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TiWMMMWW Wachm- «Ah Nachkichtsblatt Zugleich AesWs-AMM für Hihsttrf, Mlih, KmÄnf, Wsdnf, Ä. KOm, Hemrichmt, Wrics«««MAsta. Amtsblatt für den Stadttat z« Lichtenstein. Rr. 7 18S5 —IsHrgaKg. MMwoch, dm 9. Januar lMeö Blatt erscheint täglich (außer Sonn« mck Festtags» abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. ;Mtrllungen nehme« außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisern PostanftMen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder bereu Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. " MsAlichtk WSkH MEmMÄ M12—M. AN ttisM. Sonttsbettd, dem 1Z. JamRsr 189S, vormittags KO Uhr sollen in I. Forbsrges's Restauration 1 Stück Hosenstoff (4ffs Mete? lang), 1 „ Winiei Überzieherstoff (2 Meter lang) und 5 „ Damsnjacketts gegen Barzahlung versteigert werden. Lichtenstein, den 8. Januar 1895. Der Ratsvsllzieher» Röhnisch. Lagesgeschichte. *— Lichtenstein. Nach dem „Jahrbuch der Schule Babelsbergers für 1895" bestehen gegen wärtig 883 Vereine mit 26650 ordentlichen Mitglie dern, welche die Stenographie Babelsbergers pflegen. Von diesen Vereinen und an 887 Lehranstüllen wurden 1894 zusammen 62065 Schüler in die Kunst e-nge- fühn. Schon diese Zahlen weisen wieder eins er freuliche Zunahme gegen das Vorjahr auf, und da bei sind Tausende von Stenogrsphllkundigen, die den Vereinen fernstehen, nicht mitgezählt. Beweis genug dafür, daß man den Nutzen der Stenographie mehr und mehr erkennt. *— (Geschäftsgang im Jahre 1893.) In dm hier fabrizierten seidenen und baumwollenen Che nillen- und andere« Phantasietüchern setzte das Früh- jahrsgeschäft wahrscheinlich in Nachwirkung der guten 1892er Ernte auf dem deutschen Markte lebhaft ein und wurde noch durch die steigende Tendenz in Seide genährt, welche Manchen Abnehmer zur Erteilung von Bestellungen auf spätere Monate bewog. Nach Aus führungen derselben trat aber im Herst und Winter, sonst der Hochsaison, für diese Artikel eine außerge wöhnliche Stills ein und namentlich machte sich ein Mangel an Nachbestellungen fühlbar. Der Konsum beschränkte sich in der Hauptsache nm noch auf ge ringe Qualitäten zu den billigsten Preisen, wie dies in wirtschaftlich ungünstigen Zeiten immer zu sein pflegt. Das Jahresergebnis dürfte nur wenige Fa brikanten befriedigen, indem durch das obenerwähnte Steigen in Rohseide der Nutzen geschmälert wurde und später auch der Absatz noch eins Verminderung erfuhr. Die vorhandenen Arbeitskräfte waren, mit wenigen Ausnahmen, das Jahr hindurch voll be schäftigt, und zwar zu Löhnen wie im Vorjahre. Lie verarbeiteten Materialien waren Tuffah, baum wollene Garne und Zephier. Die Nachfrage speziell in baumwollenen Waffeldecken war das ganze Jahr hin durch eins rege; trotzdem wurden dis Preise immer mehr gebrückt und es mußten di« Ordres, obgleich Baum wolle im Werte bedeutend gestiegen war, zu dm frü heren billigen Notierungen ausgeführt werden. Als Absatzgebiete werden Deutschland, Schweden, Süd amerika und Indien genannt. — Es ist geradezu unbegreiflich, daß Leute, dis jahraus jahrein mit Pferden umgehen, diese Tiers so wenig zu behandeln verstehen. Sehen .wir uns zu nächst die Pferdxstäüe an; dieselben sind oft dunkel und dämmerig, in Kellergeschossen untergebracht, unrein, zu heiß und dunstig oder zu kalt. Augen- und Lungenkrankheiten sind die Folge der Barbarei! Nur als eru wahres Uuding können die hoch an der Wand angebrachten Heuraufen bezeichnet werben. Wer dieselben erfunden hat, muß eine Giraffe beim Fressen beobachtet und sie für ein Pferd gehalte» haben; das Pferd im Naturzustaude Nimmt seins Nahrung vom Bode» auf, nicht aber von Bäumen wie dis Giraffe oder der Elefant. Bei dem Fressen von der Rauf« fallen dem Tiere unzählige kleine Sämereien und Heustaub in die Nüstern und Augen und verursachen Erkrankungen der Atmungsorgane, sowie Entzündung der Augen, ost Erblindung. — Die neuerdings durch die Zeitungen laufende Mitteilung, daß nicht erst mit dem 31. Dez. 1900, sondern schon mit dcm 31. Dez. 1894 volle 1900 Jahre seit der Geburt Christi verflossen seien, erklärt der bekannte Astronom Schmig im „Leipz. Tagebl." als einen Irrtum, der schon vor mehreren Jahren widerlegt worden sei, aber immer wieder auftauche. — König Albert hat den Geheimen Regierungs rat vr. Karl Heinrich Moritz Wichtig unter Verleih- ung des Ranges und Titels eines Geheimen Rate zum Ministerialdirektor, und den Bürgermeister M. Franz Wilhelm Fürchtegott Böhme in Freiberg unter Verleihung des Ranges und Titels eines Geheimen Regieruugsrates zum Vortragende» Rats beim Mi nisterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ernannt. — Dresden, 4. Jan. Am 11. Januar nach« mittags 4 Uhr wird die Ökonomische Gesellschaft im Königreichs Sachsen ihre dritte ordentliche Vortrags- Versammlung im laufenden Winterhalbjahr in der „Deutschen Schänke zu den 3 Raben", Manenstraßs, abhalteu. Das Augs des denkenden strebsamen, deut schen Landwirts muß heute Mehr denn je auf die englischeLandwirtschaft gerichtet sein, um zu beobachten, wie sich dieselbe vor dem Anprall der überseeischen Konkurrenz ohne die SLutzmauern der Getreidezölle aufrecht erhält. Herr Prof. Dr. Backhaus in Göt tingen, der die englischen Verhältnisse aus eigener Anschauung kennt, wird m obiger Versammlung über die Agrarverhältnisse Englands sprechen. Er wird kurz die natürlichen und wirtschaftlichen Zustände Großbritanniens im Vergleich mit den unsngm dar- Legen und daran zeigen, wie weit die englische Ar-- grarvolitik für uns als Beispiel dienen kann. Haupt sächlich wird er dann die englische Viehzucht und das, was sie uns als Vorbild bietet, schildern, da die Bevorzugung der Viehzucht doch das wichtigste Abwshrmittel Großbritanniens gegen die fremdlän dische Konkurrenz bildet und da bei unseren jetzigen Preisverhältnissen — den billigen pflanzlichen Pro-- dukten und den teuren tierischen Produkten -- für den deutschen Landwirt derartige Winks zur Hebung der Viehzucht gewiß von Bedeutung und Interesse sind — Eintrittskarten für Ntchtmitglieder sind in der Kanzlei der Oekonomischen Gesellschaft, Dresden- DZrrch Kampf zum Glück! Novelle von H. Limpur g. RaLdruck «erdoteu. (Schluß.) „Ich will nicht", grollte Sittah mit blitzenden Augen und verriet sich dabei unwillkürlich, daß sie Alles verstanden habe. Aber die geballten Hände des Masurenmädchens zogen bas zarte Geschöpf blitzschnell zu Boden, einige Minuten lang rangen sie Brust an Brust miteinander, dann unterlag Sittah und fiel zu Boden, jedoch nicht ohne vorher ihrer Feindin einen furchtbaren Schlag vor die Brust ver setzt zu haben. Anna taumelte, dann aber ergriff sie hochaufatmend die Waffe und trat damit zu ihrer überwundenen Gegnerin. „Endlich habe ich Dich überwunden", grollte sie finster, „und nun sollst Du bekennen —" „Was willst Du von mir", schrie Sittah ge ängstet, wenn Du mich töten willst, so thue es bald". Anna hob langsam die Waffe, sie war geladen, ebenso langsam spannte sie den Hahn; das unheim liche Knacken trieb ein kaltes Schaudern über Sittahs Leib. „Wer hat Johns erschossen?" frug das große Mädchen streng und hob langsam die Pistole bis zur Kopfhöhe ihrer Gegnerin; diese schrie gellend auf und hob beide Hände, aber sie antwortete nicht. „Ist Dir Dein Leben denn nichts wert?" forschte Anna abermals, „ich zähle bis drei, hast Du dann nicht deutlich geantwortet — so " Sie voll endete nicht, aber Sittah wußte, was sie meinte. Noch ein zögernder Moment, dann sagte sie leise: „Ich bin es gewesen." „Ich wußte es," nickte Anna und aus der tiefen Stimme klang cs wie unsäglicher Triumph; „sprich weiter, wie ging Alles zu." „Jener erste Mann", erzählte die Indien», halb betäubt vor Angst, „der mich vom Feuertode errettete, liebte mich — und ich spielte mit ihm, aber ich hatte doch Angst vor ihm und hätte niemals sein Weib werden mögen." „Weiter, wie kam es, daß Du jenen Andern erschossest?" „Der Kapitän trat mit der Waffe ein und als er sie auf mich richtete, da — schlug ich sie ihm aus der Hand — und der Schuß ging los!" „Aber er glaubte, er habe selbst den Bruder getötet?" „Nein, denn ich hatte ja die Waffe bei mir." „Er dachte gewiß, sie sei ihm entfallen und Du habest sie genommen." „Er wollte mich schonen," murmelte Sittah, „deshalb nahm er den Schein auf sich, als sei er der Mörder." „Und seinem Vater hast Du erzählt, Willem habe den Bruder erschossen? Elendes Geschöpf, und das ist Dein Dank für das, was er an Dir gethan?" „Dankbarkeit kennen wir Indier nicht", meinte Sittah verwundert, „aber jener Tote gefiel mir besser, er war lebendiger und feuriger wie der Kapitän. O, Mädchen, laß mich gehen, ich muß fort von hier, die Luft ist eisig und die Menschen find mir fremd. Ich will wandern, bis ich in meine Heimat komme und Brahama banken, wenn ich den Staub von meinen Füßen geschüttelt habe". Anna wandte sich verächtlich ab, die Jndierin drohte ihr mit der geballten Faust. „Nun, so geh und lässest Du Dich morgen noch hier sehen, so schieße ich Dich mit eigner Havd über den Hausen wie einen tollen Hand". „Ich bete zu Brahama, daß ich Dich nie wieder zu sehen brauche", murmelte Sittah und ergriff mit zitternderHandihrsKleider,Shaw!s und deuPslz. Keine fünf Minutm darauf war sie im Dunkel verschwun den und niemand hat je mehr etwas von ihr ge sehen noch gehört. Mit einem leuchtenden Aufblick jubelnder Dank barkeit spannte Anna den Hahn des Revolvers ab und legte die Waffe beiseite. „Ich wußte es ja", flüsterte sie halb weinend, halb lachend, „er ist kein Mörder und der Vater wird ihn segnen, ehe er stirbt. O, Gott im Himmel, was kann doch der Mensch für Seligkeit ertragen". Und sie glitt mit gefalteten Händen zu Boden und betete lange inbrünstig, bis sie sich endlich mit feuchten Augen erhob. „Jetzt fort zum Vater", sagte sie leise vor sich hin, o, wenn doch Willem meine Liebe nicht verwerfen möchte!" Drin im Krankenzimmer war alles still und mit angehaltenem Atem lauschte der Kapitän, ob nicht bald der schwache Lebensfunke noch ein letztes Mal ausflackern möge; er konnte, er durfte noch nicht sterben, ohne ihm, Willem, vergeben und ihn gesegnet zu haben!