Volltext Seite (XML)
IWMWMWW Wochen- und RachnchMatt zugleich AtschSsts-APkigtk fir KihÄnf, Wlitz, KemLsrf, Msdmf, A EgiLien, Skmrichssrt, Nüricns»«. WstL Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. , LS. Jahrgang. ———— Är. 35. Sonntag, dm 10. Februar 1895. MeseS Blatt erscheint täglich «außer Sona« Md Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer IS Pfennige. !I»steüungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftanstalten, Postbote», sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalte« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LKgesg-sAirbLe. *— Lichtenstein, 9 Febr. Gestern abend feierte der hiesige Stenoqraphcnverein Gabelsberger im Hotel zur golünen Sonne das Geburtstag-fest seines Meisters Franz Xaver Gabelsberger, welcher am 9. Februar 1789 in München das Licht der Welt erblickte und nach einem nutzbringenden Leben und gesegneter Thiitigkeit ebendaselbst am 4 Jan. 1849 zur ewige« Ruhe einging. Herr Lehrer Colditz als Vorsitzender des Vereins wirs denn auch in seiner Ansprache an die Festversammelten auf die hohen Verdienste Gabelsbergers und auf die große Verbrei tung der Gabelsberger Stenographie hin, welche in fast allen Berufen Eingang gefunden, und weiche nicht allein Zeitersparnis schasse, sondern das ge sprochene Wort wahrheitsgetreu wiedergebe und da durch manches Ungemach abwende. Mit einem drei fachen Hoch auf den Erfinder dieser Kunst schloß der Vorsitzende. Der Verlaus des Festabends bestand in musikalischen, deklamatorischen, theatralischen und komischen Vorträge», welche die Unterhaltung recht lebhaft gestalteten und wobei die Mitglieder weder Mühe noch Kosten gescheut hatten, um ihre Gäste angenehm zu unterhalten. Erfreulicherweise ist der Vereist immerfort im Aufblühen begriffen, denn man kommt immer mehr zur Erkenntnis der nutz bringenden Eigenschaften der Stenographie. Wün schen wir demselben in diesem Sinne eine recht strebsame Schülerschaar! *— Callnberg, 9. Febr. Auf das Ge- grüßungstelegramm, welches gestern während der Festtafel an Ihre Durch!. Frau Erbprinzesfin von Schönburg nach Dresden gesandt wurde, ging fol gende telegraphische Antwort ein: „Herrn Bürgermeister Pcahtel, Callnberg. Viele Glückwünsche zur Ernennung und besten Dank für freundliche Grüße. Erbprinzessin von Schönburg." — Die außergewöhnliche Kälte ist Ursache ge worden, daß in den letzten Tagen mehrfach Personen, die im Freien zu wandern hatten, ihre Ohren oder die Nasenspitze erfroren haben. Man handle also an solchen Tagen nach dem Worte: Verwahrt ist besser als geklagt. Ist das Uebel aber eingetreten, so ist es nicht gut, plötzliche Wärme anzuwenden. Die erfrorenen Glieder mit schmelzendem Schnee reiben, ist wohl das Beste, was sich augenblicklich thun läßt. — Se. Erlaucht der Graf Clemens von Schön burg-Glauchau ist von Sr. Majestät dem Kaiser am 27. v. M. zum Oberst ernannt worden. — Hundeausstellung in Dresden. Um viel fache Irrtümer zu berichtigen, wird mitgeteilt, daß die unter dem Protektorate Sr. Maj. des Königs von Sachsen vom „Kynologischen Vereine zu Dres den" veranstaltete internationale Hunde-Ausstellung nicht im Juni, sondern vom 21. bis 24. Mai in Dresden in den Räumen der Pferde-Ausstellung statt- finden wird. Da zur selben Zeit die großen sächsischen Rennen stattfinden, ist auf regen Besuch mit Sicher heit zu rechnen. Zum Dirigenten wurde Herr F. Krichler in Hannover gewählt, welcher alle Anfragen gern beantwortet. — In Leipzig-Plagwitz fanden kürzlich zwei arbeitslose Männer ein Portemonnaie mit 400 Mk. Inhalt. Sie nahmen es an sich und waren im Begriff, es nach dem Polizeiamt zu tragen, als ihnen ein Kassenbote entgegen kam und erzählte, daß er ein Portemonnaie mit 400 Mk. verloren habe. Die ehr lichen Finder händigten dem Verlierer das Porte monnaie ein und erhielten für ihre Ehrlichkeit — jeder eine Cigarre, womit sie sich auch zufrieden gaben! — In Glauchau verschied am 6. d. Herr Oberamtsrichter Strauß im 63. Lebensjahre. Mit ihm verliert die Glauchauer Justizbehörde, wie das „Gl. Tgbl." schreibt, ihren unermüdlichen höchsten Vorgesetzten, der Staat einen zuverlässigen über- eugungstreuen Patrioten, die Stadt einen angesehenen Bürger, der den kommunalen Angelegenheiten große Anteilnahme entgegenbrachte. Oberamtsrichter Strauß war seit 1. April 1883 beim Kgl. Amtsgerichte Glauchau rhätig. — Glauchau, 7. Febr. Die Begründung einer höheren Mädchenschule ist nunmehr erfolgt. Nach vorläufiger Feststellung ist auf etwa 40 Schülerinnen zu rechnen; die Kosten belaufen sich auf ungefähr 6000 Mar! pro Jahr. Für die ersten Bedürfnisse der Schule, Anschaffungen und Einrich tungen, ist bereits ein Grundfonds von 4000 Mark vorhanden. Ueber den inneren Ausbau dieser neuen Schule referierte Realschuldirektor Dr. Gumprecht, früher Gymnasiallehrer in Leipzig. Redner beionte, daß die neue Schule keineswegs Standesschule sein, fordern nur dem Bedürfnis entsprechen soll, den Töchtern eine erweiterte Ausbildung zu ermöglichen, neben dem Französischen das Englische zu pflegen und auch den Zeichenunterricht nach der Seite des Malens zu ergänzen. Man beabsichtigt, vorläufig 5 Klassen einznrichten und 4 ständige Lehrkräfte au- zustellen. Schulr at Lötzsch und Bürgermeister Brink begrüßten das Unternehmen sympathisch. Auch aus den Kreisen des Mittelstandes giebt sich ein reges Interesse für das neue Institut kund. De» Vor schlag, dem Gedanken eines progressiven Schulgeldes näher zu treten, nahm man an, und zwar dahin gehend, daß Interessenten bis zu 6000 M. Einkom men 100 Mark, darüber 150 Mark Schulgeld zu zahlen haben. — Waldenburg, 8. Febr. Zu Ende der zwanziger Jahre bis zum Jahre 1844 fungierte in Glauchau als Konsistorialrat, Superintendent und Pastor prim, ein Theologe, dessen Wirksamkeit sich wett über das Gebiet der Schönburgischen Rezeß- Herrschaften und über den Kreis der sächsischen Lan deskirche hinaus erstreckte, und zwar durch die Grün dung der Zeitschrift für die gesamte lutherische Theo logie und der allgemeinen lutherischen Konferenzen, deren erste 1843 in Leipzig abgehalten wurde; es war dies Herr Superintendent Andreas Gottlob Rudelbach. Rudelbach erwarb sich durch seine zahl reichen Schriften in evangelischen Kreisen einen her vorragenden Namen. Neben der erwähnten Zeit schrift seien noch von seinen Arbeiten angeführt: „Reformation, Luthertum und Union" und „Ein leitung in die Augsburgische Konfession". Sein be deutendstes Werk ist: „Hicron. Savonarola und seine Zeit." Ueber Dr. Rudelbach und besonders über seine 16jährige Wirksamkeit in Glauchau enthält das demnächst erscheinende Z.Heft der„SchönburgischenGe schichtsblätter" einen lesenswertenAufsatz aus derFeder des Herrn Dir. sw. Kittel in Glauchau, worauf wir die Leser der genannten Zeitschrift mit dem Be merken, daß der geschätzte Verfasser darin zum Teil eigene Erfahrungen bietet, schon jetzt aufmerksam machen wollen. — Hohenstein-Ernstthal, 7. Februar. Heute, Donnerstag, abend in der 8. Stunde ertönten plötzlich Feuersignale. Es brannte in den Feuerungs anlagen unserer Kirche. Um bei der großen Kälte (25° R.) ein Platzen der Gasrohre zu verhüten, wurde eingeheizt. Hierbei war ein Rohr in der Dampf heizungsanlage gesprungen. Durch schnelles Ein greifen wurde die Gefahr sofort beseitigt. — Oelsnitz i. E., 6. Febr. Gestern wurde der Fleischer G. von hier verhaftet, um heute an das Königliche Amtsgericht zu Stollberg abgeliefert zu werden. G. ist beschuldigt, in Gemeinschaft mit seinem Sohne einem Dritten durch Falschspielen eine größere Summe Geldes abgewonnen zu haben. G. jun. ist vorläufig noch in Freiheit, da es ihm gelungen ist, sich aus dem Staube zu machen. — Lengenfeld. Ein schwindelhafter Kol porteur suchte kürzlich die Umgegend von Lengenfeld heim. Derselbe trat sehr fromm auf, warf Nicht käufern Mangel an Frömmigkeit vor und verkaufte Luthers Hauspostille, welche gebunden in jeder Buch handlung für 2 Mark 1b Pf. zu haben ist, für — 13 Mark, wovon angeblich 3 Mark christlichen An stalten zuflftßen sollten. Voraussichtlich wird der artige Schwindelei nicht mehr möglich sein, wenn die von der letzten Diözesanoerfammlung beschlossene Ephoralkolportage nunmehr ins Werk gesetzt wird. — Im benachbarten Görsdorf war dieser Tags ein zwölfjähriger Knabe beauftragt worden, die Kinder desWelksützre»s Braun auf einem Schlißen spazieren zu fahren. In der Nähe des Mühlgrabens glitt der Kvabe plötzlich aus, der Schlitten schlug um und dis b^idm Braun'schsn Kinder sielen in den Mühlgraben. Glücklicherweise war der Unfall rechtzeitig bemerkt worden und durch herbeieilende Personen wurden die in Lebensgefahr schwebenden Kleinen den kalten Fluten wieder entrissen. — Eine Plauener Firma erleidet — wie der „Konfektionär" mitteilt — durch den Untergang der „Elbe" einen bedeutenden Verlust dadurch, daß durch ein Versehen eines Angestellten mehrere Kisten nicht versichert worden sind. Die Firma E. Schmal fuß u. Söhne in Falkenstein hat für Spitzen Verluste im Betrage von 55,000 Mk. zu beklagen; dec Auftrag ist sofort telegraphisch neu bestellt worden. — Plauen, 8. Febr. Die Hasen kommen jetzt vor Hunger bis in die städtischen Gehöfte herein, so z. B. in den Hof der Aktienbrauerei. In einem hiesigen Garten wurde in gegenwärtiger Woche eine Krähe gefangen, die, vor Hunger ermattet, vom Baume gefallen war. Auf einem im Garten der Amtshauptmannschast errichteten Futterplatze für Vögel erscheinen täglich neben anderen keinen Vögeln 5 Amseln. Auch auf anderen Futte'Plätzen in hie siger Stadt werden Amseln bemerkt, ihnen munden vor Allem kleine Stückchen rohen Fleisches und Mehl würmer. Die hiesige Bürgerjagdgenvssenschaft hat gestern wieder ihre Futterplätze für das Wild mit Futter reich beschickt. Z Berlin, 8. Febr. Der „Vorwärts" ist heute in der Lage, eine von ihm bereits anläßlich seiner Bekanntmachung des geheimen Erlasses des Prinzen Georg von Sachsen gegen Soldatenmißhand- lungen erwähnte kaiserliche Kabincttsordre, datiert vom 6. September 1890, die ebenfalls gegen Sol datenmißhandlung gerichtet ist, zu veröffentlichen. Der Kaiser fordert in dieser Ordre unnachsichtliches Einschreiten gegen Soldatenquälereien. Die kom mandierenden Generäle haben ihm über jeden ein zelnen Fall Bericht zu erstatten, und zunächst sollen die Kompanie-, Batterie- und Eskadronchefs für die Mißhandlungen verantwortlich gemacht werden. 8 Berlin, 8. Febr. Der Kaiser hält abends in der militärischen Gesellschaft einen Vortrag über die Notwendigkeit des Zusammenwirkens von Heer und Flotte mit Berücksichtigung des chinesisch-japa nischen Krieges. Eine große Anzahl aktiver Offiziere der Armee und Marine ist zum Vortrag befohlen. Z Berlin. Durch die Treue seiner Hunde ums Leben gekommen ist der 68 Jahre alte Hof- Inspektor Rudolf Hertzog, der in der Höchsteftraße wohnte und im Schweizergarten zur Beaufsichtigung der Anlage angeftellt war. Ihm waren zur Nacht zeit zwei bissige Hunde beigegeben worden, die ihn bei den Rundgängen begleiteten. An einem der letzten Abende befand sich der Greis in seiner Wohnung, als er die Weisung erhielt, sofort nach dem Schwei zergarten zu kommen und für eine Gesellschaft die Lampen auf der Bühne zur Abhaltung einer Theater probe in Ordnung zu bringen. Nach Ausführung dieser Arbeit begab er sich in den Garten, wo er die beiden Hunde bereits umherlaufen sah. Als die Tiere ihren Führer wahrnahmen, sprangen sie in der Freude an ihm in die Höhe und stießen den nicht mehr besonders kräftigen Alten um. Diesem platzte ein Blutgesäß, so daß er sich nicht wieder erheben konnte. Als man nun dem Verunglückten Hilfe bringen wollte, glaubten die Hunde ihren Herrn be droht und stellten sich allen nahekommenden Personen