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- Erscheinungsdatum
- 1878-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-09
- Tag 1878-09-04
-
Monat
1878-09
-
Jahr
1878
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68. «8»». «980. iS 901 '1 SOL II 830 « 978. 07 27 35 7V »7 SVS 14 81 w 818 »7 SS OS 88. r SL. I. K)S 81 »2 SSI 77 733 136 S8 81 84 786 73 67 786 41 8S 87 78. 9« 7S7 37 SKI. ' 8S K7 84 648 SO S84. 6. S4S «1 833 Lk 87 6S1 -97 748 »35 710 8L 7SI 3 58 «8 83 694 K64 89 823 608 8 40 78 806 44 91S 43 913 44 700 874 > 61 799 I 54Ü 44 - 78 664 62 614 628 748 814 91 > 878 64 so so 59. 1 902. 4 944 68. ) 1» 887 1. » 5847. l4 85 »4 1. »48. 952 844. 1 908. 06 80 94 889 945. 16 969. >V 58 74. 2 888 84 480 58» L9 41 44 1 739 PS Vinte öcilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. .1° 247. Mittwoch den 4. September 1878. 72. Jahrgang. Achtzehnter Congrrß Lerchcher Votks- «irthe. (Original-Eorrespondenz.) I V. Posen ^ 1. September. Heute Abend 4 Uhr birst die ständige Deputation d«S volkSwnthschaftlichen KongreffeS gemeinsam mit dem hiesigen Local-Eomits unter Leitung deS Vorsitzenden der Deputation, vr. Braun (Berlin), in Stern'S Hotel eine Sitzung zur Vorbereitung deS LongrrsseS. Man einigte sich dahin, dem morgen beginnenden Kongresse folgende Tagesordnung in Vorschlag zu bringen: Montag den 2. September: Die zweckmäßigste Art der Vor nahme von Enqueten in volkSwirrhschaftlicben Fragen (Referenten Vr. Alexander Meyer-Bieslau, ve. Braun- Berlin). Dienstag den 3. September: Die Eisen- bahntarifsrage (Referenten vr. Eraö-BreSlau, vr. Sar- Wien). Mittwoch den 4. September: Differential zölle und Recht der meistbegünstigten Nation (Re ferenten Brömel-Stettin, Freiherr von Kübeck-Wien, vr. Hertzka-Wien). Donnerstag den b. Sep tember, eventuell, wenn Zeit übrig bleibt, an den vorhergehenden Tagen: Tabakssteuer und Ta- dakSmonopol (Referenten vr. Barth-Bcemen, Phi- iippson-Berlin. Zwicker-Magdeburg). Wahl der stän digen Deputation zur Geschäftsführung bis zum nächsten Kongreß. — AIS Präsident deS Congrefses soll in Vorschlag gebracht werden: vr. Braun- Berlin; als stellvertretender Präsident: Oberbürger meister Kohleis-Posen, Freiherr v. Kübeck-Wien; zu Schriftführern: R. Zwicker-Magdeburg, Wacker- nagel, Quandt-Berlin, Redacteur Hirschberg- Brvnrderg, Kreisricbtcr Traumann-Posen, Polizei präsident Staudy - Posen, Kaufmann Siegfr. Lichten- stein-Posen. Rittergutsbesitzer, Landrath a. D. Wil- lamowitz Mölftndors-Markowitz. Senator Grö- ni n g-Bremen wurde damit beauftragt, die Genannten dem Kongreß in Vorschlag zu bringen. — Zur Re vision der von dem Kanzlerrath Quandt-Berlin gelegten Rechnung des Congrefses für die Zeit vom 20. September 1876 bis zum 24. August 1878 wurde eine Commission gewählt, bestehend auS dem Kaufmann Andersch-Posen und R. Zwicker» Magdeburg. — Der Vorsitzende brachte schließlich folgende Angelegenheit »ur Sprache: Mit dem Verein für Socialpolitik sei bekanntlich vom volkswirthschaft- lichen Kongreß ein Cartell geschloffen worden, nach weichem in dem einen Jahre immer der Verein für Socialpolitik tagen, in dem nächstfolgenden alsdann der volköwirthschaftliche Kongreß stattfinden solle und nach welchem jedem Mitglieds der freie Zutritt zu beiden Versammlungen gestattet sein solle. ES fei nun von verschiedenen Seiten der Vorschlag gemacht worden, mit Rücksicht auf die gegenwärtig heftigen Kämpfe auf volkswirthschaftlichem Gebiete den volks- wirtbschüftlichen Kongreß wieder alljährlich ab zuhalten; sollte der Verein für Socialpolitik hierin eine Verletzung des Kartells erblicken, so werde eS sich empfehlen, den Cartell aufzuheben. Da düse Angelegenheit jedoch noch nicht reif zur Ver handlung vor dem Kongreß erscheine, so möge die selbe der neu zu wählenden ständigen Deputation zur Prüfung überwiesen werden, wobei die Deputation auch darüber zu entscheiden haben w-rde, ob der nächste Kongreß bereits im Jahre 1879 oder ein Hahr später abgehalten werden solle. Die Versammlung erklärte sich hiermit einverstanden. An diese Sitzung schloß sich eine Zusammenkunft zur gegenseitigen Begrüßung der Mitglieder im großen Saale von Stern'S Hotel. — Von auswärtigen Mlt- .iliedern sind bis jetzt eingetroffen: vr. Braun (Berlin), Freiherr v. Kübeck (Wien), vr. Sax (Wien), vr. Eras (BreSlau), vr. Wolfs (Stettin), vr. Weigert (Berlins, Senator Gröning (Bremen), Zwicker (Magdeburg), Quandt (Berlin), E. Meyer (Berlin) rc. Die Anzahl der Mitglieder auS Stadt und Provinz Posen beträgt circa 160. H V. Pose«, 2. September. Nachdem der Vorsitzende der ständigen Deputation, vr. Braun (Berlin), in der Aula der städtischen Realschule den XVlII. Kongreß deutscher Volkswirthe für ei öffnet erklärt hatte, be grüßte Oberbürgermeister KohleiS im Namen der Stabt Posen die Versammlung. Ec sprach seine Freude darüber auS, daß das deutsche Volk beginne, dem deutsch-polnischen Osten seine Aufmerksamkeit zu zuwenden, drückte den Wunsch aus, daß die Berathunaen d«S Kongresse- dem deutschen Volke zum Segen gereichen mögen, und forderte die Versammlung auf, ihre Arbeiten mit einem Hoch auf den besten Volkswirte des deutschen BolkS, den Fürsten deS Frieden-, Kaiser Wilhelm, zu beginnen. In daS von dem Redner auSgebrachte voch stimmte die Versammlung begeistert mit ein. — Geh. Commerzienrath B. Tasf^ Präsident der Po- sener Handelskammer, begrüßte alSdann die Versamm lung rm Namen deS Handel- und Gewerbe-, Ritter- cMtSbesitzer v. tzchenck-Kawenczhn, Vorsitzender deS landwnthschaftlichen Provinzialverein» Posen, im Namen der Landwirthschaft der Provinz Posen. — Der Vorsitzende dankte im Namen d«S Kongresse- und WieS aus die Bedeutung der Stadt Posen für den Handel, auf die Bedeutung der Landwirthschaft in der Provinz Posen hin. ES wurde Herauf zur Bildung de- Bureau ge schritten. Auf Vorschlag deS Senators vr. Gröning- Bremen wurde zum Vorsitzenden deS EongrefseS durch Lcclamation vr. Braun-Berlin, zum ersten stellver tretenden Vorsitzenden Oberbürgermeister KohleiS (Posen), zum zweiten steüvertretendeN Vorsitzenden Freiherr v. «übeck (Wien), zu Schriftführern Zwicker (Syndikus der Handelskammer zu Magdeburg). Kanzlei rath Quandt (Berlin), Redacteur Wackernagel (Berlin), Redacteur Hirschberg (vromberg), Polizei- Präsident Staudy (Posen), KrerSrichter Traumann (Posen), Kaufmann Lichtenstein (Posen), Ritter gutsbesitzer, Landrath a. D. v. Willamowitz-Möllen- dorf (Provmz Posen) gewählt. Die Gewählten nahmen die Wahlen an. Der Vorsitzende entrollte hierauf zunächst ein Bild von der btsberigen 20 jährigen Wirksamkeit deS vo kS- wirthschaftftchen Kongresse-, wieS darauf hin, wie seit d. I. 1871 der Kongreß eifrig vorgearbeitet habe für di« deutsche ReichSgesetzqebung, und sprach di« Hoff nung auS, daß auch die Arbeiten deS XVIll. Eon Volksmrthschastliches. grestes nicht vergeblich sein möchten. — Die Tages ordnung wurde alSdann gemäß dem Vorschläge der ständigen Deputation in der Weise festgesetzt, daß am ersten Tag« über Differentialzölle und Recht der meift- begünftiaten Nation, am zweiten Tage über die Eisen- babntariffrag«, am dritten Tage über die zweck mäßigste Art der Vornahmen von Enqueten in Volks- wirthschaftlichen Fragen, am vierten Tage, «vent. an den vorhergehenden Tagen, wenn Zeit bleibe, über Tabaksfteuer und TabakSmonopol berathen wer den solle. Es wurde nun in die Berathung über die zweck mäßigste Art der Vornahme von Enqueten in Volks- wirthschaftlichen Fragen eingetreten. Da der Referent vr. Alexander Meyer (BreSlau) nicht erschienen war, so übernahm vr. Braun, zum Korreferenten bestimmt, daS Referat, und übertrug während desselben den Vorsitz dem Oberbürgermeister Ko HI eis. Redner empfahl die englische Form der Enquete, die parla mentarische Enquete und beantragte nach eingehender Beleuchtung der Frage folgende Resolution: 1) Enqueten sind für volkSwirthschaftliche Fragen insofern von Nutzen, alS sie darauf auSaehen, Thatiachen zu ermitteln, welche sich durch die officielle Statistik und die sonstigen zu Gebote stehenden Mittel nicht feststellen lasten, und als m Betreff der Zusammensetzung der Erquete- Commisston, der Auswahl der zu vernehmenden Zeugen und der Art der Zeugenvernehmung die nöthiaen Bürgschaften für ein auf Ermittelung der Wahrheit gerichtetes unparteiisches Verfahren gegeben sind. 2) Die Frage, welche gesetzgeberische Maßregeln zu ergreifen sind, kann nicht ausschließlich nach den über die Lage eines einzelnen Industriezweiges durch eine Specialenquete festgestellten Thatsachen beantwortet werden, sondern nur nach den In teressen der Gesammtheit, welche durch eine Specialenquete nicht srmittelt werden können; man würde das Erqebniß einer solchen Enquete zu einer falschen Schlußfolgerung benutzen, wenn man ausschließlich und unmittelbar auS derselben maßgebende Vorschriften für die Gesetzgebung herleiten wollte. An den Vorlrag des vr. Braun knüpfte sich eine längere Discussion, an welcher sich Born-Berlin, Wolfs-Stettin, vr. Eras-BreSlau, vr. Weigert- Berlin betheiligten. Der Elftere beleuchtete die Frage vom Standpuncte der Baumwollen-Industrie und tadelte die bisherige An der Enqueten, Redacteur vr. Wolfs-Stettin befürwortete warm die obige Re solution, tadelte die bisherigen amtlichen Enqueten (mit Fragebogen) in Betreff der Textilindustrie und beantragte, die Resolution durch ein Amendement dabin abzuänderm nach welchem in der Mitte des Passus 2) statt Special-Enquete nur „Enquete" ge setzt werden soll. — vr. Eras-Breslau trat den Aus führungen deS Vorredners speciell in Betreff der Enqueten über die Textilindustrie in Schlesien ent- gegen. vr. Weigert - Berlin wies auf die mancherlei Mängel bei der bisherigen Vornahme von Enqueten, selbst in England, bin und befürwortete die Vr. Braun'sche Resolution mit dem Wolff'schen Amendement. — Nachdem nochmals vr. Eras- BreSlau daS Wort ergriffen, und Redacteur Hirsch- berg-Bromberg das R.sultat der Verhandlungen resumirt hatte, wurde die Debatte geschloffen, vr. Braun erklärte sich mit dem Amendement des vr. Wolfs, (Passus 2) der Resolut on dahin abzu ändern, daß derselbe in der Mule laute: „sondern nur nach den Interessen der Gesammtheit, welche durch eine Enquete (statt Special-Enquete) nicht er mittelt werden können rc." einverstanden. Die Ver sammlung nabm alsdann die in dieser Weise amendirte Resolution an. Zum Schluß wieS der Vorsitzende auf das Ableben deS VolkSwirths L. Faucher und die großen Verdienste desselben um die Volkswirthschaft hm, und forderte die Versammlung auf, sich, um das Andenken desselben zu ehren, von rhren Sitzen zu erheben, waS auch geschah. Die Sitzung, welche 10'/. Uhr Vormittags begonnen hatte, und von über 200 Miglledern besucht war, erreichte 1'/. Uhr Nachmittags rhr Ende. Zunckasrr Lrückenbrr-Slemkohlendau-Vereiu. -u- Leipzig, 3. September. Die Actien dieses so zukunftsreichen Unternehmens haben neuervmgS einen Coucsrückgana erfahren, welcher um so un gerechtfertigter erscheint, als er just nach der Generalversammlung eingetreten ist, in welcher die Actionaire erne Maßregel beschlossen haben, die dem ganzen Unternehmen eine neue gesunde BasiS geben wird. Nach jahrelangem Darniederliegen der- leniaen Industriezweige, welche in normalen Zeiten große Massen Steinkohlen consumiren und nach zwei außergewöhnlich gelinden Wintern haben sich na«ur- gemäß die Preise der Steinkohlen drücken müssen. Unter dieser Ungunst der Conjunctur leiden zur Zeit alle Steinkohlenwerke ohne Ausnahme; eS ,ft jedoch in neuester Zeit bereits vermehrter Bedarf nach Steinkohlen eingetreten und dadurch gegründete Aussicht vorhanden, daß die bis unter den Förderungs kosten gesunkenen Kohlenpreise sich heben und einem lohnenden Absatz Platz machen werden. Einem specieuen Uebelstande, unter welchem der Brückenberger Verein in den letzten Jahren zu leiden hatte, der Unzulänglichkeit de- Betriebsfonds für ein so große- Werk, steht durch de» erwähnten Beschluß der letzten Generalversammlung gründliche Adhülfe in Aussicht. Die Durchführung der beabsichtigten Konversion in BorzugS-Actien Serie V unter Zu zählung von 80, 40re!p. 18>t pro Actiel—IV, welche rm wohlverstandenen Interesse aller Actionaire liegt, kaun heute schon als gesichert bezeichnet werden. Durch diese Zuzählung aber wird nicht nur der Betriebsfonds auf die wünschenSwerthe und aus reichende Höhe gebracht, es erlangt der Verein zugleich einen zweiten hoch anzuschlagenden Vor- thrrl. Da nämlich dos Granbmpiigl de- VeremeS durch die Zuzählungen nicht erhöht werden soll, so kann der ganze Betrag dieser Zuzahlungen auf ein mal zu Abschreibunaen verwandt werden und dadurch rückt die Aussicht, schon im ersten Gewinn-Jahr Divi dende vertheilen zu können, bedeutend näher, als wenn die ersten Gewinn-Ueberfchüffe durch Ab schreibungen geschmälert oder absorbrrt werden wüßten. Der Brückenberger Verein besitzt einen auf mehrere Jahrhunderte hinaus reichenden Schatz von Kohlen und zwar von Koblen anerkannt vorzüglichster Qua lität, und so bald die Conjunctur nur einigermaßen sich beff rt. wird Brückenberg vermöge seiner jetzt schon sehr bedeutenden Förderung unter die Werke gehören, welche den größten Bortheil davon genießen. Wie verhält eS sich nun trotz alledem mit dem Eingang- erwähnten EourSrückgang der Actien? Die Antwort ist einfach: eS befinden sich ziemlich viele kleine Posten von Actien im Besitz von Leuten, welchen die Zuzahlung schwer fällt oder welche den Zweck und die Wirkung der Zuzählung nicht richtig auffassen. Wer die Zuzahlung nicht er möglichen kann, der mag wenigstens seine Actien behalten, denn dieselben werden bei unter lassener Zuzählung zwar eine starke Abschwächung der Anwartschaft auf hohe Dividende erleiden, immerhin aber doch nicht werthloS sein, viel mehr einen namhaft höheren Werth haben, als ihn der gegenwärtige CourS beziffert. Sobald erst, wie zu erwarten steht, irgend eine Dividende auch aus die alten Actien Eene 1—IV vertheilt werden kann, wird dieselbe jedenfalls so hoch sein, daß sie den gegen wärtigen CourS-Werth reich verzinst. Es liegt also auf der Hand, daß man bei heutiger Sachlage sein eigenes Hntereffe nicht mehr schädigen kann. alS durch den Verkauf der Actien zu dem gegenwärtigen ganz ungerechtfertigt niedrigen CourS. Söhunsche Lriese. >V-n. Prag, 2. September. Wir stehen vor dem Beginn des Herbstgeschästes, das sich schon allenthalben geltend macht und neues Leben in Handel und In dustrie zu bringen verspricht. Die Ernte ist gut aus gefallen und baben wir hier zu Lande eine besonders günstige Zuckerrüben-Fechsung in Aussicht. Letzterer Umstand fällt namentlich bei unseren Localbahnen schwerwiegend in die Waagschale, da die Zucker-In dustrie unseres Kronlandes eine Bedeutung erlangt bat, wie nicht so bald in einer anderen Provinz der Monarchie. Die böhmischen Eisenbahnen haben dem nach einen erhöhteren Betrieb im Herbste zu erwarten. Die Kohlenfrachten sind bereits stärker rollend, auch die Eisenindustrie läßt sich geschäftiger an, als es seit Jahren hier zu Lande der Fall, kurz, das geschäft liche Leben sängt an reaer zu werden. Die Lage des böhmischen BraunkoblengeschäfteS wird »war noch alS eine ungünstige bezeichnet, doch zeigt sich gegenwärtig eine Wendung zum Besseren. Unter dem 29. v. M. wird aus Aussig berichtet: „DaS Braunkoblengeschäft ist schon seit längerer Zeit sowohl im Wasserverkehr, als auch im Bahnverkeyr ein flaues. In Folge dessen feiern viele Werke und die Preise sind auf daS niedrigste Niveau herabgedrückt. Es war Dies auch nicht andeiS zu erwarten; der enorme Verkehr im Frühjahre completirte die wenig angegriffenen Lager m Deutschland schnell und sowohl für daS Haus alS auch für die Fabriken wird jetzt wenig gebraucht Zudem >.st der Waffcrstand so niedrig, daß die Schiffer, wenn sie im Lohne fahren, oder auf eigene Faust verfrachten, sehr schwer ihre Rech nung finden! Man zahlt jetzt von Aussig nach Magdeburg 65 per Doppelhectoliter Fracht, von Aussig nach Hamburg 80 H welche Sätze ungewöhn lich niedrig sind. Allem Anscheine nach wird jedoch die Flauheit nicht mehr lange anhaltcn, denn die deutschen Bahnplätze werden bald an die Deckung ihre- WinterbedarfeS denken müssen, die Zucker- camvagne ist auch vor der Thür und zum Herbst dürfte auch wieder ein genügender Waflerstand kom men, welche Umstände jedenfalls sowohl einen regen Bahn- als Elbe-Verkehr mit sich bringen und eine Steigerung der Preise nach sich ziehen dürften." Die Eisenbranche scheint sich bei uns, wie Ein gangs erwähnt, ganz im Gegensätze zu Deutsch land, wesentlich heben zu wollen. Die finanzielle Deroute bat in der Eisenbahnbranche manche tiefe Wunde geschlagen, jedoch scheint der Höhepunct der krisiS bereits überstanden zu sein und es entpuppt ich eine Bewegung, welche auf einen baldigen Um- chwunq der brach darniederliegenden Eisenindustrie chlicßcn läßt. Namhafte Aufträge beginnen wieder an unsere Eisenwerke heranzutreten, so daß diese vollauf beschäftigt sind. Eine wirksam nachhaltige, wenn auch indirecte Hülfe für unsere Eisenindustrie würde in der Wiederaufrichtung deS erschütterten Kredites zur Befestigung deS Geldmärkte- im All gemeinen gebracht werden. Mit dem Momente dieser Erscheinung werden auch der Eisenbahnbau, über haupt alle unsere ersenconsumircnden Gewerbe augen blicklich zu neuem Leben erwachen und unsere Eisen industrie, bei natürlicher Entwickelung der Verhält nisse, vollauf Beschäftigung zuführen. Bei jetzigem Stande macht der Bedarf seine Rechte geltend und hierdurch ist eine Steigerung der tiefen Preisnotirungen, welche sich jedoch einigermaßen schon gefestigt, zu er hoffen. Böhmen bleibt vorherrschend auf Gußwaare, in der eS «xcrllirt, angewiesen, Steiermark kann im vorzüglichen Stabeisen und Stahl nur schwer erreicht werden. Die verschwenderisch mit den besten Erzen versehenen Alpenländer erzeugen zwar daS meiste Eisen, es reiht sich aber Böhmen ihnen ebenbürtig an. Von der Gesammterzeugunq an Roheisen ent fallen aus Steiermark 11 Proc. an Guß- und 45 Proc. an Stabeisen, Kärnten I.K Proc. an Guß- und 24 Proc. an Stabe,sen, Böhmen 48 Proc. an Guß- und 20 Proc. an Stabeisen, Mähren und Schlesien 29 Proc. an Guß- und 11 Proc. an Stabeisen. Böhmen wird immer in Gußwaaren seinen Rang behaupten, weil seine Erze sich dazu vorzüglich eignen, während die Alpenländer in der Erzeugung deS allerbesten Stabrisens dastehen werden, daher eine gegen iritige Eoncurrenz theilweise ausgeschloffen ist. Uebriqcns erhält die böhmische Eisenbranche einen neuen Koncurrentkn. Die Gattin de- 1»,. Straus berg soll von der Wiener Hypothekencasse die Eisen hütten Holeubkau, Strasch c, FrunzenStbal und Dobriw gepachtet haben und sollen die Hochöfen auch bald nach ins Leben tretender Rechtskraft deS vr. Strous- berg'schen ZwangSauSgleicheS ihre THLtigkeit wieder beginnen. Diese Hütten erhielten sich auch während der Eisenkrisis, außer FranzenSthal, im vollen Be triebe, daher von einer wirklich neuen Lencurrenz vor der Hand nicht die Rede sei« kann. Die In standsetzung der neuen Jnduftrialien in Zbirow wird jedoch noch große Summen und Zeit verschlingen. Der Ultimo brachte unS zwei größere Falliment-. Vor einigen Tagen sah sich die Baumwollspinnerei von „Tetzner L Söhne" m RotbenhauS gezwungen, den EoncurS anzusagen. Die Passiven dieser Fabrik- firma betragen circa 2S0,0l.O st., darunter ist eine Lhemnitzer Firma mit ungefähr 40,000 bethei ligt. DaS Hau- wurde von seinem Bankier — der Böhmischen Unionbank — im Stiche gelaffen und mußte den EoncurS über sich ergehen lassen. — Der zweite EoncurS betrifft den c,ethischen Hauplfaiseur I. S. Skrejschowsky, dem sein Blatt, „Politik", von einigen Gläubigern abaenommen wurde und der nun wieder mit fremdem Gelbe ein neues Journal „Epoche" herauSgiebt, welches sich über nichts An dere- alS über cinen großen Lesermangel und noch größere DeficitS zu beklagen hat. Skrejschowsky schuldet seine 8—700,000 fl., die auf seinen Gütern sicher^ stellt find. Verschiedenes. d AuS der Fremde. Ultimo Juli waren i Paris große Beträge fünfprocentiger Rente bis auf Ultimo August reportirt worden. Der Report war auf 30 c. gestiegen. Man schätzte die Belastung der Eouliffe aus mindestens 8—6 Millionen; die Unruhe, welche in Folge dessen entstand, hatte den Sturz bis auf nab an 110 zur Folge. Ein großes Bankhaus und zwei Creditinstitute ersten Ranges intervenirten. Sie nahmen den kleinen CoulissierS einen Theil ihrer Fünfprocentigen ab und steigerten durch lebhaften Ankauf den CourS wieder bis über 112. Man muß dabei sesshaften, daß daS Publicum 10 Millionen Renten an den Markt gebracht hat, welche am Spe- culationsmarkt flottiren. Die Qualität der Käufer hat sich allerdings gebessert, aber es ist die Frage, ob die engagirten Bankfirmen von einem Report von 22e sich angeregt fühlen können, ihre Position zu behaupten. Die Börse ist ruhig, und die Liquidation, welche am Montag beginnt, wrrd wahrschernlrch Nicbts an dem Aussehen deS Markte- ändern. Die Haustiers, welche sich zu sehr beladen batten, haben sich bereits vorge sehen. Ansehnliche Summen Renten sind durch Ver mittelung der Kreditanstalten reportirt worden. Die Prärmenbeantwortung für die Fünsprocentrge geschah zu 112.25 gegen 112.60 Ende Juli. Im Laufe des August war man bis auf 11015 zurückgezogen; es gab daher viele erhobene und viel ausgegebene Prämie. Man betrachtet die gegenwärtigen Renten-Course als vorerst stabile. Die Börse ist fast verödet und die hohe Finanz ist, so viel wie möglich bei den Trans actionen unthätig. Die Verkäufe von Fünf procentigen haben sich zwar sehr verändert, aber die verschiedene Wirkung derselben ist noch nicht ganz erloschen Dazu kommt die Eoncurrenz der neuen amortisablen Dreiprocentigen, welche auf neuere Anordnung der Regierung jetzt zum Durchschnitts- course des Tags vorher auf dem osficiellen Markte verkauft wird. DaS darin angelegte Capital soll sich schon auf 70 Millionen belaufen. Am Disconto- markte keine Veränderung; für IV, Proc. ist Geld für Papier aller Art reichlich vorhanden. Die Rate, welche erste Firmen für Depositen bewilligen, zeigt, wie schwer Geld unterzubringen ist. Die meisten ge währen bloS '/, Procent, ein paar 1 Procent; die Alaiersche Geselllchaft allein zahlt 1'/. Procent. Leroy-Beaulieu spricht sich im,.Economiste fran^aise" sehr scharf über die neuen Ernennungen der Vice- gouverneure beim Foncier auS, welche lauter unbe kannte Personen trafen, und nennt sie bloße Smecuren für Deputirte oder Senatoren, die in keiner Weise mit ihrer Aufgabe vertraut sind. Die Nachtheile deS Systems seien zahlreich; wenn nicht Sorge getragen werde, würde dadurch die Eorruption in das parla mentarische Leben hineingetragen werden, und schon hätten sich beklaaenSwerthe Symptome einer schlimmen Erschlaffung öffentlicher Moral in dieser Hinsicht gezeigt. Die Einnahmen deS französischen Staatsschatzes aus den indirekten Steuern, einschließlich Zölle, Accise, Stempel, Post rc. stiegen im Juli aus »74,708,000 Francs, also 9,206,000 Frcs. über den Voranschlag und l2,676,000FrcS. über Juli 1877. Der üeberschuß in 7 Monaten über v. I. beträgt 44,511,000 FrcS und 39,655,000Frcs. über den Voranschlag. — Die Er mäßigung der Teleqrapkengebühr in Frankreich hatzur Folge gehabt, daß 650,000 FrcS. mehr als rm Vor jahre dafür eingenommen wurden, und auch die Mindereinnahme der Post wegen der ermäßigten Portosätze find viel geringer gewesen, als man ange nommen hatte. Ter englische „Economist" spricht über das Ber- hältniß der Banmserven und ber Verbindlichkeiten. AuS dem rem heimachliche Verhältnisse betreffenden Artikel führen wir als Zcugniß, wie sich ber Depo- suenverkehr der Banken in England entwickelt hat, oloS an, daß fünf der Haupt-Actien-Banken London- (1>ooäoii »oä Övvotzf, l.onäoa loint 8toc>l, t.o-»lnn »vä Veetminolee, öi>ti«a»I provioci»I 8>n>l, Oaion 8,ob) zusammen für 1tIF00,000 Pfb. Stcrl. Verbindlichkei ten gegen das Publicum hatten und 38'/, Millionen Pfd. Sterl. Reserve halten. Allerdings bilden die Depositen dieser fünf Banke« einen großen The»! der Gesammtdepoflten der Banken in England über haupt. — Der „Economist" beschäftigt sich weiter mit der englisch-türkischen Convention, die abgeschlossen worden, ohne daß sich England vorher die Mittel sicherte, um eine Reform in der asiatischen Türkei zu erwirken. DaS wahrscheinlich zu Börsenzweckeil auSgesprengte Gerücht, daß England für eine türkische Anleihe seine Garantie bewilligt habe, giebt d»m Blatt Anlaß zur Bemerkung, daß weder Regierung noch Volk von England Grund haben, sich für die Ver- tdeidigung eine- GebictS zu verbürgen vloS auf das Versprechen deS Sultans vir, sondern sich rach ganz anderen Sicherheiten »mieden werden, ehe sie einen türkischen Schuldschein gniren. — Die egypt'schtN Reformen und die englische Politik, lautet crn anderer
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