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früher Wochen- und Nnchnchtsblatt Er, 15 1895 MWichek MttMiüEmitnid miZ—1Hr Vgl. - Der SLadtraL. Lange. zum 16. Februar« dieses Jahres gegen besonders zu erteilende Quittung an die hiesige Stadtsteuer-Eiunahme abzuführen. Lichtenstein, den 15. Januar 1895. — Dis Amtshauptmannschast Chemnitz hat angeordnet, daß einsitzige Fahrräder nur von einer Person benutzt und Kinder auf von Erwachsenen be nutzte Fahrräder überhaupt nicht mitgenommen wer den dürfen. — Herr Schulrat Friedrich Wilhelm Gruhl, welcher früher das Amt eines Bezirksschulinspekiors in Glauchau verwaltete, ist vorgestern früh, 77 Jahre alt, nach kurzen aber schweren Leiden in Chem nitz gestorben. Der Verstorbene wurde s. Z. zum Ritter des König!. Sachs. Albrechtsordens I. Klasse ernannt. — Mylau, 13. Jan. Sin sehr beklagens werter Unglücksfall hat sich hier beim Ausschachten des Fehlgrabens zur elektrischen Anlage bei der hie sigen sogenannten Schotenmühle zugetragen. Der Ar beiter Gündel war bei dem Bau mit Felsenspaliungen beschäftigt und stieß mit seiner Hacke auf ein im Fels- gestein verborgenes, noch geladenes Geschoß, das noch nicht explodiert war. Durch Entzündung desselben wurde Gündel das eine Auge gänzlich ausgerissen und das andere schwer verletzt, außerdem wurden ihm aber noch bedeutende Verletzungen am Kopse, den Armen und Händen zugefügt, sodaß der Arme in das Kreiskraukenstift in Zwickau überführt und ihm die rechte Hand und von der linken Hand zwei Finger abgelöst werden mußten. Ein anderer bei diesem Vorfall mitbrschäftigter Arbeiter wurde leicht verletzt und geht seiner Beschäftigung bereits wieder nach. — Adorf, 13. Jan. Ganz unglaubliche Schneemengen liegen jetzt im oberen Vogtlands und erschwere» der. Eisenbahnverkehr erheblich, machen auch die Kommunikativ» zwischen einzelnen Ortschaften oft ganz unmöglich. Falls plötzliches Tauwetter eintreten würde, wäre die Ueberschwemmungsgefahr im Gebiete der Weißen Elster eine hohe. — Seitdem die Natur eine dichte, undurchdringliche Schneedecke trägt, kommt das Wild bis in die Straßen der Stadt und auf öffentliche Plätze, um Nahrung zu suchen. Es sind in den letzten Tagen Rebhühner, Fasanen und auch Hasen in unmittelbarer Nähe menschlicher Wohnungen beobachtet worden. Auch ein starker Flug Schneegänse zog am Mittwoch in südlicher Richtung über unsere Stadt. Auffällig ist ferner das häufige Auftreten der wilden Enten, die sich an den frost freien Stellen der Weißen Elster und an den Teichen, denen die Brauereien das Eis entnommen haben, aufhalten. — Olbernhau, 13. Jan. Die bei dem Bött cher Wittig hier wohnende Witwe Berger hatte kürz lich ihre gefüllte, nicht geöffnete Wärmflasche in den heißen Ofen gestellt, um den Inhalt zu erwärmen. Die Wärmflasche explodierte hierbei und zertrümmerte den Ofen gänzlich, wobei die Frau von den herum fliegenden Stücken so am Kopfe verletzt wurde, daß sie im hiesigen Krankenhause untergebracht werden mußte. — Am Abende des 1. November vorigen Jahres gelang es einem schweren Verbrecher, der noch sieben Jahre Zuchthaus zu verbüßen hatte, aus dem Wald Heimer Zuchthaus auszubrecheu. Der Flüchtling war der am 18. Oktober 1863 in Ostpreußen gebo rene Dienstknecht Heinrich Adolf Demull, gen. Zir- pinski, welchem nach verschiedenen kleinen Vorstrafen am 16. Juli 1892 wegen einer Reihe versuchter und vollendeter Diebstähle vom Landgericht Leipzig 9 Jahre Zuchthaus und 10jähriger Ehrverlust zuerkannt worden waren. Die Flucht des verzweifelten, mit einem Schustermeffer bewaffneten Menschen, versetzte die ganze Umgebung in andauernde Unruhe und Besorgnis, zumal die zu seiner Verfolgung entsandten Mrses Blatt erscheint täglich (außer Sonn« Md Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Eiuzelrie Nummer 1k Pfennige. —> Zustellungen nehme» außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisen. Postanftalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteRS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein Mittwoch, sm 16. Januar BelMMNMchsmg. Dsr am 1. Februar fällige erste diesjährige Gruudsteuertermin ist, obwohl die Sleuerzettel nach diesem Zeitpunkte erst in die Hände der Bei tragspflichtigen gelangen werden, pünktlich, längstens aber bis Militärpatrouillen erfolglos von den unternommenen Streifzügen zurückkehrten. Demull war nach seiner Flucht nach Bärwalde gekommen, wo er in ein Bauern gut einstieg und eine Menge Kleidungsstücke, eine Ziehharmonika und 60 Pf. bares Geld stahl, wodurch es ihm möglich wurde, sich der Sträflingskleider zu entledigen und die österreichische Grenze zu erreichen. Er sollte sich jedoch der Freiheit nicht lange freuen, er wurde schon am 7. November in Teplitz festge- nommen, aber infolge verzögerter Benachrichtigung au die WaldHeimer Anstaltsverwaltung erst am 24. November wieder nach Waldheim eingeliefert. Das königliche Landgericht diktierte ihm am Freitag eine Zusätzsttiife von 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus zu. Der Verbrecher wurde nach seiner Verurteilung sofort wieder in Ketten gelegt und nach Waldheim zmücktransportiert. — Borna, 13. Jan. Wie anderwärts, so haben auch hier in den letzten Tagen militärische Winterübungm stattgeftrndm. Es wurde seitens des hier garnisoniereuden Karabinierregimcnts das Ab kochen im freien Felde geübt und hierzu ein Stück Gelände in der Nähe der neuen Kaserne als Biwak- Platz benutzt. Sehr interessant war es für den Laien, zu sehen, wie schnell trotz so mancherlei Beschwerden, welche durch den in letzter Zeit in großen Massen gefallenen Schnee entstanden waren, die Kochgräben durch die Mannschaften hergestellt und in welch kurzer Zeit die Speisen abgekocht wurden. ß Al t e n b ur g, 14. Jan. Der hiesige Männer- gesangvereiu wird in diesem Jahre eine Sängerfahrt nach Schweden unternehmen. Dieselbe wird Mitte Juli angstreten und soll ungefähr zwei bis drei Wochen dauern. Ob sich die Reise auch auf Nor wegen und Dänemark erstrecken wird, ist noch nicht festgestellt worden. Vorläufig sind Concerte in Stock holm geplant und die Vorbereitungen hierzu sind schon getroffen. Außer Kompositionen mit deutschem Texte werden auch schwedische und norwegische Gesänge ins Programm ausgenommen. § Berlin, 14. Jan. In der heutigen Sitzung der Geschäftsordnungskommission des Reichstages hob der Präsident v. Levetzow hervor, der Ton in den Reichstagsdebatten habe sich verschoben, indem häu figer als sonst die staatlichen Einrichtungen, die po litischen Parteien und die Abwesenden beleidigt wür den, daß man sich auch nicht scheue, die Person Sr. Maj. des Kaisers in die Debatte zu ziehen. Der Vorfall in der ersten Sitzung habe ihn, v. Levetzow, veranlaßt, sofort mit seinen Kollegen im Präsidium darüber zu beraten. Er habe versucht, den Antrag des Staatsanwalts gegen den Abg. Liebknecht zu hin tertreiben. Die bisherigen Disziplinarmittel feien unzureichend, er wünsche ein wirksameres Disziplinar mittel, welches das Haus zu beschließen habe, ferner die Herabsetzung der Beschlußfähigkeitsziffer in Ge schäftsordnungsfragen und die Ermächtigung zur Erteilung einer Rüge an ohne Entschuldigung fehlende Abgeordnete. Abg. Singer bestreitet das Bedürfnis, gegen den Ton im Reichstage verschär fende Maßregeln zu ergreifen, denn verglichen mit anderen Ländern, gehe es im deutschen Reichs tage noch verhältnismäßig ruhig zu. Die Abgeord neten bedürften des Schutzes gegen die Bundesrats mitglieder, die Fehlenden würden durch Namensauf ruf schon genügend gekennzeichnet. Abg. Bachem (Zentrum) ist geneigt, den Ton des Hauses verbessern zu helfen. Die Ausschließung von den Sitzungen sei jedoch nur durch eine Verfassungsänderung möglich. Abg. Gamp erklärt sich für Verschärfung der Dis- ziplinarmaßregeln. LKgesgeschichre. *— Lichtenstein. Ueber den bereits ge meldeten Heimgang Ihrer Durch!. Prinzessin Ida von Schönburg-Waldenburg schreibt das „Schönburger Tageblatt" unterm 14. Januar: In der vergangenen Nacht verschied zu Dresden im Diakonissenhause, wohin sie sich wegen eines mehr akut austretenden Leidens batte bringen taffen, Ihre Durchlaucht Frau Ida, Reichsgräfin von Wartens- leben, geborene Prinzessin von Schönburg-Waldenburg. Frau Reichsgräfin von Wartenslrben war die Tochter Sr. Durchlaucht des Fürsten Otto Victor und Ihrer Durchlaucht der Fürstin Thekla von Schönburg- Waldenburg und die älteste Schwester des verewigten Fürsten Otto Friedrich. Die hohe Entschlafene war am 25. April 1821 geboren und hatte sonach ein Alter von nahezu 74 Jahren erreicht. Seit mehreren Jahren lebte die hohe Frau in Dresden, einfach und anspruchslos wie sie immer gewesen, in der Stille wohlthätig und hilfreich. Ihr Andenken bleibt im Segen. Die irdische Hülle der Verewigten wird nach Lichtenstein gebracht und in der Gruft des dortigen Schlosses beigesetzt werden. — Der am Sonntag aufgetretene Schneesturm hatte für den Eisenbahnverkehr innerhalb Sachsens, welcher bis jetzt noch ziemlich regelmäßig aufrecht erhalten werden konnte, nun ebenfalls schwere Stö rungen zur Folge. Die Linie Großhartmannsdorf- Brand war eine der ersten, auf der der Betrieb wegen großer Verwehungen eingestellt werden mußte, die Verbindung mit Freiberg wurde durch die Züge der Langenau-Brander Linie aufrecht erhalten. Nach dem man am Sonntage mit zahlreichen Kräften und unermüdlich an der Beseitigung der Schneemassen gearbeitet hatte, konnte gestern mit dem Frühzuge der Betrieb zwischen Großhartmannsdorf und Brand wieder ausgenommen werden. Ebenso hart wurde die Strecke Neustadt-Krumhermsdorf der Schandau- Bautzver Linie betroffen: daselbst ruht der Verkehr noch vollständig. Es ist hier nur eine Jnterkommuni- kation zwischen Schandau und Sebnitz möglich. Dem Mittags gegen ^12 Uhr von Dresden-Friedrichstadt nach Großenhain abgegangenen Güteizuge Passierte das Mißgeschick, daß er im Einschnitte zwischen Zitzschewig und Weinböhla im Schnee sitzen blieb. Erst nach Bemühungen und nach Zuhilfenahme von Vorspann- und Schiebemaschine gelang es, den Zug flott zu machen und nach Weinböhla zu bringen. Die Elsterwerdaer Strecke ist jedoch, dank den unaus gesetztesten Bemühungen der Bahnorgane, für den Verkehr offen geblieben. Die internationalen Ver bindungen dienenden Schnellzüge trafen Sonntag und Montag sowohl aus dem Süden, wie aus dem Norden und Westen mit bedeutenden Verspätungen ein, teilweise erreichten sie sogar die Anschlußzüge nicht mehr. — Wegen Schneeverwehungen ist der von der fiskalischen Straße in Mülsen St. Jacob abzweigende Kommunikationsweg nach Auerbach für den Verkehr gesperrt. — Schulden folgender sächsischer Städte: Roß wein batte am Ende des Jahres 1893 noch 447,112,11 Mk. Schulden; Annaberg 1,756,000 Mk.; Auerbach 599,000 Mk.; Buchholz 819,000 Mk.; Ehrensrie- dersdorf 228,000 Mk.; Falkenstein 391,000 Mk.; Geyer 265,000 Mk.; Grimma 712,000Mk.; Großen- Hain 1,654,000 Mk.; Hohenstein 463,000 Mk.; Leisnig 708,000 Mk.; Limbach 845,000 Mk.; Mitt weida 789,000 Mk.; Pirna 1,800,000 Mk.; Sebnitz 441,000 Mk.; Stollberg 479,000 Mk.; Zschopau 854,000 Mk. zugleich IrsWr-AWMk fir Kühndorf, Wdlitz, Ktrssdnf, Msdms, Ä. Szidie», HeinMsürt, Mmrim». Mist«.