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Wochen- und RachnchMaü zugleich AeWsts-AMM für Höhndorf, Mlih, Kernsdns, Wsdorf, AEOitii, Kti»li-ß«t, Marienn«»Mnlftn Amtsblatt für de» Stadtrat zu Lichtenstein. M 29. Sonntag, den 3. Februar 1895. Wese» Blatt erscheint täglich saußer Sons- mW Festtags) abends für des folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzels« Nummer 18 Pfennige. .-Erstellungen nehmen außer der «Lrpedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werben die viergespalt« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BetaMtAMchMß. Die hiesigen Ratslokalitäte» befinden sich vom 6. diese« Manats an nicht mehr Hartsnstcinerstraße 16, sondern Markt 63, in Gläß' Schank- Wirtschaft hier, 1 Tr. hoch und können wegen des um Dienstag, den S. und Mittwoch, den G. dieses Mo»ais statlfindenden Umzugs m-v Ver änderung Ker Einrichtung nur ganz unausschiebliche Angelegenheiten hier er ledigt werden. Calluberg, den 2 Februar 1895 Der Stadtgemeivderat. Schmidt, Bürgermeister. Tages gsschiche, *— Lichtenstein, 2. Febr. Zur Licht- Messe! Der heutige Tag hat seinen Namen nach den Kerzen erhalten, die in der katholischen Kirche in feierlicher Prozession umhergetragen und der Kirche geweiht werden, zur Erinnerung an dis Worte des greisen Simeon: nun lasse du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden". Die heutige Feier gilt dem Gedächtnis der Darbringung Christi im Tempel. Dis evangelische Kirche kennt diese Feier nicht, doch im Volksleben wird der „Lichtmess«" eine hohe Bedeutung für das Wetter zugeschrieben. Der Landmann behauptet, daß er am heutigen Tage lieber den Wolf in den Schafstall gehen sähe, als die Sonne Hineinscheinen. Lichtmessen hell — schindet dem Bauer das Fell; Lichtmessen dunkel — macht den Bauer zum Junker. Lichtmess' im Klee, Ostern im Schnee. Wenn's an Lichtmess' stürmt und schneit, ist's zum Frühling nicht mehr weit. Der Grundgedanke dieser Regeln ist: Ist der Winter bis Anfang Februar fern geblieben, dann dürfte er uns noch zu später ungelegener Zeit über raschen; hat er aber bisher ein strenges Regiment geführt, so ist der Frühling nahe. Die Hoffnung auf den nahenden Frühling fängt jetzt an lebendig zu werden, da um die jetzige Zeit in der Regel der größte Teil des Winters vorüber ist. Letzterer er scheint in unseren Breiten oft in drei Perioden. Der sogenannte erste Winter schickt nach Mitte November den ersten wässerigen Schnee in großen formlosen Flocken, der sich gar nicht oder nur kurze Zeit hält. Im Dezember schweben dann bei größerer Kälte aus dichten Wolken zartere Schueekrystalle in großen Mengen hernieder. Doch auch dieser zweite Winter läßt sich oft vom milden Südwind noch einmal ver jagen, bis endlich, wenn die Tage anfangen zu langen, der strenge Winter erst Einzug hält. Er nimmt oft um Lichtmesse seinen Anfang und zeichnet sich durch Beständigkeit aus. Bei strenger Kälte häuft sich Schnee auf Schnee, bis endlich im März aus allen Hecken und Winkeln unaufhaltsam der Frühling her vorbricht. — Das Reichsversicherungsamt erläßt an alle deutschen Berufsgenossenschafteu ein Rundschreiben, in dem es aus Anlaß von Mißhelligkeiten, die zwi schen Fabrikaufsichtsbeamten und den Beauftragten der Unfallberufsgenossenschaften entstanden sind, auf die Notwendigkeit gegenseitiger Unterstützungund ge- meinsamer Förderung der auf dem Gebiete der Un fallverhütung gesteckten Ziele hinweist. Wenn sich auch Meinungsverschiedenheiten in der Anordnung von Sicherheitseinrichtungen nicht vermeiden lassen, so sollte doch auf beiden Seiten an einem gedeihlichen Zusammenwirken zwischen den staatlichen und genossen schaftlichen Bussichtsorganen festgehalten werden, da mit den Gewerbetreibenden das Vorhandensein einer doppelten Ueberwachung nicht in unangenehmer Weise fühlbar wird. -- Ein Dresdner Blatt hatte gemeldet, daß unter den Geretteten sich auch Herr Hugo Becker-Chemnitz befinde. Auf eine deshalb an den Norddeutschen Lloyd vom „Chemn. Tgbl." gerichtete Anfrage er hielt dasselbe jedoch folgende betrübende Antwort: „Ueber Beckers Rettung hier nichts bekannt, halten bezügliche Nachricht nur für ein Gerücht. Lloyd." — Aus Sachsen sind folgende Personen auf dem verunglückten Dampfer gewesen und mit ihm untergegangen. Cajüte: Hugo Becker aus Chemnitz, Rudolf Nolte aus Leipzig; Zwischendeck: Paul Kämpfer aus Leipzig, Emil Kegel aus Wiesa; Schiffsmann schaft: Emil Roth aus Dresden, Eugen Kuntze aus Leipzig, Paul Keller aus Friedrichstadt-Dresden. — Nord und Süd reichen sich alljährlich an Kaisers Geburtstag die Hönde. Einer alten Ge pflogenheit getreu haben auch in diesem Jahre die Offiziere der nördlichsten und südlichsten deutschen Garnison, Memel und Lindau, am 27. Jan. Tele gramme ausgetauscht. Dav Offizierskorps des 3. Bataillons des 3. bayrischen Infanterie-Regiments Prinz Karl von Bayern in Lindau telegraphierte: „Es tönt und brauset am Meeresstrande „ES lebe der Kaiser!" durch die Lande, Und von den Bergen schallt es wieder Wie Sonntagsglvcken und Frühüngslieder: „Es lebe der Kaiser!" Hierauf amworteten die Offiziere des dritten Bataillons des 5. ostpreußtschen Infanterie-Regiments Nr. 41 (v. Boyen) in Mcmel mit folgender Depesche: „Bon Norden her, aus Eis und Schnee, Zum Süden hin, zum Bodensee, Tönt's jubelnd heut, das Glas zur Hand: Heil Kaiser Dir! Heil Vaterland!" — Ein Kartoffel-Jubiläum, wie es wohl selten gefeiert worden sein wird, wurde am 1. Februar des Jahres 1818 in Leipzig im Gasthause „Zum Pe likan" auf dem Neumarkt begangen. ES galt der hundertjährigen Einführung der Kartoffel in Sachsen durch den Zimmermann Wolfgang Kummer aus Würschnitz im Vogilanbe, der Kartoffelknollen mit aus der Fremde gebracht und in der Heimat ange pflanzt hatte, von wo sie zuerst in den erzgebirgischen Ortschaften Stützengrün und Bärwalde Weiterver breitung fanden. In die Leipziger Gegend brachte die Kartoffel der aus dem Vogtlands gebürtige Pfarrer zu Naundorf Gottfried Ungebauer. Die Jubiläums feier im Gasthause,,Zum Pelikan" bestand in einem Festmahle, bei dem alle Speisen, selbst dis Torten des Nachtisches, aus Kartoffeln gefertigt waren und kein anderes als Kartoffelbrot gespeist werden durfte. Die Festgenossenschaft bestand aus Gelehrten, Kauf leuten und anderen Zugehörigen der ersten Gesell schaftskreise. Die „Zeitung für die Elegante Welt" und der „Freimütige" brachten über dieses Fest be geisterte Beschreibungen. — Für die Huldigungsfahrt der Studenten zum Fürsten Bismarck am 1. April giebt sich auch in der Leipziger Studentenschaft das lebhaftesteJnteresse kund, insbesondere seitdem dis Nachricht gekommen ist, daß der Alt-Reichskanzler die Begrüßung der Fahrtteilnehwer entgegennehmen wird. Man schätzt, daß sich von Leipzig aus über 600 Studenten der allgemeinen Huldigung anschließen. — Chemnitz, 1. Febr. Castan's Panopti kum, welches in voriger Woche an der Brückenstraße 19, nächst der Königstraße in Gegenwart von Ver tretern der hiesigen Behörden und der Presse eröffnet wurde, ist nach d.m einstimmigen Urteile der letzteren unstreitig die hervorragendste Sehenswürdigkeit unsrer Stadt und übt infolge der Reichhaltigkeit der Aus stellung, sowie der Vorzüglichkeit und über jeden Zweifel erhabenen Gediegenheit des Gebotenen eine ganz ungewöhnliche Anziehungskraft aus. Nehmen schon die zahlreichen, mit geradezu bewunderungs werter Naturtreue ausgeführten lebensgroßen Wachs figuren und Gruppen ernsten und heiteren Charakiers das lebhafte Interesse der Besucher in Anspruch, so steigert sich dasselbe noch mehr bei eingehender Be trachtung der umfangreichen, zum Teil höchst seltene Exemplare aufweisenden ethnographischen und natur- geschichtlichen Sammlungen aus allen Weltteilen, der hochinteressanten Schreckenskammer usw. Einen ge legentlichen Besuch dieses großartigen, auch für Schulen unbedingt sehenswerten Institutes können wir unseren Lffern umlomeh.' empfehlen, als der Eintrittspreis trotz der Fülle ^es Gebotenen ein un gemein mäßiger (Erwachsene 30 Pf., Kinder 10 Pf.) ist. — Ein Bubenstück sondergleichen ist am 30. Jan. im Gasthofe zur Krippe bei C r i m m i t s ch a u ausgesührt worden. Dort feierte der Landwirtschaft liche Verein sein Stiftungsfest. Dis Festtafel war vorüber und der Ball hatte eben begonnen, als eins ziemlich heftige Detonation erfolgte; eine Fenster scheibe zersprang und Giassplitter und Holzteile flogen unter die am Fenster sitzenden Fsstteilnehmer, glück licherweise ohne Jemanden zu verletzen. Die sofort angestellte Untersuchung ergab, daß auf dem Fenster ein mit Pulver geladener Holzklotz niedergelegt und entzündet worden war. Das Holzstück war natürlich vollständig zersprungen, doch gelang es, die einzelnen Teile auf der Straße und im Saale aufzufinden. Es war ein starkes, von einem kiefernen Brennscheit abgeschmttenes Stück Holz, das ausgebohrt, mitPulver gefüllt und mit einem Holzpflock wieder geschloffen worden war. In der Mitte war ein Loch zum Ent zünden angebracht. An den Seiten war ein Stück Breit angenagelt, wodurch das Projektil über das Rahmeuholz Kes Fensters erhöht worden war und nach dem Saal hinein explodieren konnte. Man will einen Mann gesehen haben, der sich eiligst vom Thatorte entfernte. — Zum Zwecke des Gebrauches des Bades Elster können vom Ministerium des Innern be dürftige Personen durch I. Gsldbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Be willigung auch der Genuß freien Bades auf dis Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, H. Verleihung von Frei stellen im Augustusstifte zu Bad Elster, mit welchen freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost, demnächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist, 111, bloße Bewilligung freien Bades auf die Dauer von vier Woche» und Befreiung von der Kurtaxe unterstützt werden. Es wird in dieser Beziehung Folgendes zur Nachachtung bekannt gemacht: 1) Die Bewilligung der Vergünstigungen unter I und III ist an die Be dingung gebunden, daß der Kurgebrauch in Bad Elster während der am 1. Mai beginnenden und am 30. September schließenden Saison entweder im Mo nat Mai oder im Monat September erfolgt, wo gegen die Bewilligung unter II je auf Monatsfrist, vom 1. Mai, 1. Juni, 1. Juli, 1. August und 1. Sep tember an gerechnet, gewährt wird. 2) Unterstützungen aus der Sächsischen Stiftung (hoben unter I) können stiftungsgemäß nur Angehörigen des Königreichs Sachsen bewilligt werden. 3) Wer um eine Unter- terstützung zum Gebrauche des Bades Elster nachsucht, hat in dem Gesuche bestimmt anzugeben, um welche von den Vergünstungen unter I, II und III er sich bcwirbt. 4) Bewerbungen um die gedachten Unter stützungen sind spätestens bis zum 31. März lausen den Jahres bei dem Ministerium des Innern anzu bringen. Dem Gesuche muß a) ein von einem ap probierten Arzte ausgestelltes, eine kurze Krankenge schichte mit enthaltendes Krankheitszeugnis, welches nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elsterbades angezeigt ist, auch wenn bereits früher ein Gebrauch des Elsterbades stattgefunden hat, die