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- Erscheinungsdatum
- 1887-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-09
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Monat
1887-09
-
Jahr
1887
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5V2V lerischen Werke staltrzesutiden. Diese Union umsaßt vor läufig solociikc Stanken: die Schweiz, Belgien. Tenlschlanb. Frankreich. Großbrilannie», Haili. Italien, Spanien und Tunis. Denjenigen Staaten, ivelche der gegenwärtigen Con vention noch nicht angehöre» und auf ibrei» Gebiete den ge setzlichen Schutz deS literarischen und künstlerischen EigenthuinS nicht gewähren, wird auf ihr Gesuch der Betritt ebenfalls gewährt werden. Dasselbe ist schriftlich dem schweizerischen BundcSrathe mitziilheile». welcher hiervon die übrigen Re gierungen verständigt. Vorliegende Convention in nun in drei Monaten vvllziehbar. In derselben ist die Errichtung eines internationalen BureauS in Bern vorgesehen. Dasselbe steht unter der Aussicht des BunbcSratheS; besten Koste», welche vorläufig 60,000 Francs nicht übersteige» dürsen. Werden von den Verwaltungen aller UnwnSlänber getragen. * lieber einen „Kriegszustand zwischen Wallis Und Uri" berichtet die „Rene Züricher Zeitung": Vor Kurzem baben wir benchiel. wie die Regierungen von Bern und Uri sich beim Bnndesraih über Wallis wegen der Taxen be- schw ite», welche dort Kuishee, Fahrer und Träger entrichten müssen, wenn sie bei der Umkehr nach Bern oder Uri einen Reisende» in den Wage» nehmen oder begleiten oder dessen Gepäck tragen. Ter BundeSrath Hai nicht ermangelt, der Walliser Regierung die Klagen der beiden Milslände zur Kennimß zu bringen Wallis hat den, Bnndesraih geantwortet. Wallis macht das konstitutionelle Recht geltend, von jedem Kutscher, Führer und Träger eilie Paient- toxc von zehn Franken für die Saison z» erheben. Hieran ist es dnrch tcn Grundsatz der Geiveebesr-ikeil, welcher in der Bundes verfassung eine ausdrückliche G währleistunq gesunde» bat, nicht gc- hi -dert. Befiehl ÄalliS von seine» eigenen Leuten eine solche Gebühr, so kann es gewiss auch srenide llanlonsangehöcige zu derZahlung anbaltcn. Da aber Fremde ini Grunde nur gelegentlich, wenn sie heim- kehrten, Fremde mitnehmen, so mochte die Erhebung der Gebühr von Aniang an als »ngerechi erscheinen. Also forderte Wallis die Gebühr nicht, wenn seine Angehörigen >m andere» Enalon auch »ichlS ent- richNn musiien. Dieses Vcrsahrea gilt gegenüber Bern. Die Urner allein niiii! » zahlen, die niit Fremden bis nach Bricg hinunter- kommen. Doch wird die Taxe nicht berechnet, wen» sie Fremde binigr», sondern nur, wenn sic bei der Rückkehr »ach Uri solche mittielm-m. Warum dieses Versahren gegen die qulcii Landsleute von Ui ? Wenn ein Walliser ktutscher einen Reisende» nach der GollliarLslatioi» Göschenen im Land Uri fährt und da ans die Gotthard, üge nach «inein Freniden trachtet, den er bei der Rückkehr ins W illi - »lilnehmen kann, so wird ihm in Göschenen ein schlechterer Mart pi itz ats den Urner Kutscher» angewiesen. Es trägt nichts ab, da» der Walliser Kuttcher d,r eiste aus dem Slaüonsplatze ist. Tenn s ic die Walliser Kutscher gilt unverbrüchlich der bekannte Satz: „Tie ersten werde» die letzte» sei»". Also beschwerte» sich die Mall i e bei ihrer Regierung. Diese sicht sich genöihigt, den schönen Grundsatz der Reciprocitäl gegenüber Uri auszugcben und an dessen Kutschern Retorsion zu üben. Daher die Beschwerde Uris über AalliS. Dem Landjäger begegnete rS, eine» Berner Kutt'cher für einrn Urner zu nehme,i und von ihm em Patent zu verlangen. Es war daS rin reines Versehen, der Anlab zu der Beschwerde Berns gab, die jetzt ohne Gegenstand ist. Zwischen Wallis und Uri jedoch bau et der Krieg sort. Nachdem Uri sich beim Bnndesrathe über Wallis beschwerte, kehrte Wallis de» Spiest um und sandte «ine B ichmerde über Uri »ach Bern. Der BundeSrath hat das Aktenstück der Urner Negierung zur Vcrnrhiiilassuiig mitgetheilt. Im Namen der Gewerbesrrihcil und Gleichheit vor dem Gesetz be gehrt WalliS. das, seine in Göschenen hallenden Kutscher nicht schlechteren Rechte- als die Urner seien. * Aus Brüssel, «i. September, wird der „Vossischcn Zeitung" geschrieben: Auch aus dem diesjährige» katholische» Congrelie in Lüttich sind die deutschen Thcilnchmer die rührigsten. Der Präsident des rheinischen Ba»ern-Verei»S Baron v. Loö, Abt Wiuierer und Abt Tasbacki, der Vlceprüsibcnt tcS soeben beendeten Katholikentages in Trier, Hassner, Gras Walbott von Bastenliciin. der Aachener Gros; industrielle Beissel, der Crcseldcr Grostnidlislriel'e Müller »ad Andere traten so eni-chicden sür die Noihwcndigkeit der Regulirung der Frauen- und Kinderarbeit, für die Zwangs-Beisicherung cm, dast beide Reformen zur Annahme gelangte», natürlich in Form von Wünschen, de»» ihr In-lebenlrete» hangt von der Regierung und den Kämmern ab. In der gestrige» Abeiidiitzuiig des Congrcsses brachte Herr v, Loü de» belgischen Katholiken „den Grus; des katholischen Deutschlands", daS mit ihnen in, Gebete vereint sei, dar. Er beglückwünschte die belgischen Katholiken, dast sie die Glaubciisgenosten Europas aus dem neutralen Boden Belgiens versammelt habe», ui» die Heilmittel für die sociale Krisis -n lcrathen. Dazu sei Aller Milwirkung uölhig. „Wir baden Alle gesündigt, wir haben an den Liberalismus in volls- wirthschastlichcr Hinsicht geglaubt; wir Alle haben vergessen, dast Gott einen Thcil seiner Autorität de» Negierungen anvertrant Hai, um die Schwachen gegen die Starke» z» beschütze» und Gerechiiakeil sür Alle in der Grenze menschlicher Möglichkeit herrschen zu lasten. Ich hoffe", so schloss er »nter slü>»nsche»i Bestall, „dast die leitende» Elasten die Stimme Leo's XIII. höre» werden, um den socialen Frieden herheizulühre»." Herr Kärnarct. Projesjor a» der katho lischen Faciiltät i» Angers. huldigte, „obwohl Franzose", der so ciale» Bewegung i» Deutschland und der durch sie berbeigesührte» Wiederherstellung der Eorporationeo. DaS deutsche Volk verdiene Anerkennung, das trotz der Phüosophie eines Kaut und Hegel, trotz des CuItlilkanipscS Io schöne Traditionen der Vergaiigenlicii bewohn habe. Dos katholische Ceullui», das mit z» diesen Reformen bei- getragen hat, verdiene dasnr volle Anerkennung. Fürstbischof Kopp hat bis jetzt an den Berathnngen nicht Theil genommen. Er bat eS vorgezogcn, in seiner beschaulichen Zurückgezogenheit, die er sich in Belgien erwählt, z» verharren. Dagegen ist der Gcneral- Alnioscnier der österreichische» Armee, Herr Krulschka, erschiene». * Fast alle Pariser Blätter schwelgen in Begeisterung über den glänzende» Crsolg des M obilmach » » gSversuchcs. Er habe bewiesen, das; Frankreich heut» vcllständig schlag- scrlig sei, in zwölf Tage» 1,200,000 Mann an die bedrohte Grenze Wersen »nd acht Tage später eine weitere Million Streiter linter dieser Mauer aus Menschen ausstcllen könnte. Die „Nöpiibligue Fraiiz-aise" meint, der Versuch habe gezeigt, dast, falls im letzten Fnihjabr bei dem Schnäbele - Fall die Mobilmachung nolhivenoig geworden, diese R>cil,a»den über rascht haben würde, weder die Reservisten, noch die DiL- pvsilionSnilauber, noch das allgemeine Heer. Die Erregung, die patriotische Leidenschaft, den heilige» Zorn ausgenommen, welche die sranzbsischc Jugend entzünde» würden, wenn sie zn den Waffen greisen müstte, uni daS Vaterland ans de» Bogesc» und am Rhein zu vcrlhcidigcn und zu rächen, würden die Tinge grade so verlaufen wie in der 17. Regio». DaS sei in Znlniist sicher. „Po. s" tchliestt seine Kuiidgeblina mit den Worten: „Wenn nian das Alles siebt, lo kan» man sich freuen und laut ruseu: Urrive la l'iauee!" Von der allgemeinen Begeisterung machen nur die Bculciiigisistchen Vlaiter eine Ausnahme, die übrigen Berickit- rrslaller nia hcn wobt An stellunacn im Einzelnen, stimmen aber olle darin überein. dast Frankreich vollständig kriegsbereit sei. So schreibt der Berichterstatter des „G.mlois". Eoinniandant Blanc, der sich liistangs sehr misilraniich zeigte, wie folgt: „Bezeichnend sür die Gesainmlbcit der b>-S jetzt anSgesübrlen Bewegungen ist die Ordnung, die Berechnung und di-' Maimezucht, aus die Niemand gerechnet halte. Man sieht keine Spur von jener Erregung, jener siebcrhaslcn Eile, deren traurige Zeugen wir l ei ähnlichen G-iegenheüen waren. Der Generalstab erthei» seine Belebte mit vollständiger Methode und als ob er sein «agläglicheS Geschäft verrichte. Man sieh», dast die französischen Generale in der Schule des Unglücks viel gelttul haben. Da hört man keine Prahlerei, kein Geschrei, und dirsc- »vürdigc Auftreten erwirbt ihnen auch in den kleinsten Dingen graste- Vertraue». Der Soldat siebt sich ivullichen Führern gegenüber und geborckl ohne Zaudern. Das ist ein nesst-cheS Zeichen sür die Zukunft und beweist, dost der Franzose das ist, was mau aus ihm macht." Frankreich ist. Wie man steht, aus dem besten Wege, sich von Neuem in dem Taumel tcS Leboeus schen arcki-pröt zu berauschen, hoffen wir, daß eö nicht nötlng wird, ihm zum zweiten Male so schrecklich die Wahrheit zu Gemüthe zu führen. Tas wobilgemachte Corps besieht aus KI7 Qssicieren, 81 Beamten, 41 Verwallungs - Ossieieieii. 35.600 Mann. 10,393 Pferden, >02 Kanonen, 2021 Wagen und litt Maul eseln. Von den Cinberusenen fehlten tingesähr in jedem Re giment IW Mann, d e mit einhegrisjen. ivelche nicht nt der „Region" anwesend waren. Endlich l at man auch einen deutschen „Spion" verbastet, einen gewisse» Pleistei», eine» Landstreicher, der Elsässer von Geburt sein soll I» Castei- naukaiy will iiian zwei deutsche ^tficicre benierkt haben', ob man sie verhaftet bat, wird nicht hinzugesügt. Ter Bericht erstatter der „Ztistice" macht sich übrigens heute über die Epioneiifurcht lustig und warnt davor, den Patriotismus zu weit zu treiben. Die „Lanterne" thut kund und zu wissen, die Spione der deutsche» Regierung seien italienische Ossiciere, die man übrigens kenne und überwache. * In Portsmouth wird am 28. September ein Panzer sch iss vom Stapel lausen, welche» die britische Marine um daS größte Panzerschiff, da» sie bisher besessen bat. bereichern wird. Es ist die» da» au» Stahl gebaute doppolschraubige Tliurmschifs .Trafalgar", welche» bei einem Deplacement von 1l,8t0 Ton-Maschinen von t 2,000 Pferde» krasl erkält, wodurch eS nach der Erwartung sriner Erbauer eine Fahrgeschwindigkeit von 16>/r Knoten erzielen wird. Der Panzer hat eine Stärke von l4 bis 28 Zoll, und die Aus rüstung wird, anher einer mächtigen Ramme, au» vier 67 Ton- wiegenden Hinkerladcgeschützen und einer Anzahl Torpedos und Geschützen kleineren Kaliber- bestehen. Die schwere» Geschütze werden Geschosse im Gewicht von einer halben Tonne absenern, wozu eine Pulverladung von 258 Psund erforderlich sein wird. * In der jüngsten Sitzung de- englischen Unter hauses, über die ein Telegramm nur thestweis« berichtet hat, kam bei Bcrathung teS Posten- sür Colonien und Civil- ctat auch die alle Seeschlange einer Abtretung Helgo lands an Deutschland wieder zum Vorschein. Der irische) Abgeordnete Tanncr befürwortete diese Abtretung Der Secrctair sür die Colonien. Sir Henry Holland, erklärte, er habe keinen Grund anzunehmen, daß Deutschland Helgoland zn eriverbcn wünsche. England habe sicher weder die Ab ächt, noch den Wunsch, sich von Helgoland zu trennen und er. der Minister, habe nie gehört, baß Deutschland darin, daß Helgoland sich in dein Besitz Englands befinde, eine Drohung gegen sich erblicke. Socialpolitisches. Auerbach, 6. September. Am gestrigen Vormittages fand sich eine Deputation vieler Vertrauensmänner ver-I schicbenster Parteien in der Privatwohnung de- Herrn AmtS- hauptiiiann v. Potenz allhier ei», um demselben die Can- didatur sür da» Abgeordnetenmandat de» 43. ländlichen! Wahlkreise» zun, sächsischen Landtage anzutragen. Der Sprecher, Herr v. Trützschler-Dorsstadt, hoo hervor, wie jedem Orte im Wahlkreise die Gelegenheit geboten worden sei, sür die Candidalur seine WahlvorschlLge frei zu äußern, daß diese Vorschläge aber inSgesammt sofort und dauernd aus die Person de- Herrn AmlSbauptmannS sich vereinigt hätten, so daß der wahre Wille des Kreise« damit zu erkennen gebe sowohl den Dank sür die Art und Weise, wie der Can« bitat bereit- in der verflossenen Periode sein Mandat auS- gesührt habe, al» auch die sichere Erwartung, daß derselbe ein Gleiche» in den nächst bevorstehenden Landtagen zu leisten bereit sei. Der Herr Amtehauptmann nahm die Candidalur an. dankte der Deputation sür ihr zahlreiche» Erscheinen und sprach die Hoffnung au», daß auch an der Wahlurne dieselbe lebhafte Belheiligung statlsindet. (R. W) Xl,v!. Berlin, 7. September. Unsere neulichcn Beinerkimgen über de» Arbeitsbuchzwang sind in der Presse hier und da der Gegenstand einer Kritik in dem Sinne geworden, als ob nur den Werth eines leichten Berufs- und TüchligteitsauSiveise» sür Arbeit nehmer wie Arbeitgeber überhaupt bestritten hätten. Nicht- konnte uns ferner liegen. Wo vor wir einzig und allein warnen, ist die u. A. von dem Dortniuuder Handwerkerlage wieder geforderte gesetz- liche Eitistthinng eines LegiliniationSzwange». Praktische sowohl wie prmcipielle Gründe sind es, die uns zu dieser Warnung bestimmen. Wir sind nicht der Meinung, daß eine sonst sachlich nützliche Maßregel unter allen Umständen zu unterlassen sei, sobald die Möglichkeit gegeben >st. daß mit ihr ein erheblicher, namentlich ein politischer Mißbrauch gelriebe» werden könnte. Aber die Rechtsanschauungen, welche das öjjenllichc Lebe» aller modernca Staaten beherrschen, verlangen ge- bieletijch, daß zu». Mindesten bei derartigen BeletzgebungSactc» aus möglichst ausreichende Cautelen gegen einen Mißbrauch Bedacht ge- »oiiimen wird. 'Nun ist gar kein Zweisel, daß die Einrichtung des obligatorischen ArbeitsbuchzwangeS die Möglichkeit de- Mißbrauchs in hohem Grade in sich trägt. Ist der Arbeitgeber befugt, dem atisirelende» Arbeiter ganz nach seinem Gutdünken ein Zeugnis, in das Arbeitsbuch zu schreiben, so kann er ihn aus daS Empfindlichste schädigen, ja geradezu vernichten, sei eS, daß er Bemerkungen über seine Leistungssäbigkeit macht, die jeden weiteren Arbeitgeber abichrecken, jei es, daß er ihn der Theilnahme au politischen Bestrebungen bezichtig«, dle ihn der Polizei gegenüber com- pioinitlire». Alan wird also die Freiheit be- Zeugniß- auSÜellers beschränke» müssen, und aus diesem Wege kommt man »otliwcndig dahin, daß das Arbeitsbuch nichts enthalten bars, als die Daten des Eintritt» »nd de- Au-tritl- eine- Arbeiter- in bezw. aus einem bestimmten Betriebe. In dieser Form aber kann das Aibeilsbuch weder sür den Arbeitsuchende», noch sür den Arbeit gebenden eine »cnneiiswerthe Bedeutung haben, und dabei ist die Möglichkeit des Mißbrauchs auch jetzt noch nicht ausgeschlossen. Tie Arbeitgeber eines einzelnen Industriezweige» sind recht wohl in der Lage, sich zn verabreden, durch die bloße Stellung ober Form dieses oder j lies Buchstabens in der Emlragung in das Arbeitsbuch eine bestinimle Onalisicalwn nnSzudrückc». Der Arbeiter ist also bi- z» einem gewissen Giaüe bettessZ seines sernereu Schicksal- immer in die Hans seines bisherigen Arbeitgebers gegeben, ohne daß er sich dagegen wehren löuiite. Unter diesem Gesichtspuncte kennzeichnet sich der ArbeiiS- buchzwang ganz zweifellos als uiivereinbar mit dem »»fieem Ge wcrbcrecht zn Grunde liegenden Princip de- freien Arbeitsvertrags zwischen rechtlich Gleichstehendeii. Eia ganz anderes Gesicht gewinn» di- Feagc, iobald man de» Boden deS gesetzlichen Zwanges verläßt „iid sich ans denjenigen der freiwilligen Oegniusalion begiebt. Der Arbeiter hat zwar nach der Gewerbeordnung das Recht, ein Zeugnis) zu sordern, aber man kann zugeben, daß davon nicht derjenige all gemeine Gebrauch gemacht wird, wie es auS verschiedenen Gründe» im Interesse de» Arb ilnelliuer wie der Arbeitgeber wünschenSwerth wäre. Wen» hier die genoss »schastliche Organisation nachhili«, wenn die Iiiiinngen oder die llniallberussqciiosscnjchasle» die Regelung deS Legitimation-Wesens sür ihren KreiS in die Hand nehme», so kann das sehr zweckmäßig sei». Mit der Einführung des allgemeinen Ardeilsbuchzwanges durch Reich-gesetz aber — und diese hat inan in Torimu»» doch wohl im Auge gehabt — würde man die social- deinvltalische Agitation ui» eine der wirksamsten Handhabt» de reichern. Es wäre doch schwer zu verstehe», wenn man in demselhen Augenblicke, da man durch hochanerkeiiueiisweithe positive Einrich lungeii den socialen Frieden herzustcllen bemüht ist, den letzteren durch Maßregeln von z»m miudesten höchst zweiselhaslem Werth aus- Neue gesährdea wollte. * Die Gewerbekaniiner sür die Provinz SchleSwig-Hol stein hat eine Commission zu dem Zwecke eingesetzt, um ver schiedene Vorschläge, betreffend die Verbesserung der Wohnungs- vcrbüllitisse der arbeitende» Llassen in Schleswig Holstein, aus genosseaschastlicheiii Wege zu prüfen. Di» Eo,»Mission hat. um eine zweckmäßige Grundlage sür ihre Thälig- leit zu gewinnen, ein Fragesormiilar über da- Arbeiterwohnungs- mk>-n in der Provinz versandt, worin genaue Angaben über die Molniiingsverhältnisse der unteren Llassen erbeten werden. Es wurde ii. A. Beanlwortting solgendcr Fragen verlangt: I» welcher Hinsicht liegen Mängel in den ArbeiterwohnungSvcrhältnissea vor? Sind die Wehiigelkgenhciten zu klein, überfüllt, ungesund, mangelhast in der Anlage? Ist ein Zusammenhang zwischen den Wohn- und den Gkji'ndhciisverliältmssen der arbeitenden Elasten erkennbar? Sind die Wohiiuiigspretje hoch? Wie stellen sich dort generell die Preise süe Grund und Boden, sowie sür Baumaterialien? Giebi cs viele sogenannte Caiernenwohnungea? Existtren viele vo» kleinen Leuten bewohnte Keller? Hat die Zahl derselben im Lause der jüngsten Zeit ab- oder zugenommen? Wie ist die Lage der billigen Wehntiiige» zu den Arbeitsstätten ihrer Bewohner? Entstehen Nachlhcile aus zu großer Entfernung van Wohnung und Arbeitsort? Habe» die Fadrikelablissement- Wohnungen sür ihre Arbeiter Her stellen lassen? Genügen die bestehenden polizeilichen Vorschriften in» Bezug aus die Herstellung von Wohnhäusern? Giebt es viele HauSeigeitthümer unter den Arbeitern? Ist der Arbeiterftaud ein flucluirender, eventuell au» welchen Ursachen? Würde eS aussichts reich erscheinen, die Errichtung eines genossenschastlichen Unternehmens sür diese Zwecke, vor Allem unter freiwilliger Heranziehung der arbeitende» Elasten, anzureqen? Würde eS nolhwendig oder an- gebracht sein, die vorgedachlen Bestrebungen durch beiondere Maß nahmen von Seilen der Gemeinden oder der Staatsbehörden fördern zu lassen? Wurden bestehende Lredilinstltute die bezeichne»«» genossenschastlichen Unternehmungen wohl zu ualerstützca bereit sein? Lutherfestspiel. * Leipzig. 7. September. Sicherem Vernehmen nach findet zur Feier von Luther'» Geburtstag, 10. November, in unserer Stadt in der „Albert-Halle" ein „Lutherfestspiel" statt. Zur Aufführung kommt „Luther", eia kirchliche-Festspiel von Han- Her rig. Diese Aufführung gewinnt dadurch an Bedeutung, daß alle Milwirkenden Studenten unserer Universität sind. EL ist ein „studentische- Lutherfestspiel". Eia ConiitS von ca. 30 hochangesehenea Herren unserer Stadt, unter Vorsitz Sr. Magliificenz Rector Pros. vr. tkeol. W. Schmidt läßt der Sache die wärmste Förderung angedeihea. Ein studentischer Ausschuß mit Herrn Direktor k. Zioßer an der Spitze hat die thaliächliche Vor- dereilung und Au-sühruitg übernommen. Die hervorragendsten Diri genten der Musikmctropole Leipzig haben ihre Chöre zur Bersügung gestellt. Daß unsere wackeren sludenlischen Gesangvereine solcher Sache nicht sernbleiben, ist selbstverständlich. Die Proben beginnen am 20. Oktober. Die Ausführungen werden wiederholt. Mit der Preisbestimmung wird mau aus die verschiedenen Gesellschaftsclassca Rücksicht nehmen. Die ganze Idee sst mit Freuden zu begrüben. Ein Rational- sesttag liegt kurz hinter un-. Die Feier von Luther'- Geburtstag liegt vor uns. Auch er soll und wird ein Festtag unsere- Volke- sein und bleiben. Aber ein kirchlicher. DaS ist kein Gegensatz zum Nationalen. Beides hat ja seine Einigung so schön im deutschen Volke gesunden. Durch da« Sedauscst wehte ein warmer religiöser Zug. Dem kirchliche» Festspiel, welche- von dem deuischen Manne M. Luiher handelt, wird da- nationale Moment nicht fehlen. Ein Lutheisestlpicl ist sa mehr als jedr» andere volk-thümlich. La sst da- rechte Wort. Und daß. Gott sei Dank, ein kirchliche- Festsplel bei uns »och volk-thümlich ist, da- ist ein gute-Zeichen für unser Volk. Wir brauchen nicht zu fürchten, daß der kirchlich christliche Stofs etwaige Mängel der Ausführung decken soll. Unsere Studenten werden dasür sorgen, daß auch technisch und künstlerisch das Spiel ein Fest sein wird. Studentische Aus führungen ersrcuen sich so wie so allgemeiner Sympathien. Und die Studenten werde» ein Lulherfeslspiel aujsühren in Leipzig, der in die Geschicke und Geschichte der Reformation so innig ver flochtenen Universitätsstadt. DaS giebt der schönen Idee nicht nur den Reiz der Neuheit, sondern auch den Hintergrund einer geschichtliche» Verechlialing. „Studenten, Leipzig, Luther, Refor mation": Das sind Worle, welche daS Herz höher schlagen lassen und dem sinnenden Bücke daS herzergreiscude Bild der großen, deuischen, kirchliche» Bewegung im Nnjangc des XVI. Jahrhundert» in seiner großen Einlachheit und Wahrheit enthüllen. Diese Worte werde» auch dem Lutherjestspiele die wohlverdienten Sympathien erringen. Schließlich geben wir der Empfindung der Freude Ausdruck, daß dizseS Volks thüml iche kirchliche Festspiel auch der kirch liche» LiebeSthätigkeit zu Gute kommen soll. Der Tirectiou des VereinShauseS sür innereMisjion, von welcher zunächst die Anregung sür dieses Unternehmen ouSging, sollen die Mittel zur Verstiguiig gestellt werden. Angesicht» der mannigsachen Noih IiLnde in unserem Volksleben sind der Samariterliebe große Aus gaben gestellt. Möge, wie so ost in Leipzig, so auch in jene» Wcihcsiui Len, die wir zu erwartea haben, die'opferwillige Liebe recht zu Lege treten. ZU den Landtagswahlen. * Unsere in der letzten Nummer ausgesprochene Hoffnung hat sich rasch ersüllt. Au- dem Wahlkreise Pirna schreibt heute der „Pirnaer Anzeiger": Im Anschlüsse an die gestern an dieser Stelle gegebene Anregung in Sachen der Land- tagSwahl können wir schon heute mittheilen, daß die Silualion in unserem Wahlkreise sich rasch in einer Weise geändert bat. welche von einem großen Theile der Wähler schaft gewiß nur sympathisch begrüßt werden dürste. Anläß lich einer bei dem bi-berigen Vertreter, Herrn Recht»-moalt Sch reck-Dresden, geschehenen Anfrage haben wir in Er fahrung gebracht, daß an den Genannten jetzt mehrsacy von Beanslraglen au» Wahlerkreisea da» Ersuchen um Wievrr- attnahme einer Wahl zur Zweiten Kammer gerichtet wurde und derselbe infolge dessen sich hieraus zu der Erklärung ent schloß, daß er die Wahl wiederanaehmen würde, wenn aus dem Resultate derselben sich ergeben sollte, daß er da» Vertrauen der Wähler noch m genügendem Maße besitze. Die Eandidalen-Frage dürste nach dieser Zusicherung de» seit einem Zeiträume von 24 Jahre» sür uns thälige« Abgeord neten nun »ohl gelöst sein. Königliches Landgericht. Aerien-Ltraskaiumer 0. I. De. Bäckermeister Bruno Oskar Oehmichea aus Leisnig hatte von dem Bauunternehmer B. in BolkmarSdors ein Bäckerei grundstück crpaLlct und in deni bezügliche» Vertrage sich verpflichtet, seine Mobittc» zur Sicherstellung LeS Verpächters al- dessen Eigen Ihm» anzniehen. Ochnnchen war angeklagt, sich eine- Betrugs da durch schuldig gemacht zu haben, daß er dem gedachte» B. gegen über nicht» davon erwähnt, daß da» Mobiliar Eigcntdum seiner, des Angiklagieit, Ehefrau sei. Ter Angeklagte bestritt, von der frag lichcn Claujel jenes Vertrages Kenntnii, gehabt zu habe», wie ihm denn Überhaupt der ganze Vertrag nicht vorgelejen worden sei rc Weiter lag gegen den Angeklagten die Beschuldigung de» sahr lässigen Falsche,deS vor, welcher dadurch begangen worden war, daß der Angeklagte, in einer anderen Klagsache zur Leistung de- Oss-iibar: ngSeides angeballen, bei Ausstellung de» Leriiiögens Verzeichnisses e,ne anßeiislehende Forderung au» den Jahren 1883 oder 1884 a.iszusührc» unierlassen hatte. In dieser Beziehung nahm der Angeklagte zu seiner Entschuldigung daraus Bezug, baß er an diese alle Forderung gar nicht mehr gedacht und sie überhaupt sür verlöre» gehalten habe; allerdings hatte der Schuldner erst nach träglich uiil geringe» -lbichlagsz.-hlungen begonnen. DaS Gencht ve,mochte nach den, Ergebnisse der Verhandlung weder bezüglich des Betrugs noch hiiisjchilich de» fahrlässigen Falsch- eides zu einer Ueberstihrung des Angeklagten zu gelangen, sondern sprach denselben allenlhalbe» von der erhobene» Anklage srei. tt. Die gegen Len Barbier Gustav Friedrich Fürst el au» Kautschen aus Grund vou tz. t?L, 3 deS Reichsstrasgejetzbuche« erhobene An klage wurde uittec Ausschluß der Oessenilichkeit verhandelt und der Aiigeklagte zu IJahr 2MonatenGejängnibstrase verur«he>lt. Ter Serichishos bestand aus den Herren Laabgerichl-dtrector Genjel (Präsid.), La»dgertchlsräih«n vr. Bellmanu, l)r. Fleischer, Büttner und Woljrai»; die Anklage jührten die Herren Eiaal anwalt Or Nagel und Staaisanwattschasts-Assessor vr. Groß. ltl. Ter Handarbeiter Johann Wilhelm Herber aus Weiden Hain war vor einiger Zeit vom Gendarm betroffen worden, al» er, dem bestehenden Verbote zuwider, im Freien genächtigt hatte. Der Gendarm hatte deshalb den Angeklagieo arretirt, um ihn au die diesige küaigl. AmtShauplmaittitchait abzulieser». Unterwegs halte Herber den Beamte» gebeten, ihn doch lausen zu lassen und dasür eine Beloh-.ung vou 3 >l in A»-ficht gestellt. ES log somit gegen Herber «ine Anklage wegen Bestechung vor und da- Gericht ver» uriheille deshalb den Angeklagten zu 1 Woche Gesäogniß, welche durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurde. tV. Die Dienftmagd Bertha Emilie Hecket aut Lucka, bereit- wiederholt wegen Diebstahls bestraft, hotte alsbald nach ihrer Ent lassung au» dcm GesSngiiiß, in Käserhain, woselbst sie «inen Dienst erhalten, ihrer Herrschaft verschiedene Kleidungs- und Wäschftücken entwendet und sich somit des Niickiallsdiebstuhl- schuldig gemacht Die Angeklagte will den Diebstahl verübt haben, veil sie niitlellos gewcicn sei. von ihrer Herrschaft sich aber nicht habe Vorichuß aus den Loh» geben lassen können oder wollen. Da- Gericht saad keiaea Anlaß zu Annahme mildernder Umstände uad vrrurtheilte dem gemäß die Angeklagte zu t Jahr 6 Monate» Zuchthau- strase, auch wurde die Stellung derselben uater polizeilicher Aus sicht sür zulässig »rachle«. Der Gtiichtshos bestand auS den Herren LaadgerichtS-Director Geissel (Präsidium). LandgerichiS-Räiheo Schreiber, vr. Bellmann, Vr. Fleischer und Buiiner; die Anklage führte Herr Siaatsanwalt- schasts-Asscssor vr. Groß. Vierten Akte« bemerkte man plötzlich, daß dle Holzlatten, an denen die Gasbeleuchtung angebracht war, zwischen den Sossilea in Flammen standen. Um den Zug möglichst abzu halten, wurde sofort der ZwischenaetSvorhang herabgelassen, indessen öffneten die milwirkenden Schauspieler rn demsetben Augenblicke die Seitenlhüren. um zu entfliehen, und gleich zeitig liefen die Flammen mit rasender Schnelligkeit über die ganze Bühne, durchbrachen den Vorhang und theilte» sich mit Blitzesschnelle dem ganzen Hause mit. Da» Parterre entleerte sich verhältnißniäßig ziemlich rasch, wenn auch manche der Zuschauer in, Gedränge einige Verletzungen «rhielteo; ebenso entkamen die Leute auS dem Parquet und drn Logen ohne Mühe der Gefahr. Dagegen war auf der Galerie, die bedauerlicher Weise nur einen AuSgang hatte, eine fürchterliche Panik entstanden. Der Ausgang war vollständig blockirt nud wer denselben noch passirte, that die» aus den Leibern der zu Boden Getretenen. Eine dichte Menge von Männern, Frauen und Kindern hatte sich buchstäblich zu einer unbeweglichen Masse zufanimengekeilt. die, von den Flammen überholt, in fürchterlicher Weise verbrannte. Feuerwehr und Polizei waren zwar rasch am Platze und arbeiteten mit größter Energie, aber e» war nicht viel mehr zu retten. Sie stiegen aus Feuerleitern zu den oberen Fenstern empor, wo sich ihnen ein gräßlicher Anblick bot. und suchten so viel von den jammernden und stöhnenden Unglücklichen wie möglich zu retten, von denen die meisten schon auSgelitten hatten, ehe sie in» Freie gebracht werden konnten, oder dem Sterben nahe waren. Augenzeugen schildern die Scenen in und außer dem Hause al» die gräß lichsten. welche die lebhafteste Phantasie sich auSdenken kan». Der Hosraum de» in der Nähe befindlichen London Hotel war wie ein Leichenhan». In langen Reihen lagen dort die Verunglückten, von denen man in den seltensten Fällen noch die Züge erkennen konnte. Tin anderer Bericht schildert die Katastrophe folgender maßen: Der erste Feuerlärm erfolgte um etwa tü'/r Uhr; wenige Augenblicke danach hatten die Flammen da» ganze Innere de» Gebäudes ergriffen und schlugen dieselben auS den Fenstern heraus. Viele von den Zuschauern aus der Galerie kamen noch über die Treppe in» Freie; al» aber der AuSgang verstopft war, stürzten zahlreiche Personen aus den vorderen Balcon, um von dort auf die Straße hinab zu springen. Die Leute in der Mitte und aus den vorderen Bänken der Galerie kämpften einen verzweifelten Kampf: geblendet und von dem dichten Rauche fast erstickt, wußten sie nirgend» einen AuSgang zu finden. Die Nachricht von der FeurrSdrunst hatte sich mit Blitzesschnelle durch die ganze Stadt verbreitet; von allen Seiten strömten die Neugierigen und die Angehörigen der im Theater befindlichen Zuschauer herbei, so daß sich bald «ine große Menge vor dem Gebäude angesammelt hatte. Anfänglich herrschte die größte Verwirrung, und e» dauerte einige Zeit, ehe man an die Rettungsversuche ging. E» war die» die Folge deS Gerüchts, daß alle Zuschauer die Thealer- räume verlassen Hallen, ein Gerücht, da» leider bald genug widerrufen wurde. Den aus der Straße unthätig Wartenden schienen die wenigen Minuten bi- zur Aiikunft der Feuerwehr wie eine Ewigkeit, und al» die RettuiigSiiiannschastcn dann eintrasen, war eS schwer zu lagen, wo sie zuerst eingreisen sollte». DaS Feuer hatte mit solcher Schnelligkeit um sich gegriffen, daß nur verhältnißniäßig Wenige sich aus da» Dach halten retten können, von wo sie mit Leitern herabgeholt wurden; die Meisten wurden sofort von den Flammen er griffen. so daß ihre Leiden und Qualen nur kurz gewesen sei» dürsten. Nach einem anderen Berichte dürste der Lebensverlust die Ziffer von gegen lüO erreichen. DaS Theater ist gänzlich ausgebrannt, VaS Thcaterpersonal sämmtlich gerettet. Außer halb de» Theater» und in den Straßen wo die Leiche» riust- wcilcn niedergelcgt wurden, spielten sich herzzerreißend« Scenen ab. Frauen forschten »ach ibre» vermißten Männern, Männer nach ihren Frauen und Töchtern, und Mütter nach ihren Söhnen. Die Tobten und Verletzten gehören zumeist den niederen Ständen an. Vor der Ankunft der RetlungSleiteru war daS Schauspiel ein grausiges. Die unglücklichen Insassen der Galerie Hallen sich aus die Balcon» geflüchtet. Biele, darunter auch Frauen, sprangen aus die Straße herab und zerschmetterten sich Arme und Beine auf dem Strazenpflaster. Andere stiegen aus daS brennende Dach, da» jeden Augenblick einzttstürzen drohte. Als die NettungSleilern endlich zu suiiclioniren begannen, konnten größtenthcil» nur verstümmelte Lcicben geborgen werden. Nach einem Berichte der .Vossischen Zeitung" auS London waren aus der Galerie, wie sestgestelll worden, l9l Per sonen, wovon kaum zwanzig dem Tode entrönne» sind. Die meisten Umgekonitiieiie» erstickten aus der schmalen Wendel treppe. dem einzigen AuSgange von der Galerie, wo sich ein unauflöslicher Meiischcitkiiäucl bildete. 60—70 Theaterbesucher erlitten Gliedcrbrüche und Brandwunden, woran sechs v.'r- starbc». vermischtes. wird Ver Theaterbrand in Lreter. * Wie schon telegraphisch kurz gemeldet, ist da» neue Tbeater in Exeter am Montag Abend während der Vor stellung niedergebrannt, wobei leider eine große Zahl von Menschen — nach einer Mittheilung im englischen Parla- lamente l 19 Personen, in Wirklichkeit aber mehr — in gräß licher Weise in den Flammen umgekommen sind. Da» Theater war schon im Iabre >885 durch eine Feuersbrunst zerstört, dann aber neu ausgebaut und erst im vorigen Jahre wieder eröffnet worden. Zur Vorstellung grlanqte (wie die .Ham burger Börsen-Halle" meldet) eia sür Exeter neue« Stück .Romany Rye", da» die sämmtliche» Räum« de» Theater« fast bi» aus den letzten Platz gefüllt hatte. Bet Beginn de» ---- Von den Manövern de» l. ArmeeeorpS uns deS Weiteren telegraphisch gemeldet: * Königsberg in Pr., 7. September. Bei dem gestrige» Paradcdiner brachte Se. köuigl. Hoheit Prinz Albrecht einen Toast au-, in welchem er die Hobe Ehre betonte, die ihm geworden, als Stellvertreter Sr. Majestät de- Kaiser- die Parade abnehmen zu dürsen, und ans die zahlreichen Veranstaltungen und Ehren- bezeiqungen hlnwie». welche die Stadt und die Provinz »um Empfange Sr. Majestät getroffen habe. So bedauerlich eS sei. fuhr der Prinz sort, daß Se. Majestät der Kaiser sich nicht selbst habe davon über zeugen können, wie Königsberg sür den Empfang Allerhöchstdesselben sich gerüstet habe, so möge dir Stadl doch da- Bewußtsein «rösten, daß da- Befinden Sr. Majestät fortdauernd in der Besserung begriffen sei. Ihm al- Vertreter Sr. Majestät de» KaiserS sei die Ausgabe zugesallen, die vorzügliche Haltung der Truppen de- I. ArmeeeorpS hervorzuhebea und seinen Dank ou-zusprecheu. Sein Toast gelte dem I. ArmeeeorpS und der Provinz, der dasselbe entstamme. Der commandirende General v. Kleist erwiderte hieraus: Er habe bereit- acht Jahre die Ehre. Ehes des t. Armeekorps zu sein und habe sich in dieser Zeit bemüh», da- Corps in seinem früheren Stande zu erhalten, damit, wenn Se. Majestät der Kaiser dasselbe riese, e» bereit und gerüstet wäre. Der General schloß mit einem Hoch aus Se. Majestät den Kaiser. — Nach dem Diner fand ein Besuch de» Theater- statt. Die Stadt war Abend- glänzend illuminirt. Da- Wetter ist schön geworden. — Heute Vormittag hat sich Sc. k. Hoheit zum EorpS- manöver begeben. Nachmittag- empjängt Hochdcrjelbe die an- wesenden Mitglieder de» Jolianniterorden», hieran schließt sich da grobe Diner, zu dem die Inhaber der vier großen Hosimtee, die Lp tzen der Behörden bi- zu den Räthr» vierter Elaste, die an- gesehensten Großgrundbesitzer der Provinz, die höhere Geistlichkeit, hervorragende Künstler, der Prareclor. sowie der größte Theil der zur Zeit anwesende» ordentliche» Prvsefsorea der UniversilLt, sämmt lich« Berussconsula nud die dnrch ihre Stellung hervorragenden Wohlconsuln, ferner mehrere Mitglieder de» Magistrat» nud der Stadtverordneten, sowie die Rechi-rittrr de» Johauniterordeu», im Ganzen 330 Personen, geladen sind. * Könia-berg t. Pr., 7. September. Da» heutige Eorp»- manöver hat einen glänzenden Verlaus gehabt. Die Südarmee besetzte »ach einem sehr gut au-gesührtea Eavallerie-Angriff Knöppelr- dors and rückte daraus mit seiner ersten Division aut Wange und mit der zweiten gegen Gärten vor. Roch einem hartnäckigen Kamps« wurde die Wanger Höhe genommen «nd sodann um t'<, Uhr da» Manöver abgebrochen. Se. k. Hoheit Prinz Albrecht hatte nördlich vou Kn-phel-dars Stellung genommen. Nach Beendigung de» Manöver« hielt der Prinz eine kurze Kritik ab und Iprach später den wieder zusammengezogenen Truppen seine volle Anerkennung au», indem er die Monn-zncht und Strammheit de- I. Aru>ercorp» bervorhob. welche er schon bei der gestrigen Parade conftatirt habe. Danach kehrte S«. k. Hoheit nach Königsberg zutück. Bei dem großen Diner am heutigen Nachmittage toasteie 2e. k. Hoheit aus die Provinz; der Oberprösiden» brachte daraus einen Trinkspruch aus Se. Majestät den Kaiser «nd sodann aus Se. k. Hoheit de» Prinzen Albrecht au». Nach dem Liner hielt der Prinz im Krönuugsgauge Eerrle ab. Abend- findet ein Fackelzug der Studenten statt. * Königsberg t. Pr., 7. September. Prinz Albrecht reift Souutag direct »ach verliu zurück, um de« Kaiser Berich« zu erstatte» uad fährt daua zur Jaspicinmg »ach Br«»»».
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