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Wochen- und NachrichtWM zugleich NtMtr-AMM M Hchndms, Wdlih, Kkk«sdorf, Kisdorf, AEMcn, Hemrichsort, Mmiknm«. MAsen Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. . Jahrgang. ----- — M. 6. Dienstag, den 8» Januar 1895. MestS Blatt erscheint täglich taußer Sonn- Mrd Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 23 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. —l ZMsllungm nehme« außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalts« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfenniges berechnet. — Annahnre der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VerordMNg, die Erhebung eines Zuschlages zur Einkommensteuer im Jahrs 18S3 betreffend, vom 3. Januar 1895. Auf Grund von Z 3 Absatz 2 des Finanzgesetzes auf die Jahre 1894 und 1895 vom 15. März 1894 (Gesetz, und Verordn.. Bl., Seite 94 flg.) wird hier mit Folgendes verordnet: Zur Bestreitung der den Voranschlag im Staatshaushaltsetat für die Finanz- Periode 1894/95 überschreitenden Herauszahlungeu an das Reich wird im Jahre 1895 ein allgemeiner Zuschlag zur Einkommensteuer nach Höhe von zehn Pro zent des ganzen Jahresbetrags und zwar je zur Hälfte in den geordneten beiden Steusrterminen erhoben. Dresden, den 3. Januar 1895. Ainanz-MmisteriuM. von Thümmel. Winkler. , MtMMZMchMg. Diejenigen hiesigen Bewohner, welche für das laufende Jahr einen Less- holzzettel wünschen, werden hiermit aufgefordert, sich bis Mittwoch, den 9. Jammr 1893 in hiesiger Stadtsteuer Gi««ahme persönlich zu melden. Lichtenstein, am 5. Januar 1895. Dee Stadtrat» Lange. Auktion. Donnerstag, den 10. Januar 1893, vormittags H0 Uhr sollen in der Restauration des Herrn Brauer allhier, als Auktionslokal, ver schiedene Möbel, ei« Sofa, ei« Schreibsskretäs, ei« Klsiderfskretär, ei«e Kommode, Ikohrstühle, S BettfteAe« mit Federhetteu, si«e Walzmaschine und ein Uuiversal-Drehstuhl für Uhrmacher, ei«e große Wanduhr, eine Weckeruhr, Spiegel, sowie eine Strickmaschine gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Lichtenstein, am 5. Januar 1895. Der GerichLsvMziehsr des König!. Amtsgerichts daselbst» Secr. Oeser. LsgesgsschichLe. Lichtenstein, 7. Jan. Im Kaufm. Verein im Saale des Ratskellers hier hielt gestern abend Herr Jens Lützen, Dozent für Astronomie an der Humboldt-Akademie zu Berlin, einen Vortrag über das Thema: „Ein Ausflug in den Wsltenraum." Der Vortragende führte seine aufmerksamen Zuhörer an der Hand der Wissenschaft und erläutert durch zahlreiche klar m:d anschaulich wirkende Lichtbilder auf die Oberfläche der Planeten des Himmels und der Erde und gab genaue Darstellungen über Sonne, Mond, Erde, Mars, Saimn rc. und Sterne. Dieser hochinteressante Bortrag schloß mit einem Sonnen aufgang, bei welchem die feierliche Stille der Natur auf dis Tiere des Waldes einwirkt, gleichsam den Menschen verkörpernd, welcher seinem Gott, den Schöpfer des ewigen Lichts, den innigen Dan? ent- gegsnbringt und sich vor ihm in Ehrfurcht beugt. Das sehr zahlreich anwesende Publikum brachte dem hochgeschätzten Redner für den ca. 2 stündigen sehr lehrreichen Vortrag stürmischen Beifall dar. *— Gefechtsmäßige Schießübungen finden in der Zeit vom 9. bis mit 23. Januar d. I., mit Ausnahme des 13., 18. und 20. Januar, von früh 9 bis nachmittags 4 Uhr in dem Gelände öst lich von Thurm und Stangendorf, in der Richtung gegen Rümpfwald-St. Egidien, statt. Jeder Verkehr in dem vorbezeichneten Gelände ist an den angegebe nen Tagen einzustellen, auch alle Arbeiten innerhalb dieses Bereichs während der Schießzeit verboten. — Wir kommen jetzt in die Zeit der Masken bälle und wollen wir deshalb darauf Hinweisen, daß dieselben nach gesetzlicher Vorschrift überhaupt nur in der Zeit vom 7. Januar bis zur Fastnacht, spätestens aber am Fastnachts-Dienstag des betr. Jahres stattfinden können. I« diesem Jahre fällt Fastnacht auf den 26. Februar. Im übrigen dürfen MaLkenvergnügungen weder an einem Sonnabende noch an einem Sonntage statifinden, es kann jedoch von der Kreishauptmannschaft geschlossenen Gesell schaften die Abhaltung eines Maskenballes an einem Sonntage unter besondere» Umständen dispensations weise erteilt werden. Sowohl zu öffentlichen Mas kenbällen, als auch zu Maskenbällen geschlossener Gesellschaften bedarf es der Erlaubnis des Stadt rates, bez. der Amtshauptmannschaft und ist dieselbe mindestens zwei Tage vor Beginn des Maskenballes einzuholen. Maskenbälle, welche von Privatpersonen für ihre Familien und eingeladenen Gäste veranstaltet werden, bedürfen keiner besonderen Erlaubnis, dürfen auch, mit Ausnahme der geschlossenen Zeiten, jeder zeit statifinden. Jedoch ist vor dem Beginn des Maskenballes bei der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen. - Vom Deutschen Tierschutzverein wird Folgendes bekannt gemacht, das von allgemeinem Interesse ist: Das Pferd hat unter der Herrschaft des Frostes mancherlei bittere Leiden zu ertragen. Vor Allem ist es die Glätte des Pflasters, die ihm trotz scharfer Stollen die Arbeit zur Qual und nach Sturz das Aufstehers oft ganz zur Unmöglichkeit werden läßt. Ein paar Hände voll Sand oder Aschs würden im letzteren Falls freilich schnell und leicht helfen. Wo aber in der Eile das Streumittel her- nehmen, wenn es sucht zur Hand ist ? Dieser Schwie- rigksit hat man in anderen Ländern, so in England, merksam dadurch avgeholfeu, daß jeder Wagenführer auf seinem Wagen einen Kasten oder ein Säckchen mit Aschs oder scharfem Sand haben muß laut Poli zeivorschrift. Sollte dieses bequeme und sichere Mit tel nicht auch bei u»s Anklang und Eingang finden? Weiter sorge man dafür, daß die Kandare, besonders falls das Tier im Freren gefüttert wird, vor dem Einlegen ein paar Minuten mit einem Tuche gerieben oder andsrwütig erwärmt wird. Eisig kalt eingelegt, erzeugt es nicht geringe Schmerzen. — „Sächsischer Innungs-Bote" nennt sich sine neue Zeitschrift für Sachsens Handwerker, welche jetzt in ihrer ersten Nummer vor die Oeffentlichkeit tritt. Verleger und Herausgeber des vorläufig am 5. und 20. jeden Monats erscheinenden Blattes ist Herr Buchdrucksreibesitzsr F. A. Schröer, Stadtrat zu Dresden mW Vorsitzender der Gewerbekammsr, und der löbliche Zweck des Organs gipfelt in dem Be streben, das Handwerk zu fördern, die Innungen zu heben und in ihrem weiteren Ausbau so zu gestal ten, daß jeder Handwerker stolz sein darf, einer solchen Verewigung von Fachgenoffen anzugehören. — Ein Schwerenöter in Leipzig, der aus einem Balle sich einem jungen Mädchen lästig gemacht und als Dank hierfür eine Ohrfeige von kräftiger Vaterhand ei halten hatte, war dreist genug, Klage wegen thätlicher Beleidigung anzustrengen. Das Gericht erkannte: Der Vater ist frcizusprechen, der Kläger hat 10 Mk. Strafe und alle Kosten zu be zahlen — und das von Rechtswegen. — Welch' ungeheure Lügen ersonnen werden und Anlaß zu haarsträubenden, öffentlich erzählten Gerüchten geben, möge das Nachstehende darthun. In einem Dorfe der Amtshauptmannschaft Dippol diswalde sollte ein Lehrer einen Knaben beim Strafen zwischen die Beine genommen und dabei erdrückt haben. Als der Vater des betreffenden Kindes (ein Fleischer) dies erfahren, soll dieser im höchsten Zorn zu dem Lehrer gegangen sein und ihm ein Fleijchermesscr durch die Brust gestoßen haben, sodaß auch der Lehrer augenblicklich eine Leiche ge wesen sei. Aus ganz sicherer Quelle wird nun mit geteilt, daß an dieser Schauergeschichte auch nicht ein einziges Wort wahr ist. — Aus der sächsischen Schweiz, 4. Jan. Seit Donnerstag nachmittag herrscht hier ein starkes Schneetreiben, welches nur auf kurze Zeit aussetzte, um dann um so heftiger aufzutreten. Heute abend maß die Schneedecke im Elbthale 15 «m, aus den Höher! bildeten sich gestern hier und da mächtige SchnsecmhäuMgen, Die Temperatur ist eine mäßige, die Gläser zeigen nur bis zu — 3 Grad U. an; der Elbstrom treibt dichte Eismasien und da der Wass er stand desselben hier ein niedriger ist, haben sich aller orts Eisheger gebildet. Gleichwie die Dampfschiff fahrt, so mußten gestern nachmittag auch die Boot- überfahrien zwischen Stadt und Bahnhof Schandau eingestellt werden, während die kleinen dauerhaften Schraubendampfsr mit Leichtigkeit die Schollen durch- schneiden und somit ihre Fahrten nach wie vor voll ziehen. Der Schlitten wird in allen Teilen des Ge birges benutzt; leider ereignete sich vorgestern nahe bei Schandau ein Schlittenumsturz mit Durchgehen der Pferde, wodurch drei Insassen schwer verletzt wurden, so daß sich das Unterbringen zweier Personen in das Krankenhaus zu Schandau notwendig machte. — Elsterwerda, 3. Jan. Am Abend des zweiten Feiertages hätte bei Prüfen ein größeres Eisenbahnunglück geschehen können. Als nämlich der fahrende Postbote W. von hier, von seiner Tour nach Gröden über Wamsdorf nach Elsterwerda zurückfährt, wird gerade die Barriere bei Prüfen in dem Augen blick geschlossen, als der Postwagen hindurch fahren will. Die Stange sinkt, wie erzählt wird, gerade zwischen Pferd und Wage» nieder, giebt aber dem «»getriebenen Gefährt nach, sodaß der Wagen noch bis auf das Bahngleis kommt, aber nicht weiter Saun, weil die andere Seite des Uebergangss bereits ge schloffen ist. Das Pferd wirft sich herum und läuft dem bereits heranbrausende» Zuge entgegen, springt aber, vom blendenden Lichte der Lokomotive scheu geworden, seitwärts ab, den Wagen mit sich hinunter in die Ausschachtung ziehend, sodaß der Zug unge fährdet vorüberfahren kann und größeres Unglück vermieden wird. Der Postwagen ist freilich zerbrochen, das Pferd aber und der Fuhrmann, der unter den Wagen zu liegen gekommen war, sind mit dem Schreck davongekommcn. Z Ein schreckliches Drama hat sich abermals in Berlin abgespielt: Der Buchhalter Kreidig, wel cher im Hause Bleichröder angestellt war, hat in seiner Wohnung erst seine Frau und dann sich selbst erschossen. Die That ist im Einverständnis zwischen den Eheleute» ausgeführt worden und war von langer Hand vorbereitet. Ueber die Motive ist bisher etwas Zuverlässiges nicht zu erfahren gewesen. 8 Der Neujahrskag 1895, schreibt die „Post", wird in der Baugeschichte des Königl. Schlosses in Berlin ebenso seine markante Stelle haben, als der 19. Oktober des Jahres 1708, wo König Fried rich 1. den Grundstein zu dem Schloßflügel legte, in welchem jetzt der größte und prächtigste Raum des Schlosses, der Weiße Saal, sich befindet. Nach manche» Phasen, die der stolze Bau, entsprechend dem Laufe der Zeit und den Wandlungen des Ge schmackes, durchmachte, ist der Weiße Saal nun zu