aufgaben nicht genügen oder über haupt nicht lernen, so habe ich, wie gejagt, nicht ost Gelegenheit, irgend welchen Eifer anzuerkennen. Es gehören solche Erfahrungen aber viel zu sehr in die alltägliche Misere meiner Stellung, als daß ich sie mir besonders zu Herzen nehmen sollte oder könnte". Auch die Rätin neigte jetzt zustimmend das ehr würdig schöne graue Haupt. Dan» legte sie ihre Hand auf den Arm des Gatten, der im Moment eifrig damit beschäftigt war, sich eine Portion Hüh nerfrikassee schmecken zu lassen: „Stenson — hast Du gehört, was der Herr Doktor gesagt — ? Nicht wahr, genau eine Wiederholung dessen, was Du gestern anunsernKindernso ernsthaft gerügt? Sie haben wirklich vollkommen recht, Herr Doktor, diese unver ständige Jugend denkt wirklich so — ja, ich muß, so sehr es mich auch beschämt, zugestehen: ich habe erst gestern aus dem Munde meines elfjährigen Töch terchens die Worte gehört: „Nun, mit dem Fran zösischen gebe ich mir schon gar keine Mühe, dazu ist mir äowoisollo Lsautiou eine viel zu unaussteh liche Person!" Und tief Atem holend, setzte die Ma Der Tote schien den besseren Ständen anzugehören und noch nicht lange im Wasser zu liegen. Da der Kapitän nichts vom Untergange der „Elbe" wußte, warf er die Leiche in daS Wasser zurück. Die Be hörden bemühen sich jetzt, zu ermitteln, ob die Leiche etwa beraubt worden ist. — In Harwich fand am Montag die Besichtigung einer von der Schmack „Lady Moritzfiore" nordöstlich von Gallopersand auf- gefundenen Leiche statt; dieselbe war mit einem „Elbe" gezeichneten Rettungsgürtel ausgerüstet. Man glaubt, daß die Leiche diejenige des Schiffsarztes ist; die Kleidung war 8. 6. gezeichnet. * * Schweiz. Wie der „N. Z. Ztg." aus Freiburg i. Ue. berichtet wird, haben zwischen Pfarrer Kneipp und der Regierung des Kantons Freiburg Verhandlungen stattgefunden, welche dahin führen dürften, daß Kneipp zum Professor der Pathologie und Therapie an die Universität Freiburg wird be rufen werden. Der Berufene wird als Dekan die nsuzugründende medifinische Fakultät organisieren, die Geldmittel werden durch eine zweite Lotterie flüssig gemacht, so daß dis Eröffnung schon zu Ostern 1895 statifinden dürfte. Aerzte mit schweizerischem Patent, die bisher zur Vollendung ihrer Studien nach Wöris- Hofen zu gehen pflegten, sollen in Zukunft an der Universität Freiburg unter besonders günstigen Be dingungen Aufnahme finden. * * Bern, 10. Febr. Von drei deutschen Han delsreisenden wird ein Abenteuer beschrieben, das ihnen in Frankreich zugestoßen ist und im Wesent lichen wie folgt verlaufen ist: Die drei Herren be nutzten einen freien Sonntag, um von Delsberg aus einen Ausflug nach Belfort zu machen, der auch glücklich verlief. Auf der Rückfahrt wußten sie auf der französischen Grenzstation Delle ein paar Stun den auf ihren Zug warten; sie gingen in die doctige Restauration und begannen, um sich die Zeit zu vertreiben, sechsundsechzig zu spielen, wovon der eine Herr die Karten bet sich geführt hatte; die Par tie ging um 5 Centimes. Als sie etwa eme halbe Stunde gespielt hatten, trat ein Polizei-Kommissar zu ihnen, beschlagnahmte das Spielgeld (etwa drei Franks) und lud si- ein, ihm in das Bureau zu folgen. Dort wurden ihre Personalien festgestellt, ihnen gesagt, daß es verboten sei, öffentlich um ! Geld zu sprelen, weshalb sie eine Geldstrafe zu zah- s len hätten. Die. Sache wurde indes weder dis zum nächsten Zuge, noch am Abend überhaupt erledigt, sondern die drei Reisenden wurden unter dem Vorwande, daß man sie in ein Hotel zum Uebernachten begleiten werde, von drei Polizisten in das Gefängnis ge führt, wo sie in einer dumpfen Zelle ohne Kost und ohne Hstzung die Nacht zubringen mußten. Den anderen Morgen wurden sie unter scharfer Bewachung von zwei Gendarmen an den Bahnhof spediert und von dort ging es, ebenfalls in Begleitung dsr Gen darmen, mit dem nächsten Zuge nach Belfort zurück. Der Kommissar fuhr mit; auf Kosten der Reifenden fuhr Alles zweiter Klasse. In Belfort führte der Kommissär die drei zum Steuereinnehmer, wo sie 91 20 Frks. als Strafe erlegen mußten. Der Kom missar ging dann mit ihnen in em C ffö. wo sie chm, ohne zu wissen wofür, noch 50 FftS. zahlen muß ten, wofür er ihnen eine Quittung ausstelltr. Im Ganzen hatten, sie etwa 200 Frks. zu bezahlen. Dan» ließ man sie laufen. Auf d-m Bahnhof in Belfort trafen sie einen der Gendarmen; als sie ihm sag ten, wenn das Spielen verboten sei, so hätte we nigstens die Wirtin die Gäste darauf aufmerksam machen sollen, erwiderte der Gendarm, gerade dis Wirtin habe sie angezeigt. Eine Darstellung ihres Abenteuers samt den Originalquittungen haben die Reisenden an dis deutsche Botschaft in Paris geschickt behufs Reklamation. - trone hinzu: „O, es giebt überhaupt keinen undank bareren Beruf, als den des Pädagogen!" „Nun ja", erwiderte Herder ernst, „und doch befriedigt mich dieser Beruf, gnädige Frau, in einem so hohen Grade, daß ich ihn gegen keinen anderen der Welt vertauschen möchte. — Schon als Knabe", setzte er dann hinzu, „war es mein glühender Wunsch, Lehrer zu werden, damals freilich hatte ich kaum die Hoffnung, studieren zu dürfen — ich war ja so arm, lebte von der Gnade eines alten, ebenfalls unbe mittelten Verwandten, aber ich dachte es mir schon als ein hohes Glück, selbst in einer einfachen Provinzial stadtschule unterrichten zu dürfen — mir ist mein Beruf eben Beruf in des Wortes wirklicher Deutung". „Und doch bringt er Ihnen so viel Mühsal und von feiten der Schüler so wenig Dank," sagte Grethe bedauernd. „Das betrachte ich vielleicht nur als etwas Zu gehöriges, Fräulein! Wo giebt es überhaupt eme Stellung, in welcher man Aehnliches nicht erführe?" sagte Johannes mit der Achsel zuckend. Nat Stenson hatte bedächtig Messer und Gabel aus der Hand gelegt, indem er nun eben so bedäch tig den Serviettenzipfel aus dem Knopfloch zog, sagte er, sich endlich wieder in das Gespräch mischend: „Nirgends, lieber Doktor, nirgends! Das ganze Leben ist ja im Grunde genommen auch nichts wei ter, als eine Reihe von Enttäuschungen." „O, Papa! ' Grethe sah mit großen vorwurfs vollen Augen zu dem Vater hinüber, „doch nicht das Leben jedes Menschen! Ich zum Beispiel habe doch noch von vielem Anderen und Besseren zu erzählen, * * Wien, 12. Febr. Die Frau des Raub* Mörders Eichinger wird in den nächsten Tagen in Freiheit gesetzt werden, weil ihre Unschuld an dem Morde zweifellos ist. Als ihr der Untersuchungs richter in schonender Weise mitteilte, daß ihr Gatte den Mord eingestanden habe, brach die arme Frau in förmliche Raserei aus. Mit gellender Stimme rief sie, es könne nicht wahr sein und raufte sich mit beiden Händen das Haar aus. Mehrere Personen mußten sie deshalb festhalien, damit sie sich kein Leid zusügte. * * Eine 43jährige Kleiderhändlerin stürzte, als sie sich wegen plötzlichen Unwohlseins zu weit aus dem Bodenfenster ihres vierstöckigen Wohnhauses herausbeugte, in den Lichthof und verletzte sich tötlich. * * Serbien. Auf der Post in Schabatz wurde dieser Tage ein Geldbrief, der aus Berlin an einen dortigen Kaufmann gelangte, wegen angeblicher Beschädigung des Postsiegels geöffnet. Auf dem Briefe war der Inhalt mit 160 Mark angegeben, aber bei der Eröffnung fand man 12 500 Mk. vor. Die serbischen Journale preisen nun die beispiellose Ehrlichkeit der betrrffenden Postbeamten, die es un terlassen haben, nach gukem serbischen Brauche den Mehrinhalt von 12 340 Mk. als gute Prise unter sich zu verteilen. Der Vorfall mag der deutschen Geschäftswelt als Warnung dienen, da der Versuch der Postersparnis nur den serbischen Postpiraten in die Händ- arbeiten könnte. * * Paris, 12. Febr. Große Freuds bereitet die Nachricht, daß der Dampfer „Gascogne" glück lich in New Jock eingetroffen ist. Der Grund der Verspätung war ein Bruch der Schraube und des HaupimasteS während des Sturmes. Die Notsignale wurden wegen des Nebels von anderen Schiffen nicht wahrgenommen. * * Paris, 12. Febr. Ber der gerichtlichen Untersuchung der Grubenkatastrophe in Moncsau-les- mines hat sich herausgestellt, daß zwei i. enieure durch ihrs Leichtfertigkeit an der Explosiv? wit Hul dig sind, indem sie Abstellungen des br-, nenden Schachtes zu leicht ausführen'ließen. Sie werben den Gerichten überwiesen. — Unter der Ladung der „Gascogne" befanden sich auch für 200000 Frks. Gemälse Rafacl's und die ganzen Dekorationen der „Madame Sans Eene", dem Pariser Vaudeville- Theater gehörig, welches eine Tvurrise durch Amerika unternimmt. * * W ederum ein Fall, ber die traurige Lage der Soldaten der französischen Fremdenlegion bestätigt. Denn nur eins solche Lage konnte die jetzigen zehn Opfer dazu bringen, mit ihren Waffen aus Saida (bei Oran) za entweichen. Es waren 6 Italiener, 2 Preußen und 2 Österreicher. Einer der Italiener, früherer Reserveoffizier, war der Anführer der kleinen Truppe, die bald von den Goureniers (einheimisch: unregelmäßige Rüterei) einqeholi wurde. Die Soldaten schlossen jedoch mit gefäll-em Bajo nett ein Viereck und drohten, zu schießen. Dis Araber zogen ab, kamen aber bald, diesmal als Karawane verkleidet, wieder und redeten den Flüchtlingen zu. Man wurde handelseins, die Araber versprachen, die Soldaten weit nach dem Süden für 5 Frks. zu bringen, jedoch mit dsr Bedingung, daß hinter je dem von ihnen ein Araber auf dein Pferde aufsitzen sollte. Kaum war nun der Zag in Bewegung, io umschlangen die Araber, auf sm Zeichen des Äa'id, dis Soldaten uns banden sie fest. Du Flüchtlinge wurden gsbuudm nach Saira zurückzsbracht und sind jchc wohl s-yon erschossen, denn cs steht Todesstrafe auf Entweichung, zumal mit Waffen. * * Helsingfors , 10. Febr. Dsr am Don nerstag abend aus Hanggö noch Stockholm abge- gangsne Passagisrdampfsr „Expreß" ist bis jetzt nicht f als nur von Enttäuschungen — und auch Du und Mama, Ihr habt doch beide manche Freude erlebt!" „Gewiß, gewiß, Kind — es ist von mir ja auch gar nicht so ernst gemeint mit dem traurigen Wort", erwiderte ihr der Rat — „überdies — nun ich klage auch nicht gern — und ewiger Sonnen schein ermüdet nur — es muß auch stürmen und Ungewittern, damit wir nachher zum Bewußtsein kommen, welch ein Segen uns die liebe Sonne ist, wenn sie wieder unverhüllt auf uns nisderscheint." So philosophierte man noch lange. — Auf den Doktor schien die Unterhaltung mit der liebenswür digen Familie wohlthuend zu wirken; er sah heiter und angeregt aus und als dis kleine Tafelrunde sich endlich erhob (es wurde ganz zwangslos a la eurts an einzelnen Tischen gespeist), um in den Tanzsaal zurückzukehren, war er wieder an Grethens Seite. „Können Sie sich denken, mein Fräulein", sagte er auf dem kurzen Weg, „daß ich noch nie in mei nem Leben getanzt habe —?" Sie hob die großen blauen Augen zu seinem ernsten Gesicht. „O, sehr gut", sagte sie dann. „Ja — ganz aufrichtig gestanden — es würde mir durch aus nicht gefallen, wenn ich Ihre hohe Gestalt plötzlich hier unter den Tanzenden sähe, weil nun — weil ich mich des Gedankens nicht enthalten könnte, «daß Sie sich durch eine solche Belustigung entwürdigten". „Fräulein Margarethe!" Wie freudige Ueberraschung war eS plötzlich über das dunkle Antlitz geflogen — und in seinen Augen hatte es aufgeleuchtet; kaum für die Dauer eines Moments jedoch, daun sah er Meder kalt und streng zu ihr nieder.