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- Erscheinungsdatum
- 1890-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-14
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Monat
1890-09
-
Jahr
1890
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G 2. KilU !«»> jchMN TtiMIl Iltiit AiUPk !lt. 257, Mtiltig itNt >7. LkMltn 18K Leipzig, 14. Lcptemder. * Wie aus Wien gemeldet wird, trifft die Stadt große Vorbereitungen zum Empfange des deutschen Kaisers. DaS Stadtbauamt entwirft bereits Pläne zur Ausschmückung der Straßen, welche der Kaiser durchsabren wird. Ter Bürgermeister wird die Bevölkerung zur Beflaggung und Ausschmückung der Häuser auffordcrn. * Kaiser Wilhelm nahm die Einladung deö Prinz Negenteu von Braunschweig zu den Hofjagden in Blanken burg vom 2t. bis 26. Octobcr an * Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr von May bach, welcher am 1. September von seinem Urlaub nach Berlin zurückgckehrt ist, wird durch eine Entzündung der Lymphgefäße gezwungen, das Zimmer zu hüte». * Es ist von einer Seite gemeldet und von einer anderen bestritten worden, daß betreffs der Steuer Einschätzun gen in Bochum eine Untersuchung cingeleitct worden. Ter thatsächlicke Stand der Sache ist, nach der „Nationalzeitung", baß der Finanzminister von dem Magistrat in Bochum Be richt eingefordert hat. ' * Wir lesen in der „Post": Bor einiger Zeit verlautete, daß gewissermaßen unter dem Pro- tectorat Sr. Majestät des Kaisers am I. Lctober eine ausklärende, gemeinverständliche Flugschrift herauskommen und in Millionen von Cxeniplaren vor Fabriken und Werkstätten zur Be» theilung kommen werde. Am Dienstag ging uns ein Aufruf mit der Bitte um Be» breilung zu, der dem Anschein nach mit diesem llnlcrnelmien in Berbindung stand. Wir baden von dem Aufrufe nicht Notiz ge- »wmmen, weil die Absender, indem sie anonym blieben, das ein fachste Gebot der Höflichkeit außer Augen gesetzt batten, daß man sich einem Blatte evst vorstellt, ehe man solche Gefälligkeiten von chm verlangt. Andere Blätter daben im Hinblick aus die Anonymität des Aufrufs die Ansicht geäußert, daß hinter der ganzen Sache keine Leute von Namen stände», daß es sich vielmehr dabei um eine „Buchhändler.Spekulation" handle. Eine solche Annahme würde durch folgende Notiz deS „Hamburger Cor respondent" bekräftigt werden: „Aus Berlin wird uns geschrieben, daß über den angeblich vom Kaiser gebilligten Plan wegen einer Flugschrift und die ausführenden Kräfte durchaus nichts zu erfahre» war und daß auch an Stellen, die wohl unterrichtet sein würden, wenn die Staatsleitung an der Sache bctheiligt wäre, nichts weiter bekannt ist, als was in der ersten Zeitungsnotiz über das Unternehmen zu lesen war, d. h. es fehlt für die Richtigkeit der Angabe jede weitere Unterlage." Auch wir haben von dem anonymen Machwerke keine Kenntniß genommen. * Seit ungefähr zwei Jahrzehnten kann man auch von einer polnischen überseeischen Auswanderung sprechen. Nicht nur auS den östlichen preußischen Provinzen Schlesien, Posen, West- und Ostpreußen sind Jahr für Jahr Tausende Polen nach Amerika aus gewandert, sondern auch in Russisch Polen und in (Galizien haben ganze Schaaren von Polen die Hcimatb verlassen, um sich meist in den Vereinigten Staaten, in geringerer Zahl auch in Brasilien und Argentinien, nicdcrznlasscn. Nach polnischen Angaben beziffert sich die Zahl der in den Jabren 187 l bis 1887 auS Galizien und Russisch Polen auSgewandcrtc» Polen auf über 150 000 Köpfe. Die Polen in den Vereinigten Staaten vermischen sich fast gar nicht mit den ander« sprechenden Bewohnern; sie bleiben ihrer Nationalität treu, gründen polnische Vereine, polnische Schulen und vcrsügen bereits über 30—40 polnische Zeitungen und Zeitschriften. Am zahlreichste» sind die Polen in Chicago, Buffalo und Milwaukee. In Brasilien leben gegenwärtig I l OOO Polen, von denen 6>>oo auS Galizien stammen. In der Provinz Parana, unweil von Curitiba, finden sich eine Anzahl polnischer Dörfer, die Nova Polonia genannt, die von rein polnischem Element bewohnt Werden. Auch in Argentinien giebt cö bereits drei polnische Dörfer, gegründet von Leuten, die ohne Habe aiikamcii, sich aber auf den ihnen von der Regierung geschenkten Grund stücken rasch emporgearbcitct haben. -i- * In der Mitte der achtziger Jahre wurden in Ungarn und Siebenbürgen mehrere Vereine ins Leben gerufen, welche, um das Ausland zu 'äuscben, den Namen „Cnltur vereine" annahmen, in Wirklichkeit aber nur das eine Ziel verfolgten, die Arbeit der Staatsbehörden auf dem Gebiete der Magyaristrung der Slowaken, Serben, Rumänen, Ruthenen und Deutschen nach Kräften zu unterstützen. Diese Vereine haben zum Theil eine nngeabnle Ausdehnung gewonnen und ergänzen die auf die Entnationalisirung der Nichlmagyaren gerichtete Thätizkcit des UntcrrichtsministerS in wirksamster Weise. Der bedeutendste dieser Vereine ist der sicbciibürgische magyarische Culturvcrein. Er zählt jetzt l0 288 Mitglieder, darunter 1788 gründende, welche statt des Jahresbeitrags einen einmaligen Beitrag entrichtet haben, verfügt über 7» "00 sl. JahrcSeinnahmen und hat ein Vermögen von 182 330 sl. an gesammelt. An Stiftungen werden ihm in den nächsten Jabren gegen 112 000 fl. auSgezahlt werden. Der sieben bürgischc Eulturverein, welcher am 7. September seine Hauptversammlung unter sehr starker Betkciligung in Dcva abhielt, unterhält in 80 tbcilS rumänischen, theils sächsischen, thcilS auch sprachlich gemischten Orten gegen 100 magyarische Kindergärten und Schulen und bemüht sich ernstlich, die 200 000 Sachsen und die 1 300 000 Rumänen Siebenbürgens für die magyarische Cultur zu gewinne», vorläufig glücklicherweise noch vkne Erfolg. Daß der Verein über so große Geldmittel verfügt, verdankt er der Opser- sreudigkeit des magyarischen Adels und der ungarische» Geld institute. Wie kläglich nimmt sich dagegen das Vermögen deS Allgemeinen Deutschen Schiilvcreinö auS, der doch nirgends angriffsweise vorgegangen ist, sondern stets nur in ihrer deutschen Sprache und Eultur bedrohte Gemeinrcii unterstützt bat! Kaum 18 000 --k kann der Berliner Schul verein sein eigen nennen! Freilich fehlt il»n auch die Unter stützung fast aller reichen Leute und der einflußreichen Kreise im Deutschen Reiche! Im Scharoschcr Eomitalc und in den bciiachbarlcn Gespauschaften arbeitet der oberungarische Eulturverein an der Entnationalisirung der Slowaken, Haupt sächlich durch zahlreiche magyarische Kindergärle» nuk Ab Haltung magyarischer Sprachkurse. Gleiche Ziele verfolgt der Szcchen» Verein in Szalhmar; auch der Eulturverein .» TcmeSvar sucht im Banat die Staatssprache unter den Schwaden, Rumänen und Serben zu verbreiten. Daß alle diese Vereine mit der Zeit, d. h. »ach einigen Jahrzehnte», ganz beachtenSwertbe Erfolge haben werden, daß gar manche deutsche, slowakische und rnmänischc Geuicinde im Magyaren thum aufgchcn wird, kann man als sicher aiiliehincn. * Die „freie" Schweiz bildet wieder einmal den Schau platz elender Eanlönli Wirtbichasi. Im Eanton Tessin sind Unruhen auSgcbrochen. Die weitere Entwickelung dürfte aber nicht gar zu blutig verlaufen. Der Eanton Tessin bc findet sich schon seit mehr als einem Jahre in Aufregung. Als im Mär; 1880 die Wahlen znni großen Rath stattsandeu, wobei die Eonscrvativcn 75 und die Liberale» 37 Sitze er hielten, kam cS bereits zu beträchtlichen Ruhestörungen, so daß ein eidgenössischer Eomniissar dorthin entsandt werden mußte, lim bewaffnete Ansammlungen zu verhindern. Seitdem ist die Unzufriedenheit mit dem eonservativen Rcgimcnt bc ständig gestiegen. Die Hanptursachc sür die jetzige Erhebung ist indessen in einer Verletzung der Verfassung seitens der Regie rung zu suchen. Die liberale Partei hatte eineVersassungSrevision beantragt, der selbst ein Theil der Unabhängigen und der ge mäßigten Eonscrvativcn zugestimiut halten. Es Unterzeichneten »n Ganzen loooo Mann, sür eine Bevölkerung von etwa 130 000 eine beträchtliche Zahl. Die Negierung war in Folge dessen verpflichtet, die Abstimmung über die geforderten Reformen anzusetzcn und zwar spätestens bis zi»n 7. September. Sie hat indessen diese Frist verstreichen lassen, und es hieß, die Abstimmung solle bis Ende Oktober aufgcschvben werden. DicS batte seinen guten Grund, denn aus Tessin wandern alljährlich gegen lO OOO Bewohner nach Italien auS, wo sie sich als Lastträger, Kaminfeger, Kollncr, Glaser re. Verdienst verschaffen. Diese größlcnlheilS conservalivcn Auswanderer kehren aber erst im Herbst nach der Heimath zurück. Die Regierung hatte also gehofft, eine ihr günstige Abstimmung zu erreichen, falls sic die Rückkehr der Auswanderer ab wartete. Der Telegraph meldet »och: * Bern, >2. Lepteinber. Tic bisherige konservative Regierung des Cantons Tessin hat i» Locarno Truppe» ausgebole» und die Caiitone Uri und Luzern um Hilfe ersucht. Tic neue Regierung setzte die Abstimmung über die Revision der Verfassung sür nächsten Tonnt,»g fest. TerBundesralh hat, wie verlautet, seinen Cominisfar beansirägt, die neue Regierung ans',»lösen, alle ihre Acte für nichtig zu erklären, die Verhafteten zu befreien und selber als Regierung zu Handel», so lange eine regelrecht gewählte Regierung nicht besteht. * Bafel, 12. September. Aus Bellinzona wird hierher ge meldet, die Nacht sei ohne llnoldnung verlaufen, die Bevölkerung nehme ihre gewöhnliche Beschäftigung wieder auf. Tie unter die Waffen gerufenen Bürger sind verabschiedet. Ausschreitungen gegen Personen oder Cigenthnm sind nickst vorgetommeu. Man beabsichtigt, daS heute cinruckende Iinanterie Bataillon aus Bern mit Musik zu empfangen. Tie Stadl ist festlich beflaggt. * Aus Paris wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: Tein Fremden, der sich gegenwärtig in de» Straßen von Paris ergeht, lie'et sich in kurzen Abstände» ein überraschender Anblick dar. I» den volk.uhümlichen „Baza re n", die in Paris so häufig sind, und die man als die Vorläufer und Muster der auch in Berlin heimisch gewordenen 10- und 50 Pseuuia-Geschäslc zn betrachten hat, sicht man die ganze Schauseite nach der Straße hinaus von Kriegswassen eingenommen. Cs handelt sich nicht »in harmloses Spielzeug, anch nicht »in alter- thümliche Cabinetflücke, die bestimmt sind, in Sammlungen von Liebbabern oder in Trophäen einen Platz zu finde», sondern »in verhältnißmäßig moderne, sichtlich ungebrauchte Waffen. Wo man sonst billige Seife, Federmesser, Kämme, Zabnbürste» und Nähnadeln zu suchen gewvlmt ist, da findet man jetzt Cbasfepolgewehre mit den dazu gehörigen Bajonetten, Cavalleriefabel und Pallasche, Faschine» niesser Carabiner, Revolver und ähnliche Mililair-A usr iist nngs- gegenslände in großen Hausen, theilweise in wahren Bergen, n»d zu Preisen, deren Geringfügigkeit Staunen erregen >n»ß. Ein ganz neues Chassepvt Gewehr kostet 10 Fres. 50, ei» Bajonet mit Scheide I Fre. 45, Gewehr und Bajonet zusammen II Fres. 50. Man fragt sich bei diesem befremdlichen Schauspiel unwillkürlich, ob man sich in einem Oklahoma des Fndiaiiergebicles befindet, wo Waffen naturgemäß noch der meislbegelnste Handelsartikel sind, oder in einem südainerikniiischen Staate, dessen Bevölkerung in voller Ilmwälzung oder im fröhlichem Bürgerkriege lebt und de halb einen dringenden Bedarf n» Schießgewehren und Säbeln hat. Was die Sache besonders unheimlich macht, das ist der große Anklang, de» der neue Handels zweig bei der Bevölkerung findet. Tie aufgelegte» Waffen sind beständig von einem dichte» Gedränge Neugieriger »mslande» und diese Neugierigen beschränken sich nicht darauf, die Gewehre zu be taste», den Hahn »nd Hebel zu prüfen, die Klingen in die Scheide» spielen zu lassen, sie kaufen auch mit wahrer Leidenschaft, und die Chaffepvts zu 10 Fres. 50 C. gehen ab wie warme Semmel» beim Bäcker. Man versichert, daß in de» letzten vierzehn Tagen über tiOOOO Gewehre in Paris allein abgesetzt worden sind, in der Provinz soll cs ähnlich sein, und der Vorrat!) scheint noch lange nicht erschöpft. Woher kommt »u» diese lleberschwemmnng mit Kriegswafien? Die Heeresverwaltung hat ihre Arsenale von den ver altete» Bestände» leeren wollen »nd kein besscresMittel gesunde», als diese um einen Spottpreis an Händler zn verschleudern, welche sie nun um cin Billiges an die Bazar Besitzer weiter verkaufe» So wurde» einige lmndert- tausend fehlerfreie Chassepots in Umlauf gesetzt »nd die Gras-Ge wehre, die gestern noch die Waffe des französischen Heeres waren, sollen folgen. Cs handelt sich in diesem Falle um mehr als eine Million Stück. Die Kriegsverwallnng bekommt bei dem Handel sicher keine zwei Millionen, vielleicht nicht eine, das Volk aber findet — und benutzt emsig — die Gelegenheit, sich mit einem unerheblichen Opfer bi» an die Zähne zu bewaffnen. Man darf sich wohl fragen, ob der Staat nicht beffer gell,an hätte, auf die verhällnißmäßig winzige Summe, die ihm aus dem Verkaufe der Waffen zugeslvff'en ist, zu verzichten und die nnbranchbar gewordenen Vorrältie zu zer stören, als sie unter das Volk zu bringe», in dessen Hände sie nur zu leicht zu einer Versuchung werden können. Otsiciere, denen man den Andrang der Käufer zeigt, zucken lächelnd die Achsel und sagen, die Waffen seien veraltet und darum werthlos. Das ist aber eine wunderliche Auslassung. Natürlich, sür eine Feldschlacht gegen einen mit dem deiilichen Cngbobr Mehrlader M'88 bewaffnete» Gegner wären diese jetzt in de» Pariser Bazare» verknusten Gewehre nicht zu ge brauche», wenigstens nicht mit Aussicht aus Crt'vlg In einem Straßenkampf aber, wo es gar nicht daraus ankonimt, auf >800 Meter Entfernung zu treffen, wurde eine genügend große Anzahl gut gc- handhabter Ehaff'epots einer selbst mit der allerneusten Lchießwaffe ausgerüsteten Truppe verteufelt unangenehm werden. Die Regierung bat offenbar ein großes väterliches Vertrauen znm Volke. Ter be unruhigende Eifer, init dein das Volk die Chassepots kauft, sollte dieses Vertrauen einigermaßen stutzig mackieu. Sicher ist, daß cs nickst das Verdienst der vvrausjickstigen öffentlichen Gewalten sei» wird, weit» bei einem künftigen „Arbeiter Maitage" die Soeialislen nicht das Pnlver spreche» lasse» werde». An den nöthigen Chassepols und GraS wird es ihnen jedenfalls nicht fehlen. * Einer Verb rech erb an de, welche seit ungefähr sechs Jabren in Bari nnt Ilnigegciid ibr Unwesen treibt und ihre Verbindungen bis Foggia und Taranto ausdehnle. ist cS gelungen auf die Spur zu kommen. Es sind bereits 87 Mit glieder der ..FInIa Vita" (wie sich die Bande nennt >, ii» Alter von 17 bis 40 Jabren siebend, eingczogen worden und inan sieht de» Gcrichlsverbandlnngen, welche binnen Knrzein bc ginnen werden, mit großer Spannung entgegen. Die Sta tuten der Mala Vita, ihre Einweibnngsforinen, Eidesformeln und grausamen Strafen gegen Abtrünnige sind in Händen der Behörden. Diese verbrecherische Bereinigung ist der neapolitanischen Camorra »acbgebildet. Die meisten Mitglieder fand man tätowirt an Armen, Brust und Beinen, banptsäch lick> mit Abbildungen von Thiercn, Schlangen und Pferde köpfen, mit Namen der Geliebten, Sprichwörtern, kämpsendcn Personen. * Die von den in England lebenden deutschen Reichs angebörigen gezeichneten Beiträge;» dem BiSmarck-Dent mal haben eine Gesammtsnmme von 1017 Psniit 0 Schilling 0 Pence ergeben. Wie englische Blätter binznsüge», stammen die Zeichnungen vornehmlich auS den Städte» Bradford, Birmingham, Cardiff, Edinbnrgb, Glasgow, Leitb, London, Manchester, Oxford und Southampton. * Ans London geht der „Vossischen Zeitung" folgende Melkung zu: Tie „Times"" veröffentlicht eine lange Zuschrift eines Londoner Bücherrevisors Namens Fox, worin derselbe mittheilt, er und sein Freund wäre» vorigen Sonntag in Deutz bei Kol», wo sie aus einer Reise »ach Berlin von Paris eingetrossen waren, von einem Gendarmen als französische Spione verhaftet worden, Fox, weit er eine Dorfkirche skizzirt, sein Freund, weil er sich in der Nachbarschaft eines Forts lange mit einem preußischen Soldaten unterhalten habe. Nach vierundzwanzigsiündiger Hast im Kölner Stadlgesängniß wären sie endlich wieder frei gelassen worden, ohne ein Wort der Entschuldigung seitens der Behörden oder Entschädigung sür Zeit- und Geldverlust, da ihre Schlas- wagenbillets »ach Berti» inzwischen verfallen seien. Fox reist alljäbrlich »ach Paris und Berlin, um die Bücher einer englischen Gesellschaft, welche Zweige in beiden Städten hat, zu revidire». Er belaß einen Reisepaß, der aber seil 1888 nicht visirt war. Beide Touristen verstehen nicht deutsch, aber Fox spricht etwas sranzöjijch. Tie „Times"" rügt es, daß ihren Landsleuten nicht gestattet wurde, an ihre Freunde in Berlin und an de» britischen Eonsul zu telc- graptnre», und hofft, die deutsche Regierung werde ihnen Genng- thuung und Schadlosballung sür die erlittene Unbill gewähren. EmcS IlrtkeilS darüber, ob die preußischen Beamten ein Vorwurf trifft, wird man sich so lange enthalten müssen, als der einseitigen Darstellung deS Londoner Bücherrevisors nicht cin Bericht von deutscher Seite gegenübersteht. * Eine Abordnung deS GcwcrkvercinS Eongrcsses machte, wie auö Ottawa gemeldet wird, dem Premier Sir Job» Macdonatd seine Aufwartung, nm der Regierung die Nolh Wendigkeit ans Herz zu lege», eine Vorlage im Parlament cinzubringen, welche die Einwanderung von Ebincscn in Eanada verbietet. Der Premier erwiderte, daß dies nicht tbunlick sei, da die Reichsrcgicrnng natürlicherweise gegen eine solche Maßregel Einwand erbeben würde. UcbcrdieS würde dies im Widerspruche mit der Politik Eanadas, frcund- schaftliche Beziehungen mit China zu pflegen, stehen. * Nach telegraphischen Mitthcilungcn auö den inneren Provinzen Argentiniens soll daselbst die Lage noch keine zufriedenstellende sein. Nach der Provinz Entrc RioS ist abermals cin Regiment entsendet worden. Stadtbililiothtk. *»* Leipzig, 14. September. Am heutigen Tage ist es fünfundzwanzig Jahre her, daß Herr vr. Alfred Dörssel «oder, wie eö damals noch hieß, Herr Alfred Dörffcl) als „EustoS" der musikalischen Abthcilung unserer Stadtbibliothek eingestellt Worte» ist. Bekannt lich bat sich diese musikalische Abtheilnng, eine der reich balligsten der Bibliothek, aus Becker's Stiftung entwickelt. Der ekcinalige Organist der Nicolaikirche, Earl Ferdinand Becker, batte sich zu seinen mnsikwisscnschasllichcn nnd musik- geschichtlichen Studien im Lause von mebr als 3t» Jahren nnd mit einem Answand von 7000 bis 8000 Thalcrn eine reiche musikalische Handbibliothek angcscbasst. Sic umfaßte schließlich weit über 30oo Werke, nämlich I >20 Werke über Musik, 430 Ehoralwcrkc, 227 Tonwcrke ans dem 10. nnd 17. Jahrhundert, gegen 1200 Tonwcrke ans dem 18. nnd 10. Jahrhundert. Diese reiche nnd interessante Sammlnng bot er im Juni 1856 der Stadt Leipzig für die Stadtbibliothek an, wogegen er sich die Zahlung einer kleinen Leibrente an sich und nach seinem Tode (er starb 73jäbrig am 20. October 1877) noch an eine zweite Person auf deren Lebenszeit auSbcdang. Die Stadt nahm das Anerbieten an, nnd im September 1850 wanderte die Sammlung Becker's aus die Stadt- bibliotbek Um sie, waö cin Hanptwnnsch Becker's war, für das Publicum nutzbar zn machen, war cS nun freilich nöthig, daß an die Stelle deS kurzen Verzeichnisses, das sich Becker selbst für seinen Handgebrauch angeferligt hatte, cin ordent licher Katalog trat. Zur unentgeltlichen Bearbeitung eines solchen erbot sich zunächst der Mnsiklekrcr Earl Riedel (der Gründer des »ach ihm genannten Gesangvereins), der von Becker dazu empfohlen worden war. Da er sich aber der übernommenen Arbeit zn wenig widmen konnte, so wurde sic im Juni 1859 dem Mnsiklcbrer Alfred Dörssel übertrage», der damals zugleich bei Breiltopf Härtel als Eorrector angestcllt war. Auch Dörssel übernahm die Arbeit zunächst unentgeltlich, be sorgte auch das Ansleibegcschäft an der musikalischen Ab tbcilnng der Bibliothek ohne jede Entschädigung bis znm Ende des JabrcS 1801 Nur »n Januar 1802 wurde ihm einmal eine kleine „Gralifieation" gezahlt. Endlich im Dccembcr 1801 beantragte der damalige Depnlirte sür die Stadtbibliothek, Stadlrath I>r. Vollsack, sür die musikalische Abtheilnng eine mit einem bescheidenen Jahresgebalt (damals 100 Thaler!) anSgestattete besondere Enstotenstclle zu begründe» und diese Herr» Dörssel zu übertragen. Der Antrag fand die Zustimmung des Rathes nnd der Stadtverordnete», nnd so wurde Herr Dörssel am I I. September 1805 für sein Amt in Pflicht ge nommen. Das Publicum denkt bei einem Bibliothekar zunächst an einen Bücherznschlepper, an de» „Knecht", mit Lessing zn reden, „der den Pferden das Heu in die Nansc trägt". Diese Auf gabe erfüllt Herr Iw. Dörssel, wie jeder BibliothckSbesnchcr bestätigen wird, mit immer sich gleich bleibender Freundlich keit und Geduld. Ei» Bibliothekar hat aber »och andere Aufgaben: er soll wissenschaftlich rathen und helfe», und er soll die ihm anvertranten Schätze vor allen Dingen anch selber nutzen, nicht bloS als Phylax oder „EustoS" dabeisitzcn. Nun, mit welcher unermüdlichen Bereitwilligkeit Herr I)r. Dörssel auS seiner im Laufe der Jahrzehnte gewonnenen genauen Kenntniß der Bibliothek heraus andern bei ihren wissen- schasilichen Arbeiten Rath nnd Hilfe spendet, ist nickt nur in Leipzig, cö ist weil überLcipzig hinaus bekannt. Und wicer die ihm anvertranten Schätze selber zn nutzen verstanden bat, daS werde» alle dankbar rühme», die von seiner ausgedehnten (freilich zum großen Theil im Hintergründe und ganz acräusch loS geübten) Mitarbeiterschaft an nnsern großen musikalischen Elassikeraltsgabc», vor allem an der Bach Ausgabe, nähere Knude habe», und die sein fleißiges, gründliches und zuver lässiges Werk über die Geschichte unserer GewandhauS- conecrte, mit dem er sich »och als Sechziger an unserer Universität die Doctorwürde erwarb, nicht bloS in den Hände» gehabt nnd ausgcblättcrt, sondern wirklich gelesen habe» Möge dem liebenswürdigen und bescheidenen Gelehrten — dies ist unser aufrichtiger Wunsch zu seinem heutigen Jubcltage — noch viele Jahre die Leibes unk Gcistcssrische bewahrt bleiben, deren er sich bei seine» 00 Jahre» erfreut! Vtlmischtes. D Gera, 13. September. Auch in unserer Stadt will man dem Ausrufe betreffs einer Stiftung zu Ehre» des Generalse ldm arsch a lls Grasen von Mo ltkc Folge leisten. DaS Eomitö gedenkt in der Stadt Parckim taö Geburtshaus anzulaufcn und für eine würdige Erhaltung Sorge zn trage». Es dürfte ferner dem nationalen Enipfindcn entsprechen, ein größeres Capital zusaininenznbringett und solches dem gefeierten Feldherr» für wobltbätige Zwecke, die »ach seiner Bestimmung mit der Gcburtöslälte in Beziehung zu setzen sein würden, zur Verfügung zu stellen. Die Samm lung für selbigen Zweck wird heute beginnen. — DaS Volks schauspiel „Luther nnd seine Zeit" von August Trüinpel- mann wirk nur noch zweimal gegeben werden könne», da über daS sürstlichc Theater vom 16. September an ander weitig verfügt worden ist. Die in dieser Woche statt- gcfundenen Vorstellungen brachten stets cin auSvcrkanfteS Hauö, vor allen Dinge» war der Besuch von auswärts ein ziemlich starker. — AnS Scblciz wird der hiesigen Zeitung ein recht bedauerlicher UnglückSfall gemeldet. Auf dem Schicß- stande der Freihandschiitzcn schossen einige Herren »ach der Scheibe, wobei der Weber Zaumscil als Brücker Dienste leistete. Letzterer begab sich, ohne de» Schützen cin Zeichen zn geben, hinter die hochgezogcnc Scheibe, um ein Hinderniß in der Zugeinrichlung zu beseitigen. In dem Augenblicke wurde ans die sür frei gehaltene Scheibe ein Schuß abge geben und Z. durch den Unterleib geschossen. Die Verwundung führte den Tod herbei. ----- AnS dein Rheingau, 11. September. Die Ende August sehr niedergedrückten Hoffnungen unserer Weingu ts- bcsitzcr beleben fick in Folge des günstigen Wetters wieder. Die herrlichen Scptcmbcrtage haben die Veredelung der Tr anbcn so sehr gefördert, daß sie jetzt gegen den Stand in cinigcrinaßen guten Jahren nicht mehr zurück und Aus sichten aus einen Mittelwcin vorhanden sind. Der Schluß der Weinberge steht in kürzester Zeit bevor; die Winzer sind deshalb eifrig beschäftigt, die noch nöthigen Arbeiten vor Thorschlnß fertig zu stellen. ----- Wien, 12 September. Admiral Freiherr von Sterneck ist mit Begleitung hierher zurückgekehrt. III LvllkvoUollL LOZMWSK 8ind alle Keulieiten ei'8elnenen und in Aro88er ^luuni^frilli^keit rnn I/J^er. I)a8 I1rui8 in den vel'8i lüeiienen X>vei^en der ^nfertiAun!; nur Hrn8on u!»er ."»00 innen. Die8er IIin8tund erino^Iielit die 80 billige Lrei88teHun^ bei vor/ü^1ieit8ter ^uklulirunz;, »elelier Oie Ouifeetinn de8 I1rui8(>8 eine 80 KI0886 ^U8deiniUNA veidrmkl. pOÜvK OesodLktsdaus kür vamemnoden, I^einenv^aaren und ^.ussteuor. 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