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WUMUHMM zA früher Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich AtMis-AMger für Kohndsrf, Mich, Kemdorf, KSrdirf, A Szidie», Keinrichsart, MirrievM«. Milse». Amtsblatt für der» Stadtrat zu Lichtenstein. LF. Jahrgang. - ------ - M. 26. Donnerstag, den 31. Januar 1895. MestS Blatt erscheint täglich (außer Sonn- «b festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. -« /Wellungen nehme» außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisen. Postanstüten, Postooten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltE KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet, — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. MelKMMKchUW. Der am 1. Februar fällige erste diesjährige GruAdfteusrLermin ist, obwohl die Steuerzettel nach diesem Zeitpunkte erst in die Hände der Bei tragspflichtigen gelangen werden, pünktlich, längstens aber bis zum 16. Febrrmr dieses Jahres gegen besonders zu erteilende Quittung an die hiesige Stadtsteuer-Einnahms ubzusiihren. Lichtenstein, den 15. Januar 1895. Der Gtadtrat. Lange. Vgl. TagesMschichte. *— Lichtenstein. Der militärische Eichen schmuck, welchen unser Kaiserim Hinblickanfdie 25jährige Wiederkehr dergroßenEreignisse von 1870/71 angsordnet hat, bringt die alte, deutsche Eiche, wie wir sie mit Recht nennen, wieder einmal zu vollen Ehren. Ein Eichenbruch, ein Eichenkranz sind immer Zeichen des Schmuckes und der Auszeichnung gewesen, und daß der Eichenkranz nun auch bei der Armee wieder seine volle Ehrung erfährt, gemahnt an die alten germanischen Sitten. Die Eiche ist überhaupt schon mit den äl testen naturreligiösen Mythen und Kulten der euro päischen Völker eng verknüpft, besonders mit denen der alte» Griechen, Etruzier, Germanen, Kelten, Skandinavier, Preußen rc. Die Eiche zuDodona in Nordgriechenland war der Sitz des ältesten hellenischen Orakels, dessen Willen die Priester aus dem Rauschen ihrer Blätter vernahmen. Bei den Römern war die Eiche dem Jupiter gewidmet. Die alten Gallier und Deutschen hielten die Eiche für einen heiligen Baum. Die Eichenwälder waren den Göttern geweiht, und unter den stärksten und höchsten wurden die Opf r dargebracht. Auch mehrere slavische Völker hielten die Eiche für heilig und brauchten das Eichenholz zu Opferfeuern. Als das Christentum nach Deutsch land und in die Länder an der Ostsee drang, wurden viele alte heilige Eichen niedergehauen. Insbeson dere soll eine heilige Eiche bei Geismar in Hessen berühmt gewesen sein, welche vom hl. Bonifatius gefällt wurde. Auch bei den Israeliten und Persern stand die Eiche in hohen Ehren. Der Eichenkranz, als Schmuck, war zu allen Zeiten ein ernstes Sym bol; in alten Zeiten bekränzten sich die Priester da mit, auch war er Belohnung römischer Giirgertugend. Das Eichenlaub ist auf die gothische Ornamentik von bedeutendem Einfluß gewesen. — Infolge der großen Kälte ist der Lauf der Eisenbahnzüge, namentlich aber der Schnell züge, ein recht schwerer, er erklärt sich aus der cin- tretenden Härte des Schmicrmaterials. Es sind aus diesem Grunde Verspätungen auf den Hauptstrecken bei den Schnellzügen unvermeidlich. — Die sächsischen Reichstags-Abgeordneten sind — die Sozialdemokraten ausgenommen — von König Albert in Berlin empfangen worden. Der König hielt an sämtliche Herren eine Ansprache, in welcher er kur; einige politische Fragen streifte, so namentlich das finanzielle Verhältnis der Einzelstaaten zum Reich. Er betonte dabei die Notwendigkeit einer festen Regelung dieses Verhältnisses, damit die unglückseligen Schwankungen aufhören möchten, welche den Einzel staaten eine geordnete Finanzwirtschaft unmöglich machen. Wenn die Einzelstaaten auf Mehrüberwei sungen verzichten wollten, so müsse andererseits auch dafür gesorgt werden, daß sie nicht zuzuzahlen hätten. — Se. Majestät der Kaiser haben Se. Erlaucht den Grafen Clemens von Schönburg-Glauchau zum Oberst ü la suits des Regiments der Garde du Corps befördert. — Der in Dresden erscheinende „Jmpf- gegnsr" ist in der Lage, 102 Reichstags-Abgeordnete namhaft zu machen, welche erklärt haben, für Be seitigung des Impfzwanges eintreten zu wollen. — Dresden. Vor ungefähr sechs Monaten übergab eine feingekleidete.tiefverschleierte, anscheinend junge Dame in geheimnisvoller Weise einem Juwe lier in der Pragerstraße eine kleine altertümlich ver zierte eiserne Kasette, die wertvolle Schmuckstücke enthalten sollte, mit der Bitte, ihr die- verschlossene Kästchen bis zu ihrer Rückkehr sicher aufbewahren zu wollen. Angeblich reiste die Dame auf einige Wochen in ihre Heimat T;flis. Der Juwelier ent sprach gern dem Wunsche der Dame, befindet sich aber gegenwärtig in einiger Verlegenheit wegen des Inhalts dieses geheimnisvollen Depots. Das Käst chen steht bereits seit nun bald 6 Monaten im Tressor wohlverwahrt und beinahe vergessen, aber seit einiger Zeit erklingen zeitweise sonderbare Töne aus dem Innern der Kassette, ein gewisses metallisches, melodisches Klingen und Arbeiten, ein Durcheinander von Menschenstimmen ähnlichen Tönen und durch den Kasten gedämpftes Summen, das stunden- und tagelang verstummt, plötzlich beginnt und minuten lang andauert. Was dis Ursache dieses eigentüm lichen Lebens in dem alte» Eiscnkästchen ftin mag, ist bis jetzt rätselhaft geblieben. Die Kassette zu öffnen, hat der Juwelier natürlich kein Recht und von der Eigentümerin fehlt bisher jede Nachricht. — Leipzig, 28. Jan. Heute vormittag gegen 9 Uhr stürzte der 45 Jahre alle, aus Warschau ge bürtige Kaufmann Robert Blum aus seiner im 3. Stock des Hauses Reichsstraßs 9 gelegenen Wohnung auf die Straße, und war infolge der durch den Sturz erlittenen schweren Verletzungen sofort tot. Der Ver unglückte war damit beschäftigt gewesen, die aus An laß von Kaisers Geburtstag aus seiner Wohnung herausgehängte Fahne wieder einzuziehen. Hierbei mag er das Gleichgewicht verloren haben, was den unglücklichen Sturz zur Folge hatte. — Die sächsische Staatsbahn hat jetzt eine An zahl Personenwagen IV. Klasse in ihrer Hauptwerk statt Chemnitz erbauen lassen, welche nicht wie die übrigen dergleichen Wagen durch einen Ofen, sondern durch Dampf erwärmt werden. Die Heizröhren liegen im Innern des Wagens an den beiden Lang seiten und teilen ihre Wärme gleichmäßiger dem Wagen raume mit, als die Ofen, in deren unmittelbarer Nähe es mitunter sehr heiß wurde. Ein Schutzblech vor deu Heizröhren verhindert, daß sich die Paffa giere an denselben verbrennen. — Ein Chemnitzer Monteur, welcher in Außig in Böhmen beschäftigt war, ist daselbst am Freitag in einen ca. 27 Meter tiefen Brunnen ge stürzt, wodurch er den sofortigen Tod gefunden hat. — Zwickau, 29. Jan. Die K. Kreishaupt- mannjchast hier giebt bekannt, daß das K. Ministe rium in Sachsen Geldsammlungen für die Hinter lassenen der in der Nordsee verunglückten Mann schaften von 6 Fischdampfern erteilt hat. — Zwei Burschen im Alter von 12 resp. 13 Jahren wurden am Donnerstag in einer Restauration in Meeraue festgenommen. Sie sind Söhne eines in Gera wohnhaften Dienstmannes und schon seit 14 Tagen treiben sie sich bettelnd und stehlend in hiesiger Gegend herum. Unter anderem wird den jugendlichen Ausreißern ein in Ronneburg ausge führter Ladendiebstahl zur Last gelegt. Bei dem Transport nach ihrer Heimatsbehörde stellte sich heraus, daß beide die Füße auf ihrer Wanderung erfroren haben, weshalb sie im Stadtkraukenhause in Meerane Aufnahme finden mußten. — Die Stadt Glauchau hat eine mit 3fts Prozent verzinsliche Anleihe im Betrage von 1,600,000 Mark ausgenommen; dieselbe ist längstens in 44Jahren zurückzahlbar, doch kann vom Jähre 1901 an eine verstärkte Tilgung eintreten. Die Anleihe ist von der Diskontogesellschaft in Berlin übernommen worden und wird von derselben in nächster Zeit an den Markt gebracht werden. — Schwaben bei Waldenburg, 29. Januar. Vorgestern nachmittag bereitete sich ein ungesähr 13jähriger Schulknabe durch Leichtsinn ein jähe^ Ende, indem er bei seinem Bruder auf einen Stuhl stieg, seinen Leibriemen an der Decke befestigte und seinen Kopf in die geformte Schlinge steckte. Plötz lich fiel der Stuhl um, so daß der Knabe frei in der Luft schwebte und da keine Hilfe da war, deu Erstickungstod fand. Er hatte einem jüngeren Knaben einen Spaß vormachen wollen, der ihm das Leben kostete. — Oberlungwitz, 28. Jan. Der gestrige Geburtstag unseres Kaisers wurde auch bei uns fest lich begangen. In der Herberge zur Heimat hielt der Evangelische Arbeiterverein einen Familienabend ab. Den Vortrag hatte Herr Pastor Schmidt aus Langenberg übernommen. Nachdem der Vortragende des Kaisers gedachte, behandelte er in kräftigen, wertvollen Ausführungen sein Thema: Das deutsche Volk und das Evangelium, indem er forderte: Chri stus und sein Evangelium heilige unsere Reden und unsere Arbeit und lasse uns ruhen in ihm hier und dort. Außerdem sprach Herr Pastor Laubs über des Frankenreiches frühere Zeiten. — Einer der sich nach Freiheit sehnte und dies jetzt im Gefängnis zu büßen hat, ist der 1870 in Niederzwönitz geborene, wegen Betrugs und Diebstahls bereits vorbestrafte Strumpfwirker Fried rich Maximilian Löffler. Derselbe ist ein höchst arbeitsscheues Subjekt und deshalb war er in der Bezirksanstalt zu Stollberg untergebracht worden. Hier gefiel es ihm nicht und am 7, Dezember v. I. entwich er, der Anstalt zugleich den eignen Anzug und einem anderen Sträfling einen Anzug im Werte von 20 Mk. entfremdend. Jetzt wußte Löffler nicht gleich, wohin er sich wenden sollte, doch die Not macht erfinderisch und so benutzte er das Augenlicht einer halberblindeten Frau, um dieselbe in frivoler Weise zu täuschen. Seit bereits 10 Jahren befindet sich nämlich in der Bezirksanstalt zu Stollberg ein Blödsinniger, dessen alte, sehr schwachsichtige Mutter in Auerbach bei Thum wohnt. Dahin begab sich Löffler, suchte dis alte Frau auf und gab sich — da er mit dem Blödsinnigen viel körperliche Aehn- lichkeit hat — als deren Sohn „Louis" aus. Die Frau glaubte auch, ihren Sohn vor sich zu haben und geriet darüber in große Freude. Sie gab ihm Abendbrot und bereitete dem „wiedergewonnenen Sohne" ein Nachtlager. Löffler hatte Hunger und ließ sich daher das Abendbrot gut munden. Doch, man soll sein Glück nicht vor Mitternacht lobe» und so war es auch hier, denn die alte Frau erhielt noch an jenem Abend seitens einiger Verwandten Besuch und diese sagten zu Löffler, daß er doch „Louis" nicht sei. Doch der Angeklagte besaß die Frechheit, selbst diesen Leuten gegenüber seine einmal aufgenom mene Rolle als „Louis" weiter zu spielen. Die Mutter wußte nun nicht, wem sie glauben sollte, neigte aber schließlich ihrem „Sohne" mehr zu, als den anderen und behielt ihn. Die Verwandten ver ständigten von der Sache den Gemeindevorstand und dieser machte dem „Spaße" insofern ein Ende, als er am anderen Morgen den Löffler verhaftete. Auch diesem Beamten gegenüber gab sich Löffler als den „Louis" der alten Frau aus. Da die Schuld Löff lers nach jeder Richtung hin erwiesen war, wurde derselbe von der II. Strafkammer des Chemnitzer Landgerichts zu 1 Jahr Gefängnis, 2 Wochen Haft und 3 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. — Plauen. Der jhohe Schnee schadet dem Wilde ungemein; so wurde am Sonntag von einem Bahnarbeiter in der Nähe der Leuchtsmühle auf Flur