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lWtiMtztMTiMU Wochen- und Rachnchtsblntt zugleich HtWfts-AnMkk fir Hchudmf, Mütz, Kemtirs, K»d«f, Egidien, Hemrichsort, Mnie»«»Mülse«. UmtWÜRt! Mr ÄesT Stadt'M M Lichte Aei«, Rr° 23. Sonntag, dey 27. Januar 1895. Meses Blatt erscheint tSgSich (außer Sonw- Mw festtags) abends für de« folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer Ui Pfennige. —: -Wellungen nehmen außer der Expedition in .Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postvoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Auf Folium 230 des hiesigen Handelsregisters ist heute verlautbart worden, daß die daselbst eingetragene Firma Paul Stürze! in Hohndorf erloschen ist. KöNigliches Amtsgericht Lichtenstein, am 24. Januar 1895. Gehler. Auf dem_ die Firma C. F- Mothes in Lichtenstein betreffenden Folium 18 des hiesigen Handelsregisters ist heute verlautbart worden, daß die bisherigen Inhaber derselben, der Fabrikant Herr Gruft Ferdinand Ai und Frau Auguste Hedwig verehel. Lindig verw. gewesene Jahn geb. Mothes, beide in Lichtenstein, ausgeschieden sind und der Kaufmann Herr Friedrich Auto» Lindig daselbst nunmehr Inhaber der Firma ist. Lichtenstein, am 24. Januar 1895. König!. Amtsgericht. Gehler. R. Dsm Kaiser! (Zum 27. Januar.) Von jeher hat seit der großen Zeit der Begrün dung des neuen deutschen Reiches Kaisers Geburts tag den neutralen Boden gebildet, auf welchem sich die widerstreitenden politischen Gesinnungen urd Meinungen immer wieder friedlich zusammenfandev, um vereint an. diesem Tage nur das unerschütterliche Monarchische Gefühl aller wahren Deutschen, die ge> meinsame Freude an Kaiser und Reich zum erheben den Ausdruck zu bringen. Und je leidenschaftlicher und erbitterter sich die Parteikämpfe infolge der vielfach so eigentümlichen, unerfreulichen Entwickelung der Verhältnisse im neuen Reiche gestaltet haben, je mehr die ursprünglich so hell emporgeloderte Flamme des Reichsgedankens unter verschiedenen häßlichen Einflüssen wieder in sich zusammenzusinken schien, desto schärfer hat sich die Feier von Kaisers Geburtstag als die eines echt nationalen Festtages des deutschen Volkes aus den politischen Tageswirren hervorge hoben, desto mehr ist sie zu einer alle Kreise und Stände unserer Nation umschlingenden Festlichkeit geworden. So war es schon zu den Zeiten des un vergeßlichen Kaiser Wilhelms I., und so ist es glück licherweise auch heute noch, da kraftvoll der Enkel des ersten Zollernkaisers die Zügel der Reichsgewalt in Händen hält. Die Stimme der Parteileiden schaften schweigen an dem Tage, der dem erlauchten Schirmherr« des Reiches gehört, dafür tritt wieder einmal die Freuds an den herrlichen Errungenschaften, welche uns die gewaltige Zeit von 1870/71 gebracht, voll in ihre Rechte, und froh vereinigen sich von neuem die Wünsche aller Patrioten, daß der Himmel den berufenen ersten Vertreter des Reichsgedankens, den erlauchten Träger der Kaiserkrone, unsren Kaiser Wilhelm II., auch fürder m seinen gnädigen Schutz nehmen möge. Gewiß bedarf es aber nicht einer nochmaligen Hervorhebung dessen, was Kaiser Wilhelm II. in seiner nun fast siebenjährigen Regierungsthättgkeit zum Wohlergehen unseres gemeinsamen Vaterlandes erstrebt und qethan. Denn wir Alle wissen es ja, daß Kaiser Wilhelm vom Beginn seiner Regierung an bis zum heutigen Tage rastlos und mit segens reichem Erfolge bemüht gewesen ist, die Wohlfahrt des deutschen Landes und des deutschen Volkes auf den verschiedensten Gebieten zu fördern, während er nach außen hin die zielbewußte Friedenspolitik seines unvergeßlichen Großvaters ebenfalls erfolgreich fort gesetzt hat. Mit vollstem Recht wird daher auch Wilhelm II. schon längst ein echter und rechter Frie denskaiser genannt, der bis zur Stunde in den herr lichsten Werken des Friedens nach innen glänzt, und sich nach außen als einen der mächtigsten Schirmer des Völkerfriedens erwiesen hat. Mit freudigem Stolz und unerschütterlichem Vertrauen blicken daher die Stämme Deutschlands zu dem bewährten Schirm herr» des Reiches empor, sie sind deß gewiß, daß unter seiner Führung Deutschland auch fernerhin die Bahnen stetigen ersprießlichen Fortschrittes wandeln und auch fernerhin einen Ehrenplatz im Rate der Nationen einnehmen wird. Im erfreulichsten Wohlbefinden tritt unser Kaiser heute in sein 37. Lebensjahr ein, und im Be- sitze einer wahrhaft bewunderungswerten geistigen Spannkraft und Elastizität, die den hohen Herrn trotz der vielerlei Anforderungen seines verantwo» tungSreichen Herrscheramtes immer gleich frisch und kräftig erhält. Das Familienleben des Monarchen ist das denkbar glücklichste, wie denn die gesamte Häuslichkeit des Kaisers ja von Anfang an ein Musterbild wahren deutschen Familienlebens gewesen ist, und daher kommt es denn auch, daß das deutsche Volk an allen Vorgängen in der Kaiserfamilie stets den lebhaftesten Anteil genommen hat. Immer aber ragt unter denselben Kaisers Geburtstag hervor, freudig und begeistert feiert Alldeutschland auch dies mal das Gsburtsfest des kaiserlichen Herrn mit und donnernd erbraust es darum aufls Neue von den deutschen Alpen bis hin zum deutschen Meer: „Hoch unser Kaiser Wilhelm!" TagesKeschichte. *— Lichtenstein. Am 23. Januar ist in einem in Zwickau befindlichen Geschäft ein Schwindler aufge- reten, welcher eine Kleinigkeit kaufte und dafür ein 21-Markstück auf den Ladentisch legte. Nachdem von de: im Geschäft anwesenden Person auf das gewechselte Ged herausgegeben, ohne das 20-Markstück wegge- nonwen zu haben, verlangte der Schwindler noch eine Wenigkeit. Während sich mm der Verkäufer umdreste, um ihm das Verlangte zu geben, strich der Betrüg«: mit dem gewechselten Geld auch das 20- Markstük ein und verschwand. Hierzu erfährt man noch, daß der Schwindler an demselben Abende noch in mehrer« Geschäften dort ausgetreten und ihm auch geglüfi ist, in einem solchen Geschäfte noch 20 Mark zu fehlen. Dieselben Manipulationen ver suchte er euch mit 100-Markscheiven. Es gelang ihm jedoch niht, hierbei Geld an sich zu bringen. Der Schwindlr ist etwa 24 Jahre alt, mittlerer Statur, hat duckten Schnurrbart, trägt einen kurzen dunklen Sackwüterrock, sehr weite Hosen (Gigerl- Hosen) und hat irdischen Typus. Da es nicht un wahrscheinlich ist, daß derselbe auch in hiesiger Stadt und Umgegend aufnU, so ist Vorsicht nötig und bei ev. Auftreten diesem Schwindlers von dem betr. Ge schäftsinhaber Anzeiß an die Polizeibehörde zur Hab- haftmachung sofort u erstatten. *— Seit Sonnag hat die Venus zum ersten Male in diesem Jahr^ die Erdbewohner als Abend- stern begrüßt. Sie wrd bis gegen Ende August den Westhimmel mit zunehmndem Glanze schmücken. Im September geht sie, ungsehen, zwischen Sonne und Erde hindurch und tauht um die Mitte des Ok tobers am Osthimmel wiedx auf. Die Venus beschließt das Jahr 1895 als Movenstsrn, nimmt aber erst im Frühjahre 1896 Abschid von der Erde, um sich jenseits der Sonne zu begeen. Von letztem Sonn tage ab wächst die Dauer «rer Sichtbarkeit täglich um 5,5 Minuten, sodaß dieVenus am I. Februar bereits eine Stunde und 8 Limiten nach Sonnen untergang sichtbar bleibt. A, Abende des letztge nannten Tages findet eine ZuMmenkunst zwischen der Venus und dem schnellster exzentrischen aller Planeten, dem so selten sichtbare Merkur statt; er wird im ganzen 38 Bogenminute, nördlich von der Venus stehen. Bis zum 5. Februr entfernt er sich mit scheinbar abnehmender Geschwihjgkeit von ihr, sodaß er am 10. von der Venus überholt wird. Merkur kehrt an diesem Tage zur Sonne zurück, während die Venus ihren östlichen lauf fortsetzt. Man wird also an zehn Abenden hinduch den Mer kur mit freiem Auge leicht auffinden könen. W — Eine auffällige Erscheinung ist e. daß schon jetzt so häufig Maikäfer lebend und mnter unter der Erdrinde angetroffen werden. Man ull daraus schließen, daß es mit dem Winter nicht nehr viel auf sich haben wird, daß aber in diesem Ihre ein Maikäserflugjahr zu erwarten ist. Auch die Beobach tungen verschiedener Imker sollen darauf schließen lassen, daß der stärkste Frost in diesem Winter meist hinter uns liege. Die Letzteren prophezeien ein sehr zeitiges Frühjahr. — Es seien dis Damen daran erinnert, bei Frostwetter keinen Schleier zu tragen. Der warme Hauch, der dem Munde entströmt, wird durch den Schleier gewissermaßen gefesselt, der eisige Wind krystallisiert ihn und dis Nase hat den Schaden da von: man kann nämlich auf diese Weise die Nase er frieren, ohne daß man es merkt. Zum Schutz gegen Staub und rauhe Luft mag der Schleier dienen, nicht aber bei Frostwetter. — Wir erinnern daran, daß die Orts-, Fabriks- und Jnnungs.Krankenkassen, sowie eingeschriebenen Hilfskassen spätestens im Monat Februar auf das vorhergegangene Jahr die Kassenübersichten und Rech nungsabschlüsse bei der Aufsichtsbehörde sinzureichen haben. — Am 12. und 13. Februar wird die Oeko- nomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen ihren diesjährigen Saatmarkt in den Räumen des Italie nischen Dörfchens zu Dresden abhalten. Im In teresse der sächsischen Landwirte wird es nur liegen, diese Einrichtung, welche dazu dienen soll, den direk ten Verkehr zwischen Produzent und Konsument zu heben, nach Kräften zu unterstützen. Dem Käufer wird durch den Saatmarkt der Vergleich der Erzeug nisse verschiedener Gegenden und Züchter ermöglicht und ihm außerdem Garantie für Reinheit und Keim fähigkeit geleistet, worauf nicht nur bei den feineren Sämereien, sondern ebensogut auch bei Saatgetreide, ein großer Wert zu legen ist. Dem Verkäufer aber soll durch den Saatmarkt eine vorteilhafte Absatz quelle geschaffen werden. Außerdem wird die Oeko- vomische Gesellschaft, um den Saatmarkt von einer übergroßen Anzahl Kartoffelproben zu entlasten, vom 1. Februar bis 20. März d. I. in ihren Geschäfts räumen sine fortlaufende Ausstellung von Saat-Kar toffeln veranstaltet, sich vorbehaltend, die für die Ausstellung eingesandten Proben mit auf den Saat markt zu bringen, wenn es im Interesse der Aussteller zweckdienlich erscheint und die Platzverhältnisse es ge statten. Interessenten erfahren Näheres durch die Geschäftsstelle der Oekonomischen Gesellschaft i. K. S., Dresden-A., Wienerstraße 13, von welcher auch Saatmarkt-Ordnung, Anmeldescheine re. unentgeltlich zu beziehen sind. — Kommt am vergangenen Sonntage eine Dresdner Obst- und Grünwarenhändlerin zu einem Photographen und bestellt sich ein Dutzend Visitphotographien. Nachdem der Photograph die Stellung der zu Photographierenden und den Apparat geordnet hatte, rief er derselben zu: „Sehr gut, sehr schön! Man merkt es doch, daß Sie schon einmal oder mehrmals gesessen haben! Also bitte, nur einen Moment ruhig!" Wütend wirst die Händlerin den Kohlkopf, mit dem sie sich photographieren lassen wollte, bei Seite und zankte: „Wissen Se, mei gutes Herrchen, ich bin nich zu Sie gekommen, daß Sie mir vorwerfen sollen, ich hätte schon vierzehn Tage gesessen !" und verließ eiligst das Photographie-Atelier. — Der Glauchauer Kantor, Organist und Lehrer Herr R. Finsterbusch, ein treuverdienter Musiker und Pädagog, der weiten Kreisen als erfolgreicher Kom ponist, wie auch als stimmbegabter Solobaritonist, bekannt geworden ist, will am 16. April d. I., an dem er das 50. Jahr seiner amtlichen Wirksamkeit vollenden wird, in den Ruhestand übertreten.