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- Erscheinungsdatum
- 1878-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-10
- Tag 1878-10-11
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Monat
1878-10
-
Jahr
1878
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5425 Winter. »»>Oe» »«re,. inet »er io- r«« Einrich- Stande» iehen, ist erstützen. as. Herr nit Frau un» ged. iriha !» Seifen mit Fr!, rg Gckel- »stock, mir rr Anton , Dre-den Clemens l. Selma r, Steuer» ra Fischer Zehrer in r daselbst. Gera mit st. Herr Hartha b. ZuciuS in »mann m r ANhur e Tochter, nburg ein Wittgen» >chmidt >n n Gustav 1 Gottlieb rin. Frau Schlirnperi b. Pegau, tz. Herrn rer Helene, ich Sohr Chemnitz, »um i. B. schullehrer Neusalza Berner »n Tapezierer Holle ged. rau Anna flüssig, in > Franken vilhelmine sfrau Aua. r« Buch- inrich'S in »»rievka» 1-ei-m»»» t. rosefior de» neuen en mehrere d, ersität. rnab. V,S^. r« V.L-S. »lt Kiefer der täglich. öofmannv. er. trütx;') voldig »eollliU i- IS*.L. der Gocialdemokraten gegen die Männer gerichtet worden, di« in menschenfreundlicher Mise ihr ganze» Leben de» Bestrebungen zur Verbesserung der Lage de» Ardeiterfiande» gewidmet haben, und führt ferner au», der in der socialen Bewegung geschürte Clasienhaß sei namentlich Product der Agitatoren. Schließlich befürwortet er energisch die Annahme de» Gesetze» und fordert seine Freunde auf der Linken ans, ihre Bedenken fallen zu lasten, die Socialdemvkratie werde un» sonst immer mehr in die Reaction Hineintreiben. Wiuterer (Elsässer, ultramontan) bekämpft da« Gesetz al» Ausnahmegesetz, er bezweifelt die Wirksamkeit de» Gesetze» und hält die interna tionale Bekämpfung de« SocialiSmn» für noth- wendig, indem er einen Seitenblick auf die Zu stände Elsaß-Lothringen» wirft. Team 3 Uhr Nachmittag» ergreift unter laut loser Stille Abg. v. Bennigsen (nationalliberal) da» Wort; unmittelbar darauf tritt Fürst Bis marck in dm Saal. Abg. v. Bennigsen erklärt demnächst, daß oie erschütternden Ereignisse der letzten Monate für eine so große und verantwor tungsvolle Partei wie die der Nationalliberalen Grund gewesen, der Vorlage der Regierung in anderer Weise gegenüber zu tretm, al» Die- im Frühjahr geschehen. Er beruft sich auf die Stim mung im Volke, welche» in seiner ungeheuren Mehrheit da» Gesetz wolle. Da« Gesetz habe jetzt eine bestimmte präcise Fassung; nur der revolutio- »aire Charakter der socialvemokratischen Bewegung solle getroffen werden. Redner bittet um Annahme der Vorlage nach dm Beschlüssen der Commission. Er betont die gründlichere Ausarbeitung der jetzi gen Vorlage, weist darauf hin, wie die Vorlage nur eine genaue gekennzeichnete Agitation treffe, deren Treiben er erläutert. Gerade aus die Ar beiter werde durch die Agitation sehr schädlich ge wirkt; ihnen werde nur Hoffnungslosigkeit ge predigt und die Lust zum Arbeiten und Weiter streb« benommen. Man müsse einm GesundungS- proceß vornehmen, ehe e» zu spät sei; die Be wegung eindämmen und zu diesem Zwecke die Vorlage nach dm CommissionSbeschlüffen annehmen, indem er erklärt, er und seine Partei könnten e« nicht verantworten, dm wirklichen AuSbruch der revolutionären Bewegung abzuwartm und einem solchen Zustande der Bedrohung länger ruhig zuzufehm. Der Reichskanzler habe sich da gegen verwahrt, eine reaktionäre Politik zu treiben; für diese Erklärung sei er ihm dank bar. Wer so Große» für Deutschland geschaffen, wie der Reichskanzler, könne nicht annehmen, daß er mit Elementen arbeiten könne, die ihm wider streben. Der Reichskanzler habe gestern da» sei jetzt doppelt wcrthvoll, die volle Gleichbe rechtigung der liberalen und konservativen Par teien anerkannt. Wäre der ernste Verdacht Vor hand«, daß im reactionairen Sinne gewirth- schastet werden sollte, dann müßte man jede I IubiläumSschrift). "ES kamen darin vom 16. April gesunde Fortentwickelung 1 1849 bi» 30. September ») mit der Wahrnehmung der Obliegenheiten de» > Vorstand«» oder anderer leitender Organe de» Verein» I geeignete Person« zu betrau«: 6) di« Tasten in Verwahrung und Verwaltung zu I nehmen. Wird durch die Generalversammlung, durch den Vorstand oder durch ein andere- leitende» Organ de» Verein« den von der Controlbehörde innerhalb ihrer Befugnisse erlassenen Anordnungen zuwidergebanvelt oder treten in dem Vereine die im 8. l, Absatz 2 bezeichnet« Bestrebungen auch nach Einleitung der Control« zu Tage, so kann der Verein verboten! werden. Prof. ttr. me<r. German« L. äVK. Leipzig, 10. Oktober. Au» einem böhmischen Badeort kommt leider die Kunde von dem Ableben deS hiesigen außerordentlichen Pro fessor« der Medicin vr. weck. Heinrich Fried rich Ger mann, namhaften Geburtshelfer» und Frauenärzte». vr. Germann hat sich das Andenken eine» un eigennützig, ehrlich und rafilo» strebenden im Dienste der Wissenschaft, wie der leidenden Menschen unermüdlich, wenn auch hieniedcn unbe- lohnt thätigen Arzte- und Lehrer- der Heilkunde unverlierbar gesichert. Die Früchte seiner Arbeit sollte erselbst nicht ernten, nicht genießen. — Ein Theil seiner Verdienste erhellt gerade au« Geh.-Rath vr. Credö'S „Bericht über die Vor gänge in der EntbindungS-Schule zn Leipzig seit ihrer Gründung am 5. Februar 1810 bi» zum 30. September 1859." Seit dem 1. Oktober 1856 — heißt e« darin Seite 6 — hat auf Antrag de» neu eintretenden Direktor« der Entbindungsschule da» Königl. Mini sterium des Cultu» und öffentlich« Unterricht» die Einrichtung einer geburtShülflichen und gynäkologischen (Frauenkrankheiten-) Poliklinik! genehmigt, dieselbe mit jährlich 500 Thlr. dotirt und ein« Assistenzarzt für dieselbe angestellt. ES gelang, die schon seit dem Jahre 1849 von dem Privätdocent« Herrn vr. Germann gegründete, vom Staate hin und wieder durch Geldbeiträge unter stützte geburtSHUlslichc Privatpoliklinik mit der Ent- bindungSschule zu vereinig«, indem Herr Vr.Germann sich bereit erklärte, in die Stellung de» Assistenzärzte« Uberzutret«. Durch diese Uebertraguna eine» bereit» mit bestem Erfolge betrieb«« Institut« wurde der Entbindungsschule eine sehr wesent liche Erweiterung und Verbesserung ver schafft. Außerdem wurde dem Direktor gestattet, solche gynäkologische Fälle, welche für dm Unter richt wichtig sind, in da» Institut auszunehmen und so neben der EntbindungSabtheilung eine kleine gynäkologische Abtheilung zu gründen." Die Germann'sche Privatpoliklinik wird in dem Berichte Credö'S in ihrer 10jährigen Wirk samkeit geschildert (Bericht, verfaßt von vr. Ger mann selbst, die größere Hälfte der Creds'sch« in der ge» > auf Ge» dies« An- iet wie der »ftimmmig.) werkerstand chlich durch erbeigesührt voll« An- von Sette Hoffnung aus eine »»fgebm. Der AuSspruch de» Reichskanzler» sei werthvoll mit Rücksicht aus die letzt« und künftige Wahlkämpfe, von Bmnigsm schließt mit ein«» Appell an den Patriotismus der Partei«, die sich die Hand reichen müßt«, überall, wo e» sich um da« wahre Wohl de» Vaterlandes handele. (Lebhafter Beifall.) Hierauf wurde ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Der Referent, General EtaatSanwalt vr. von Sck> warze spricht nur sehr kur» für tz. 1 de» Gesetze». Dersel Abstimmung, die durch einfache« Au st bleiben geschieht, mit einer Mehrheit von über 200 Stimmen gegen etwa 150 Stimm« angmomm«, und zwar nach dem Commissionsbeschluß mit dem Amendement Ackermann (Einfügung der Worte: Insbesondere die Eintracht der Bevölkerung«- claffen gefährdend« Weise). Dagegen Fort schritt, Centrum und Socialdemokraten (Nächste Sitzung morgen.) tz. 1. nach der Berathung in der Com Mission lautet: tz. 1. Vereine, welche durch socialdemokratische, socialiftische oder kommunistische Bestrebungen den Umsturz der bestehend« Staat»- oder Gesellschafts ordnung bezweck«, find zu verbieten. Dasselbe gllt von Vereinen, in welch« socialdemo kratisch«. socialiftische oder communiftische, auf den Umsturz der bestehend« Staats- oder Gesellschafts ordnung gerichtete Bestrebungen in einer den öffent- lichen Frieden gefährdend« Weise zu Tage treten. ' A 1». "Tie"Lorschnsten deS tz. 1 finden auf Ber bindungen jeder Art Anwendung. Jedoch sind eingetragene Genossenschaften (Gesetz vom 4. Juli 1868, Bundes-Gesetzblatt S. 415), regl- stnrte Gesellschaften (Gesetz vom 23. Juli 1878), Reichs-Gesetzblatt S. 146), emgeschriebene HülfScaffen (Gesetz vom 7. April 1878, Reichs-Gesetzblatt S. 125) »nd andere selbstständige Cassenvereine, welche nach ibren Statuten die gegenseittge Unterstützung ihrer Mitglieder bezweck«, zunächst nicht zu verbieten, sondern unter eine außerordentliche staatlich« Con- trole zu stellen. Sind mehrere selbstständige Vereine der vorgedach- trn Art zu einem Verbände vereinigt, so kann, wenn in einem derselben die in tz. 1, Absatz 2 bezeichnet« Bestrebungen »u Tage treten, die Ausscheidung diese» Verein» au» dem Verbände und die Controle über denselben angeordnet werden. In gleicher Weise ist, wenn die bezeichnet« Be strebungen in einem Zweigvereine zu Tage treten, die Controle auf diesen zu beschränken. tz. 1K. Die mit der Controle bettaute Behörde ist desugt» 1) allen Sitzung« und Versammlung« deS Vereins deizuwohn«: 2) Generalversammlungen einzuberufen und zu lest«; 8) die Bücher, Schriften und Cassenbestände einzu- sehen, sowie Auskunft über die Verhältnisse deS Ver ein» zu erfordern; 4) di« Ausführung von Beschlüssen, welch« zur Förderung der im Z. 1, Absatz 2 bezeichnet« strebungen geeignet find, zu untersagen; 1859 nicht weniger alS 1203 Geburtm vor, 1010 Kinder wurden lebend, 70 todt zur Welt gebracht, bei 312 Geburten wurden Operation« (432) nöthig. Von den Wöchnerinnen wurd« 1190 gesund ent lass«, 13 starben. Die gynäkologische Abtheilung bestand erst 3 Jahre (1856—59). In dieser Zeit wurd« 865 kranke Frauen ausgenommen und theils von vr. Germann, theilS von einzelnen Praktikanten in ihrer Behausung, darunter 293 ambulatorisch berath« und behandelt. Creds'S Schrift führt noch an, daß vr. Ger mann 1820 zu WtttgmSdorf bei Burgstädt ge bor« wurde, 1848 promovirte, da» Jahr daraus sich hier hadilitirte und seme Privatpoliklinik anlegte. Im Jahre 1861 wurde vr. Germann Professor. Da» von ihm begründete, seit 1856 alS Univer sitätSanstalt mit der stationär« Klinik verbundene vollklinische Institut besteht noch heute al» zweite Abthcilung de- Triersch« Institu«. „Unbemittelte kranke Frauen erhalten täglich von 2—3 Uhr ärzt lich« Rath und Arzneimittel, in geeignet« Fäll« auch unentgeltliche Aufnahme und Verpflegung im klinischen Institute." Vr.Germann aber hatte vor seinem Rücktritt auS der Assistentmflelle noch die Freude und Genugthuung erlebt, im August 1857 bei Gelegenheit d«S Besuch» der Universität durch König Johann von Sachs« Diesem, wie Prof. Bülau berichtet, in Gemeinschaft mit dem seit Kurzem erst hieher beruf«« Professor vr. Creds die Honneur« der Entbindungsschule machen zu können. vr. Germann'» agitatorische Kundgebungen alS Gegner de» Impszwange», für die er mit Märtyrer sreudigkeit sich aufreibend, Gut und Blut rum Opfer brachte, sind au» den letzt« Jahren unfern Lesern bekannt. — Auch sie waren im letzt« Grunde der Ausfluß von der Welt zu wenig ge würdigter gemeinnütziger Bestrebungen, welche dem Verstorben« „in seinem dunklen Drange" nimmer Ruhe ließ«. Und insofern gilt daS Goethc'sche Wort auch von Germann: „ES irrt der Mensch, so lang er strebt." Schöffengericht. «in Protest aus «rund »ou st. SLS »cs ReichS- Stras Gesetzbuches. Vorsitzender: Herr GerichtSrath Rein, An kl Lg er: Herr StaatSanwalt vr. Wieland, Vrrthei- diger: Herr Adv. Freytag I., Schöffen: die Herren Apotheker vr. Löß»er, Kaufmann P. Lobe, Lackirer C. Hartmann und Privatmann I. Schauwecker (GohliS). Die Leser unsere» Blatte» werden sich ledenfallS noch de» Unfall» «rinne«, der sich am 25. Apnl d. I. im neu« Pofthalterei-Gebäude »»trug und bei wel chem der Postillon Hempel sein Leben einbüßte. Der zum Auf- und Ablassen von Futter rc. im ge nannten Gebäude von einer Dresdner Firma berge- stellte Fahrstuhl war so weit fertig gestellt, daß er an lenem 25. April prcbirt und übergeben werden sollte. Der mit der Zusammensetzung de- Gefährt» betraute Monteur Ernst Robert Geipel auS Dresden hatte zur Hülfeleistung bet dieser Arbeit aus seinen Wunsch mehrere Postillone au» der Pofthalterei zur Verfügung erhalt«, welch« bauptsächlich damit beschäftigt waren, den Gurt de» Fahrstuhls möglichst glatt und dicht auf die Riemenscheibe zu leiten. Der Fabrftuhl war vom Erdboden au» unter Geipel» Anordnungen bis zur obersten Etage hinaufgezogen und damit die Ar beit für die hülfeleistenden Postillone beendet. Geipel hatte deshalb auch den Letzteren geheißen, sich zu entfernen. Die Postillone Haferkorn und Friede waren bereit- auS dem Bereiche deS Fabrftuhl, raume», der Postillon Hempel dagegen noch inner halb desselben, alS plötzlich der Fahrstuhl durch AuS- sprinaen der Schrauben und Zerreißen de» GurteS au- der Höhe herabstürzte und Hempel auf der Stelle tödtete. AlS für die Ursache deS UnglückSsalleS verantwort lich wurde der genannte Monteur Geipel auf Grund des 8- 222 des ReichS-SttafgesetzbuchS in Untersuchung genommen und nach Schluß derselben zur Hauptver- yandlung vor daS Schöffengericht verwiesen. Geipel, 38 Jahre alt, völlig unbescholten, ist ge lernter Zimmermann und hat eine technische Aus bildung nicht erfahren. Er bat sich seit etwa zwölf Jahren alS Zeugarbeiter beschäftigt und ist seit drei Jahren von der betreffenden Dresdner Fahrstuhl fabrik zur Aufstellung von Fahrstühlen hinausgeschickt worden, hat auch deren etliche in hiesiger Stadt schon ausgestellt. Er bestreitet mit aller Entschiedenheit, an dem Unglück schuld zu sein. Der Fahrstuhl sei ge liefert gewesen und er selbst habe nur die Einrichtung desselben zu besorgen gehabt. Er beschreibt die Conftruction deS Fahrstuhl- und fährt dann sott: Er habe die Löcher deS betreffenden Riemen-, auf welchem der Halt beruht, nicht bloS auSschlagen, son dern auch vollständig durchnähen lasten, so daß ein AuSreißen gar nicht denkbar gewesen sei. Nachdem er die Schienen mit dem Riemen befestigt, sei er zu nächst selbst gefahren und habe diese Fahrt ohne be sondere Schwierigkeiten zurückgelegt. Um jedoch einige bemerkbare „Rutschungen" zu vermeiden, habe er sich einige Leute erbeten, um den Gurt fest auf die Scheibe zu letten und einen vollständig ruhigen Gang de» Fahrstuhls zu bewerkstelligen. Letzterer sei mit mehreren Sack MaiS im Gewichte von 6—8 Centnern beladen worden. Er habe nun die Anordnung so getroffen, daß der in der obersten Etage poftirte Verwalter Steyer (auS der Pofthalterei) „Halt" rufen sollte, sobald der Fahrstuhl oben angekommen sein werde. Die- sei auch genau befolgt worden und er habe, nachdem da» erwähnte Signal gegeben worden, den nebst ihm selbst am Boden des FahrgangeS beschäftigten drei Postil lonen geheißen, sich >u entfernen und zwar mit den Motten „eS ist gut, Ihr könnt nun gehen". Hafer korn und Friede seien denn auch auS dem Bereich deS Ganges gewesen und er wisse nicht, wie eS ge kommen, daß Hempel noch innerhalb desselben sich befunden habe. Er habe selbst noch in unmittel barer Nähe deS plötzlich niederg« kommen« Stuhle» gestanden. Eine Schutz-Vorrichtung habe der Fahrstuhl nicht gehabt, und sobald der Gurt gerissen, yabe der Stuhl auch heruntergehen müssen. Aus der GerichtStafcl lagen zwei von den überhaupt verwendeten vier Schrauben vom Fahrstuhl auS, der« eine zerbrochen war. Auf Vorlegen derselben und Vorhalt deS Herrn Vorsitzenden erklärte Geipel: Er habe sämmtliche vier Schrauben gleich tief in den betreffenden Apparat eingeschraubt und überhaupt Nicht» verabsäumt, waS er zur Completirung und RS drei Minuten verfloss«. Di« Ursache de» Sturze» Hab« er in dem Zerbrechen der Schrauben gesucht. Endlich wurde noch der verpflichtet« Sachver ständige, Herr Maschinen - Fabrikant Fr. Emil Hosfmann, abgebört. Derselbe hatte bereit» in einem schriftlichen Gutachten seine Erklärungen nie dergelegt und wiederholte auch heute, daß der Lar- dinalpunct der Katastrophe darin zu suchen sei, daß die Verbindung de» Gurte- mit dem Fahrstuhl eine vollständia ungenügende und unzuverlässige gewesenund hauptsächlich in dem zu kurzen Eingreifen der Schraub« und in der mangelhaften Conftruction deS Befesti- gungS-Mechani-mu» ihren Grund gehabt habe, daß aber auch das Svftem der Verbindung nicht habe acceptirt werden können, und endlich, daß die mit der Verbindung zusammenhängenden Theile, z. B. die Schrauben, nicht corre.t auSgefübrt worden seien. NebrigenS sei nur bezüglich einer Schraube erwies«, daß dieselbe auSgebroch« sei, die andern aber seien nicht auSgebroch«, sondem ausgefallen. Die Schraubenlücber seien tief genug gewesen, um längere alS die verwendet« Schrauben aufnehmen zu können. Auf Befragen deS Vorsitzenden erklärt sich der Sach verständige noch dahin, daß nach seiner Ansicht ein Mann, wenn er auch nicht technisch gebildet war. dennoch diese Mängel hätte erkennen müssen. Eine gewisse Garantie würde übrigen» dadurch erzielt worden sein, wenn die ganze Tiefe der Schraublöcher auSgenützt worden wäre. Dem gegenüber behauptete der Angeklagte, daß die Schrauben unbedingt gefaßt gehabt hätten und daß nicht blo» eine, sondern zwei Schrauben zerbrochen seren. Die »weite »erbrochene Schraube müsse sich noch in der Fabrik befinden. Der Herr Sachverständige betonte schließlich noch, daß die Fabrik, wa» die Beschaffenheit der Schrauben anlange, jedenfalls gar nicht von der Voraussetzung auSgeöangen sei, daß der Gurt durch da» von Seipel zur Festigung desselben verwendete Leder eine solche Stärke, wie e» in Wirklichkeit der Fall war, erhalten würde. Nach Schluß der Beweisaufnahme stellte der Herr StaatSanwalt alle Umstände zusammen, auS den« »u folge« sei, daß Geipel die Befestigung zwischen dem Fahrstuhl und dem denselben haltend« Gurt ungenügend hergcftellt und al» Monteur fahrlässig gehandelt, mithin den Tod Hempel'- verschuldet Hab«. Er trat mit Entschiedenheit dafür ein, daß der An geschuldigte nach 8- 222 deS ReichSftrafgesetzbuchS be straft werden müsse.*) Der Herr Lertbeidiger suchte auszuführen, daß der später selbst mit dem Fahrstuhl verunglückte Ma- schinenfabrikant Grahl die Verantwortung trage und man nach dessen Tode nicht einen Andern, den bloß« Arbeiter, alS den Schuldigen bezeichnen könne. Wie bereit» bekannt, sprach da» Schöffengericht Geipel von der erhobenen Anklage frei. Aus keu-uih. Hi Reudnitz, 10. Oktober. Das hier bestehend« Städtfische Comitö versendet gegenwärtig an di« Mitglieder und sonstig« Freunde desselben gewisser maßen einen Rechenschaftsbericht über seine reitherioe öffentlich« Tbätigkeit und verknüpft damit gleichzeitig anderweite Mittheilungen über Gemeindeangelraen« heilen, wozu sich dasselbe um so mehr gedrängt fühlt, alS. schon fett einiger Zeit die früher mit Muh« er strebte Oeffentlichkeit der GemeinderathSsitzungen wieder eingestellt werden mußten, da sie wiederholt aemiß- Bekanntlich war die nächste Beran- , braucht wurde. Bekanntlich war Sicherheit deS Fahrstuhles für erforderlich gehalten habe. I iaffung zur Gründung de» Städtischen Comttö Auf Vorhalt deS Herrn Vorsitzenden, daß er, An-1 hj, beabsichtigte Bereinigung von Reudnitz geklagter, selbst gegen einen Zeugen seine Bedenken I mit Leipzig, und da diese, m Folge ganz ent- darüber geäußert habe, ob die Schrauben stark genug > schiedener Weigerung von Seiten der ' " sein würden, erklärte Geipel: Allerdings; aber er sei auch der Ueberzeugung gewesen, daß er sich in dieser Beziehung auf die Gewissenhaftigkeit und tech nische Kenntnis seiner Prinzipalität habe verlassen dürfen. Auf Vorhalt deS Herrn Vertheidigers erklärte Geipel: Er habe auf mehrer« Stellen in Leipzig Fahrstühle ausgestellt und seine Principale hätten ihm ,n dieser Beziehung Zutrauen geschenkt. Um die Be schaffenheit des Materials habe er sich natürlich nicht gekümmert, die Sorge dafür vielm-hr ebenfalls seinen Auftraggebern überlassen zu müssen geglaubt. Im vorliegenden Fall, dem ersten, wo ihm überhaupt ein solche» Unglück widerfahren, habe er die Schrauben so tief eingeschraubt gehabt, wie DaS nur möglich ge wesen sei. Aus wetteren Vorhalt deS Herrn VertheidigerS, daß kurze Zeit nach dem Unfall an derselben Stelle ein zweites Unglück sich ereignet und bei demselben der Prinzipal selbst und ein Gebülfe das Leben ein- gebüßt habe, erklärt Geipel: Nach diesem zweiten Un glück sei er allerdings zu der Ueberzeugung gekom men, daß der Gurtspanner zu schwach gewesen sei, denn der Einleger am Sperr-Rad sei wieder geplatzt und die Schrauben seien abgebrochen. Auf Vorhalt deS Her« StaatSanwalt- erklärt der Angeklagte: Der Fahrstuhl sei zum Hinauf- und Herabwinden von Getreide und überhaupt für größere Lasten bestimmt, und c» sei dieS das erste derartige größere Ärsähtt gewesen, daS er aufgestellt habe; die übrigen von ihm biSher aufgestellten hätten nur für die Beförderung geringerer Lasten gedient, lieber die Tragkraft de» Spanner- vermöge er kein Urtheil abzugeben, da er nicht technisch gebildet sei. Er sei darauf angewiesen, daß er AlleS gut und tüchtig an der Fabrik geliefert erhalte. ES ward hierauf da- Besichtigungs-Protokoll ver lesen und zur Vernehmung der Zeugen verschritten Der Verwalter Germann in der Pofthaltcrer be stätigt, daß er Geipel auf dessen Ersuchen drei Postillone zur Hülfeleistung gegeben, ferner, daß er gehör:, wie Geipel nach Aufwindung deS Fahrstuhl» den Leuten geheißen habe zu gehen, und daß Hempel der Letzte gewesen, der sich noch im Bereiche deS ahrstuhl-TanaeS befunden habe, a!» plötzlich der tuhl herabaekommm sei. Auch die Postillone Haserkorn und Fried« be stätigen, daß ihnen Geipel, nachdem von oben da- Signal .Halt" gekommen, geboten habe, sich zu ent fernen. Der letzte Zeuge, Verwalter Steher in der Post? halterri, gab an, daß er beim Aufstellen de» Fahr stühle- ab- und zugegangen sei. Er beschrieb sodann die Art und Weise der Befestigung de» Gurte» an die Welle. Er habe allerdings damals schon seine Bei Wanderung darüber auSg-sprochen, daß die Be festigung der Schrank en Io auffällig viel Zeit (ziemlich zwei Stunden) beansprucht bade, auch, daß ihm die Schrauben etwa» kurz erschienen seien. AlS daS Unqlück sich ereignete, habe er ob«, wo der Stuhl ankam, sich befunden, und da» verabredete „Halt' hinabgerus«. Zwischen diesem Moment und dem de» Hinabstürzen» de» Fahrstuhl- seien etwa zwei schiedener Weigerung von Seiten der Stadt Leipzig, »ur Zeit sich alS unausführbar erwieS, die Ein führung der revidirten Städtcordnung in unse rem Orte. Ein vom Städtischen Lomitt beim Gemeinderath gestellter hierauf beimglich, r Antrag wurde jedoch abgelehnt, da sich die Mehrzahl der Ge- meinderathSmitglieder noch nicht für die Städte- ordnung zu erwärmen vermochte. Durch die erfolgte Wahl eines juristisch gebildeten Gemeindevorstandes, deS Rathsreferendar Hetzer auS Plauen, alaubt man jedoch wenigstens theilweise gewissen Mängeln in der Gemeinde-Verwaltung abgeholfen zu Hab«. Namentlich ist DieS für die Entwickelung der Realschule von Bedeutung, da durch diese Wahl di« Möglichkeit einer den gesetzlichen Anforderungen ent sprechenden Zusammensetzung der Realschulcomnnssion, deren bisherige Unvollständigkeit manchrrlei Uebel- ftände mit sich führte, gegeben ist. Nachdem übrigen» Ostern 1877 die Tertia und 1878 die Sccunda aufge setzt und regierungsseitig eine zufriedenstellende Revi sion der Realschule vorgeuommen wurde, erkält die Gemeinde einen Staatszuschuß von 5000 jährlich für dieselbe. WaS die Kirchenverhältnisse deS OrteS an langt, so stehen wir leider noch aus derselben Stelle wie früher. Tie s. Z. beschlossene Auspfarrung auS dem Parochialverbande ist noch nicht auSgeführt, auch die Verhandlungen mit der Sladt Leipzig wegen Be nutzung der JohanniSkirche sind noch unerledigt und nur vorläufig die Anstellung eines HülfSgeistlich-.n ge sichert. Der Knchenbauverein hat bis jetzt einen ssond» von 20,000 Mark angesammelt, welcher durch einen jährlichen Beitrag von 1500 Mark auS dem Genieinde- säckel nach und nach wächst. ES ist jedoch in nächster Zeit nicht an den Kirchenbau zu dritten, wenn nicht vielleicht erheblich größere Summen dem Baufonds zufließen. Von anderen, allgemeiner rnteressirenden Gemeinde- Verhältnissen sind noch folgende zu erwähnen. Straßen-, Wege- und andere Bausachen an- langend, so ist die früher beschlossene Ausfüllung bei FroschbnrgtcicheS dahin abgeändert worden, daß der Besitzerin, Frau verw. Frege, dessen Reinigung und Einfriedigung aufgegeben und von derselben auSge- sühtt wurde. Em neuer Bebauungsplan von Reudnitz ist auSqearbeitet und auch verschiedene re- formirende Zusätze zur Localbauordnung beantragt. Mehrere Wege und Schleuß« sind erbaut, sowie die Beschleußung des obern TbeileS von Reudnitz und die Pflasterung der tzeinrichftraße beschlossen worden. Ein Antrag, sämmtliche Straßen deS Ortet zu pfüastern und fzu diesem Zwecke eine Anleihe aufzunehm«. damit auch die später« Generation zur Herstellung deS Pflaster» beizutragcn hat, harrt noch der Erledigung. Angekauft wurden ein Stück *) Der mehrgenannte 8- 222 hat laut: „Wer durch Fahrlässigkeit folgenden Wort- den Tod eme- Menschen verursacht, wird mit Gefängniß b:S zu drei Jahren bestraft. Wenn der Thäter zu der Aufmerk samkeit, welche er au» den Augen setzte, vermöge seine» Amte», Berufe- oder Gewerbe- besonder» ver pflichtet war. so kann die Strafe bi» auf fünf Jahre Gefängniß erhöht werden."
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