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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951015013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895101501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895101501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1895
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Monat
1895-10
- Tag 1895-10-15
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Monat
1895-10
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Jahr
1895
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F- 72V8 Diebstahls-Sekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Tamen-Eylindernhr mit der Nummer 88471 mit goldener kette und Quaste, am 1. Oktober; 2) eine ältere silberne Ikylinderuhr mit Sekunde, Rückseite mit ringravirter Blume, inwendig init der Bezeichnung „Xe-mstki", und mit goldener kurzer slachgliedrigec kette» eine goldene Tamennhr mit vergoldeter einsträngiger kette und goldenem schwarzemaillirten Medaillon mit weißer Perle, am 10. Oktober; 3) ein Nock von schwarzem geriesten Kammgarn mit schwarz- überzogenen Tuchknöpsen, ein Jucket von braungestreistem Cheviot, mit schwarzen Hornknöpsen, dunkel-braunem Futter und Etofshenkel, ein Jacket und eine Hose von graublauem leichten Stoff (Zacket mit blauen gerieften Hornknöpsen, dunkelgrauem Futter und Stoff- Henkel) und eine Hose von hellcarrirtem starken Stoff mit Leder- taschrn, am 9. Oktober; 4) ein Jacket-Anzug, ziemlich neu, von braunem Cheviot, mit braunen Hornknöpsen und schwarzein Futter, vom 2. bis 5. Oktober; 5) 2 Stück schwarzer Gnuiniizug von je ca. 35 in Länge und 13 cm Breite, Anfang September; 6) ein Telephon-Apparat mit Hörer, daran die Nummer 824 und die Bezeichnung: „Moropüvu t». VV. Latent^, am 30. Sep tember; 7) ein Ballen in grauer Packleinwand, gez. „v. R. 713", enth.: 29 w schwarzen Cheviot, am 2. Oktober; 8) ein Notier mit Veitpneumaticreifen, vernickelter Lenkstange, zersprungenem Griff, Panetspeichen und dem Namensschild „O. Lötiler", am 9. Oktober; 9) ein Pneumaticrover mit der Nummer 2320, Reparatur an der Lenkstange und der Bezeichnung „Brennabor, Ortü sc l'o.", am 4. Oktober; 10) ein Pnenmatirrover, schwarz lackirt, mit vernickelter Lenk- stange, defectein vorderen Lustreisen, Fabriknummer 1867 und dem Namensschild: „Olemeos Uioiiter, Bierhandlung, Frankfurter Straße 1", am 10. Oktober; 11) ein Triumph-Pncnmatic-Rover (93er Modell), schwarz lackirt, mit einer Reparatur am Reisen des Hinterrades, einer Satteltasche und dem Namensschild „(.'nrk lüodeeik", vom 12. bis 13. Oktober. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminalabtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 14. Oktober 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. äteinanlieferullg. Die frachtfrei bis Bahnhof Borna zu bewirkende Anlieferung der zur Unterhaltung der Borna-Altenburger und der 1. Ab- theilung der Borna-Markranstädter Straße erforderlichen ca. 44» edm Unterhaltuugsstcine aus den Lüptitzer oder AnnnelShainer Brüchen soll öffentlich vergeben werden. Die Bedingungen, unter welchen die Anlieferung übertragen wird, können bei der mit Unterzeichneten Königlichen Straßen- und Wafferbauinspection eingesehen oder gegen Bezahlung der Copial- gebühren von der mitunterzeichneten Königlichen Bauverwalterei bezogen werden. Schriftlicke Offerten sind unter Beifügung einer Steinprobe und Angabe oes Preises pro Kubikmeter bis spätestens de» 19. Oktober dieses Jahres bei der mit- Unterzeichneten königliche» Banverwalterei, Lobstädter Straße 19L, n., einzureichen. Königliche Strotzen- u. Wasser- königliche Bauverwalterei bauinspection Leipzig. Borna. Michael. am 9. Oktober 1895. Bahmann. Nachwort zum socialdemokratischen Parteitage. 42. Wir sind den Verhandlungen des socialdemokratischen Parteitages so weit gefolgt, daß wir nach den am Sonnabend erfolgten Schluß desselben kaum etwas nachzufügen haben. Von dem noch nicht erwähnten Beschluß über die „Mai feier" sagt der „Vorwärts" zwar, er bedeute einen ent schiedenen Fortschritt, allein das Blatt verzichtet auf den ganz aussichtslosen Versuch, dieses Urtheil zu begründen. Wenn wir noch anführen, daß bei der Verhandlung llberZwistig-1 keiten zwischen Danziger Parteigenossen die Frau eines derselben in widerwärtigster Weise in die Debatte gezogen wurde, so ist alles irgendwie Erwähnenswerthe berührt. Beachtung ver-1 dient, daß der Breslauer Parteitag nicht weniger als drei! Beschlüsse seines Frankfurter Vorgängers aufgehoben hat; den, welche die Akkordarbeit in den Parteigeschäften untersagt, das Verbot der Ucbernahme eines Mandates für den Parteitag durch Reichstagsabgeordnete und die Agrarresolution, die den Kleinbauern im Grundbesitz! erhalten wollte, während in Breslau nach viertägiger Be- rathung beschlossen worden ist, diesem Besitz wie jedem anderen neuerdings und ausdrücklich den Krieg zu erklären. Die Entscheidung, welche die deutsche Socialdemokratie in einen Gegensatz zur französischen, englischen und dänischen,! die alle ihre Landprogramme haben, bringt, bat ohne Zweifel eine principielle Bedeutung; daß ihr die praktische Tragweite nicht »ukommt, die ihr bürgerliche Zeitungen bei- mefsen, wird sich bald genug Herausstellen. Selbst wenn man, was unseres Erachtens falsch wäre, annimmt, der Beschluß sei ein endgiltiger, wodurch unterscheidet sich die Social demokratie von heute von der von vorgestern? Durch nichts als die Erklärung, an einem Blatt Papier festhalten zu wollen. Nun wird gesagt: in der Begründung der ablehnenden Haltung zu den Vorschlägen ihrer Agrarcommission habe sich die Partei ausdrücklich als bauernfeindlich und, da die Resolution Kautsky auch auf die übrigen Gewerbe Bezug nimmt, als handwerkerfeindlich bezeichnet. Das ist richtig»! der Charakter der Partei als einer kommunistischen, social- revolutionairen ist auf eine für den gemeinen Mann ver ständlichere Weise, als es auS dem Programm hervortritt, in! Erinnerung gebracht worden. Die Agitation unter den Klein bauern, die seit 1890 den Hauptsatz des Programms ver leugnet hat und ihn auch künftig — mögen d,e Agitatoren! mit Bebel oder mit KautSky einverstanden sein — auf dem Lande nicht bekennen wird, wird durch den Breslauer Beschluß etwas erschwert. Aber der „Bauernfang" war auch bisher von geringem Erfolg begleitet, und wo ihn die Verhältnisse! sonst begünstigen, wird nach einiger Zeit die Resolution KautSky ebensowenig hindernd im Wege stehen, als es das sich mit ihr deckende Programm getban bat. Solche all gemeine Kundgebungen und Bekenntnisse haben auch gegen über der Masse der bürgerlichen Wähler blutwenig Werth! im Vergleich zu der viva vox der Agitatoren, unter der wir nicht nur und nicht zuerst die mündliche Beeinflussung, sondern auch die agitatorische Behandlung bestimmter Fragen und Verhältnisse in der Presse und in Flugblättern verstehen. Wie dem aber auch sei: unter den Bauern kann die Social demokratie auf keine Weise viel auSrichten, mag die „Direk tive" — eine solche sollte nach einem Worte Liebknecht'- die von ! Verhältnissen entsprechend interpretirt wird, '„arbeiten" kann und muß, wenn sie Erfolge erzielen will. Dort ist auch der Boden aufs Beste vorbereitet. Der konservative preußische Adel glaubte wunder wie klug zu handeln, wenn er die Stöcker und Hammerstein christlich-social auf die In dustrie loSließ. Stöcker verhielt sich auch immer so, wie man es erwartete, der Grundbesitz blieb unbehelligt. Aber die Herren hätte» sich als Christen sagen müssen, daß man gerade vom religiösen Standpunkte keinen Unterschied zwischen Arbeiter und Arbeiter machen darf, und als Politiker hätten sie sich nicht verhehlen sollen, daß eine chinesische Mauer zwischen Land- und Industriearbeiter umsoweniger sich aus- sühren läßt, als die ihnen wohlbekannte Sachsenaängerei den ost elbischen Landarbeitern Gelegenheit gab, dieaus Erwäg » ngen des Parteiinteresses von Osten nach Westen geschleuderten „christlich.socialen" Ideen in das Ursprungsland zurück zu importiren. Natürlich hier wir dort mit dem Erfolg, daß das „Christliche" von dem Socialen" aufgesvgcn wird. Man hätte auch voraussehen können, daß nicht alle Pastoren sich politisch „geschult" genug erweisen würben, um, wie Herr Stöcker, mit ihrer Er- kcnntniß Hall zu machen, wo der Fabrikschlot und daS Kauf- Haus aushöre» und die Ackerkrume beginnt. Alles dies ist nicht erwogen worden, und hier stößt die socialdemvkratische Agitation im Osten statt auf einen spröden Rohstoff, überwiegend auf Halbfabrikate des Socialismus, ein Umstand, der ihr die Production natürlich sehr erleichtert. Ein demokratisches Blatt bemerkt, in BreSlan habe die Socialdemokratie, ohne cs eiuzugestehc», vor der Alternative gestanden, entweder den Classencharakter abzustreifen, oder auf weitere Eroberungen zu verzichten, und sie habe sich für das Letztere entschieden. Diese Auffassung wäre, selbst wenn man der Zurückweisung des Agrarprogramms jene Bedeutung beilegen dürfte, eine zu optimistische, weil sie eben den Osten außer Be tracht läßt, wo dieAhlwardt und Genossen der Socialdemokratie die Anwartschaft auf das Erbe der Stöcker und Hammerstein erfolgreich zu sichern bemüht sind. Ebensowenig ist eS gerechtfertigt, vou dem Breslauer Beschluß eine folgenreiche Verlegenheit der socialkemokratischen Landtagsabgeordneten und Gemeinderäthe zu erwarten. Herr Or. Ouarck hat sehr schlag fertig Singer zugerufen, was er denn vom Standpunkt der Kautsky'schen Resolution mit seinem Berliner Stadt- verordnctenmandat anzufangen gedenke, und wenn es sich aus dem Parteitag um ein Exercitium in der Logik gehandelt hätte, der strebsame socialdemokratische Neuling hätte sich gewiß „einen hinaussetzen" dürfen. Aber dort war von prak tischen Dingen die Rede und Herr Singer kann und wird mit gutem Grund und Recht antworten: „Dasselbe, was ich vorher damit angefaugen habe, ohne mich durch den ersten Theil unseres Programms im Geringsten beirren zu lassen." Und nicht anders wird es sich mit der Wirksamkeit der LandtagS- abgeordnelen verhalten. Keine Frage, man wird die Bock, Volkmar, Kloß, Dreesbach rc. in ihren respcctiven Kammern durch den Hinweis auf den Bres lauer Beschluß zu dialektischen Windungen zwingen und die Skizze der Rede, die Herr Richter auf die Sache im Reichstage zu halten gedenkt, ist schon gestern in der „Freis. Ztg." zu lesen gewesen, aber die praktische Wirkung wird hier wie dort so groß sein, wie die der vieltägigen Zuknnfts- staatsdebatte von 1892, nämlich gleich Null. Wenn das Bürzerthum es nicht zu verhüten weiß, daß Socialdemo kraten in den Parlamenten sitzen: wenn sie einmal darin sind, kann sie nichts an ihrer landesverderberischen Thätigkeit hindern. Staubwolken, durch die von den Punkten, die zur Discussion I für ihn in die Schranken getreten; schätzen und verehren wir ihn tehen, der Blick abgelenkt wird. Für unS handelt eS sich I doch als einen Mann, der ,elbstlos, ohne sich durch die gehässigen um die Frage und um nichts Weiteres, ob die sociale und verleumderischen Angriffe der jüdisch.^ Richtung, die Herr Stöcker vom Boden der conservaliv-n ^u b-.rr-n zu lassen den Kamps ,ur Chn„enthum und Deutsch- Partei aus zur Entwickelung gebracht und di- sich jctz-1 ^ ^ die iS zu Sprossen von der Eigenart der socialen Doctrinen I Ausfall»»!" der Coll^^Vol^ llir b^öwillia" ru er der Herren Naumann. Raub und Kötzsckke ausgewachsen Ku ' ^ ^ n- >al, als eine gesunde und conservative angesprochen! werden kann; dieselbe Frage wird auch hinsichtlich der! Bei der Gesammtauflage der vorliegenden Nummer befindet sich eine Extrabeilage von Franz Ebert in Leipzig, Peters- straße40 42, in welcher die wohlrenommirte Firma ihre Neuheiten .... . ^ ^ .... in Wintermoden empfiehlt. Es sei an dieser Stelle noch be« Wn finden es andererseits durchaus begrelslich, daß die I ^„ders ans die Extrabeilage aufmerksam gemacht, conservative Partei eS ablehnt, auf das erste kritische Wort I " olitischcn Methode des Herrn Stöcker im Üllgemeinen aufgeworfen werden müssen, und wir ver tehen es, wenn im Zusammenhang mit dieser Prüfung auch ein vielerwähnter Brief vom 14. August 1888 erörtert wird. Vir finden es andererseits durchaus begreiflich, daß die Deutsches Reich. Pt Berlin, 14. October. Wenn gemeldet wird, daß nach Fertigstellung deS Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Revision des Handelsgesetzbuchs in Angriff genommen werden soll, so beruht diese Mittheilung betreffs der Zeit der In angriffnahme auf einem Zrrthume. Die Revision des Handels gesetzbuchs wird nicht erst nach Fertigstellung des Bürger lichen Gesetzbuchs begonnen werden, sondern ist schon seit längerer Zeit im Reichsjustizamt Gegenstand eingehendster Bearbeitung. An der Revision haben sich auch hervorragende Praktiker des Reichsgerichts bethciligt. Sobald die Grund züge der Revision fertiggestellt sein werden, sollen dieselben einer ucl sioe einzuberusenden Commission von praktischen Juristen und Vertretern des Handelsstaudcs zur Prüfung unterbreitet werden. Die Revision des Handelsgesetzbuches ist ja sicherlich zu einem sehr großen Theil durch die Bestimmungen deS Bürgerlichen Gesetzbuchs veranlaßt, edoch hat dazu auch die Entwickelung genöthigt, welche die formen dcs Handels und Verkehrs in letzter Zeit erfahren haben. Wie auf das Handelsgesetzbuch, wird das Bürgerliche Gesetzbuch auch auf andere Rechtsgebiete, wie daS Ver sicherungs-, das Verlags- und das Urheberrecht, auch auf die Civilproceßordnung, einen Einfluß auSüben und eine Um gestaltung derselben verlangen, so daß sich an die Herstellung des cocle civil noch eine ganze Reihe anderer gesetzgeberischer Arbeiten anknüpfen wird. Ein Theil der letzteren ist ebenso wie die Revision deS Handelsgesetzbuchs bereits in der Vorbereitung begriffen, jedoch ist noch keine derselben soweit gefördert, daß man ihre Vorlegung an die ge setzgebenden Körperschaften deS Reiches für die nächste Zeit ins Auge fassen kann. Dagegen hofft man. die Arbeiten zur einheitlichen Regelung der Zwangsvollstreckung in daS Zmmobiliareigenthum und zur einheitlichen Regelung der Anlegung und Behandlung der Grundbücher so zu fordern, daß die entsprechenden Entwürfe Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres dem BundeSrathe eingereicht werden können Diese im Zusammenhänge mit dem bürgerlichen Gesetzbuche stehenden Neuordnungen würden also die nächsten sein, welche nach diesem Bundesrath und Reichstag beschäftigen würden Im Uebrigen hat der StaatSsecretair des ReichSjustizamteS während der letztverflossenen Tagung im Reichstage über die Arbeiten, welche sich an das bürgerliche Gesetzbuch anschließen, so eingehende Erklärungen abgegeben, daß auf diesem Gebiete volle Klarheit herrscht. * Berlin, 14. October. Zum Beschluß des social demokratischen Parteitags über das Agrarprogramm schreibt die „Nordd. Allg. Ztg. „Die Vertreter der Richtung, die den „Bauernfang" betreibe» möchte und deshalb das Agrarprogramm anzunehmen wünschte, und die andere Gruppe von Parteigenossen, die den proletarisch-revo« lutionaircn Charakter der Partei „rein" erhalten wollte, haben sich in BreSlan viel harte, persönlich scharf zugespitzte Dinge gesagt, woraus hervorging, wie tief diese Meinungsverschiedenheit ein- geschnitten hatte. Nachdem aber der Parteitag sich auf die Seite der Theoretiker gestellt und das Agrarprogramm abgelehnt hat, würde man sich in der Annahme täuschen, daß diese Entscheidung eine der Agrarcommission vorgeschlagene ProgrammLnderung erst I sür den Bestand der Partei bedenkliche Wirkung üben, eine Spaltung vorstellen — sein wie sie mag. DaS in Betracht kommt, das j herbeiführrn möchte. In der Socialdemokratie bedeutet, obwohl ja sind die Landarbeiter, die reinen Lohnarbeiter des Großgrundbesitzes und die Lohnarbeit mit der Bewirth- schaftung eines kleinen Besitzes verbindenden, in Mittel Süd- und Westdeutschland gleichfalls Bauern genannten Personen. Namentlich aber die reinen Lohnarbeiter. Der „Vorwärts" sagt in seinem Epilog zum Parteitag: „Man hatte sich bei der Wahl der 15 Mitglieder der Agrar commission nicht gründlich genug überlegt, daß dem aussichtS reichsten Gebiete für unsere Agitation auf dem Lande, den oft elbischen Provinzen, am wenigsten Beachtung geschenkt wurde". Da» ist eine zutreffende Bemerkung, die in der heftigen, nicht unterprincipiellen, sondern praktischen Gesichtspunkten den Agrar- vorschlägen gemachten Opposition eines pommerischen Dclegirten eine bemerkenSwerthe Bestätigung findet. Für den preußischen Osten h-tten die Anträge keinen Sinn. Dort überwiegen weitaus die Lohnarbeiter ohne Grundbesitz und selbst ohne eigene Behausung, Leute, bei denen die Socialdemokratie mit ihrem eollectivistischrn Programm, wenn es nur den localen erade sie eine „Volkspartei" sein will, das Volk gar nichts, die , ührer Alles. Deren Interesse ist jedoch viel zu fest mit dem Parteibrstande verknüpft, als daß sie aus diesem Anlasse rin Schisma in der Partei zulasse» könnten. Es mag schwer fallen, nachdem man sich so derbe „Wahrheiten" wie in BreSlan gesagt hat, sich wieder zu vertragen, aber das Parteiinteresse, d. h. das der Führer, Agitatoren, Parteiliteraten rc., gebietet eS, und deshalb wird es ge schehen. Man wird gut thun in den anderen Parteien, sofort mit diesem Umstande zu rechnen und sich vor den Enttäuschungen zu hüten, die auS der Annahme erwachsen müßten, daß eine Trennung der Socialdemokratie in zwei feindliche Lager nahe bevorstrhe." An den Grafen Caprivi erinnert diese Auffassung der „Nordd. Allg. Z." erfreulicher Weise nicht. — Am Schluffe einer Auseinandersetzung mit dem „Volk" sagt die „Nordd Ztg." treffend: „Im Uebrigen bemüht sich jetzt das „Volk", durch grheimnißvolle Andeutungen von besonderen Schritten, die gegen Herrn Hosprediger a. D. Stöcker ge plant würden, der von ihm geführten Campagne einen neuen Aufschwung zu geben. Da» sind künstlich aufgewirbelte (Fortsetzung in der I. Beilage.) und die erste Anfechtung hin sich von einem Mann zu trennen, dem beträchtliche Theilc dieser Partei Dank schuldig sei» glauben. Nur sollte diese Deckung mit dem Partei- 'child unseres Erachtens nie so weit gehen, daß die conser vative Partei, wem auch immer zu Liebe, schwarz weiß nennt und ihre Grundsätze preiSgiebt. Elfteres ist geschehen, wenn das Parteiorgan der genannten Partei eine Erklärung des Herrn Stöcker, in welcher dieser die Behauptung, daß er Zwietracht zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck habe säen wollen, als „böswillig" bezeichnet, „acceptirt". Und was die Grundsätze der konservativen Partei anbelangt, so sind in den von der „Kreuzzeitung" ver öffentlichten Nöter'schen Artikeln in ausführlicher Darlegung die Anschauungen wie die Methode des ,Volt" als durch und durch uuconservativ aufgewiesen, desselben Blattes, als dessen Patron und Spiritus roetor Herr Stöcker gilt und gellen darf, der zugleich Mitglied der engeren conservativen Par te i- eitung ist. In dieses verworrene und die Einsicht der conservativen Partei, ibr Vermögen, klar zu urtheilen, oder ihre Entschlußfähigkeit in das seltsamste Licht stellende Ver- 'ältniß sollte entweder die conservative Partei mit Herrn Slöcker, oder erstere allein Ordnung und innere Folgerichtigkeit bringen." V. Berlin, 14. October. (Telegramm.) Auch das Wolff'sche Bureau verbreitet folgende (in einem Theil der Auflage des letzten Abendblattes schon enthaltene) Meldung: Der Kaiser erließ aus Hubertusstock folgendes Telegramm an den Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürsten Hohenlohe-Langenburg: „Ich erfahre soeben aus den Zeitungen die Kunde von dem abscheulichen Morde des Fabrikherrn Schwartz in Mülhausen. Ich bitte daher Euer Durchlaucht, in meinem und der Kaiserin Namen unser innigstes Beileid der unglücklichen Wittwe auszu drücken. Es ist wieder ein Opfer mehr der von denSocia- listen angefachten NevolutionSbewegung. Wenn unser Volk sich doch ermannte! Wilhelm." V. Berlin, 14. October. (Telegramm.) Der Kaiser Das Arrrwneiren von Gestichen und Angeboten aller Art, auch solcher ohne RamcnSnennnng, besorgt für alle Zeitungen und Zeitschriften in Leipzig und auswärts zu gleiche» Preisen, wie Sic Blätter selbst, die Annoncen-Expcditio» I-vlpLtx, Grimmaische Straße 27, I. Telephon I, 2127. )V8. Die au/' >ln>!oneett er/rlau/encken OFertb)i'e/e »ee»'cken «ne-öMet unck unter »trenAster Ve-sc/ntieAen/ieit cken Interessenten ouFesanckt. khcmsche Ilntnsichmg vr. 4. KLKrix, gerichtlich vereid. Sachverst., Lindenstraße 2V. Wer sich gcsnnd erhalten Will, der sei besorgt, daß die Ver- dauungsorgane stets geregelt functioniren. Erscheinungen» wie Appetitlosigkeit, Truck in der Magengegend, Kopfschmerzen, Blut andrang nach Kopf und Brust, Flimmern der Augen rc. rc., haben nur zu häufig ihren Grund in nicht genügender Leibesöffnung, deshalb nehme man, wo nöthig, Apotheker Rich- Brandt's Schweizer- Pillen, welche von den Aerzten als das vorzüglichste Mittel gegen Verstopfung empfohlen werden. Die Bestandtheile der echten Apo- Wird in Wiesbaden heute Abend die Oper besuchen und das! theker Richard Brandt'schcn Schweizerpillen sind Extrakte von: Souper beim Intendanten v. Hülsen einnehmen. Nachts I Tilge 1,5 Gr.. Mojchusgarbe, Aloe, Absynth je 1 Gr., Bitterklee, 12'/« Uhr erfolgt die Weiterreise nach Kürzel, bezw. Urville, Gciitian je 0,5 Gr., dazu Gentian- und Bitterklcepulver in gleichen in Gemeinschaft mit der Kaiserin, welche heute Nachmittag Theilen und im Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 2 Uhr nach Wiesbaden abgereist ist. I OIL herzustellen. Erhältlich ä Schachtel 1 ./L in den Apotheken. Berlin, 14. October. (Telegramm.) Morgen Abend findet bei dem russischen Botschafter eine Tafel zu Ehren des Fürsten Lobanow statt. K. Berlin. 14. October. (Privattelegramm.) Der „Post" zufolge wird die wirthschaftliche Bereinigung des Reichstages vor dem Zusammentritt dcs Reichstages ein berufen werden und sich über die Einbringung verschiedener Initiativanträge schlüssig machen. L. Berlin, 14. October. (Privattelegramm.) Die öfficiöse Erklärung, „daß sich der Kriegsminister über die mit der zweijährigen Dienstzeit gemachten Erfahrungen weder dem Abgeordneten Frese-Bremen noch andern Personen gegen über günstig geäußert hat", bedeutet nicht, wie die „Nat.- Ztg." versichern kann, ein ungünstiges Urtheil über die zwei jährige Dienstzeit. Das öfficiöse Dementi hat nicht mehr be sagen sollen, als darin steht; die oberste Heeresleitung hat zur Zeit so wenig ein ungünstiges, wie ein günstiges Urtheil über die mit der zweijährigen Dienstzeit gemachten Erfahrungen; sie ist der Meinung, daß die neuen Einrichtungen zu kurze Zeit bestehen, als daß schon von günstigen oder ungünstigen Wirkungen die Rede sein könnte. L. Berlin, 14. October. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." berichtet: Stürmische Auseinander setzungen gab es in einer am Sonntag tagenden Anarchisten- versaininlung, welche über den socialdemokratischen Parteitag zu Gericht saß. Schlosser Wiese erklärte, der Theorie und Praxi- durchaus mcht m Einklang zu bringen seien. ^ ^ giebt. Wer deshalb für eine rationelle Gesundheit-- und Schön heitspflege der Haut der Kinder Sorge tragen will, der gebrauche Erhältlich in den Apotheken aller Länder. Keine Seife, wie sie auch heißen möge, besitzt die Empfehlung von über 2000 deutschen Professoren und Aerzten, welche der Patent-Myrrholin-Seise u. A. das Zeugniß ausgestellt, daß sie als Die beste Kinderseife AuS den Debatten über das Agrarprogramm, die Nacht- und Akkordarbeit und die Diätenfrage könne man ersehen, daß diese Partei immer reaktionärer werde. Im weiteren Verlaufe der Debatte gerielheu die Anarchisten gegenseitig aneinander. Anarchist Pawlowitsch protestirte ini Namen der Mehrheit der Berliner Anarchisten gegen den „Krämer-Anarchismus"! des Herrn Wiese, wogegen dieser betonte, er habe die blut rünstigen Phrasen satt und sei mit Pawlowitsch als Mensch fertig. Die Anhänger der beiden Richtungen warfen sich gegenseitig die größten Schimpfworte an den Kopf und be stritten einander das Recht, sich Anarchisten zu nennen. Unter allgemeinem Lärm schloß die Versammlung. 8. Berlin, 14. October. (Privattelegramm.) Der! wegen Landesverraths verhaftete Ingenieur Ludwig Pfeiffer wurde heute Vormittag auf Anordnung deS Unter suchungsrichters nach Leipzig übergeführt. — Die „Alldeutschen Blätter" verzeichnen die charakte-! ristische Thatsache, daß Herr Geh. Rath Virchow, der die tschechische Ausstellung kürzlich mit seinem Besuche beehrte,! von dem Gesehenen so begeistert worden sei, daß er sich aus diesem Anlaß entschloß, dem tschechischen Schulverein sein Scherflein im Betrage von 2 Gulden zuzuwcnden. * Volbcrg, 13. October. Die beklazenSwerthe Thatsache, daß die phänomenale Interpretationskunst des Herrn Stöcker der „Conserv. Corr." gestattet hat, die bekannte Brief angelegenheit für „abgethan" zu erklären, wird die hiesige conservative ^Colberger VolkSztg." jedenfalls recht pein lich berühren. Denn dieses conservative Provinzialblatt, dessen Fähigkeit, in deutscher Sprache Geschriebenes zu lesen, noch nicht auf die weltstädtische Höhe der Stöcker und Ge nossen gelangt ist, schrieb vor Kurzem: „Wir sind nicht in der Lage, die Absicht zu billigen, durch Be- rinfluffmig des Kaisers zwischen diesem und dem Fürsten Bismarck „Zwietracht zu säen". Diesen Zweck — das spricht Herr Stöcker unzweideutig aus — hatten seine in dem Briese gegebenen Rathschläge. Das mißbilligen wir von Grund aus, und wir sind überzeugt, daß die Parteileitung ebenso denkt. Aber wenn das der Fall ist, so ist eS, um den Liberalen und Socialdemokraten nicht weiter Vorschub zu leisten, dringend nöthig, dies auch in dem Parteiorgan klipp und klar auszusprechen. Geschieht dies nicht, so würde in Folge der jüdisch-liberalrn Ausstreuungen dock schließ- lich der Gedanke im Volke Boden gewinnen, als ob in der Tdat eine „Eonservative Camarilla" vorhanden sei, die sich durch „In- triguen" daS „Ohr de» Monarchen" zu verschaffen suche, um auf diese Weise mißliebige Staatsmänner zu beseitigen. Die „Conser- vative Correspondenz" muß, daS ist unser Verlangen, sich in dem Sinne erklären, daß die Leitung der Partei nicht einverstanden ist mit dem Wege, den der Herr Hosprediger Stöcker vorgeschlagen hat, daß sie vielmehr auf politische Erfolge verzichte», die nicht im offenen Kampfe — Mann gegen Mann — zu erreichen sind." Die „Colb. VolkS-Ztg." erklärt vorher: „Die „Colberger Volks-Zeitung" ist über dem Verdacht erhaben, alS ob sie gegen die Person de» Herrn Hosprediger- a. D. Stöcker voreingenommen sei, sie ist im Gegenthril stets mit warmem Herzen keine andere Toiletteseife als die Patent-Myrrholin-Seife. Die Patent-Myrrholin-Seife ist in allen guten Parfümerie- und Droguen- Geschäften, sowie in den Apotheken rc. ä 50 ^ erhältlich und muß jedes Stück die Patent-Nummer 63592 tragen. ^ Man verlange Prospekte über die außerordentlich leistungsfähige «ULKVI'-^NIIIP« ^°°J?d7strT"^ v. n. Invkvr, Leipzig, Pnulpen- nnd Gebläseban. Delitzfcher Straße 7. L. Lökler'8 Vve. äc 8o!m, chem. Fabrik, empfehlen ihre Specialitäten, als: 6tttlslsstllke Äls^tüköstllt In höchst« Vollkommenheit. AS- iiaS PMkimniiMkMk, LWm- mit AeklktnrntmiiSle, Mlim, Mmliiie-ki>li»Kköle, Lsittitel-Rlt, Telz. fk kiliKrciim Kmgiiiiiliclit. 59 Ousei 8i»irrnl88 bei Zkuelier I,lel>t8tllrlie. Vertreter: k. kV. V»ii»l>»ii8er our tür I-eipri« unck Vororts -Vmt I. 2053. IL. Tageskalenker. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes .... Nr. 2221 Redaction des Leipziger Tageblattes .... - 152 ^ Bnchdrnckerei des Leipziger Tageblattes <8. Polz) - 1172jZ NnSknnftSftelle sür See-Schifffahrt»- nnd Reise - Verkehr Relief-Weltkarte drrHamburgerRhedereien: F. W. Graupenstein. Pockhofstr. 11/13. Unentgeltliche AuSknnstsertheilung: Wochen tags 9—12 Uhr Vormittags und 3—6 Uhr Nachmittags. Patent-,«cbranchSmnster-u.Marren-AnSkunftSstcllc:Brühl2 lTuchballr), I. Exped. Wochentags 10—12, 4—6. Fernspr. I. 682. Oe Bibliotheken. n iverfitSt»bibliotheI(B»etbovenstr.Nr.4) istan allenWochen- tagen oröffnrt: von 9—1 Uhr und (mit Ausnahme deS Sonn abend») Nachmittags von 3—5 Uhr; Lesefaal von 9—1 und Nachmittags (m<t Ausnahme de- Sonnobendsl von 3—6 Uhr; Bücher-AuSgabe und -Annakme von II—1 und Nachmittag» lmii Ausnahme de- Sonnabends) von 3—5 Uhr. Filiale für Bücher-Au-gabe und -Annahme (Grimm. Strinweg 12) geschlossen bi- zum Wiederbeginn der Vorlesungen.
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