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- Erscheinungsdatum
- 1887-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188701024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-02
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Monat
1887-01
-
Jahr
1887
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26 »ehr augezweisett werden, soll im Ministerium der BolkSausklärung «ne besondere Tommission zur Prüsuug der Frage niedergeletzt »crdru. DaS Hecht: entweder weiß Staat-ftcretair Dcljanvw nicht recht, wie er die Wünsche des Turator» Kapustm erfüllen soll, oder der Wind w-hl nicht mehr so bitter kalt. Optimistischen Anschauungen sich hinzugeben, liegt allerdings kein «rund vor; die nationale Partei schlummert noch nicht aus den in den Oftlerprovinzcu erworbenen Lor- beere». DaS Schicksal der baltischen Universilät, die mit jedem Jahre wächst und beute 1624 Studireude zahlt (darunter 223 Theologen, 334 Juristen, 839 Mediciner. 200 Historiker und Philologen. 128 Mathematiker, Pdhsiker und Sdemiker), ist jedenfalls »och nicht be- siegelt. Der Ansturm der Ruisificataren richtet sich beute Vorzugs- »e,ie gegen die Mittelschulen und die lutherische Geistlich, leit. Erst neuerding- wurde die Frage angeregt, ob die Prediger i» U»b,»«,ftimn»rng mit dem Sprachen-Uka« vom September v. I. di« Kirchenbücher nicht in russischer Sprache zu sührea haben. Im Senat, dem die Frage zur Entscheidung überwiesen wurde, theilten sich die Ansichten. Die Einen verlanawn die Führung der lutherischen Kirchenbücher in der Staal-sprache sür ganz Rußland, die Anderen dagegen mit Autschlnß der baltische, Provinzen. Die endgiltige Entscheidung wurde noch nicht bekannt, doch besteht die Annahme, daß die Regierung sich daraus beschranken wird, die Au-sertigung der Originale kirchlicher Zen,niste in deoischkk Sprache zu unter sagen. Ans der Prediger-Synode in Riga wurde lüngst berechtigter Waise daraus bi,«gewiesen, daß z. B. die Wehrpflichl-behärden de» Reich- für di« nächsten Dereunien jedensall- keine in der Reichs» spräche geschriebene, Oriainal-Abschristen, sondern höchsten- lieber- sepoiig-a an- den deutsch gesührten Kirche,idüchern beanspruchen können. Damit dürste eS in weiterer Zukunft sein Bewenden haben. * Dir Dregowa-Frage ist durch die Entscheidung der fiemischlrn serbisch-bulgarischen Commission zu Gunsten Serbien» entschieden worden. Ueber die Bor- grschickl« dieser Frage, welche bekanntlich auch mit Ursache de« letzten serbisch-bulgarischen Kriege« war, schreibt man der „Neuen Freien Presse' au« Belgrad Folgende«: Da« Darf Bregowa ließt an der serbisch-bulgarischen Grenze aas «in« Nein«, Anhöhe. Hart au dem Dorse vorbei stoß der Timok, der früher di? Grenze bildete. Da» Dorf lag ans dem rechten User, und gegenüber besaad sich eine über de» Timok führend? hölzerne, fahrbare Brücke, die vo» den Bewohnern de» Kraiuaer und Brzo-Haloukaer Bezirke-, welche tue viddiner Märkte besuchten, benutzt wurde. Al- im Jahre 1833 der Krainaer kreis Serbien einverleib« wurde, lag aus dem diesseitigen, da» beißt serbischen Liwok-User eine ungesähr 100 Joch messende Wiese, welche Liaeuthum eine» Türken in Widdia war. Ja seinem Lause über diese Wiese hatte der Timok sich seitwärts gewendet und einen neuen Arm gebildet. An diesem Seitenarm befand sich eine Mühle, wo die serbische Regierung ein Quarantaine-Gedäude ausgesührt und später wieder ausgelassen hatte. ES war nur ein Wachhau- sür die Grenzwache geblieben Der früher erwähnte Türke verlauste in Folge dessen sowohl die Wies», -l- die Mühle an den Fürsten Milosch. Im Jahre 1840 oder 184l versandete in Folge eine- plötzlich ein- getretenen Hochwasser- da» alte Flußbett gänzlich, und der Timok nahm seinen Laus in dem erwähnten Seitenarm über die Wiele. Die Mühle wurde zerstört, und der Seitenarm blieb da» eigentliche und einzige Flußbett, so daß Wiese und WachhauS aus da- jenseitige User de» neuen Flußbettes zu liegen kamen. Unter der türkischen Herrschaft wurden die serbischen Grenzwachen nicht beunruhig«. Im Jahre 1881 jedoch überfielen die bulgarischen Gendarmen die serbischen Lordonwachra und trieben sie über den Timok zurück. Seit jener Zeit her datirte die „Bregowa.Frage". Die man weiter auö Belgrad meldet, waren die serbi schen Delegieren in der Lay», ihren bulgarischen Eollegen einen Au-zug au» dem türkischen Grundbuch von Wibdin und den kausverlrag, welcher die Erwerbung der Wiese durch den Fürsten Milosch bestätigte, vorzulegen und da« Besitzrcchl Serbien» auch noch durch andere Acten au» den Archiven de» Donau-Timok-Eommanbo» und be» krainder Nalschalnikat» zu bestätigen. Nachdem die serbisch-bulgarische Eommission sich überdies noch an Ort und Stelle davon überzeugt häkle, daß der Timok in den rrsten vierziger Jahren sein Belt verändert, wurde Serbien da» Besitzrrckit aus die obenerwähnte Wiese zugcsproche». Die betreffende Abmachung der Commission bedarf nur noch der Ratification durch beide betheiligte Regierungen, um Giltigkeit zu erlangen. * Zu den armenischen Angelegenheiten wird der„Poli tischen Eorresponkenz" au» Koiistantinopel, 25. December, geschrieben. In der letzten Zeit war viel die Rede von den zwischen der Pforte »nd der armenische» Nation obwaltenden Differenzen wegen der Schuld der armenischen Klöster in Jerusalem. An sich ist bi? Dache gewiß unbedeutend; sie verdient aber insoserne Beachtung, al- sie charakteristisch ist für die Gebahrung der türkischen Regierung in Geldangelegenheiten. Folgende- ist der Sachverhalt. Um die, ans de» genannten Klöstern hastende Schuld vo» 30,000 Lstrl. zu tilgen, wendete sich da» armenische Patriarchat an die Pforte init der Bitte um die Lriaubniß, zu genanntem Zwecke eine Subscription eröffnen zu dürfen, was ober nicht bewilligt wurde. Hieraus machten die Armenier der Pforte den Vorschlag, zu demselben Behuse einen Zuschlag von 3 Piaster per Kops zu der MilitairbefreiungS-Taxe lnalr«>7 reergtl-i) zn erheben, und dieser Modus wurde von der Regierung gut geheißen Da e» ungesähr 500,000 männliche Armenier gicbt und da die Psorie diese neue freiwillige Abgabe seit zwei Jahren einhebt, io hat sie also seitdem rund drei Millionen Piaster — 30,000 türkische Psund eingehoben, welche sie den Ver treten, der armeniichen Nation hülle übergebe» sollen. Bisher hat sie aber nur 2000 Pfund abgesührt und die Armenier sehen eia, daß ste sich ganz uniwthig und bloS zum Nutzen der türkischen Re gierung eine neue Last auserlegt habe». Die armenische Gemeind, von Konstantiaopel ist seit rmiger Zeit durch eine inlern? Angelegenheit ausgeregt, bei welcher der gegenwärtige Patriarch Msqr. Harutnin eine eigenlhümliche Rolle spiel«. Unter dem srüheren liberalen und kunstsinnigen Patriarchen RarseS war ,m Psammelia-Viertel der Bau einer Kirche zum heiligen Georg begonnen worden, wozu ein gewisser Agopia» 3000 Lstrl. beisteuerte. Die Repräsentanz der Gemeinde fordert »un. daß an der Fagide eine den Grü der nennende Sedcnktaftl ange bracht werde. Tie Pforte aber, welcher der sreisinnigc NarseS ein Dorn ün Auge war, will nicht dieBerenngung von dessen Namen zulasten und ftndel hiesür an Msgr. Harutiun eia willige» Werkzeug. Letzterer verweigert nun die Anbringung der Tasel. Darüber herrscht große Entrüstung in armenischen Kreisen und hat da- Com»« zur Er richtung eine- armenischen Hospital-, besten Präsident der genannte Agovian ist, bereit- demiisioairt. Die Erregung der armenischen Bevölkerung soll Io groß sein, dag man einen gewaltsamen Angriff aus da» Patriarchat besürchten zu wüsten glaubte. Die armenische Bevölkerung hat auch sonst keine Ursache, mit der Regierung zufrieden zu sein, welche in neuerer Zeit durch allerlei vexatorische Maßregeln gegen die armenischen Schulen den Unterricht arschweri. L» wurde schon gemeldet, daß da- Unterricht-- Ministerium den bisher in Gebrauch gewesenen Katechismus verboten Vat. nun sind auch die in den armenischen Schulen üblichen Lehr bücher der allgemeinen Weltgeschichte und der Geschichte de- Mittel öfters aus den Index gesetzt w-rdea. Für einen Ersatz wird natür lich nicht gesorgt. Die Sicherbeilkzustände — besonder» in Kleinasien — sind jämmerliche; Raub und Vergewaltigung gegen die christliche Be- vtlkerong sieben aus der Taqe-ordnnng and die Behörden haben insoftrue keinen Antheil an allen diesen Vorkommnissen, al« sie eben ruhig zuseben und Beschwerden ignorircn. An» dem Kloster Brtschuni (Kleinasien) sind zwei Mädchen geraubt und gewaltsam znm Islam begehrt worden. Dasselbe geschah in der Stadl Ban mit einem jungen armenischen Weib. AuS dem Dorse AbeSnak verschwand eine ,unge Frau aus geheimn-ßvolle Weile. Ein kaiser licher Oificier raubte mitten in der Stadt Vun rin junge- Mädchen, vergewaltigte dasselbe und brachte e» dann — wie zum Hohne — dmn armen ichen Psnrrer zurück. In dem Dorse Rortügh unter nahmen kaiserliche Soldaten eine» bewaffneten Angriff aus die Ve- »»hner. wobei vier der letzteren verwundet würben, und bei anderer Gelegenheit ermordeten zwei türkisch« Siande-personen einen arme- »sichen Notabel» out Tzedzanz, oha« daß sie bisher eine Etrase ereilt hätte. * Der nationale Hindu-Congrrh faßte eine Reso lution, welch« erklärt, daß Repräsenlaliv-Jnstilutionen zur Hebung drr Lage de» Volks wünschenswerth seien.» * Ueber Stanley'» Pläne für den Entsatz von Emin Pascha >st di» jetzt nicht» Gewisse« in die Orsfent lichkeil gedrungen, da er damit sehr zurückhaltend isi. doch scheint sich va» Gerücht zu bestätigen, daß er de» Beistand Tlppu Tip'», de« mächtigen arabischen Ekiavenhändler». in Anspruch nehmen werde. Tippu hat sich, »die e« h«»ßt. den Weißen der Sianley-FallS-Station siet- freundlich gezeigt, und mit seiner Hilfe würde der Entsatz Emin'» sicherlich von Lrjolg begleilct sei». E» verlautet, daß Stanley große Opfer brmgt, indem er dem Ruse, dir Führung der Expedition zum Entsätze von Emin Pascha zu übernehmen. Folge leistet. Am Sonntag empfing er ein Kabel-Telegramm von seine« Unternehmer in New-Nork, welcher ihm 40.000 Dollar« an» bietet, wenn er nach Amerika zurückkrbre und seine Bor» lesungS-TournLe vollende, während ihm 130 Vorlesungen, die er ln Australien zu halten gedachte, eine gleiche Summe eingetragen haben würden. * Au» den Bereinigten Staaten wird der „kölnischen Zeitung" geschrieben: Die JadreSbotschast de» Präsidenten Cleveland ist, wie man die» schon von Herrn Llevelaud als Gouverneur de- Staat- New Port gewöhnt war, ein durchaus sachgemäße» Schriftstück, welche- überdies in seiner verhällnißmäßig kurzen Fassung einen bei amerikanischen Präsidentenbotlchaslen nicht gar zu häufigen Vorzug besitzt. Waren schon dir eindringlichen Su-sübrungeu de» Präsi- dealen Cleocland und seine- Lchatzamis-Serreioir- gegen die fernere Piägung de- verhängiiißvollen uiiterwenhigeu und doch dem Lande al- StandardzadlnugSmisiel ausgezwuageuea Silber-Dollor- in der vorjährigen Botichas» ohne jede« praktisch« Ergebniß geblieben, so ist letzt nochwemger daran zu denken, daß die womöglich noch stärkeren Bor- stellangen be-Präsidenten. sowie die in dem Iahre-brrichl des Schatzamt-- Secretair» Maaning au-aeiproche-ea irgend welche prakiische Folgen haben werden. Einem ähnlichen Schicksal dürsten die ungemein kras«. vollen Auslastungen drr Botschaft zu Gunsteu der Io aölhigeu Taris- Reoisioa bri denjenigen Eongreßmitgliedera begegnen, weiche bei der ilammeasetzuag de- LongreffeS in dieser Frage augenblicklich die ehrheil bilden. Daß der Präsident von de» an«wärttgea Be- zi Hungen der Vereinigte» Slaotea nur Gute- und Beruhigende- zo sagen haben würde, war »orau-zusehea. Grade der jetzigen vulcanischrn Lage der alten Welt gegenüber hätte e« sich um so eltsamer, um nicht zu sogen, komischer au-geuommen, wenn an bei, kleinen, überdies bereit- längst wieder beseitigten Räubereien an der mexikanischen Grenze oder au» de» allerdings ungleich craffern Yischerei-Zwiftigkeiteo mit Caaada in der Botschaft irgend etwa gemacht worden wäre, da- al» «in noch so ferner dunkler Punct an dem ungetrübten Horizant der auswärtigen Beziehungen der Union hätte ausgefaßt werden können. Der einzige nach Säbel- gerosftl klingende Paragraph der Botschaft ist der dem LriegS- Dkpartemea« gewidmete. Er beschäftigt sich natürlich mit »er letzten Maßregelung Ger Apache- durch General MelöS »nd drückt des Präsident«» vollste Zusriedeuheit über den Verlauf der- eiben und die endliche Beendigung de- sogenannten Apache-Kriege- iu den südwestlichen Gebieten auS. Auch ioust wird dem Stande der Bundr-arinee und dem gegenwärtigen Armee-Commando alle- Lob gespendet, während der Ton in dem den Marine-Angelegen heiten gewidmete» Abschnitt ungleich zurückhaltender ist, obgleich bei dem Stande diese» alten „Schmerzen-kinde- Onkel SamS" gerade hier eine Anzahl entschiedenerer Hinweise nab Vorschläge am Platze gewesen sein dürfte. Von besouderm Interesse sür den auswärtigen Leser ist schließlich noch da-, wo- der Präsident über die Indianer a sagen Hot, die ja sür die europäisch« Auffassung Amerika- noch mmer von einer, wie e» scheint, durch nicht-zu zerstörenden Glorie ber Romantik umgeben werden. Schon vor einem Jahre detonle Präsi dent Cleveland in Uebereinftimmung mit den seinerzeit von Karl Schurz, al» dieser Minister dr» Innern war, ringrfüdttrn und seitdem von allen Ministern de- Innern sestgrhalteneii Theorien der Seßhast- machiing de- Indianer- durch Bekleidung persönlichen Landbesitze» aus- Neue die Nothwendiqkeit diese- Uebergouge- von der StammeS- zor individuellen Wirthschaft sür den rotheo Mann. Er geht dabei von drr sür den Indianer allerdings mehr schmeichelhaften al- dequemea Auffassung au-, daß Verleide eia Mitglied de- amerikanischen Volke- und nicht sein ewige» Mündel sei, sich mithin auch den Leben-bkdinqungen diese- Volkes, da- keine Stamme-- und commo- niftischen Wirthschoften kenne. lügen müsse. Natürlich will dann auch in Urbrreinftimmung mit dieser Theorie der Präsident nichts von einer Uebertragung der Jndiaurr-Lerwallung vom Departement de» Innern an da» de- Kriege- wissen, wie sie erst General Sheridan in seinrm jüngsten Jahresbericht al» General der Armee so lebhaft befürwortete. * Oberst TiSdale. der berühmte Asrikasorscher. landete am 30. December, von Buenos Ayrc» kommend, in Plymouth und reiste von dort nach Gens weiter. Der Oberst hat soeben Forschungen »n Südamerika beendigt, die er im Aufträge der Regierung der Bereinigten Staaten unter« nabm. Er hat den Amazonenstrom 2000 Meilen auswärl» versolgt und den Fluß La Plata gleichjall». Oberst TiSdale erforschte s. Zk. auch sür den König der Belgier da» Eongo- gebiet, um sestzustcllen, ob jene» Territorium sich zur Grün dung eine- Freisiaale» eigne. Er berichtete indeß ungünstig über einen derartigen Plan. Das orientalische Seminar. * Der Gksetzeatrvnrs über die Errichtung eine- Se- minars sür orientalische Sprachen ist vom Reichstag an die Budgetcommission überwiesen worden, nachdem sich mehrere Redner, freilich unter verschiedenen GrsichtSpiincte». zu stimmend über die Vorlage geäußert hatten. Es dürste jedoch nicht überflüssig sein, die geplante Einrichtung und deren Bedeutung näher ins Auge zu sasjen, da nicht ausgeschlossen ist, daß gewisse Entwände, welche bei der ersten Bcraihunq immerhin Ausdruck ge su»den haben, nachträglich doch bei der ReichSlagSmehrhett ein un berechtigtes Ansehen erlangen In der dem Geleyentwurs beigegebenen Dcnkschrist und dem Entwurf einer .'wischen dem Reich und Preußen abzuschließendea Vereinbarung wird e- al- Ausgabe de- Seminar- bezeichnet, den tbeoretijchen Unterricht in den lebenden orientalischen Sprachen mit praktischen Ucbungen zu verbinden »nd dadurch künftigen Be Werbern für den Dolmetscherdienst, sowie Angehörigen sonstiger BcrusSsiände, welche den erforderlichen Grad geistiger und sittlicher Reise besitzen, neben der theoretischen Erlernung besonder- dir prakiische 'Anwendung dieser Sprachen zu ermöglichen. E» ist in Aussicht genommen, daß der Unterricht sich aus salzende sechs Sprachen erstreckt: Türkisch. Arabisch, Persisch. Indisch, Japanisch und Chinesisch. Für iede Sprache sollen je zwei Lehrer angestcllt werden, nämlich ein theoretisch gebildeter, wo möglich durch länger» Ausrnthalt in dem betreffenden Lande mit der Landessprache ver trauter deuischcr Lehrer und ein au» drn Eingeborenen de» betreffen den Lande- entnonimener Gehilse, welcher mit den Besuchern de- Seminar- praktische Uebungen hält. Der Unterricht soll im Allge meinen unentgeltlich ertheilt werden. Zur Förderung de- SeminorS sind Iahre-stiprndien im Gejammibetrage von 9000 ^g sür unde- millelte deutsche Seminaristen vorgeseyen; die Vertdeilung der Stipen dien aus die einzelnen Sprachen bleibt dem Verwaltungswege vorbe- balten. Für die Besucher de- Seminar- ist eine Schlußprüsung vorgesehen, deren Ablegung zwar nicht geiordert, aber bei Bewerbern sür den Dolmetscherdienst vorzugSweiic Berücksichtigung finden wird Die Verwaltung und Einrichtung de- Seminar- erfolgt unter Mit Wirkung de- Auswärtigen Amte», woran- ebenfalls hervorgeht, daß da» Seminar in-besondere al« eine Unterstützung der auswärtigen Vertretung deS Reiche» gedacht ist. Die Kosten der ersten E,n- richiung werden ans 40.000 angegeben, die jährlichen Ausgaben aus 72,000 ^l, wovon da» Reich und Preußen je die Hälfte zu übernehmen hätten. M» der Errichtung de« Seminar» wurde im sprachlichen Unter richt eine Lücke a»-gefüll«, welche andere Länder in ihrem Unter richtSweirn Ibeilwrise seit langer Zeit nicht mehr kennen. Schon in den Reichstog-veihaadltingen wurde beton», daß Frankreich sei» dem 17. Jahrhundert eine Anstalt für den Unterricht in den orten «alischen Sprachen besitzt; es möge hier beigesügt werden, daß Großbritannien über eine Schule sür die Borbildung der Beamten für den indischen Dienst verfügt, Italien in V-nedig eine Handelsakademie nach dem Vorbild« der französischen Schule Rußla » d eine orientalisch« Focultät geschaffen and auch Holland seimm Bedars an Cvlonialdeamtea und de» Wünsche» de- Handels durch die Errichtung einer ähnlichen Anstalt Rechnung getragen hat. Die orieut-,lisch« Akademie in Wie» steht aus gleicher Ltuse mit den Universitäten; sie fordert von den Bewerbern sämmtliche Zeugnisse über d'e mit gatrm Erfolge zurück- gelegten Gymnasialstudiea mit Einschluß de« Reisezeugniffe«. Außer dem hat sich jeder Bewerber eiuer schriftlichen Aasuodmeprüsung zu Unterwerken. Daß die Zöglinge «a der Anftalt verpflegt werde» und die Uniform drr Staatsbeamten tragen, da- ist eine Uebrr- Ueseruag. welche mit dem akademische» Shorakier der Schul« nicht- zu tdon hat; dagegen fleht drr Lehrplan durchauö aus der Höhr des Universitit-unterricht-; die weifte» Fächer werben vo« UaioerfftätS- vroiefforen gelehrt, «nd der Unterricht erstreckt sich aus fünf volle Jahre. Derselbe umsaßt aber auch olle Fächer, welche säe die Vorbildung von Brrus«cons»ln erforderlich sind, all» nicht allei» die orieatolischea, sonder» auch die moderne» Sprachen »nd »ich» allei» de, Uaierricht in den Sprachen, sonder» auch die R-cht». »nd Staalswifleusckioltev, von welchen wir insbesondere da- CvnsalatS- wesen. die diplomatische Staotengeschichie, da- Völkerrecht. Statistik, Bo'k-winbschos« und Fiuaazwissenschast dervorhebe». Gerade der Blick aus die orientalisch« Akademie i» Wer» belehrt »»« darüber, daß die Vorlage über da« i» Verl«, «xriGmd» GeM« 1Ätz »war in sehr bescheidene» Grenze», ober doch i» der Richtung be wegt. welche andere Länder, die aus dielrm Gebiete bereit- eine reich« Ersahrung besitzen. al- die zweckentsprechende erkannt haben. Für Deutschland bedeute» die Schaffung de» orientalischen Semi nar« aber zudem die kröauag der in der jüngsten Zeit. ja. man kann sagen, im lausenden Jai're in» Weit gesetzten Uniernelnnuugen, welch« die Erschließung und Mherrückuag der östlichen Wirthschaft-- gebiete brzielea. Da« Seminar wäre gleichsam da- geistige Baad wische» dieieu in verschiedenen Richtungen tdätige» Schöpfungen, rchou die Einbeziehung der indischen, chinesischen und japanische» Sprache deutet darauf hin, daß für un- der Orient nicht mehr blö dle um die östlichen Gestade de- Mittrlmeer» sich lagernde» Völkerschaften vinsaß», daß er vielmehr erst da aushSrt, wo für un- der ferne Westei, beginnt, und gerade im Bereiche jener alten östlichen Suliurgedietr hat der deutsche Einfluß entscheidende Fort- chritte gemacht. Sowohl China wie Iapa» habe» begreift» geleimt, daß dem Streben re» nordischen Kolosse» nach Süden, nach Wärme und reierer Bewegung ihre alte Lultur nicht vermag Widerstand zu eiste», daß vielmehr gewisse Elemente europäischen Leben- in du- elbe ausgenommen werde» müssen, wie insbesoodere diejenigen, welche eine größere militairtsche Machtentsaltung ermögliche». Japan ist in dieser Beziehung China weit vorangeeilt. China scheint sich eulschloffen zu haben, durch Umgestaltungen in Heer und Marine, sowie durch den Bau von Eiseabadnea aus seine Zukuaftüausgabe» ich vorzubereiren. Beide Reiche erkennen aber auch, daß gegenüber dem Drucke Rußland- von Norden ber nur die Annäherung an die europäischen Westmachle, vor Allem an Deutschland »nd Groß- britoaoien eia geeigueteS Gegengewicht bildet. Da» hat sich auch bei der Erneuerung der japanische» Verträge gezeigt, welch« in diesem Jadre insbesondere unter dem Liuflusft DeulschlandS zustande gekommen sind. Dieser Lrkruataiß Nahrung zu gewähre», hat Deutsch- land alle Ursache, und die Wege hierfür gesunden zn haben, da- ist eine- der großen Verdienste unsere- Reichskanzler». Die Besitz ergreifung von her Nordküfte Ren-Guinea-, die Reich-poftdampser- liuicn und da- orientalische Seminar mit seiner Berücksichtigung drr chiursiichen «ad japonischea Sprache find berusen» die Stellung Deutschland- im Stillen Oceau zu festige». Die Berücksichtigung vo» zwei indischen Sprachen in dem Lehr- plane de» Seminar- beweist, daß auch da» gewaltige Wirthschaft-. gediet, welche» mit seiner Bevölkerung von über 250 Millionen Seelen unter britischer Herrschaft steht, für den deutschen Handel eine zunehmende Bedeutung gewonnen hat, seit die Berkehr-verhält- aiffe durch den Bn-baa der indischen Eisenbahnen entwickelung-fähig geworden sind. Auch die Einrichtung von Zweigliniea iüc die deutschen Reich-poftdampftr Sag» der beiden Küsten Vorderindien- ist nur eia« Frage der Zeit. Durch die Besitzergreifungen Im Offen Afrika- sind der deutsche Kandel und die denlsche Eoloaialpolitik mit dem türkiichen, mehr noch aber mit dem arabisLea Sprachgebiet in lebhaftere Fühlung getreten. Der Handel im Innern de« ehemal- dunkeln Eontineots, namentlich aber im Osten desselben lag bisher säst ausschließlich in den Händen aradiichcr Kautleate. DaS orientalische Seminar ist demnach berusen, auch hier den deutschen Einfluß zu kräftigen; denn e» wird sich nicht zur Ausgabe machen, allarabische Dichter und Ge lehrte zn erläutern, vielmehr ist die arabische Umgang», und Schrist- pracbe ei» Tdril seine» Lehrplane«. Für die diplomatische, coasulorische und kaosmäanische Lausbnhu im nähern Orient boten die bisherigen sprachlichen Lehrfächer an den deutschen Hochschule» Laicht die geeignete Grundlage. Die ge wichtigen politischen und Handel-interesfto, welche un- mit der Türkei, mit Arabien, mit Persien und den LxuSländern verbinden, erheischen, daß Diejenigen, welche mit ihnen verkehren, die dort heimi schen Sprachen beherrschen. Da-Seminar sür die orieuialijchen Sprachen wird daher seine Thätigkeit nicht archäologischen und linguistischen Studien zuwenden, sondern die Beherrschung der lebenden Sprachen seinen Beluchrra beizubriuqc» bestrebt sein. Da- Seminar soll aber trotz alledem leine bloße AbrichtungSanftalt sür die Bedürfnisse de- GeschästSverkehr« sein, sondern einen aus wissenschaftlicher Höhe iede „den Unterricht «rtheile». Demnach wird der für jede Sprache onjiistellende Lehrer mit einer gründlichen wissenschaftlichen Vor- bildung auSgestottet sein, während dann allerdings seinem dem Orient entstammende» Sehilsen mehr die Ausgabe zusällt, die Schüler in die Praxi» «inzusührea. Dieser Blick ans den gewaltigen Jntereffenkrei-, welchen un» das orientalisch« Seminar näher bringen ioll, der sich erstreckt vom Mittelmeer bi» in die entlegenen Eulturlöader am Stillen Ocean, der ein Sprachgebiet umsaßt, welche» die Hälfte der Bcvölkrrung der Erde in sich schließt, überzeugt un-, daß mit der Errichtung de» Eeminar» nicht nur ein Schritt geschieht, den wir namentlich auch Angesicht» der bestehendrn ähnlichen Anstalten anderer Slaaiea nicht mebr länger hlnaa-schieben dürft», sondern auch erst der Keim ge schaffen wäre sür eine Lehranstalt, welche aus breitester viundlage sich die Erschließung und Beeinflussung des Orient- zur Ausgabe macht. Der Reichstag wird de-halb, wenn er sich diese großen Ziele vor Augen hält, die Bewilligung de- vergleichsweise sehr niedrigen Beitrage» de- Reiches bereitwillig auösprechcn. Ueber die Ursachen -er Explosionen in Lohlenminen. * Die zahlreichen, mit großen Menschenopfern verknüpften Explosionen in ttohlenmiuen. welche gerade in der Neuzeil so außerordentlich an Zahl und Intensität zugeuommen haben, haben die Ausmerksamkcil de» Fachmannes wie auch dcS Laien mebr denn je aus diesen Gegenstand gelenkt. E» wird Jedermann — so führt die „Weserzeitung" ans — der nur einigermaßen die Katastrophen und die daran geknüpstrn Betrachtungen verfolgt hat. zugesteden, daß unsere Kenntniß über die Ursachen dieser Explosionen in Kohlenbergwerken in der letzten Zeit bedeutend zu genommen hat; ob jedoch die praktische Anwendung dieser Kennt nisse mit den Fortschritten der Wissenschaft im Allgemeinen Schritt gehalten hat, ist eine andere Frage. Es ist erklärlich, daß in England, welches die größten und zahlreichsten Sohlen brrgwerke auszuweijrn hat. auch die meisten Versuche gemacht und Erfahrungen gesammelt worden find. Al» 1851 daS erste Mineninspectlon-gesetz in Kraft trat, hat sich die Zahl der schädlichen Explosionen in den Kohlengruben beständig ver mindert, doch ist der jährliche Verlust an Menschenleben in Folge dieser Katastrophen ebenso groß wie srüdcr. Während der 10 Jahre von 1851 bi» 1860 fanden in England 820 schädliche Explosionen statt, durch welche 344l Menschenleben verloren gingen, oder im Durchschnitt 2.98 Todr-iälle pro Explosion; während dieser Decade waren durchichaittlich 3000 Leute in und bei den Minen beschäftigt, so daß aus je 1008 Menschen ein Todesfall kam. In drn solgenden 10 Jahren fiel die Zahl der Explosionen auf 565, die Todesfälle betrugen 2267 oder 4.0l pro Explosion. Die Aazagl der beschäftigten Leute betrog 5650, eS fällt daher aus 1405 Mann ein Todesfall. Dir nächstfolgende Decade wir» 424 Explosionrn und 2686 ToSesiälle aus oder im Turchschnitt 6 33 pro Explosion. Während der letzten 5 Jahre bi» 1885 einschließlich sind nur 146 Explosionen zu verzeichne» gewesen mit einem Mrnichenverluft von 906 Personen, oder 6.20 Todesfälle sür jede Expiosion. Die Zahl drr beschäftigten Leute betrag 17,503, io daß aui 2820 Leute ein Todesfall entfällt. Diese Dalen sind sehr charakteristisch, ober en halten bei Weitem nicht Alle». So z. B erklären sie nicht die Tdoisache, daß die wirkliche Intensität drr Explosionen heutzutage größer ist als jrüher. Es konnte ichcmcn. als od die» auS der Zunahme drr durchschnittlichen Zahl der Todesfälle einer jeden Explosion hervorginge, andererieit- sind jetzt aber weit mehr Leute in den Kohlenbergwerke» beschäftigt wie früher. Die geringere Zahl drr Explosionen ist fth: wadrschein- lich in erster Linie eine Folge drr allgemeineren Anwenbung von Sicherheit-Iampra. Die Zunahme der Durchschnittszahl der Tod»«- sälle bei jeder Explosion ist dagegen zweisello- eine Folge der graduelle» Vertiefung der Kohlengruben und der Verichtedendeiten de» Ursprung» und Charakter- der Explosionen. Vor 30 Jahren waren die Gruben in der Regel verhältnißmäßig seicht und ftucht; Gruben von der Tiefe einer halben englischen Meile, wie die van Asldore Maß und bei Audenshaw, waren gänzlich unbekannt und die Explosionen in diesen seuchleu und flachen Gruden wurden gewöhnlich durch die Entzünd«»» von Gasen verursacht, in den meisien Fällen durch offene- Licht; ihre Wirkung war gewöhnlich localer Art und der Verlust an Menschealeben gering. Heutzutage durchdriugteiueLxplosioa,» tirsen and trockenen Minen nichi ielien die ganze Grub« und der Verlust au Menschenlebra, meisten» durch sogenannte Nachschwadeu verursacht, ist verhältnißmäßig groß. Es unterlieg» keinem Zweisel. daß solch« Explosionen vorwiegend durch Staub hervorgerusen werben. Die LHotsache, daß schlagende Wetter nicht au-ichließlich da» explosiv« Agen« sind, wird jetzt allgemein anerkannt. E« ist jedoch eine viel bestrittene Frage, ob Kohlenstaub ollem, in Abwesenheit von Gasen, eine Explosion von größerer Heftigkeit hervorzadringe» vermag. E« unrd allgemein zugegeben, daß rin sehr geringer Betrag vo» Ga«, welcher thatsLchlich sich nicht rtumal durch «tue VerILngeruug drr Flamme eiuer Sicherheit-lamp« z» erkeuneu aieb«, hinreich», in Gegenwart von Kahleuftaub eiue sehr gesthr- siche, explosible Atmosphäre zu bilden; e« scheint ober, da > mau tu drr Praxis nicht drr Thatiache genug Bedeutung bei- ariegt hat. daß Kohlenstaub selbst, unter gewiss«, Bedingung«», ei« vt« Tyurakter nach ebenso hemgr Explosion hervorbringe» kann, al- die deftigste bekannte Sa-explosion. Die Commission, «Ich« »ur Erforschung über die Ursachen der UnglückSsälle in Kohlenbergwerken eingesetzt war. borichtete, daß »hrer Meinung nach e» durchau« möglich sei, daß, wenn die Luft gänzlich frei von Gasen, ein de- sonder» entzündlicher, sein vertheilter, trockener und »a reichlichen Mengen in der unmittelbaren Nähe eine» abgefeuerten Spreng- stdusft- vorhandener Kohlenstaub sich entzünden und die Entzündung sich sehr rasch verbreiten könne. Dir explosiven Wirkungen nehmen eine» ebenso starken und ähnlichen Charakter an, wie di« durch schlagend« Wetter hervorgerufeoeu. Dieser Schluß wird i» hohem Maße durch eia neue- Werk der Gebrüder Alkiusoa bestärkt, wrlch« sechs große Explosioussällc untersucht oad die Resultate zusammenaeftellt hoben. Sämmtliche Explosionen, mit Su-nahme einer in Whitehaveu, fanden in der Grasschkist Durham statt und zeigen viele gemeinsame Züge. Liamgk waren keine Ansammlungen von Gasen bekannt, die hin gereicht haben würden, die erfolgten, weit verbreiteten Zer- spreiigungrn zu verursachen, und überdie« wurden solche nicht einmal iür möglich gehalten. Lei allen Explosionen waren die nieder- sührrnde» Schachte mebr oder weniger zerstört. Ja Trimdow Grauge, Tudhoe, West Stanley und USworth kreuzte die Explosion die uiedergehroden Schachte nicht: dieselben waren naß und die Wege in deren Näh« feucht. In Seaham war der Schacht trocken, die Explosion kreuzte ihn and dehnte sich weit darüber hinan«. Ja allen Fällen wurde die Heftigkeit und Flamme der Explosionen aus die Wege verwiesen, wo sich viel Kohlenstaub besand. Die Explo- ione» «Viren am heftigsten in de, Fördrrjchachten oder zwischen oeu Niederfteigeschochtcn und Läugenstationea, d. h. an solchen Stellen, wo praktisch kein Ga- za erwarten und wo da- offene Licht de- Sndig in Gebrauch war. Der Weg der Explosion war in ollen fällen der der frischen Lust, welch« die Grude durchs». Satte und dehnte sich nie aus die SbzugScanäle au-, welche die angesammelren Gase sorliühren, aber prakusch frei vou Kohlenstaub sind. Ja einigen Schachte«, in Seaham uad USworth, wurden zufällig keine Kotilen >esörd«rt, sie waren also frei von Kohlenstaub und es wurden in den- eiben keine Spuren vou Explosionen ausgesundeu. Ja einigen Fällen wurden die Explosionen dort, wo die göcdrrjchachle naß waren, aus. gehalten. Die Explosion drhnte sich nie aus solche Schachte oa», die mit auoeren ArdriiSseldern in Lerbiadung standen. Wäre GoS die Ursache der Explosion, so würde ihre Au-dehnang jedenfalls nicht durch die Richtung eine» Eommnaicatioa-wege- beelaflußr wecke:, und andererseits sammelt sich in verticaleu Schachten onr sehr wenig Kohlenstaub an. In fast jedem ExpIosioaSsalle, welcher mir Sicher- heit schlagenden Wettern zugeichriebea werden konnte, ist nach- gewiesen, daß die Leute alarmirt wordrn siud und den Versuch gemacht habe», vor Eintritt der Katastrophe ihren Arbeitsplatz zu vrrlaffen; währeud iu den süns Explosionen in Durham nicht da» geringste Anzeichen dafür vorhanden war, daß irgend eine Bewegung unter den Leuten stattgesuadea hatte, die aus eine vorherige Uonihe schließen ließe. Ihre Leichen wurdet» dort ge- uoden, wo ihre Thäligkeit ihueu ihren Platz auwie«. in uumittel- barer Nähe ihrer Lampen und Werkzeuge. Diese und viele andere Umstände» welche im Zusammenhänge mit den Durhomexplosioaen stehen, lassen eS so gut wie gewiß erscheinen, daß da» Ha «plagen- Kohlenstaub war und daß der Kohlenstaub iu drei Fällen Nachweis- lich die ausschließliche Ursache der Kalostrophe war. In 4 von 5 Fällen waren die uuuiittelbare Ursache Svrengschüffe, oder in keinem Falle wurde durch den Schuß Feuer erzeugt. Es ist auch keines wegs ersorderlich. daß eine wirkliche Flamme erzeugt wird, um die Entzündung der durch die Erschütterung erzeugten Staubwolke zu veran lasse». Vorschriftsmäßig abgeseuerte Sprengichüffe zeige» eine Flamme, wenn die zu sprengenden Mafien auSeiuandergeriffea worden, uad die Flamme ist oft beträchtlich, wenn ein« Ueberladuug au Pulver statt- ladet, oder wenn kleine Kohlen oder Erde mit Kohlenstaub ver mischt, gebraucht werden, wie es häufig beim AuSsüllea der Spreng löcher vorkommt. In Seaham, Tudhoe, West Stanley und USworth entzündete die Flamme de- Schliffes die entzündlichen Slaubmasftn der Decke oder des Bodens, welche durch die nachsolgeube Lust erschütterung ausgewirdel« waren, und die Explosion wurde durch risch ausgewirbelte Staubwolken in der dura, die Untersuchung-- eommission beschriebenen Weise sorlgepflanzt. In Trimdow Grange wirkte eine Explosion von schlagenden Wettern in derselbe» Weift; die heftige Bewegung drr Lust, die durch dir Entzünduug von Gase«, hervorgerusen wurde,-wirbelte eine Wolke von Kohlenstaub aus, in welche die Flamme cindrang, uad die Entzündung des Kohlenstaube pflanzte sich selbst fort und zwar so lange, al- sie noch neue Nahrung durch Kohlenstaub fand. Diese schnelle Entzündung von Kohlenstaub, welcher bi- 80 Proe Kohle enthält, würde iu der Bildung großer Mafien von Kohlensäure uny wahrscheinlich dcS noch giftigeren Kohlenoxyd- — wenn man berücksichtigt, daß eS unmöglich ist, in einer Lust zu leben, die nur 3'/, Proc. Kohlensäure enthält — schon den tödtlichra Charakter der Nachschwadeu. wie leicht einzuseden ist, liesero. Im schroffsten Gegensätze zu dea Durham-Explosionen steht die von Whitehaveu. Diese fand ta eiuer «offen Grube statt; die Kohle wurde naß gewonnen und dir ganze Umgebung war feucht und frei von Staub. Die Ursache der Explosion war SaS, vau welchem man wußte, daß eS häufig in großen Mengen in der Grub« vorhanden war. Obgleich es wahrscheinlich ist, daß einige 30,000 kubiksuß einer entzündbaren Mischung von Lust und schlagenden Wettern entzündet wurden, war die Explosion doch aus eine begrenzte Fläche de- «rbeit-ftlde- beschränk», welche sich nahezu über drei Meilen von dea Schachten ouSdehnte. Boa den sieben ich innerhalb diese- Distrikt- befindlichen Leuten entkamen drei. Die Ueberlebenden coustotirten, daß olle durch da- Austreten des Gase- unmittelbar vor der Explosion alarmirt und sortgceilt seien. Während diese» Rückzüge- entzündete sich da» Ga- an einer Lampe, die sich später als deftct erwirS und die Flamme hindurch- dringen ließ. Die Schlußfolgerung auS allen diesen Thatsachen liegt aus der Hand. ES läßt sich Nicht» gegen die Behauptung eioweiiden. daß einige der uugiücklichsten Katastrophen innerhalb der letzten 30 Jahre, in erster Linie der Svrengproxi», bei welcher Schieß- pnlver in staubigen Minen zur Entzündung kommt, verursacht worden sind. Daß unter Umständen Schießpulver ohne Grsnhr angewandt werden tan», muß zugegeben werden. Die Untersuchung», commiision hat dennoch eine ernste Warnung ergehen lassen, indem ie sich überzeugt hat, daß die Abschaffung de» Schießpulp rs zum Sprenge» in staubhaltigen Minen im Allgemeinen keine erheblichen Unzuiräglichkeiten zur Folge baden wird, insofern dieselbe Arbeit iowobl bei der Stein- wie Kohlengewinnung jetzt in gleichem Um- fange und mit kaum größeren Koste» durch andere Mittel aus- geführt werden kann. Die Minenpraxi» wird sich daher schon au- rein humanen Rücksichten dazu bequemen müssen, aus die Verwen dung von Schießpulver zur Kohlengewinnung zu verzichte», woiern e« nicht gelingt, eine andere Methode za finden, wodurch die Gefahr »er Stoubexplosioar» vermindert wird. Königliches Landgericht. TV. Straskammer. Die MaurerSsran Bertha Mrike Mathilde Parthei au» Deh- ring-hos stand unter der Anklage der gefährlichen SSrperverletzang vor Gericht. Rach ihrer Verheirathung mit ihrem jetzigen Ehemann übernahm sie auch die Verpflichtung zur Erziehung de» von diesem mit in die Ehe gebrachte», nn 9. Alter-jahre sichenden Mädchen-; allein Letztere- wurde sehr bald Gegenstand der abscheulichsten Zäch- tiguagro, die olle» Maß de« den Eltern zustrheaden Züchtigung«, rechte- überschritten, so daß die Rachbar-leutr iu dem betreffenden Häuft ia Liadenau die Sach« ans die Dauer mcht länger mehr mit onzuseden vermochten. DaS Kind ist nach Inhalt der Anklage vom Juni bi- zum November vor. IS. öfter- mit drr Hand in» Gesicht uad aus dea Rücke», ferner mit einer Riemenpeitsche oder dem Stiel« eine- Kehrbesen-, oder mit dem scharfkantigen Stock einer Fliegenklatiche aus dea Kops »nd andere körprrtheile geschlagen, da» eine Mal. al- »« »nr mit einem Hemd bekleidet war, aus einen Stuhl gestaucht, wieder in die Höhe grhobr». adermal« niedergestaucht und mit Füßen getreten worben, so daß Herr vr. wsck. Götz in Lind-nou. drr da- Kind besichtiqt, eia» ganz erheblich« Menge von alte» und neue» Verwundungen vorgesuadra hatte, die säst de» ganzen Körper de« Kinde» bedeckten uad welch« aus eine längere uad fortgesetzte Mißhandlung desselben schließen ließe». Angesicht» dieser Thatsachen uad drr sie belastende» Au-sage» der betreffenden Zeuge», «elche bestätigte», daß die Parthei da« Kind „»amenschlich behandelt", dezw. „mörderlich tracnrt" habe, vermochte die Angeklaate »» ihrer Enttchvldtgnug nur daraus hiazuweisea, daß da» kiad lügrudaft »ud aufsässig gewesen sei. Der »orgeladenr ärztliche Sachverständige, Herr Gericht»»«« Hosrath vr. msä. Berger, sprach sich gutachtlich dahin au», daß, wenn rin« derartig« Mißbondlang Wochen- and iogar monatelang iortgesetz» wird, die körprrkräft« de» Kinde« in einer Weise herunter, kommen müsse», daß man wodl eine da« Leben gelihrdend« Hand, lnngsweise darin »n erblicken vermöge. Da« kiad sei bri der ersten Besichtig,», schwächlich gewesen, währeud e» heute ia «»derer Pflege mnnter »nd kräftig erschein«. Dir k«»igl. Staatsanwaltschaft ^tz »war za. daß di« Angeklagte Anlaß »nr Züchtigung gehabt haben möge, nicht aber in der fest- gestellten »nmeaschlich«, Weise, welche ohne genügen den Anlaß »nd an» retner Bo»hrit erfolgt sei. Da» Geruht derurihrilte denn anch Re Angeklagte ans Grimd drr vestinwutngen de» st W»a de« R^tr.-Ges.-B wegen g-sihrlicher körprrvrrirtzung zu 6 Monate»
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