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- Erscheinungsdatum
- 1898-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189801307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-30
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Monat
1898-01
-
Jahr
1898
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786 Deutsches Reich. — Leipzig, 29. Januar. In einer gestern Abend hier abgehaltenen Sitzung genehmigte der Gesammtvorstand des nationalliberalen Vereins für das König reich Sachsen gegen eine Stimme die Erklärung in Betreff des CartellS, welche unter dem 18. d. M. der Vorsitzende gemäß einstimmigem Beschlüsse der hiesigen Vorstandsmitglieder im Einvernehmen mit den beiden dem Seniorenconvent angehörigen Mitgliedern erlassen hatte. Zu gleich wurde ausdrücklich daö eingeschlagene Verfahren im Hinblick Beschluß des Vorstandes und der Landtagsfraction vom 19. November v. I. und auf die Dringlichkeit der Sache als richtig und sachgemäß anerkannt. Damit entfallen die von der „Dresdner Zeitung" keinesfalls im Parteiinteresse ver- b-d-!.„ich„ Li- I den Eindruck hervorzurufen geeignet waren, als ob die vom ß - » - - engeren Vorstand erlassene Erklärung zu Unrecht erfolgt sei. * Berlin, 29. Januar. Im Jahre 1897 sind 60 Generale der preußischen Armee zur Disposition gestellt! worden, darunter 1 Generaloberst (Frhr. v. Lo8, OberbefehlS- laber in den Marken), 3 Generale der Infanterie (v. Seeckt, commandirender General des V. ArmeecorpS, v. Golz, Chef des Ingenieur- und PioniercorpS, v. Winterfeld, comman dirender General deS Gardecorps), 2 Generale der Cavallerie (v. Leipziger, Gouverneur von Köln, und v. Hänisch, com mandirender General des IV. ArmeecorpS), 12 General-Lieute nants und 42General-MajorS. Verstorben sind 4Generale der Infanterie (Großherzo^ Friedrich Franz III. von Mecklen burg - Schwerin, Prinz Wilhelm von Baden, Prinz von Schönburg-Waldenburg und Herzog von Ujest) und zwei General-MajorS. Durch diese Verabschiedungen und Todes fälle sind im Ganzen frei geworden 3 ArmeecorpS, 15 Divi sionen, 1 Fußartillerie-Jnspection, 19 Infanterie-Brigaden, 12 Cavallerie-Brigaden, 4 Feldartillerie-Brigadeu, 1 Fuß artillerie-Brigade, die Generalinspection deS Ingenieur- und PioniercorpS, 1 Pionierinspection, die Inspektion der Tech nischen Institute, 1 Gouvernement und 4 Commandanturen. Einem abgegangenen General-Lieutenant ist der Charakter als General der Infanterie, 14 Generalmajors ist beim Ab gang der Charakter als General-Lieutenant verliehen. Außer dem sind noch 4 Regimentskommandeure mit dem Charakter als Generalmajor zur Disposition gestellt. Dem Urbertritt von 64 Generalen in den Ruhestand tritt ein Abgang von 4 t zur Disposition stehenden Generalen durch Tod gegen über, so daß sich die Zahl der im Ruhestand lebenden Generale um 22 erhöht hat. Verstorben sind 13 Gene rale der Infanterie, Cavallerie und Artillerie z. D., 12 Gene ral-Lieutenant« D. und 16 Generalmajor« z. D. (Voss. Z.) er von 9 Uhr ab die Vor träge deS Chefs des Generalstabes und des Chefs deS Militaircabinets. Heute Abend findet im Schlosse ein kleiner Hofball statt. — Prinz Albrecht von Preußen reiste heute Mittag nack Braunschweig ab. (D Berlin, 29. Januar. (Telegramm.) Der „Nordd. zufolge nahm der Kaiser Mittags den Vortrag deS Reichskanzlers in dessen Amtswohnung entgegen. (-) Berlin, 29. Januar. (Telegramm.) DaS Staats ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitze des Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. 0. U. Berlin, 29. Januar. (Privat telegramm.) Die Nachricht der Blätter von einen, erneuten Zusammen stoß zwischen tshincseu und der Besatzungöiiiaiinschaft von kiaotschau ist vollständig erlogen. (Wiederholt.) v. Berlin, 29. Januar. (Privattelegramm.) Die Einigungsverhandlungen in Sachen des SchnhmachcrstrcikS wurden heute vor dem Gewerbegerichl eröffnet. Der Wort führer der Arbeiter, Schuhmacher Web er, schilderte den Her gang der Sache. Er berief sich darauf, daß eine Arbeits ordnung nur anerkannt werden könnte, die von beiden Theilen ausgearbeitct sei. Fabrikant Schlitzweg erklärte, falls über den Arbeitsnachweis deS Fabrikautcnbundes verhandelt werden sollte, seien die Arbeitgeber entschlossen, den Saal zu verlaßen. Das Weiterbestehen des Nachweises in der bis herigen Form und Beibehaltung der Arbeitsnachweisscheine seien unabänderliche Forderungen der Fabrikanten. Die Fabrikanten hätten durch wiederholte Verhandlungen über die Arbeitsordnung ihre Friedensliebe bewiesen. Die Ver treter der Fabrikanten erklärten sich des Weiteren principiell mit der neunstündigen Arbeitszeit einverstanden und wollen sich hinsichtlich der Pausen dem Spruche des Gerichts fügen. Beide Theile hoben wiederholt hervor, daß man keinen „faulen Frieden" wolle, sondern eine wirkliche Einigung. — Den „M. N. N." wird von hier gemeldet: „Die Ver handlungen zwischen Deutschland und England über die Abgrenzung LeS SalagagebieteS werden sich voraus sichtlich in die Länge schieben, da es bisher nicht möglich gewesen ist, sich auch nur über ein grundlegendes Programm zu einigen. Jedenfalls wird die deutsche Regierung von dem Standpunkt auögehen, daß England nicht allein im Besitz ! von Salaga bleibt." — Aus dem CultuSminisierium ist „Im Auftrage gez. Bartsch" au sämmtliche königliche Negierungen unter dem 17. Januar der nachstehende, in der „Köln. BolkSztg." veröffentlichte Circular-Erlaß ergangen: ,,Die köiiigl. Regierung veranlasse ich, so schleunig wie mög lich die Höhe der von den katholischen (nicht altkatholischen) Einwohnern des dortigen Bezirkes aufzubringenden Staats-Einkommensteuer unter Zugrundelegung der Beran- lagung für 1. Avril 1897 98 festzustellen und mir in einer Summe anzuzeigen. Von einer Rückfrage bei den katholischen Geistlichen oder Gemeinde-Lrganen ist dabei abzusehen. Es kommt mir nicht darauf an, zu erfahren, welche Steuerbeträge aus die einzelnen katholischen Kirchengemeinden entfallen, sondern nur daraus, den Gejammtbetrag der von den Katholiken zu zahlenden StaatS-Ein- kommensteucr festzustellen." Die „Köln. Volksztg." vermuthet, daß daS zu sammelnde Material bei der Erörterung der klerikal;» Paritäts-Be schwerden im Abgeordnetenhause Verwendung finden solle. — Die „Pharmaceutische Zeitung" erfährt, daß sämmtlichen preußischen Apothekern durch die RegierungS-Medicinal- räthe Ablösungsvorschläge, wie sie vom Ministerium geplant seien, zur Meinungsäußerung unterbreitet werden sollen. Das Fachorgan spricht von einem Ankauf der Apo theken mittels 4 procentiger Papiere, wovon 3 Proc. für Ver zinsung und 1 Proc. für Amortisation gerechnet werden sollen. I In einem Zeiträume von 50 Jahren soll Alles abgclöst sein. I ,8* --- Mitth-Mmg i°°. — Air haben bereits gemeldet, daß der Kaiser dem General- comits sür die deutsche evangelische Seemannsmission in Großbritannien eine einmalige Beihilfe von 6000 bewilligt hat. Diese Seemannsmission steht unter dem Protectorate Les . DaS Generalcomits bat, der „Nat.-Z." zufolge, an der Ostkllste sechs Stationen eingerichtet, auf j welchen SeemannSpastorcn oder Missionare wirken, indem sie sowohl an Land als auch auf den deutschen Schiffen Gottesdienst abhalten oder auch sonst mit den deutschen Seeleuten direkt in seelsorgerischen Verkehr treten. Auf diesen Stationen sind außerdem Seemanns heime und Lesezimmer eingerichtet. Nach dem letzten Berichte des Generalcomitss belief sich die Zahl der Seeleute, welche die Gottes dienste besuchten, auf nahezu 7000; 1000 Gäste wohnten in den Heimen, ungefähr 11 000 Gäste verkehrten in den Lesezimmern und 30 923 Lohnersparnisse wurden durch Vermittelung der Missionaire von den Seeleuten in dir Heimath gesandt. Die Arbeit der Missionaire kommt nicht nur den Schiffen, sondern auch den zahl reichen unter britischer Flagge fahrenden deutschen Seeleuten zu Gute. — Schon wieder klagt der „Vorwärts": „Gesellige Vereine haben wiederholt die „Local liste" der Arbeiter einfach ignorirt. Abermals sind wir gezwungen, darauf hin zuweisen, daß in nächster Zeit die Rauchclubs „ColumbuS" und „Wedding", der erstere im Etablissement „Eiskeller", Chausseestraße 88, der letztere im Locale von Sachon, Müller straße 136, ihre Maskenbälle abhalten werden. Beide Locale werden zu Arbeiterversammlunge» nicht her gegeben." — Einfach scheußlich! xx Lübeck, 28. Januar. Die Hanseatische Ver sicherungsanstalt will neben der von ihr vor etwa einem kalben Jahre bei AndreaSberg errichteten Heilstätte sür Lungenkranke noch eine zweite derartige Heilstätte im Harze errichten, die ausschließlich zur Aufnahme weiblicher Er krankter bestimmt sein soll. * Äöttingen, 27. Januar. Auf dem Festcommerse zu Kaiser- Geburtstag wurde der deutschen Studenten schaft in Pray eia Telegramm gesandt, da« ihr die Sympathie der Göttinger Studentenschaft ausspricht. * vom Rteberrhetn, 28. Januar. Die „Rheinische Volks- ! stimme", da« Organ de« Grafen Loö und da« nichtofficielle »ach doch geeignet sind, tv.ssenschastlichen oder künstlerischen t * Berlin, 29. Januar. Die Bewegung zur Verbesserung Zwecken zu dienen, wenn sie durch die Art ihrer Verbreitung I des Sittenpolizeiwesens hat einen ersten Erfolg erlangt, durch den Buch-und Kunsthandel rn Kreise geleitet werden,Itz- wird jetzt die Antwort de« Polizeipräsidenten die an der wissenschaftlichen oder künstlerischen Bedeutung des «us eine Eingabe de« Vereins „Iugendschutz" bekannt, in der Werkes wenig oder kein Interesse nehmen, denen es vielmehr zunächst die Bitte um Anstellung von Polizeimatronen und ausschließlich oder doch hauptsächlich darauf ankommt, den I Aerztinnen abschlägig beschieden wird, m der eS dann sexuell interessanten Theil kennen zu lernen und sich dadurch I ahxr beißt: geschlechtliche Aufregung zu verschaffen. I „Ferner habe ich aus diesem Vorkommnis (Fall Köppen) Ber- Weiter sind unzüchtig selbstverständlich alle die Schriften I anlassunq genommen, sämmtliche Reviere strengstens anzuweisen, und Darstellungen, die unmittelbar der Verbreitung der I daß sie olle weiblichen, nicht unter sittenpolizrilicher Control« stehen- Sittenverderbniß dienen. In diesem Sinne bat man seither I den Personen, welche aus die Denunciation einer Privat- überwiegend die Bedeutung des Wortes unzüchtig in 8 184 p".'on wegen angeblicher Gewerbsunzucht zur Wache sistirt werden nnkoek.istt und es kann kein Bedenken daaeaen be testen I Wilsten, unter allen Umstanden nach Ausnahme einer Verhandln»« es rann ie n ^edenlen dagegen venevcn, ^fort wieder entlassen und dieselben niemals zum Polizei- daß Verbreitung und Ausstellung von m diesem Sinne Dj^st^büude einliefern." unzüchtigen »Schriften und Abbildungen unter Strafe ge-1 Diese Anordnung ist als zweckmäßig zur Verhütung stellt bleibt. > schwerer, ehrenkränkender Mißgriffe anzuerkennen. Doch ge- Auch d.e Verschärfung der angedrohten Strafe msbesoudere schuht mit istr allein noch nicht genug; es müßte auch, wie sur den Fall, daß solche Schriften und Darstellungen ge- p.e „Nat.-Ztz." betont, durch eine scharfe und streng werbmaßig verbreitet oder ausgestellt werden, erschenil durch- heobachtcte Weisung dafür gesorgt werden, daß überhaupt aus wunschenswerth, wenn auch für den Buchhändler, bei I nicht erst solche' grundlose Verhaftungen in Aergerniß er- dem man die Gewerbmaßigleit sicher stets annehmcn Wird, l „^nber Weise vorgenommcn werden. Im Uebrigcn würde damit erne schwere Gefahr geschaffen wird. I sich pie Befolgung' der jetzt angeordneten Praxis sofortiger Unsere Bedenken richten sich daher auch weniger gegen I auch in solchen Fällen empfehlen, wo die Ver- dic Fassung deS 8 184 nn Anträge der Herren Abgeordneten I b^iing ohne Denunciation eines Dritten, aus eigener Jnitia- Prinzen von Arenberg und Genossen als gegen die Be-l six? «^lgt ist, der Verdacht gewerbsmäßiger stimmungen 'N d Ww sind vollständig damit emver- gegen die Sistirte aber nicht zweifellos ist. b 8 1S1-» „nrs, Rn-iil-l'si'n uon I s"''"zen Friedrich Leopold von Preußen Theil. Dann be- n i n- g suchte d-r Kaiser die Vorstellung von Lausf's „Burggraf« im , n.'n s ; k ln . Schauspielhaus, begab sich hiernach zu dem säcksffchen Ge- -u- d-» LL °°"»m- °b„d.. B°r. verfolgte Zweck erreicht würde. Die Frage, ob eine nicht unzüchtige Schrift als grob unanständig und als das Sittlichkeits- und Schamgefühl verletzend angesehen werden kann, wird sich nicht mit auch nur einigermaßen genügender Sicherheit beantworten lassen., — Je nach dem subjectiven Ermessen des jeweilig er-1 Btll- kennenden Richters, je nach seiner Stellung zu den Sittlich- keilSbestrebungen im Allgemeinen, je nach seiner mehr oder weniger engherzigen Auffassung, je nach seiner größeren oder geringeren Fähigkeit, den wissenschaftlichen oder künst lerischen Werth eines Werkes, seinen volkölstümlichen Humor oder seine durch drastische Darstellung bildende, belehrende und erziehende Tendenz zu erkennen, wird dasselbe Werk in dem einen Fall als grob unanständig und geeignet, das Scham- und Sittlichkeitsgesühl zu verletzen, angesehen und unter Strafe gestellt, das andere Mal als vollständig unbe denklich zugelasfen werden. Wollte man aber die Entscheidung der Frage, ob eine Darstellung oder ein Schriftwerk unter die Strafbestimmung des neuen § 184a falle, etwa gar davon abhängig machen, ob Jemand aus dem Publicum Aergerniß daran nimmt, ähnlich wie es jetzt § 183 vorsieht, so würbe man zu noch unsichereren Resultaten kommen. Wir halten deshalb dafür, daß man die Grenze erst einigermaßen präcis ziehen, daß man den Begriff für das, was verboten und unter Strafe gestellt werben soll, erst genau feststellen müsse, um nicht bei dem Bestreben, einen Uebelstand zu beseitigen, auch dem Zulässigen den Boden zu entziehen. Wir meinen, daß es Niemand entgehen kann, daß die Fassung deS neuen tz 184 a viel zu unbestimmt und dehnbar ist. Wir fürchten, daß damit eine jener Gesetzesbestimmungen geschaffen würde, unter die schließlich vieles in der Praxis summirt werden würde, was die Antragsteller überhaupt nicht haben treffen wollen, und so bitten wir: der beantragten Gesetzesänderung so lange die Zu stimmung zu versagen, als nicht eine Fassung gefunden worden sein wird, die geeignet ist, zu ver hüten, daß durch das neue Gesetz die Fortentwicke lung des Buch- und Kunsthandels und damit . zugleich die Fortentwickelung der Kunst und Wissen schaft, der der Buch- und Kunsthandel bient, ver hindert wird. Leipzig, den 20. Januar 1898. In vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand deS Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Carl Enarlhorn-Stuttgart, I. Vorsteher. Johannes Stettner-Frei- öerg i. S., II. Vorsteher. Wilhelm Laber-Köln a. Rh., I. Schrift führer. Emanuel Reinicke-Leipzig, H. Schriftführer. Otto Nauhardt- Leipzig, I. Schatzmeister. Wilhelm Müller-Wien, II. Schatzmeister. Organ des „Rheinischen Bauernvereins", hat in ihrem Kampfe gegen die Margarine eine neue Niederlage erlitten. Am 9. Mai vorigen Jahre« hatte die „Rheinische VolkSstimme" unter der Ueberschrift „Wie Margarine bergestellt wird", behauptet, ein von dem früheren Apotheker vr. Grunau niederrheinischen Margarinewerken geliefertes Conservesalz für Rargarine sei arsenikhaltig und führe, in Margarine elbst nur in kleinen Mengen genossen, zu einer chronischen ürsenvergiftung. Auf diese Beschuldigung hin wurde )r. Grunau gegen die „Rheinische Volksstimme" klagbar, daS Verfahren konnte jedoch nicht durchgeführt werden, weil die Staatsanwaltschaft zu Cleve auf Grund deS Artikels der „Rheinischen VolkSstimme" gegen vr. Grunau die Vor untersuchung einleitete. Diese hat nun die völlige Grundlosigkeit der Beschuldigungen ergeben; das Verfahren gegen vr. Grunau wurde daher eingestellt. Die Klage gegen den Secretair des „Rheinischen Bauernvereins", Schreiner, welcher die Nummer der „Rheinischen Volks- timme" vom 9. Mai 1897 verantwortlich gezeichnet hatte, veil der damalige verantwortliche Redacteur deS Blattes, Bauer, den Artikel gegen die Margarine mit seinem Namen nicht decken wollte, wird jetzt zum AuStrag gebracht werden. (F. Z.) * Ans Bayer», 28. Januar. Am Mittwoch fand vor dem Amtsgerichte .Kelheim Verhandlung in der Be- leidiguiigssache Redacteur Schwab gegen Cooperator Mitterbiller in Oberschneidhart statt. Dem Beklagten ist zur Last gelegt, am 21. November 1897 von der Kanzel der Filialkirche zu Hausen vor versammelter Gemeinde mit Bezug auf den Privatkläger sich des Ausdruckes „Sckand- mensch" und mit Bezug auf die von diesem redigirte banernbnndlerische „Neue Freie Volkszeitung" der Aus drücke „dieses schlechte, schandvolle, ganz und gar sittcn- ose Blatt" bedient zu haben. Die Zeugen vermögen sich, gleichwie der Cooperator, des Wortes „Schandmensch" nicht mehr mit Bestimmtheit zu erinnern, bestätigen dagegen die gegen die Zeitung gebrauchten Beleidigungen. Der Be klagte will im Auftrage seiner kirchlichen Behörde und in Ausübung deS ihm als Seelsorger zustehenven CorrcctionS- rechtcS gehandelt haben, indem er vor dem Blatte warnte. lebrigeuS trete er für die zugestandencn Behauptungen den Wahrheitsbeweis an, der angenommen wurde. Der klägerische Anwalt dielt die Klage aufrecht. Ein CorrectionSrecht hätte dem Geistlichen höchstens im Pfarrhofe Denen gegenüber zugestanden, von denen er wußte, daß sie Abonnenten des Blattes sind, der Wahrheitsbeweis sei mißlangen. Er rechne dem Beklagten nur das Beispiel vieler älterer Geistlicher als mildernden Umstand an. DaS Gericht vertagte die Urtheils- mblication auf den 1. Februar. (M. N. N.) >V. Stuttgart, 28. Januar. Durch den Tod des Land- gcrichtsdirectors Frhrn. v. Gültlingen (Reichspartci) bat der 7. württembergische ReichStagöwahlkreis (Herrcnberg- Calw-Neuenbiirg-Nagold) seinen Vertreter im Reichstag ver loren. Im Hinblick auf die in Bälde nothwendigeu all gemeinen Neuwahlen fragt es sich nun, ob noch eine Ersatzwahl vorgcnvmmen werden soll. Im „Schwäbischen Merkur" vertritt ein juristischer Mitarbeiter die Ansicht, daß eine Ersatzwahl unter den obwaltenden Verhältnissen weder nothwendig, noch zweckmäßig sei. — Die Commission der Abgeordnetenkammer hat mit 9 gegen 6 Stimmen Art. 3 des Ortsvorstehergesetzes, nach welchem das Gesetz rück wirkende Kraft auf die im Amte befindlichen Orlsvvrsteher haben soll, abgc lehnt. Oesterreich-Ungarn. * Wie», 29. Januar. Kaiser Wilhelm ließ durch die Herren der deutschen Botschaft am Sarge dcö Kronprinzen Rudolf einen prachtvollen Kran; niederlcgen, dessen Schleife die Widmung trägt: „Seinem treuen Freunde. Kaiser Wilhelm II." (Wiederholt.) * Prag, 28. Januar. Die im Vorjahre gewählte Adreß- comMission des Landtages ist für Dienstag neuerdings einberufen worden.— Der Verein „Narodni Obrani« ist nebst sieben Zweigvcreinen wegen Ueberschreitung seines Wirkungskreises von der Statthalterei aufgelöst werden. * Bozen, 29. Januar. Die gestrige Gründungsversamm lung deS deutschen Volksvereins für Südtirol war massenhaft besucht, sogar die Wahlbezirke DipauliS und ZallingerS entsendeten zahlreiche Vertreter. Aus allen Orten Südtirols erfolgten Beitrittserklärungen. Die Vcr- ammlung sprach den deutsch-böhmischen Landtags abgeordneten Dank, dem Abg. Wolf Anerkennung auS und richtete einen Drahtgruß an den Akademiker tag. (Voss. Ztg.) * Pest, 28. Januar. Die Nachricht über eine von Bukarest auS unter den nn garländisch en Rumänen geschürte revolutionaire Bewegung bewahrheitet sich. Die von Pest entsandten Polizisten confiscirten in Kronstadt in den letzten Tagen 50 000 Exemplare einer Proklamation, in der die Rumänen aufgefordert werden, das ungarische Joch ab zuschütteln, auch wenn es Blutopfer kosten solle. Die Haus suchungen bei den rumänischen Popen dauern fort. Frankreich. Graf Münster. * Paris, 29. Januar. (Privattelegramm.) Dieheute vom „Siöcie" gebrachte Nachricht, der deutsche Botschafter Graf Münster hätte gestern dem Minister des Auswärtigen Hanotaux ossiciell die Erklärungen des StaatssecrctairS v. Bülow in der Budgetcommission des Reichstags bezügl. der Dreyfus-Angelegenheit notificirt, wird von unterrichteter Seite für absolut falsch erklärt. * Parts, 29. Januar. (Telegramm.) Der deutsche Botschafter Graf Münster begiebt sich beute Nachmittag zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Cannes. Während seiner Abwesenheit führt der Botschaftsrat!) v. Below die Geschäfte der Botschaft. * Paris, 29. Januar. (Tel. der „Voss. Ztg.") Thiöbaud enthüllt heute im „Matin" eine neue Batterie. Er sieht voraus, daß aus den Wahlen eine Moline'sche Mehrheit hervorgehen werde, fordert aber von Möline, daß er ein politisches Programm bckanntgebe, ehe die klerikale Boulange für ibn eintrilt. Die Verfassungsdurchsicht müsse an der Spitze des Programms stehen, damit endlich eine richtige Gliederung der republikanischen Gewalten möglich werde, anders gesagt, damit ein M i l i t a i r d i c t a t 0 r an die Spitze des Staates treten und mit den Klerikalen regieren könne. Nun ist daS ganze Programm der alten Boulange wiederbelebt. — 62 auS- geplünderte Juden stellten Ersatzansprüche an die Stadt verwaltung von Algier, wurden jedoch auf den Klageweg verwiesen. Zwei Strafkammern urtheilen über die ver hafteten Mörder und Plünderer, jede hat bisher gegen 70 Angeklagte abgeurtheilt; die Schuld ist in allen Fällen genau die nämliche, aber die eine Strafkammer ver hängt Strafen von drei bis fünf Jahren Zuchthaus, die andere solche von zwei bis vier Monaten Gefängniß. Rußland. * Odessa, 29. Januar. (Telegramm.) Der Dampfer „Saratow" ist nach dem äußersten Osten abgrgangen. An Bord befinden sich einige Officiere deS Pacific-GeschwaderS mit einer Anzahl Recruten für die Truppen de- Amur- MilitairbezirkS. Orient. Candtdatur des Prinzen Georg. * Konstantinopel, 29. Januar. (Telegramm. Meldung deS Wiener Corr.-Bur.) Hier verlautet, der Sultan habe sich bereit« zwei Mal an die russische Botschaft und rin Mal direkt an den Kaiser von Rußland in der Angelegenheit der Candidatur des Prinzen Georg von Griechenland gewendet. Wie es heißt, soll gestern der erste russische Dra- goman im Mdiz-PalaiS eine Antwort deS Kaisers von Ruß land überbracht haben, welche an der Candidatur des Prinzen festzuhalten scheine. Die Antwort hat großen Eindruck ge macht. Von türkischer Seite wird die Unmöglichkeit der Zu stimmung des Sultans zu dieser Candidatur mit der Rück wirkung derselben auf die übrigen Balkanstaaten begründet, die im Falle der Zulassung dieser Candidatur Ersatzforde rungen stellen würden. Die Stimmung im Palais scheine eine entschieden ablehnende zu sein. Serben und Bulgaren tn Makedonien. * Der „Boss. Ztg." wird über Belgrad drahtlich gemeldet, daß in Monastir der Secretair der bulgarischen Handels- agentie Leoutscheff von der Anklage wegen Mordanfalls ans den serbischen Schulvorstaad Popovitsch, trotz mehrerer Ve- lastungszeugen freigesprochen wurde. In Uesküb haben die Bulgaren die kirchliche Procession der Serben am Savatige angegriffen und Len Archimandrit Firmilian beschimpft. Mehrere Verwundungen kamen vor, einige Bulgaren wurden verhaftet. * Bukarest, 29. Januar. (Telegramm.) Der Erb prinz Ferdinand hat von Nizza aus an den Senat, welchem er angehört, eine Depesche gerichtet, in welcher er der zahlreichen Liebesbeweise gedenkt, die er seitens seiner College» in dem letzten Jahre empfangen hat, seine Freude über die an ihn in Beantwortung der Thronrede übermittelten Glückwünsche ausspricht und dem Senate zu dem Beginn des neuen Jahres mit aufrichtigstem Danke seine wärmsten Wünsche darbringt. Asien. Deutsche Post tn Kiaotschau. * Nach einem Telegramm auS Tsintanfort (Kiaotschau- bucht) ist daselbst bereits am 26. Januar eine deutsche Postanstalt eingerichtet worden. Die Postbeamten und Jnveutaricn für die neue Postanstalt waren von der Reichs-Postverwaltung gleichzeitig mit dem Landungs detachement deS Kreuzergeschwaders an Bord des deutschen Dampfers „Darmstadt" nach der Kiaotschaubucht entsendet worden, wo sie am 26. Januar eingelroffen sind. Russisch-englische Beziehungen. * Loudon, 29. Januar. (Telegramm.) Die „Times" melden vom gestrigen Tage aus Peking: Die Verhandlungen über die Anleihe werden fortgesetzt. China steht den von England gestellten Bedingungen mit zunehmendem Wobl- wollen gegenüber und wird dieselben annehmen, vorausgesetzt, daß England fest bleibt. Die Haltung des französischen Geschäftsträgers hat eine plötzliche Aenderung erfahren; er scheint nicht mehr geneigt, die drohende Sprache des russischen Geschäftsträgers zu unterstützen. — Dem „Daily Telegraph" zufolge ist man in der Londoner City der Ansicht, daß die Abmachungen zwischen China und England in Betreff der Anleihe nickt weit von ihrem Abschlüsse entfernt sind. * Petersburg, 29. Januar. (Telegramm.) Die „Nowosti" treten den beunruhigenden Gerüchten bezüglich einer Trübung der englisch-russischen Beziehungen wegen Chinas entgegen und sagen, das beste Dementi dieser Gerüchte sei die Rede, welche Lord Hamilton kürzlich in Chiswick gehalten hat. Der Anknüpsungspunct an die Rede des englischen Schatzkanzlers Hicks Beach in dem Berichte über die Opfer, welche England zur Wahrung seines Handels mit China bringen würde, bemerken die „Nowosti", weder Rußland noch Deutschland dächten an einen Feldzug gegen diesen Handel. Das Blatt hebt die Maßnahmen hervor, welche Frankreich zur Verhütung englisch-russischer Miß verständnisse getroffen habe, und schließt: „Angesichts alles dieses glauben wir, daß von der Lage der Dinge un äußersten asiatischen Osten keine ernstlichen Verwickelungen zu befürchten sind." Afrika. Basuto. * Die Unruhen im Basuto-Lande scheinen nach der endziltigen Besiegung des Häuptlings Masupha durch den Oberhäuptling Lerothodi beendigt. Aus Kapstadt, 27. Januar, meldet das „Bureau Reuter«: Die Söhne Masupba's, begleitet von mehreren angesehenen Häuptlingen und Rächen, trafen gestern Abend in Masern ein. Sie brachten ein Schreiben Masupba's an den britischen Residenten und Comniissar im Basutoland, Lagden, worin Masupha sein früheres Benehmen bedauerte und versprach, sich Lerothodi, dem Obcrhäuplling und der britischen Regierung zu unter werfen. Der Commissar hat Lerothodi die Nachricht mit- getheilt. Er fordert ihn auf, nach Maseru zu kommen, sobald Masupha seine feste Stellung geräumt habe, um sich mit ihm über die endgiltigcn Bedingungen zu besprechen. Damit haben die Wirren im Basutolande wahrscheinlich ihren Ab schluß gefunden. Transvaal. * Nach einer unS aus Loudon auf dem Drahtwegs übermittelten Kapslädter Drahtung der „Daily Mail" wurde Leyds zum Hauptbotsch'after Transvaals in Europa ernannt; er werde seinen Posten am 1. April antrelen. Zur Aufklärung. Wir macedonischen Bulgaren erklären, daß die in Nr. 41, 2. Beilage des „Leipziger Tageblattes« veröffentlichte Er klärung der angeblich macedonischen Serben an Herrn Professor vr. Weigand auf eine grobe Mystifikation des Leipziger Publicums berechnet ist, da die drei Unterschriften von dem hiesigen türkischen Zuckerbäcker Georg Milan, seinem 15 jährigen Sohne und dem Gehilfen Sotir Kotzare her stammen, die weder eine Schule besucht, noch Schulkenntnisse besitzen und sämmtlich aus einer rein bulgarischen Gegend sind, und zwar die ersteren beiden aus dem Dorfe Prisoviani in der Näbe von Ochrida und der letztere auS Ochrida selbst. Noch erklären wir Nikola Popp-Stephanosf auS Ochrida, zur Zeit hier bei Herrn G. KeSkari, Andreas Protitsch, stuck, pbil. aus Weles, zur Zeit hier, Dimitri Cb. Totchkvff, cauck. caw. aus Ochrida, zur Zeit in Heidelberg, Alex. Nistov aus Prisoviani, zur Zeit türkischer Zucker bäcker in Erfurt, Georgi Nistov aus Prisoviani, zur Zeit türkischer Zucker bäcker in Erfurt, vr. Pro titsch aus WeleS, z. Z. in Heidelberg, Mile Tanev auS Boroctz bei Ochrida, zur Zeit türkischer Zuckerbäcker in Bernburg, Alexander Popoff auS Ochrida, zur Zeit Conditor in Halle, Dimitri Koste Dupanoff aus Struga, zur Zeit Couditor in Halle, Andreas Tarpow au« Wevzani, zur Zeit Conditor in Magdeburg, daß Herr Professor vr. Gustav Weigand in seinem Vortragt, als auch in seinen Erklärungen die lautere Wahrheit gesagt hat. Gleichzeitig sind wir, Nikola Popp-Stephanosf, Mile Taneff, bereit, den WabrbeitSbewciS zu erbringen, daß die angeblich macedonischen Serben makedonische Bulgaren sind.
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