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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980420018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898042001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898042001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
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Monat
1898-04
- Tag 1898-04-20
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Monat
1898-04
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Jahr
1898
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„Franks, Volk-jt." seine Ausführungen gemacht, ohne die Angriffe, welche Ledebour gegen de» „Bonn, gerichtet hatte, überhaupt zu kennen; dann qualificlrt er sich als rin durchaus lrtcktfrrttger Journ ältst. Oder er hat dir Lrdebour'schen Angriffe gekannt, dann trauen wir ihm, in Erinnerung an die von ihm in die „Frks. BolkSst." eingesührtrn Bepslogenheiten der Polemik, nicht zu, daß er mit SchafSdrmuth ruhig Derartige- hingenommeu haben würde. Im Uebrigen mag er gut und gern aus oem Parteitag „Wandel zu schaffen" bemüdt sein, nach den bisherigen Ersolgen seiner Feld züge gegen den „Vorw." brauchen wir nicht sehr bange zu sein. Vermuthlich wird der Fall Lrdebour-Heine auf dem nächsten Parteitag zu einem erneuten heftigen Zusammenstoß der Opportunisten und der Radikalen führen. ' () Vertin, 19. April. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung des VnndeSrathS wurde der Antrag Preußens, ent haltend Abänderungen deS Gesetzes über die Natural leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 und des Gesetzes vom 21. Juni 1887, den zuständigen Ausschüssen überwiesen, ebenso die Borlagen, betr. die Beschlüsse des Landesausschusses zu dem Entwürfe eiueS Gesetzes für Elsaß-Lothringen über die Besoldung der Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Elementarschulen und betr. die Beschlüsse des Landesausschusses zu dem Ent würfe eines Gesetzes für Elsaß-Lotbringen über die Vicinal straßen. Dem Ausschußberichte über den Entwurf eine» Gesetzes, betr. die Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Elsaß-Lothringen, wurde die Zustimmung zu Theil. L. Berlin, 19. April. (Privattelegramm.) Im Reichstagsgebäude bei Portal II wird der „Nat.-Ztz." zufolge eine kaiserftatne von Professor Widmann demnächst ausgestellt werden. * Kiel, 18. April. Der Ausbau der Haderslebener Föhrde, der nördlichsten deutschen Bucht an der schleSwigschen Ostseeküste, zu einem selbst für tiefgehende Schiffe ausreichenden Hafen ist dem „B. L.-A." zufolge jetzt beschlossene Sache. Einen großen Theil der Kosten wird der preußische Staat tragen. * Stettin, 18. April. Zu einem polnischen Anschlag auf Pommern hat der Oberpräsident der Provinz, Staats minister v. Putt kam er, in einer conservatwen Wähler versammlung in Stolp das Wort ergriffen. Er wolle aus eine Erscheinung ausmerksam machen, die in dem Wahlkreise, wo sich die Parteien so ziemlich die Stange gehallen haben, von einschneidender, verhangnißvoller Wirkung werden kann, es sei dies der erste Versuch des Eindringens der großpolnischen Propaganda in die Provinz Pommern. Man könnte leicht versucht sein, mit einem Lächeln darüber hinwegzusehen, indem man die gänzliche Erfolglosigkeit eines solchen Schrittes annimmt. Er brauche aber wohl nicht auszuführen, mit welchen Gefahren die großpolnische Propaganda für den deutschen Staat verbunden ist. Bisher ist in der Provinz Pommern von einer polnischen Propaganda nicht die Rede gewesen, die Bevölkerung hatte sich seit Jahrhunderten von dem Gedanken entwöhnt, daß einzelne Thcile Pommerns einmal zu Polen gehört haben. Jetzt ist aber in Lauenburg ein energischer Vorstoß des Polenthums versucht worden. Der Redner schilderte eingehend den Verlaus einer von den Polen anberaumten Versammlung, die zwar am Schluffe die Begründung eines polnischen Vereins beschloß, im Uebrigen aber bewies, daß es der polnische» Propaganda auch in Lauenburg an Unterstützung fehle. Der Redner hob dann hervor, daß das Be streben der Polen, nach den eigenen Ausführungen ihres Agitators, nur dahin gehe, im Wahlkreise Stolp-Lauenburg eine Stich, wähl hcrbeizusühren und dann die Freisinnigen unter der Bedingung zu unterstützen, daß sie ihnen die polnischen Mandate in Westpreußen sichern. Redner weiß nicht, ob die dargebotcne polnische Hand angenommen werde, wer sich aber zu einem solchen Compromiß Hingabe, versündige sich an dem preußischen Staat und dem nationalen Gefühl dadurch, Laß er einen urdeutichen Bezirk dem Polonismus ausliesere. Unter stürmischem Beifall schloß Herr v. Puttkamer: „Darum fort mit der polnischen Propaganda in Pommern und nieder mit Denen, die um das Linsengericht eines etwaigen Wahlmandats ihr Erstgeburtsrecht des Deutschthums verkaufen." * Granden;, 19. April. Zum gemeinsamen Candidaten aller deutschen Parteien für die Neichstagswahl im Wahlkreise Graudenz - Strasburg ist nach Blättermeldungen der Rittergutsbesitzer Sieg - Raczyniewo (national liberal), jetzt Landtagsabgeordneter für Thorn-Kulm, aus gestellt. Jnawrazlaw, 19. April. (Privattelegramm.^ Gegen den „Dziennik Kujawski" erhob der Staatsanwalt Anklage wegen groben Unfugs, weil im Annoncentheile Uhrmacher Uhren mit der Devise „Gott erlöse Polen" empfohlen hatten. r. Brannschwcig, 19. April. (Privattelegramm.) Staatsminister Otto ist anläßlich der Silberhochzeit des Regenten geadelt worden. * Magdeburg, 19. April. Der 13. ordentliche Ver bandstag der deutschen Gewerkvereine findet am 30. und 31. Mai in Magdeburg statt. Hauptsächlich wird neben dem Bericht über die Thätigkeit der Entwickelung der Gewerkvereine und des Verbandes seit dem vorigen Ver bandstage die Frage der Arbeitslosen-Unterstützung, der Berufsorganisation der Arbeiterinnen und der jugendlichen Arbeiter, der Stellung der Gewerkvereine zu den Arbeits einstellungen, des Interesses der Arbeiter an der Handels und Zollpolitik die Debatte beherrschen. Die Gewerkvereine zählten am 1. April 81 150 Mitglieder, darunter die Orts vereine der Maschinenbau- und Metallarbeiter allein 31 899, der Fabrik- und Handarbeiter 15 006, der Kaufleute 4509, der Schneider 3332, der Schuhmacher 5400, der Stuhl arbeiter 3358, der Tischler 6200. Langsam, aber stetig ist die Gewerkvereinsbewegung trotz aller socialdemokratischen Anfechtungen vorwärts gegangen. * EiSleben, 18. April. Heute stellte sich vr. Otto Arendt als Candidat für die nächste Reichstagswahl vor. Nach Vereinbarung mit dem bisherigen Abgeordneten Geheimrath Leuschner ist er von der Landwirthschaft als dessen Nach- olger bestimmt, vr. Arendt will, diffc „Saale-Ztg* zufolge, ür die Interessen der Landwirthschaft und der Industrie und ür «inen mäßigen Schutzzoll eiotreten, im Speciellep für ünen Kupferzoll, außerdem natürlich für die Silberwäbrung. Auf besondere Anfragen erklärte er sich gegen die Wieder zulassung der Jesuiten und für die Zahlung von Diäten an die ReichStagSadgeordneten * Gera, 18. April. Der Vorstand de» Fortschritt» ichen Landesvereins für Neuß j. L. theilt uns in einer Zuschrift mit, daß die in Nr. 191 des „Leipz. Tagebl." enthaltene Notiz über die Geraer Wahlverhältnisse insofern unrichtig sei, al» die fortschrittlichen Vertreter bei einer gemeinsamen Besprechung aller bürgerlichen Parteien am 27. Juni vorigen Jahres in Triebes (nicht in Schleiz) sich lediglich auf das Versprechen beschränkt hätten, über die gepflogenen Verhandlungen ihrem Vereine Bericht zu er statten und eine Beschlußfassung darüber herbeizuführen. Als dann der Fortschrittliche Landesverein in seiner Versammlung am 1. Juli 1897 einstimmig beschlossen habe, die Unter stützung eines rechtsstehenden Candidaten abzulehnen und nur für einen Candidaten der freisinnigen Volkspartei einzu treten, sei er damit keineswegs von einer früheren Zusage zurückgetreten. Der Vorwurf, sein Wort gebrochen zu haben, werde ihm erst jetzt von einem anscheinend nicht genau unter richteten Berichterstatter in ganz ungerechtfertigter Weise gemacht. , . * Hagen, 18. April. Gestern trat hier der zahlreich be suchte Delegirt entag der nationalliberalen Partei Westfalens zusammen. Vertreten waren die Wahlkreise Hagen, Böckum, Dortmund, Hamm, Siegen, Bielefeld, Altena und Herford. Von Parlamentariern waren erschiene» die Herren Möller, Or. Lohmann, Schmieding, Schulze-Henne, Schulze-Steinen, Ör. Schulz und Nölle. Die Verhandlungen leitete Bergwerksdirector Hilbck. Nach längerer Besprechung wurde eine vom Abg. Möller erläuterte Resolution ein stimmig angenommen, welche die Sammlungspolitik ebenso ausleat wie die bekannte Auslassung des Centralvorstandes. „Für die Delegirten eines so hoch entwickelten Industriegebiets wie Les rheinisch-westfälischen erscheint es selbstverständlich, daß in der gleichmäßigen Berücksichtigung der Interessen von Landwirthschaft Industrie, Handel und Gewerbe, einschließlich der damit untrennbar verbundenen Interessen der Arbeiter, rin gangbarer Mittelweg ge- sunden werden muß. Das westfälische Centralcomitö steht fest aus den liberalen Grundlagen Les Parteiprogramms. Wie die Grund anschauungen des gemäßigten Liberalismus das Berfassungslebeir der im Reiche geeinigten deutschen Stämme begründet haben, so werden sie auch für die nationale Weiterentwickelung ihre Kraft be- währen. In der gleichmäßigen Pflege der wirthschaftlichen Inter- essen, wie der hohen idealen Ziele, denen sie seit ihrem Bestehen nachgestrebt hat, muß daher die nationalliberale Partei nach wie vor ihre Aufgabe erblicken. Nicht gegen die Partei, sondern nur mit ihr verheißt der Gedanke der nationalen Samm lung, sei es aus wirthschaftlichen, sei es auf politischem Gebiete, Erfolg." * Darmstadt, 19. April. (Telegramm.) Der Kaiser traf beute Mittag 1 Uhr hier ein und wurde am Bahnhofe vom Großherzoge empfangen. Später fand im Neuen Palais eine Frühstückstafcl statt. * Karlsruhe, 17. April. Im 13. Reichstagswahlbezirk des GroßherzogthumS, welcher bisher durch den Grafen DouglaS vertreten war, unterstützen die Conservativen den Candidaten deS Bundes der Landwirthe, Lucke. * Forbach, 18. April. Zuverlässigem Vernehmen der „Frks. Ztg." nach wird der bisherige Vertreter des NeichS- tagSwahlkreiseSSaargemünd-Forbach, Pfarrer ColbuS, nicht wieder candidiren. * Landshut, 18. April. DaS Cen trum stellt im hiesigen Wahlbezirk den bisherigen Reichstagsabgeordneten Rentier Mayer-LandShut wieder auf» der Bauernbund den Guts besitzer Stanglmair in Pfettrach, die Socialdemokraten Vollmar - München, die Antisemiten den Ingenieur Weng- München. Der Bezirk ist durch den Bauernbund für das Centrum gefährdet. Oesterreich-Ungarn. Zum Jubiläum des Kaisers. * Wien, 19. April. (Telegramm.) Die internatio nale JubiläumS-KunstauSstellung ist heute Vor mittag durch den Kaiser in Anwesenheit der Erzherzöge, der Minister und deS diplomatischen Corps eröffnet worden. In seiner Antwort auf die Ansprache des Obmanns Professor Felix sprach der Kaiser seine Befriedigung darüber aus, daß auf der Ausstellung auch ausländische Künstler vertreten seien, dankte herzlich für diese patriotische Veranstaltung anläßlich seines Regierungsjubiläums und ver sicherte, daß seine wärmste Theilnahme und seine bereit willigste Förderung auch für alle Zukunft den Interessen der Kunst und der Künstlerschaft zugewendet bleibe. Frankreich. Saure; Kundgebungen sür das Heer; Zolaprocetz. * Paris, 19. April. (Telegramm.) Der Präsident Faure ist heute Mittag wieder hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von sämmtlichen Ministern empfangen worden. * Paris, 19. April. (Telegramm.) Gestern begann die FrühjahrStagung der Generalräthe. In einigen Departements wurden Kundgebungen für das Heer beschlossen. Die bezeichnendste ist die des De partements Gers. Der einstimmig angenommene Beschluß des dortigen Generalraths lautet: Als Dolmetscher der tiefen Erregung, die die unsagbaren Schmähungen, deren Gegenstand das Volksheer ist, im Lande Hervorgernfen haben, verwahren wir uns mit äußerster Entrüstung gegen diese Schmähungen und geben dem Heere die vaterländische Versicherung unsere« Vertrauen« und unserer Anhänglichkeit; wir bringen seinen würdigen und tapferen Führern die Huldigung unseres unerschütterlichen Vertrauen« dar und drücken der Regierung den Wünsch aus, sie möge ihrem feierlichen Versprechen getreu dem schändlichen Feldzug ein Ende machen, der die Ehre und Sicherheit de« Vaterlandes gefährdet. (Voss. Ztg.) * Rom, 18. April. Wie die „Corresp. Politika" mit- theilt, fand zwischen Paris und Rom ein großer Depeschen wechsel über die Frage Panizzardi statt. Die französische Regierung erklärte, den Enthüllungen deS „Siücle" keinen Werth beizulegen. In Folge dessen wird die hiesige Regierung gegen Panizzardi nichts unternehmen, höchstens seine Mission nach Brüssel und Genf über die Dauer des zweiten Zola- processeS verlängern. (Frks. Ztg.) Orient. Sultan und Zar; Rußland und Montenegro. * Konstantinopel, 19. April. (Telegramm.) Der Palastsecretair Dschevad Pascha wird seine Reise nach Petersburg am 21. April antreten: . Er überbringt dem Kaiser Nicolaus ein Handschreiben deS Sultans, sowie Geschenke, bestehend in Porzellanvasen und Tabak. Wie von russischer Seite behauptet wird, hat die Mission Dschevad Paschas keinen politischen Zweck.,— Der bulgarische Agent Markow erneuerte gestern im Aildiz-KioSk die Ver sicherung betreffs des loyalen Verhaltens Bulgariens und machte die Mittheilung, daß Bulgarien die gewünschten militairiscken Maßregeln zur Verhinderung des Grenzüber- trittS treffe. * Ccttiuje, 19. April. ^Telegramm.) Auf ein vom Fürsten Nikolaus an den Kaiser von Rußland an läßlich der Osterseiertage abgesandteS Glückwunschtelegramm lief vom Kaiser von Rußland folgende Antwort ein: -„Ich beglückwünsche Ew. Hoheit aufrichtig zu diesem Feste und habe das Vertrauen, daß daS übersandte Geschenk die Brüderlichkeit unserer beiden Völker noch mehr befestigen werde." Asten. voncessioueu an England; Korea * London, 19. April. (Telegramm.) Dem „Daily Telegraph" zufolge erlangte ein Syndikat englischer Capitalisten von der chinesischen Regierung die Con- cession zur Ausbeutung der Kohlen-, Eisenerz- und Kalkfelder in Schansi in Nordostchina. Diese Kohlen felder gelten als die reichsten und größten der Welt. Die Concession umfasse auch die Erlaubniß, eine Eisenbahn im Anschlüsse an die chinesische Hauptbahn von Peking nach dem Süden zu bauen. - . * Hokohama, 19. April. (Telegramm.) Das officielle Organ erklärt: „Die Bemühungen Japans und Rußlands, über ein neues Ueberein kommen betreffs Koreas zu verhandeln, nähern sich einem erfolgreichen Abschlüsse." — Die japanische Flotte wird in der zweiten Woche des nächsten MonatS größere Hebungen vornehmen. Amerika. Rach der Entscheidung. * Washington, 19. April. (Telegramm.) Die Sitzung des Senats schloß um 1 Uhr 50 Min. früh, diejenige des Re präsentantenhauses um 8 Uhr. Gestern Abend sammelten sich die Mitglieder deS Hause- in der Wandelhalle und sangen patriotische Lieder. Die nunmehr von beiden Kammern angenommene Resolution geht heute dem Präsidenten Mac Kinley zu. * Havannah, 19. April. (Telegramm.) Vom Heere der Aufständischen haben sich rin Oberst und andere Osficiere und 22 Mann dem General Aguirre unterworfen und dabei mit- getheilt, im Lager der Aufständischen herrsche allgemeine Ent rüstung gegen die Regiqrnug und den Longreß der Vereinigten Staaten. * Köln, 19. April. (Telegramm.) Die „Köln. Ztg." meldet auS London, der Vertreter der „Times" in Havannah habe Cuba verlassen, da die spanischen Behörden ihn durch den britischen Cousul für den Fall seines Verbleibens mit der Ausweisung bedroht hätten. * Madrid, 19. April. (Telegramm.) Die in Amerika wohnenden Spanier verlassen daS Land massenhaft. Washingtoner Nachrichten zufolge läßt die dortige Regierung alle größeren Häsen mit Minen belegen. * Madrid, 19. April. (Telegrainm.) Wie der „Jinparcial" meldet, wird die Thronrede betonen, daß Spanien alle An strengungen zur Aufrechterhaltung des Friedens gemacht habe, und an das spanische Volk die Aufforderung richten, das Vaterland zu retten und die nationale Ehre und Integrität zu vertheidigen. * Madrid, 19. April. (Telegramm.) Hier glaubt man, daß die heutige Abstimmung der beiden Häuser des amerika- Nischen Congresses, durch die der Passus, betreffend die An erkennung der Unabhängigkeit Cabas, aus der dem Präsidenten zu zustellenden Resolution gestrichen wurde, dazu beitragen werde, viele Aufständische zur Unterwerfung zu veranlassen, die Gegner der Intervention der Amerikaner sind. Man muß sich vergegen wärtigen, daß mehrere hervorragende Führer der Aufständischen wiederholt erklärt haben, sie würden die Tyrannei Spaniens der Freiheit unter der Beherrschung durch die Vereinigten Staaten vor- ziehen. Zwischen Vertretern der Colonialregierung aus Cuba und den Hauptführern der Aufständischen werden lebhafte Verhand lungen gepflogen, um die Unterwerfung der letzteren auf dem Mge murr Zugeständnisse SpankenS km Rahm«» de« Luka ver liehenen autonomen Regimes zu erreichen. * Pari«, 19. April. In einer Unterredung mit dem Vertreter des „Journ." sagte der spanische Colonieminister Moret: „Ich habe noch nicht alle Hoffnung verloren, daß wir den Krieg vermeiden können, aber die spanische Regierung kann nicht das Geringste mehr zu diesem Zwecke thun. MacfKinley'S Botschaft und die Washingtoner Congrcßbeschlüsse versetzen uns in eine derartige Lage, daß unsere Würde es uns zur Pflicht macht, Mac Kinley's Thaten abzuwarten. Auf die Herausforderungen der Vereinigten Staaten antworten wir mit Schweigen. Wir sind starkdurch unser Recht, durch ttze Gerechtigkeit unserer Sache, bereit für alle Möglichkeiten, und nun — wie Gott will! Wir haben, als unsere Partei die Geschäfte übernahm, Weyler abberufen, den Cubanern eine umfassende Selbst- ständigkeit gegeben, aus Cuba eine Art Kanada unter spanischer Schutzherrschaft gemacht, die ersten Verhandlungen mit den Auf ständischen waren nahe daran, erfolgreich zu sein, da lähmten die Amerikaner plötzlich unsere Anstrengungen. Wenn unsere Be mühungen, den Frieden herzustellen, scheitern, so ist daran einzig die arglistige, tückische Politik der Vereinigten Staaten schuld." (Voss. Ztg.) " Berlin, 18. April. Jeder Versuch, der deutschen Regierung im amerikanisch-spanischen Conflict eine besondere und namentlich eine den Vereinigten Staaten feindliche Rolle zuzu schreiben, wird sofort von maßgebender Seite zurückgewicsen. Tas geschieht heute nicht nur (wie schon berichtet) tn der „Nordd. Allg. Ztg.", sondern auch in der „Post" liest man: „Wir können es nach wie vor als verlorene Mühe bezeichnen, uns eine den Vereinigten Staaten feindliche Haltung in dem Streitfälle mit Spanien imputiren zu wollen. Die deutsche Politik hat bisher weder Veranlassung gesunden noch genommen, ihre absolut neutrale Stellung in dieser Conflictsache anszn- geben." Wie die „Voss. Ztg." erfährt, hat sich Herr Sandovak, der Marineagent der spanischen Regierung, heute von hier nach Kiel begeben, um eine Anzahl Schwartzkopp-Torpedos, die die spanische Negierung angekauft hat, abzunehmen und ihre Verladung nach ihrem Bestimmungsort zu überwachen. Marine. * Berlin, 19. April. (Telegramm.) S. M. S. „Schwalbe", Commaudant Corvetten-Capitain Höpner, wird am 20. d. M. die Reise nach der ostafrikanischen Station, wo er S. M. S. „See adler" ablösen soll, von Kiel aus antreten und zunächst Gibraltar anlaufen. S. M. S. „Gneisenau" ist am 18. in Kiel außer Dienst gestellt worden, S. M. S. „Rhein" in SonLerburg ein getroffen und S. M. SS. „MarS", „Carola", „Hay", „Ulan", „Pfeil", „Beowulf", „Frithjof" und „Otter" von Kiel aus in See gegangen. Die L-Torpedobootsdivision ist am 18. d. M. von Kiel nach der Eckernsörder Bucht gegangen und daselbst eingetroffen. S. M. Torpedoboot „8 86" ist am 18. ds. von Pillau nach Kiel in See gegangen. * Berlin, 19. April. Das Panzerschiff „Oldenburg" kam am 18. April in Cadix an, wo es voraussichtlich bis zum 13. Mai bleiben wird. (Wiederholt.) * Kiel» 19. April. Bei Skagen wurden von dem Panzer „Kurfürst Friedrich Wilhelm" drei Matrosen von einer Sturzwelle über Bord gespült. Ein verheirathetcr Obermatrose ist Labei ertrunken. (M. Z.) kliekksmilmg 8»8isv foelr 6. m. b. U. MeuuLarkt 4V üniiMmellei' iliiü »Ml- LeliuffMei'. Für Tag und Nachtzeit. — Tel.-Amt 1, 4290. Ortli'8 Lr«<IIi,tirll»«I>n, tZuerstrns«« 13, ^mt I 1602, trlsslleki xeötkoet von krllli 7 bis Abends 9 Dlir. rckneilLgut pstentbüresu. SKcK-I.klk'ÄL „Von allen mir bekannten Seifen die empfehlenswertheste", so lautet ein ärztlicher Bericht. Ueberall, auch in den Apotheken er hältlich^ Vorsivdt ist ßedotvil r L NL'V brachten, meist minLerivcrthigen Waschmittel». Das seit circa 20 Jahren im Handel befindliche echte vr. Thompsou's Seifen pulver hat sich bis jetzt noch als das beste, billigste nnd bequemste erwiesen. Ileberall käuflich. -ÄM Kuor—kLssIödiivdt Apparat camptet./e L,—, SUUrkörpsr 0,70. I>r»n»Iiün8er, V Weststraße 12. Fernspr. 2053. * Instandhaltung im Abonnement. wohnen, ist ja der Wunsch eines jeden China Bereisenden, und ich traf es so glücklich, daß ich durch die freundliche Vermittelung eines österreichischen Reisegefährten von der „Sachsen" bereits am ersten. Abend meines Aufenthaltes in Shanghai diesen Wunsch erfüllt sah. Ein diesem Reisegefährten befreundeter Herr, der Inhaber einer bekannten Kaufmannsfirma, hatte einen neuen Comprador angcstellt, der aus diesem Anlaß seine Freunde zu einem festlichen Mahle versammelte, dessen Kosten natürlich die betreffende europäische Firma tragen mußte. Jedes europäische Handelshaus, welches mit Chinesen in kaufmännischen Verkehr tritt, hat seinen Comprador, einen Chinesen, der sich eines guten Ansehens erfreut und eine den Ver hältnissen des Hauses angepaßte Bürgschaft stellen muß. Denn dieser Comprador (das Wort stammt aus dem Spanischen: oomprar — Käufer) trägt nicht allein für die übrigen chine sischen Angestellten, die von ihm engagirt werden und ihm dafür einen kleinen Procentsatz ihres Gehaltes abgeben, er bürgt auch für die Zahlungsfähigkeit der chinesischen Kaufleute, mit denen die Firma Verbindungen unterhält. Natürlich genießt er auch hiervon Vortheile, wie er neben seinem sehr guten Einkommen noch an jedem Geschäft seinen bestimmten Antheil hat und auf eigene Hand noch allerhand Unternehmungen ausführt. Kein Wunder, daß man unter diesen Compradores auf sehr'wohh- habende Männer trifft, die über ein Vermögen von mehreren hunderttausend Dollars verfügen und sich jeglichen Lebensgenuß gönnen dürfen. Dieser Compradores können die europäischen Firmen gar nicht entbehren, da der kaufmännische Verkehr mit den Chinesen mit zahllosen Schwierigkeiten, ganz abgesehen von der Kenntniß der Sprach«, der Sitten und Gewohnheiten rc. verknüpft ist, ferner die chinesischen Kaufleute nur mit ihren Landsleuten, eben diesen Compradores, ihre Geschäfte abschließen; em Haus ohne einen derartigen chinesischen Mittelsmann muß auf jede Verbindung mit Chinesen verzichten, denn die letzteren halten bei ihrem ausgeprägten Gildewesen (wie es derart ent wickelt kein anderes Volk der Erde hat) unbedingt zusammen, und jeder Chinese, der einen Gildebeschluß durchbräche, würde in Acht und Bann gethan werden, er wäre in Kürze brodlos. Diese Compradores also bildeten die Mehrzahl der Gäste beim Diner, und als ich um 8 Uhr mit dem Chef der Firma erschien, da waren schon einige Dutzend versammelt, höchst statt-' lich ausschauende Herren in schönen Seidengewändern, meist von wohlgerundeten Körperformen, mit freundlich dreinschauen den Gesichtern und klug und wohlwollend blickenden Augen. Zunächst viele Minuten dauerndes Bekanntmachen mit unzähligen „Schin-Schin's" und noch unzähligeren Verbeugungen, Einige hatten sich schon so europäisiert, daß sie einen auch bcwillkommend die Hände schüttelten, Alle aber zeigten deutlich ihre Freude über eine höfliche Begrüßung. Der von dunklen Säulen getragene Raum war durch Gas flammen und große bemalte Glaslaternen, von denen rothe und grüne Seibenbehänge herabbaumelten, erhellt; die Säulen waren mit großen Glückssprüchen, auf rothes Papier gedruckt, beklebt, auf hohen Untersätzen standen blühende chinesische Kirschbäumchen, Blumen schmückten den Altar an der einen Seite des Saales, und vor dem in grellen Farben gemalten großen Bilde Buddhas mit seiner Familie brannten rothe Opferkerzen; von den Wänden hingen die mit Landschaften und figürlichen Scenen bemalten schmalen Tapetenbilder herab. Der Ehrentisch, an dessen Spitze wir Platz nahmen, stand vor dem Altar, er war der einzige von langer Form, die übrigen, hier und dort aufgestellten, waren rund und an jedem derselben ließen sich nur acht Personen nieder. Die Tafeln waren auf das Sauberste mit weißen Leinen gedeckt, kupferne Behälter ent hielten Blumen, bei jedem Couvert lagen die elfenbeinernen Eßstäbchen (bei uns Europäern auch Messer und Gabeln), in rothem (glückbringendem) Papier hölzerne Zahnstocher, kleine Porzellanlöffelchen und zierliche Porzellanschüsseln mit gerösteten Mandeln und Kürbißkernen, in anderen Schälchen eine als Salz dienende Flüssigkeit, dann ein Näpfchen für den Samschu, den ReiSwein, der warm getrunken wird, und von welchem jeder chinesische Gast (wir zogen ihm für die Dauer recht gutes Helles japanisches Bier und danach Champagner vor) sein erstes Quan tum in einer Zinnlanne neben sich stehen hatte und sich daraus nach Belieben einschcnkte. In der Mitte des Tisches standen zum beliebigen Zugreifen größere Schüsseln mit Schinken scheibchen, kleinen Stücken von kalter, gebratener Ente, Bambus scheiben, gekochten, neun Wochen alten Eiern, Zwiebelstauden, Shanghai-Kohl mit Käse gemischt, gezuckerten Orangenschaalen, candirtem Calmuß, Ingwer, Granatäpfeln und Apfelsinen — Alles, bis auf die grauenhaften Eier, vorzüglich. Das eigentliche Diner wurde durch Vogelnester-Suppe, in großen Taffen gereicht, eröffnet, sie mundete ausgezeichnet, dann folgten Haifischflossen in Suppenform, von kräftigem Geschmack und gleichzeitig reichten die Diener gewärmte wollene Tücher in der Größe von Servietten zum Abwischen des Gesichts, wo durch eine kühlende Wirkung erzielt wird, umher, was sich im weiteren Verlaufe der Mahlzeit mehrmals wiederholte. Bambus sprossen, mit gehacktem Schweinefleisch gefüllt und in Bouillon schwimmend, folgten, auch dieses Gericht gut schmeckend; dann gekochte Zwergkrebse, zart wie Hühnerfleisch, mit scharfer Sauce, Champignons mit Fischen gefüllt, Fleischklöße in Bouillon, ge röstete Fische, Taubeneier in Bouillon Mit Kohl, gebackene Küken, gebratene Ente mit Mehlscheibchen, Bouillon mit Schinken, Kuchen mit Gemüse, schließlich allerhand Leckereien und Früchte. Fast alle Gerichte waren gut, die Ente so köstlich, wie ich sie im besten Pariser Restaurant nicht erhalten. Nach dem dritten Gericht erschienen neue Gäste, die von einem anderen Diner kamen, sie waren schon höchst vergnügter Stimmung, sprachen dem Samschu tüchtig zu und stießen gern mit uns an. Auch die übrigen Theilnehmer des Gastmahls wurden immer lustiger, nach Art des italienischen Morra-Spiels riethen sie mit den Händen aus, wer ein Täßchen Samschu in einem Zuge heruntertrinken mußte, und es ging oft lebhaft dabei zu. Auf Wunsch dieser oder jenes sonst so würdevollen, jetzt aber höchst vergnügten Herrn brachten Diener Schreibzeug, rothes Papier und rothe Briefumschläge herbei; das Papier war schon mit schwarzen Buchstaben beschrieben, auf der rechten Hälfte stand senkrecht die Bezeichnung und Adresse des Restaurants, auf der linken: „Fräulein, bitte, kommen Sie möglichst schnell." Der Schreiber setzte nur seinen Namen darunter und versah das Couvert mit der nöthigen Bezeichnung. Und siehe da, bereits nach zehn Minuten erschien das erste Fräulein, eine Singsong, aus einer der oben beschriebenen Singspielhallen herbeordert, und bald folgten ihr, in Sänften bis zur Thür getragen, weitere Kolleginnen, so daß wir schließlich acht bis zehn der kleinen Dämchen in unserer Mitte hatten. Jede Sängerin setzte ihren Sessel hinter denjenigen des Herrn, der sie hergebeten (und der dafür ca. sechs Mark bezahlen mußte), in ganz decenter Weise, und jedes der zierlichen, in ihre farbigen Seidenkleider gehüllten und mit Schmuck reich behängten Fräulein war von ihrer „Amma" begleitet, ihrer Dienerin und zugleich Beschützerin, die in jeder Beziehung über ihren schmucken Pflegling zu wachen hatte. Diese „Ammas", oft recht hübsche und geschmackvoll ge kleidete Mädchen, trugen die Laute und die Wasserpfeife; letztere stopften sie, reichten sie dem Dämchen und boten Feuer dar, die Singsong machte einen oder zwei Züge, gab dann die blankpolirte Wasserpfeife zurück, und dies wiederholte sich unendliche Male mit Grazie; falls nicht der „Gesang" eine uns höchst unerwünschte Unterbrechung bildete, denn, wie schon erwähnt, ist dies grauen hafte Gekreisch auf die Dauer unerträglich. Es schlug uns denn auch hier in die Flucht, mit tausend „Schin-Schin's" wurde von unseren rasch gewonnenen bezopften Freunden Abschied genommen, in so verbindlicher Weise, als ob sie uns ihr und wir ihnen unser Dasein verdankten, und in dem nahegelegenen schönen Heim unseres liebens würdigen österreichischen Gastfreundes ließen wir uns dann noch zu einem gediegenen europäischen Mahle nieder, denn wenn bei solch' einem chinesischen Diner auch Augen und Ohren zu ihrem Recht kommen, beim Magen ist dies doch nicht der Fall!
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