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- Erscheinungsdatum
- 1887-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-08
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
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Erscheint täglick früh 6'/, Uhr. Kr-aclion und Lrpeditio» Jobanaesgasse 8. ^prrchüiiiiör» drr NtdaUion: Bonn itags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Pu» die Kir»1,ad« c.u^saudter Maautcrwte ««ch Ne Redacuon nicht verbmrlich. Ann«tz»e »er s«r »>e nichfts»l«e«»e Nummrr bcstimutten Jusrrate an W-chrn»agrn bis .8 Utzr «ach»itta«s. imLonn- und Festtagen fröd bis'/,9lldr. Zn drn Filialen für Zns.-Annahme: Ltt» Klemm. Universität-ftraßc 1. Lauts Lösche. Katharinenftt. 23 Part. u. König-Platz 7, nur bis'/.» Uhr. ttmigrr.Cagtlilu!! Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 342. Amllicher Thetl. Aus die für daS Jahr 1887 sestzusetzende Dividende der ReichSbankantheile wird vom 15. d, Mt» ab eine zweite halb jährliche Abschlagszahlung von zwei und ein viertel Procent oder «7 Mark SO Pfeaaige für den Dividendenscbein Nr. 5 Lei der ReichSbank-Hauptcassc in Berlin, bei den Reichsbankhauptstellen. Reichsbankstellen und -Commandilen, sowie bei den Reichsbanknebenstellen in Barmen, Bochum. Darmstadt. Duisburg, Heil- bronn und Wiesbaden erfolgen. Berlin, den 3. December 1887. Der Reichskanzler. 3n Vertretung: von Boetticher. Bekanntmachung. Bei der am 5. und 6. diese« Monat- stattgefundenen Stadtverordneten-Ersatzwahl haben die nachgenanoleu Herren die beigesetzte Stimnienzahl erhalten; ch. AuS der Claffe der angefeffeaen Bürger. 1. Pfeiffer, Friedrich Otto Hermann, Kürichnermeister, 3353 Stimmen, 2. Eredner, Hermann, llr. pflil. und Oberbergrath, Pro- sestor, 3352 Stimmen, 3. Goatard, Franz Albert Friedrich, Kaufmann, 3349 Stimmen. 4. Zierow,CarlHermann,Schristschneider, 3347Stimmen 5 (Grüner, Johann Albert, Privatmann, 3345 Stimmen. 6 Drieling, Heinrich Rudolf. Kaufmann. 3344 Stimmen, 7. Achill, Otto, vr. zur. und Iustizrath, Rechl-anwalt. 3344 Stimmen, 8. Limun, Carl Franz Otto, Kaufmann (in Firma August Heyne). 3343 Stimmen, 8. Michaud, Johann Franz. Tapeziererobermeister. 333S Stimmen, l0. TillinannS, Robert Hermann, vr. mcä., prall. Arzt und PnvalVocent, 3336 Stimmen. N. Hinze, Hugo, vr. msck., prakt. Arzt, 3300 Stimmen. ir. stluö der klaffe der uaangefeffene» Bürger. 1. Lchmidt, Cleniens Theodor, Oberjustizrath, Ober- cnntsrichker. 3352 Stimmen, 2. Lchlümilch, Wilhelm Robert Paul, Bankdireclor, 3349 Stimme», 3. Zinkcisen, Alexander, Rechtsanwalt, 3348 Stimmen, 4. Schmidt, Julius Hermann, Kaufmann. 3315 Stimmen, 5. Reppenhugen, Heinrich Johann Julius, Sattler- melster. 3342 Stimmen, 6. Richter, Immanuel Richard, vr. pkU., Professor, Rector des Königlichen Gymnasiums, 3342 Stimmen. 7. BrüningS, Carl Christian, technischer Directvr der Bereinsbierbrauerei, 3319 Stimmen, 8. Hnrich, Gustav, Rechtsanwalt, 3336 Stimmen, 9. de Liarzre, Albert Heinrich, Kaufmann und Königlicher Holländischer Cousul, 3333 Stimmen, 10. Rachod, Friedrich. Kaufmann und Bice-Consul der Vereinigten Staaten von Nordamerika, 3330 Stimmen. 11. Halle, Heinrich Cmil Theodor, Generalagent, 3277 Stimmen. Diese Herren sind daher nach tz. 59 der Revidirten Städte-Ordnung vom 24. April 1873 al- Stadtverordnete gewählt worden. Leipzig, am 7. December 1887. Der Rath der Ltadt Leipzig. Clauß. vr. Georgi. Schnee und ViS darf in diesem Winter aus folgenden Plätzen abgeworsen werden: 1) aus der an, Fahrweg« nach dem Berliner Güterbahnhofe gelegenen Parzelle Nr. 2788 der Stadlflur. 2) aus der am Windmühlenwege gelegenen, zum Gute Tbondcrg verpachteten Parzelle Nr. 67 der Flur Thonberg, 3) aus den Abtheilungen 1, 2. 3. 4. 5 und 6 deS Eilen- blirger Rodelandes, za beiden Setten des WkgeS von der heiligen Brücke nach der ehemaligen RathSzicgele» befindlich. Tie vorgcdachten Plätze sind durch Placattafeln bezeichnet. Hierbei bringen wir in Erinnerung, daß daS Abwcrsen son Schnee und Eis auS den Grundstücken aus Straßen und .'ssenlllche Plätze bei 15 Strafe für jede Zuwiderhandlung verboten ist. Leipzig, am 1. December 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7959. vr. Georg». Hennig Auflage ^boniirinrntsplris viertel). 4' , M> 'ml. Brmgeriolm 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Stummer 20 Pi Belegexeniplar lü Pf Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) odnc Postbeiörderung W Mk. u»t Posibesvrberung 70 Mk. Znlrratr ögeipalkene Petitzeile 20 Pf. Größere Schnstcn laut uns. Preisverzeichnis! Tabellarischer u. Zisscrnsatz «ach höhcrm Tari'. Neclamrn unier dem Redac ti onsslrich die 4gespa» steile 50Pi..vor denFamiliennachrichten die 6gcipaltenc steile 40 Pf Inseraic sind iieis an d:e 1^rpe0ition zu senken. — Rabatt loird nichi gegeben, stablung praonumorai»! > oder durch Past- nachnabm-. Donnerstag den 8. December 188' 81. Jahrgang. HrundMs-ver-eigerung. Da« der Stadtgemeinde gehörige, bier an der Alexander strafte Rr. 22 gelegene unbebaute Grundstück, Parcclle Ar. 2306» des Flurbuch» für die Stadt Leipzig von, abzüg lich der durch die sestgesiellte neue Straßeiifluchllinie abge» ichiiittrne» 30.t Onadratmeter künftige« Stroßenareal, noch 10844,74 Quadratmeter Flächengehalt soll. DonnerSrag, den >4. December d. I., DormittaaS lt Uhr, ans dem Rathhaufe. I. Ätage, Zimmer Nr. 16, zu« Verkaufe verftcigert werde» Der Bcrsteigerun Sleriiiin wird pünktlich zur angegebenen stunde eröffnet, die Versteigerung selbst aber geschlossen werden, nenn nach dreimaligem AuSruse kein weitere« Gebot mehr rrsolgt. Die VersteigerungSbcdinqungen nebst Situationsplan liegen aus dem RatkbauSsaale, I. Etage, zur Einsichtnahme au-, wo auch in der Sportelcasse 7, Zimmer Nr 2, Exemplare davon für l .4k abgegeben werden. Leipzig, am 26. November >887. l». 5570. Der Rath der Stadt Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutli. Vrkannlmachung. Die Herstellung von Rampe,, mit befestigten Fahrbahnen über die Leipzig-Plagwitzer Verbindungsbahn vom Fuße der Kaiserin Augustastraße in daS Streithotz soll an einen Unter nehmer in Accorb verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen i» unserer Tiefbau-Verwaltung. RatbhauS, II. Etage Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen, resp. gegen Enlrichlung der Gebühren entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Rampen an der Kaiserin Augustastraste" versehe» ebendaselbst und zwar bi» zuin >7. laufenden MouatS, Nachmittags 5 Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche An gebote abzulehnen. Leipzig, den 3 December 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 4678. vr. Georgi. CickoriuS. GewSlbe-vermirthnng.^ Da« im Grdgefchost re« RathhauseS (Nasckmarkt- seite, gegenüber der ehemal. Handelsbörse) befindlich- Der- kaufSgewölbe Rr. 20 soll vom I. April kft. IS. an gegen einhalbjährltche Kündigung Freitag, den 0. December dzS. IS., Vormittag» II Uhr, aus dem Ratbhause, l. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden anderweit vermtetbet werden Edenvaseldst aus dem großen Vorsaale liegen die Ber- miethungS- und VersteigerunaSbetingungen nebst Jnvcntarium de« zu vermielhendcn Gewölbes schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 28. November 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I» 6134. Vr. Georgi. Kiumbiegel. Bekanntmachung. Ja Gemäßheit der Beroidnung vom 10. Februar 1870 bringen wir hierdurch zur allgemeinen Hennin b. daß der Ktrcheuvorstand der Maltdäikirchengemeinde noch stattgehobler Eonstituirimg ans solgenden Mitgliedern besteht: 1) Herrn v. tkeol. Georg Ntrtfchrl, Pfarrer, Lorsitzcuder, Uferstraße 18, 2) Herrn vr. jnr Otto Grünler, Neqierung-rath, stellvrr- tretender Borsitzender. Franksurier Strotze 10. 3) Herrn Aldi» Ackermann-Teubner. Buchhändler und Bitter. gulsbesitzer, Lortzingsiraßr 19, 4) Herrn F . ffmil Värwtnkek, Justizrath und Rechtsanwalt, Auenstraße 8 5) Herrn Wilhrlui Todei, Eonsul und Kaufmann, Leibnizstr. 24. 6) Herrn Robert Wilhelm Frentrl, Iustizrath und Rechts anwalt. Franksurlcr Straße 10, 7) Herrn vr. pliil Georg Merbach, l-iaent. tbeol. and Archi- diakonuS, Prvmenadenstroße 8, 8> Herrn Gustav Otto, W.chsclsensal.Rtchnungrssthrer, Humboldt- stroße 3, 9) Herrn Moritz Pohlcntz, Stadtraih und Kaufmann, Lessing- straße 2, 10) Herrn vr. pki! Richard Richter, Professor an der Universität und Reclor des königl. Gyi»»asium«, Parihcnstraße 1. 11) Herrn g Avals Rudolph. Klenionernitister, Thomosiusstr. 5, 12) Herrn g. Gustav 2chuiidl-2ohl>ua»ii, Siadlralh und Kansmann, Zülluerstraße 6. 13) Herrn Julius Lchwartze, Schlossermeister, Neukirchhos 16, 14) Herrn Joh. 4L. Friedrich Ullrich, Maurermeister und Stadiratb, Psasfcndorser Slraßc 26, 15) vr. jur. 8»gr« Wcudlcr, Siechlsauwalt, Ranstädler Strinweg 40. Leipzig, am 7. December 1887. Drr Kirchcnvorstand zu 2t. Matthäi. v. Rietschef Z. Vekanatmachung, die KirchenvorftaiidSwahl zu 2». Petri betreffend. Nach unserer Bekanntmachung vom 29. Oktober d. I. scheiden nach Adlons der gesetzmäßige» Wahlperiode auS unserem Kirche». Vorstande au« die Herren: Odcrjustlzrath Carl Theodor Hoffman», Oberstaatsanwalt, stellvenrelendcr Vorsitzender, Buchdrnckereibesitzer Johann Nnstav Bär. Reich«qer>chisralh vr «eorg FreirSleben. Amtsrichter Johanne» Friedrich Wilhelm Krantchfeld, Schuldirector Prosessor vr. Wilhelm Röldeke und Privatmann Earl Ludwig Wagucr. Die aiisicheidenden Herren sind wieder wählbar. Die Wahl von 6 Mitgliedern in den Kirchenvorstand für die St. Bettigemeinde findet statt: Montaa. dcu >2. Tcccmbrr o von 9 Ubr früh bis Nachniiliag« 5 Uhr in dem nordöstlichen Bcichlnauie der PcterS- kirche (Eingang gegenüber der höhere» Schule für Mädchen). Wahlberechtigt sind nur diejenigen Gemcindeqliever der Peiers- kirchen-Parochie. welche zusolge unserer Bekanntmachung vom 29. Oktober o. sich zu dieser Wahl angemeldet habe» »iid in die Wählerliste eingelrage» worden sind. Wählbar sind alle stimm- drrechiigten Milglieder der Peterskirchengcmeiude (nicht bloS die in die Wahlliste Eingetragenen), welche da« 30. Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk aus Männer von gutem Ruse, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Ersakrnng zu richten. Die Abgabe deS Stimmzettel« sür die Wahl von 6 Per sonen muß pkrsöultch am 12 December in dem obeugeuanulen Beichlhause der PclerSkirche erfolgen. Wir bitten bei der Bedculiamkeit diese« ActrS herzlich und dringend, daß alle diejenigen Gcmeindeglieder, welche sich in die Wahlliste haben einiragen lassen, von ihrem Wahlrechte am 12. December o. Gebrauch machen wollen. Leipzig, den 3. December 18,87. Drr Kirchcnvorstaud zu 2t. Petri. Via. Vr. Hartung, Pfarrer. Nichtamtlicher Theil. Die Haltung Rußlands. Mitten in die allgemeine Zufriedenheit über die günstige Lösung der französischen PräsidentschaslskrisiS fällt als greller Mißlon die widerspruchsvolle Haltung Rußlands, welche Oesterreich-Ungarn zu lauten Klagen nöthigt. DaS Wiener „Fremdeiiblakl" lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit aus tie militairischen Vorbereitungen Rußlands an der österreichisch- ungarischen Grenze und heit den Widerspruch hervor, in welchem diese Maßregeln ,u den durch die Berliner Kaiser- Begegnung erwecklen FriedenSboffnnnqen sieben. Trotzdem läßt daß halbamtliche Blatt da« Vertrauen aus Erhaltung de« Frieden- nicht sinken, sondern nimmt die Möglichkeit an, daß die Truppenansammlungen a» der Grenze unter Voraussetzungen getroffen feie», welche sich bei der Berliner Begegnung als grundlos erwiesen hätten, und erwartet andenreite Maßnahmen. DaS „Fremkenblatl" bekennt sich zu dem Standpuncte der deutschen Thronrede und nimmt auch für Oesterreich-Ungarn die entschiedenste Abneigung in Anspruch, den Frieden der Nachbar» zu stören, doch kann eS nicht »inhiii, sür de» Fall weitergehenbcr Ansamm lungen russischer Truppen an der österreichisch-ungarischen Grenze entsprechende Vorkehrungen i» Aussicht zu stellen, damit Oesterreich-Ungarn hinter den ganz unprovoeirten und bedroh lichen Vorbereitungen Rußlands nickt zurückbleibe. In ähn licher Weise äußert sich der „Pester Lloyd", welcher jedoch zu gleich die Solidarität Oesterreich»Ungarns mit Deutschland zur Abwehr eines etwaige» russischen Angriffes betont. Ader auch daS leitende ungarische Blatt giedt die Hoffnung aui Erhaltung deS Friedens nicht aus und berusl sich dabei aus die Vereinsamung Rußlands und aus de» Mangel jedes Grundes sür einen Frictentbruch. Immerhi» komint daö Bewußliei» deS Ernsleö der t age noch in de» Schlußworten de« Artikels deullich zum Vorschein: „Trotz deS »»leugbaren Ernstes der Lage und der drohende» Haliung Rußland» kann man an die Unvermeidlichkeit de» KiicgeS »och immer inchl glauben." Nach solchen Alarm rufen unserer Verbündeten können auch wir nickt i» einer Vertrauensseligkeit beharren, wie sie durch die jüngste Aninesenheit Atexanber'S HI. in Berlin gefördert worden ist, wir dürfen unS nicht von Empsttiduiigen beherrschen lassen, sondern müssen un« an die Thatsacken halten. In ganz auffallender Weise flicht die Haltung Rußland- Frankreich gegenüber von der eben gedachten ab, welche c» Oesterreich-Üngarn gegenüber zeigt. Da- „Journal de St. PekerSdourg" kan» nicht genug Rühmen« von der glück liche» Lösung der KrijiS mache», durch welche die Erkaltung deS Frieden» und der Ordnung gelungen sei, und legt noch zuin Schluß seiner Betrachtungen dem Parlament ans Herz, sich seiner verantwortliche» Pflicht zu erinnern und «Lad! Carnot i» dem Streben nach Sicherung von Rübe und Frieden zu uiiterslützen. DaS Organ de- russischen Auswärtigen AmtS tadelt laut das unzulässige Gedahren gewisser VolkSrevner (Derouleve'S), den Namen Rußland« zu Wablmaiiövrrn zu mißbrauchen um die Parteien zu erregen Rußland werbe sich unter keiner Bedingung i» die inneren Kämpfe Frankreichs einmischen und weise jede Solidarität n»t Straßenrednern zurück, welche die ernste» Interessen ihre» Vaterlandes zu dem Zweck o) '.eleu, ihre Person i» Len Vordergrund zu drängen. Nach solchem schwungvolle» Anlauf wirkt e» erheiternd, wenn daS „Journal de Sk. PeterSbourg" die Gesetzlichkeit de» Rück tritts Grcvy'S nnb der Wahl Carnol'S »i Frage stellt. DaS klingt sehr tcbhast a» die Beurtbeilung der bulgarische» Ver hältnisse von derselben Seile an. Man erinnert sich dabei an die Einmäiive, welche Rußland gegen die Wahlen zur Sobranje und gegen die Wahl de« Fürste» Ferdinand erhoben hat. In dcmsilben Aibemzuge jede Eininischnng in die innere» Angelegenheiten Frankreich» zurnckiveisen »»v sie Van» doch einer gänzlich nnderusencn Kritik zu unterziehen, zeugt wahrlich nicht vo» Verständinß sür die einer auswärtigen Macht gezogenen Grenzen. WaS würde wohl die russische Regierung dazu sage», wenn ei» Organ der sranzvsischen Regierung denselben Maßstab der Bcurlheilung an die russi schen Verhällnisse legen wollte? In Rußland ist der Wille oeS Zaren Gesetz, alle staatlichen Einrichtungen verlieren ini Vergleich mit Viesen, ihre Bedeutung, und weil dem so ist. deshalb maßt sich die russische Negierung auch ein Urtbeil über Berkälliiisse an. welche außerhalb ihres Machtbereichs liegen. Nach dem übereinstimmenden Urtbeil des nicht russi scheu Europas hat sich daS sranzösische Parlament bei Lösung der Präsibe»t<chajlSkrisiS eine ganz ungewöhnliche Mäßigung und Zurückhaltung auscrlegt, c» ist dcm Präsidenten Grevy zugeslanccn worden, daß er selbst über sein Verbleiben oder über seine» Rücktritt Enlscheiviing zu treffen habe: als er sich aber sür Lcn letzteren erklärt hatte, erinnerte La» sranzösische Parlament ihn i» schonender, wenngleich bestimmter Fori» an v>e bereit- getroffene Entschcivung. Darin eine Ungesetzlich keil zu sinvcn, blieb Rußland Vorbehalte», unb Europa wird wisse», welche« Gewicht cs diesem Unheil beizulegen bat. Rußland maßt sich an, Bulgarien Gesetze Vvrziischrcibeii, über die Nechlmäßigkcit seiner Wablen Entscheidung zu treffen, seine Fürste» anzuerkcnnen oder ihnen den Lauspaß zu geben. Diese Anmaßung hat ihren Grund in dem Ergcbniß Lc< Krieges von 1877/78 und in der Auffassung, daß tec Berliner Friede vom 13. Juli l878 nur die Etappe bilde, um nach einiger Zeit die russische Schutzberrschast über Bulgarien zu verkünden. An dieser Auffassung hält Rußland »ach wie vor fest, und nachdem eS erfahren hat. daß e- bei Verwirk lichung seiner Absichten auf Len Widerstand Oesterreichs stößt und daß Deutschland und Italic» trotzdem i» ihrer BundeS- aenossenschait mit Oesterreich verharren, rüstet c» in äugen scheinlichcr Weise zum Kriege. Mag auch da» „Wiener Frrmdriiblatt" darin Recht haben, daß Rußland scuic Truppenansamniliingen an der österreichisch-ungarische» Grenze unter anderen Voraussetzungen angcordnc» hat. mag Rußland aus einen ganz anderen Aus gang der französische» Krisis gerechnet haben, so bleibt doch als Gesahr sür die Zukunft ii»i»er die Weigerung Ruß lands bestehe». die gegenwärtige Gestaltung der bulgarischen Verhältnisse anzucrkeiinen. Rujzland verlangt die Ent sernung de« Fürsten Ferdinand von seiner Stellung alS Staat-oberbaupl Bulgarien», obwvhl c« gegen die Wabl und Thronbesteigung diese» Prinzen keine» anderen Grund alS seine Abneigung gellend machen kann, eine» Fürsten au- ziierkenne», den da» bulgarische Volk erkoren hat. Bulgarien dars nach der Auffassung Rußland« überhaupt keinen selbst ständigen Willen zeigen, jede derartige Regung wird a,S angeb liche GeseyeSverletzung gedrantmarkl. Die Mutter des Fürste» ist vo» den Cvnsulu Oesterreichs. Englands. Griechenlands »nd Serbien» in Sofia in amtlicher Eigenschaft begrüßt worden, diese Mächte haben dadurch dem Fürste» Ferdinand eine werthvolle Unterstützung zu Theit werden lassen, und Ruß land kann daran« nicht die Ermuthigiing zur Fort setzung seiner Politik der Verneinung schöpfen Die Krage deS russisch-sranzvsischen Bündnisse» und der Zukunft Bul gariens bleiben hiernach sc lange offen, dis sich eine (Alegen beit darbielet. ivelche Rußland zur Durcbsührung seiner Pläne aus der Balkanbalbinsel günstig erschein! Bi» dabin bleibt entweder die gegenwärtige Spannung bestehen oder sic weicht einem vollständigen Umschwung der Lage, dem sich auch Rußland und Frankreich nnterordnen. * * Wir verzeichnen nachfiebend noch einige Aenßcrungeu der Presse, welche die Beziehungen Rußland» zu de» Centralniäckten näher erörtern: Tie „Post" schreibt in einem Artikel, anknüpsend an den Zarenbesuch in Berlin: ... Wenn dem Beniil der russischen Presse Rauchwolken von Finstermß und Echweseldampf eiilsteigen, so eninedmen wir daraus, wie heiß das Feuer sein muß, mil dem unierdalv gelockt wird. Den Wertk solcker Belehrung wissen wir zu schätze». Ader wir hatten wirklich einen Augenblick geglaubt, der Zar werde den Köchen da« Heizen lieiiinieii. Es ist jetzt auf autoriiaiivenl Wege scslgesielli. daß der deutsche Kanzler den Kaiser vo» Rußland durch dessen Boiichasler >» Berlin um Gehör hatte bitten lassen. Wen» der russische Kaiser seinerseits nicht gezeigt hatte, daß er de» denlscheii Kanzler zu sich entbicien lassen wolle, sondern, daß er seinlm Be such den Charakter einer reinen Familienzusammenkunsi zu gebe» beabsichtige, so war jene Bitte eine große Selbstverleugnung des Kanzler«. Eine solche Selbstverleugnung lanu er üben, er von allen Ministern Europa- allein, weil seine Stellung 'o grob und seine Edaraklerkrafi so noiorisch ist, daß ihm Niemand einen Schritt dr« Kleinmuihes zuiranen wird. Ader alle Menschen von großer Tgat- und Willenskraft wissen Vesser als die Schwäch linge, die zuiehen, fordern und krilisircn. was dazu gehört, die große» Elemente dieser Welt zu bewegen. Die Aushebung der mehr al« diinderijährigen zuverlässigen Nachdarschast nviiche» Dcuischlaud und Rußland ist ein Ereigniß. dessen gcwattige Folgen der Kanzler mit seinem Hellen und vorschauenden Blick vor allen z listigen und »nzünsiigen Politikern Europa- ermißt. Darum hielt er es der Mühe werih, drm Zaren die Handlungsweise der dcuiichen Politik mit den ihr auserleglen Schranken und mit de» vo» ihr verfolgten Absichten au- eignem Munde darzulegen. Ob der Zweck dieser Dar legung erreicht worden, da» niuß man »ach der heulizea Sprache der russischen Presse bezweckeln. Wenn ober überdies von alle» Seiten die Nachrichten einlausen, daß russische Heere sich immer dichter um tie Grenze Ga lizien« sammeln, daß ihr: Slärkc bereits diejenige der in Galizien voiviudi-neii Sireitkrälie um das Drciiacke ilberlrissi, so muß man biei .min Sästag befurchlen, der sieiliü, zunächst unsern Nachbar und B.rbüiideir» trifft. Ob dieser Schlag, der »ich! sür Zwecke ge- sührl wird, bei welchen Deutschland der russischen Politik niemals entgegen getreten ist. sondern für ganc andrre, sehr viel weilerreichendc Zwecke, gestatten wird, daß die deulsche Nation lange in Ruhe »er- harr», da« wird man sich in Rußland längst veaiitirortet haben, sowie man auch längst im Reinen sein wird, daß man in solchem Falle die Arast Deutschlands zu theile», womöglich ganz z» lähmen, Aussicht zu haben glaubt. Die „Kölnische Zeitung" bemerkt: lieber da- Ergebnis des Zarenbesuch« verbreite! sich nun mehr ein vor etwa achi Tage» versandles rnjsisches Rund- schreibe» an die Vertreter Rußlands bei den Oiroßmachic» Das selbe bebt drei Punkte besonders hervor: erstens, daß Fürst Bismarck und Kaiser Alexander nach Prüfung allrr einschlägige» Verhältnisse in der Lage gewesen seien, seftzustellcn, daß kein Grund zu einen, Bruche zwischen Deutschland »nd Rußland vorliege: zweite,iS, daß Fürst BiSmarck erklärt habe, in den bulgarischen Angelegenheiten die vollständigste Neutralität innrhalien zu wolbn: duitcns, aus der Unierredting habe sich ergeben, das, alle M ßverstäudnisse aus die feindselige Svrache der Presse beider Lander zurückzunihren seien; beiderseilS habe man sich das Versprechen gegeben, aus die Haltung der osfieiösen Presse mäßigend einzuwirkeii. Bezeichnender als die Piincle. welche daS Rundichreibcn erwähnt, sind gewiß jene, welche eS vorsichtig verschweigt. So ist keine R dc vo» den ge- fälschten Aclenstücken. welche dem Zare» ln Koveuhage» durch dockstehende Prrsönlickkeüen >» die Hände gespielt wurden und welche ihn in ebenso hohem Grade gegen die Politik des Fürsten BiSmoick verbitterten, wie etwa der Beikrhr mit drr orlea»ist>ich-n Prinzessin Waldemar, welche za sein besonderes Wvblgesalb» jand. lind auch darüber gleitet das russische Rundschreiben mii einem vieliagenden Schweigen hinweg, daß Fürst BiSmarck sich sür verpflichtet erachtete, dem Zaren oste» z» erklären, das, ini Fall eines Anarisss aus Oesterreich sur Deutschland der Bündnißsall einlrete. Ob man durch die Triippkiianbäusiingen an der österreichischen Grenze diese Schwierigkeit umgeben »nd Oesterreich zuni Angriff reizen will oder ob man Oesterreich ledig lich sür ei» Ein lenken in der bulga, isch, n Fragc mürbe machen will, ist zur Zeit noch unklar. In Rußland stellt inan sich aus den Siandpunct, man wolle lediglich durch diese Bor arbeite» die Nackiheile ou-gleicheii. mit welchen Rußland in seiner gewaltigen Ausdehnung zu kan.pse» bave. Jedenfalls verdienen diese auffallenden Vorgänge weil mehr Beachtung und Nachachlung, alS sic i» den opliinisti chen Kreisen Oesierreick« bisher gesunden haben. Tie Wiener „Neue Freie Presse" schreibt in einem Artikel: . . . Nicht mit hvperbolischen Erwartungen mag man der Ver ständigung zwischen Den Ischl and und Rußland harren, welche im Gange ist. Ter Zustand, wie er zur RegierungSzkil deS Zaren Alexander ll. vorhanden war. wild unter den, Zaren Alexander III. schwerlich wiederkrhren. Ter Baler des jetzigen Zaren war mehr al« ein verbündeter Freund Denlsckiland«, er betrachtete sich, wenn er nach Berlin kam, al« ein Mitglied der deutschen Kaisersamilie. Das ist von dein Zaren Alexander III., der an Kalkvw Gcsallen sand und sich als Schulrr Pobedonoszew'S siidlt, nicht zu gewärtigen. Aber da« Ziel der Verständigung, welche gegenwärtig zwiichen Deutichlaiid und Rußland möglich »nd IvünichenSwerlb ist, kann auch ebne jede GriuiilhSregung „ngestrebl und erreicht werden. Diese- Ziel »st der Friede Europas. Wenn der Zar auS seiner Unterredung mit dem Fürste» BiSmarck den Eindruck ge wonnen Hai, daß Rußland keinerlei unberechtigte Heraussordcruugc» z» befürchten braucht, wenn er unter der mächtigen persönlichen Ein wirkung des deutschen Kanzler- zu der Erkenniniß gelangt ist. daß der Friede, den auch er selbst zu erballcn wünscht, an keiner der monarchischen Mächic einen Feind, wohl aber an jeder eine verlaß- licke Silitze besitzt, >o ist der Weg zu einem sriedlichen Einvernehmen nicht mehr weil Da« Jnleresse ist die gkbicterische Richtschnur sür jede gesunde Politik, und auch Rußland« Interesse ist nicht der Krieg, den erhitz!« nalionale Fanatiker predigen, sondern die Erhaltung des Friedens. Fürst Bismarck bat, wie übereinstimmend und glaubwürdig berichtet wurde, de» Zaren über die Bedeutung und den Snin der Bündnisse, welch- Deutschland mit Oesterreich-Ungarn und Italien v-iknüpien, nicht »n Unklaren gelassen. Wie er selbst, so bat auch die von der deulschen Reichskanzlei iuspirirte Presse die Festigkeit diese Bllndnissk nachdrücklich betont. Oesterreich-Ungarn kan» also nnr mit guten Wunsche» den Berstäiidigungsversuchen zwischen Deutschland n»d Rußland folgen, ihnen ein eriolgreiches Ge lingen gönne». Aber cs ist begreiflich, daß bei dem intimen Verhältnisse, welche« zwischen Berlin und Wien besteht, und bei d-r iialurqeniaste» Rückwirkung, welche jede diplomatische Action TeuischlandS aus das verbündete Oesterreich-Unaorn haben must, die Spinnung, mit welcher wir de« Effectes der Berliner Zwei-Kaiser- Zusammcnkunfl harre», eine gesteigerte ist. Tenn unier Verhält,,iß zn Rußland stebl m,l demjenigen zwischen Deutschland und Rußland gleichsam in einem ähnliche» Zusammenhänge wie die licvers- mit der Averssrite einer Medaille. Deutschland kann seine Beziehungen zu Rußland nicht ändern, ohne daß Orsterreich-Ungorn in Mil teidensckasl gezogen wird. WaS wir zu allererst zu srogen haben, wenn eine solche Aendernnq angebastnl wird, da« ist. ob unsere Interessen im Orient dobe, gewaliu vlciben. DaS Bündniß zwischen Deuischland und Orsterrcich-Un oru, da« niemals seile: I ivar al« jetzt, kann »ns hierüber beruhigen, und man unterläßl I in Berlin trotz der Wendung, die nian in den Beziehungen zu I Rußland onstrebt, nichts, »m die sreiintöchafllicheii Gessunungeu
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