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- Erscheinungsdatum
- 1878-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187807236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-07
- Tag 1878-07-23
-
Monat
1878-07
-
Jahr
1878
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Minister riniS, Geschäftl ich Paris I „Tlmet" elbst dem- er für d,e türkisch«, rte erheb! tung vor I >rad wir»! china be ll Mächte l »enS aus gemacht l e englisch- ieint, daß r Vertrag keit, da« rde, daß Negiermig :oße Au«. > »thwendig , m Stipu- onvenlion erfahr« »endstund« strationen ßen: ,.S« S größere r die Be ten Trup. rezia aus. : Menotti rd waren, ongreßer- nd Volkt- irität des Congreß n in Er- fremder und aus id Wahr- rnden in störende sind iu >on dieser hier ein- inder auf ort- von en wegen ,en einen Vierte Seilage znm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. r«i. Dienstag den 23. Juli 1878. *7'» Jahrgang, a»gen: »wähl zu »blikanerj ation der die Ord« s ört. Z uert d« »». -Ich« - -18.« - -17,9 -f-isZ - -13.0 -f-ir>.« -t-ieg> -r-180 --1S7 --i»T - -19.7 -f-21^ -f-17,6 - -21,9 -i-»r.« -1-2>Z -t-L'-tt -«-21.0 - -19,6 -f-176 -f-14« -f-21Z -f-18.1 -f-LVF vien xe- lioä itekt »terreick 1» kökl« s trocken devölkt, rruckeoö. «I« über » vunve» ln 8ü<l- ätter vor. ll »1 Islek» ks«igu»g Finanzieller Wochenbericht. > ßo ist denn das, was die Börse als täglichen An- , M Coursfteigerungen wochenlang aufgefaßt hatte, ,I,ch vorüber. Der Congreß, welchem die vorläufige Mvng der orientalischen Dinge übertragen worden «r. die erste Theilung der Türkei, hat ferne Schluß gehalten und ist in alle Wettgegenden aus- ,lidergegangcn. Was er geschaffen, darüber wird Zukunft durch Thatsachen ihr Unheil abgeben; ^ sich diese aus den Boden der europäischen Türker i einander geschobenen verschiedenen Positionen der rn und kleinen Staaten bedenklich auSnehmcn, lte schwerlich von Unbefangenen geleugnet werden, eß der erste blutige Act ist vorbei; hoffentlich man sich später über den Rest leichter verstän- ,; denn die Erkaltung der Türkenherrschast selbst, geben Alle zu, ist nicht einen Blutstropfen Werth. sAr Friede war von dem Augenblicke an, wo Md seinen Antheil gesichert, zweifellos, und eben den Frieden hatte die Börse eScomptirt: die neue »Heilung der Landkarte war ihr gleichgültig. Ver- jlick würde man sich aber nach den Kriegscoursen «sehen, welche seit Monaten vor der Berliner Zusam- Mnft etwa verzeichnet worden wären. Die damaligen «sie trugen lediglich den inneren Werthverhältnissen i Papiere Rechnung, wo sie nicht bereits weit über Me hinausgingen, und die Erhöhung, welche ihnen Sem zu Therl wurde, beruht eben wesentlich auf Wrlicben und spekulativen Einwirkungen, welche lirgemäß starken Schwankungen das Feld eröffneten. jenn die Speculation Recht hatte, s» muß jetzt der gen sich in großer Fülle über alle Gebiete des MchastswesenS ergießen. In Wahrheit glaubt Niemand daran, daß die industriellen Grün- Mn, welche im Courszettel figuriren, so rasch zu jeder Dividende gelangen, oder auch überhaupt so bald ihre Position entscheidend ändern rden. Die Banken mögen von dem speculativen ngern der in ihrem Portefeuille befindlichen pure zeitweilig prositiren, die größeren Emmissions- litute von Geschäften mit geldbedürftigen Staaten und rlei Börsenoperationen Profite ziehen,damit wird aber »Grunde die Sachlage nickt geändert. Die Course der nkactier., womit sich die Speculation beschäftigt, bereits derart in die Höhe getrieben worden, daß Zukünftiges escomptiren. Auch die Eiscnbahn- nen empfanden reichlich die Einwirkung der Specu- on, welche außer dem allgemeinen Hauffemotiv mit einem andern Factor manövrirte, daS wir »er besprechen werde». jPaß die Börse Wahrscheinliches wie Unwahrscbein- escomptirt, liegt in ihrem Charakter. Um über- pt etwas zu machen, lügt sie sich gern Beliebiges Sie muß eben den eingetrelenen Mangel an regung zu ersetzen suchen. Mit Vergnügen ließ lHanfemann nach Rußland reisen, um die goldene »e mrt einer neuen Anleihe zu halten. Es ist > Wunder, daß Rußland die Augen der Finanz nchmlich auf sich zieht, daß die mannichfachften rüchte über beabsichtigte neue Finanzoperationen des grenreichs herumgetragen werden. Ohne Zweifel rb dasselbe an das europäische Capital appelliren, d:Id der geeignete Zeitpunct sich bietet. Es hat tirere Wunden seiner finanziellen Constitution zu »len, indetz es besitzt auch, trotz mangelhafter Ver altung, große Hülfsmittel und die ausgedehnten aiffespeculationen, welche von England aus in Mcben Fonds unternommen worden waren, haben »I dazu beigetragen, eine steigernde Taxation des Ms che n StaatScredits zu ermöglichen, trotz der lärmen Lasten, welche der Krieg Rußland auf- ßlegt. Es hat nun wieder wie nach dem nmkriege mit einer zerrütteten Valuta zu kämpfen, kann es immerhin eins für sich anführen, daß ttzetS seinen Verpflichtungen gegen seine ausländischen Däubiger nachgekommen ist, und Das wiegt schwer >enüber den Erfahrungen mancher anderer Staaten. Es ist bei dem großen Interesse, das sich im euro- uschen Publicum, und im deutschen nickt am ugften, an die russischen Fonds heftet, nicht zu Wünschen, daß irgend eine Beeinträchtigung desselben ilsinde. Freilich sind es nickt blos Anleihen, dern innere Reformen, womit das Czarenreich seine anzlage zu restauriren suchen muß. Wenn auch die !ia der Gründungen nickt mehr wiederzuerwecken der Macht der Finanz liegt, so öffnet sich doch ! Pforte für die Aera der Staatsanleihen, und gab doch in den Jahrzehnten, ehe die Eisenbabnactlen ikamen, auch nichts Anderes. An Stoff sich sonst Profit die Zeit zu vertreiben, fehlt es ja der kse ohnehin nicht, ime letzte große Haufseanstrengung war am Tage Unterzeichnung der Congreßacte versucht worden, itdem schien die Parole, daß nach Schluß der Con- lnz die Spielpapiere ihre hohen Course nicht »den behaupten können, da eine weitere Anregung le. allgemein Anklang gefunden zu haben. Die ussierS realirsirtrn mehrere Tage lang. Nachdem nöthigste Ballast auSgeworfen und daS Luftschiff htert worden, schnellte e- indeß wieder m die ES wurde aus den gestiegenen Eoursen der len in dem Portefeuille der österreichischen Credit- alt herausgerechnet, daß der diesmalige Halb- eSüberschuß den deS vorigen Jahres weit über- !fen müßte. Allerdings war ja auch der Cours gestiegen, doch daran denkt die Börse zuletzt, eingetretene Reaenwetter dämpfte allerdings die zu gespannten Ansichten, welche man sich von ungarischen Getreideexport gemacht hat; doch ist »annt, wie unzuverlässig alle Ernteberichte lauten. AlerdingS meint ein Reclame-Artikel der „Börsen- >ig", daß der Friede nur zum Theil escomptirt >röen sei, und spielte auf daS Publicum an, daS > jetzt wohl wieder den Börsenoperationen zuwenden te. Auch Unterlasten es die Wechselstuben und nmissionSgeschäfte nicht, ihre eventuellen Kunden »ch Inserate inS Börsenfeuer »u jagen; es liegen »t Anzeichen vor, daß eS vielfach gelungen ist, zum »kauf von allerlei ertragSlosen Jnduftriepapieren «drigster Bewerthung zu reizen, die nur eine AuS- si in der Agiotage haken, indeß hat daS Anpreisen .Segnungen des Friedens allem Anschein nach ' noch nicht jene Wirkung auf die außerhalb der se stehenden Kreise zu üben vermocht, welche man davon versprach, wenn auch die Course durchaus Volksmrthschastliches. fest sich halten und vielfach weitere Vorstöße versucht werden, bald mit diesem bald mit jenem Effect. Das HauptactionSfeld für die Speculation lag in dieser Woche auf dem Gebiete der Eisenbahnverstaat- lichung. Wir haben unS bereits in der SonntagS- nummer darüber ausgelassen. Es steht nichts im Weae, daß das Manöver, welches bei der Magdeburg- Haioerstädter angewendet wurde, auch bei anderen Bahnen zur Ausübung gelangt und den Mistenden ohne alle Mühe gepflückte Lorbeeren zufallen. Die Mittheilung der Verwaltung der Maydeburg-Halber- städter an die „Mageburgische Ztp." rst ganz danach angethan, den schmählichsten Eindruck zu machen. Eine solche Auflösung von innen heraus, die Heim lichkeit, mit der die ganze Sache von den Ver schworenen betrieben wurde, sie sind bedenkliche Symptome eines abscheulichen Perwesungsprocesses, eineS moralischen Knochenfraßes. Bei allen großen Eisenbahnactiengesellschaften haben die Finanzhäuser ihre Hände im Spiel und beherrschen die Situation; ein <l» cspo wird also nickt fehlen, sobald der Handels minister es wünscht. Es ist ja so leicht, sich eine Majorität durch Actienankäufe zu verschaffen. Es ist daher gar nicht so unangebracht, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, was daraus wird, wenn die sämmtllchen preußischen Hauptbahnen durch die Börsencliquen verstaatlicht sind, wenn nur der geringe Zinsfuß, den preußische Staatspapiere gewähren, den früheren Besitzern der Actien zu Gute kommt; denn das Beispiel der Berlin-Stettiner, wo mehr ZinS vom Staate verlangt wird, als im Augenblick wohl von dem Bahnerträaniß in Aussicht steht, ist ein aus nahmsweises. Das Einkommen der Pnvaten schmölze so ganz bedenklich zusammen, während die Mittel der Regierung zugleich mit deren innerer politischen Macht in eben dem Grade zunähmen. Dies und das ganze Schmähliche der Verschacherung (die Halberstadt- Affaire ist viel schlimmer, als die Berlin-Stettiner) sind Gesichtspunkte, welche die Land-svertreter ins Auge zu fassen haben. (Wenn Kurzsichtige, nament lich unter den Industriellen, deswegen für Staats bahnen agitirtcn, weil sie sich ein Tarifdorado ein- bildcten, so ist dies eben Verblendung.) Die Actio- naire freilich sind immer Unmündige, wenn sie über ihre höchsten Interessen gegenüber Börsen- und Ver waltungs-Cliquen beschließen sollen. — Durch die Weqschaffung der Eilenbahnactien vom Courszettel würde ein großes Gebiet der speculativen Capitalanlage fehlen, wovon allerdings die Fächer der Bank- und Jndustrieactien, vor allem aber die billigen auslän dischen Fonds Nutzen ziehen möchten. ES würde sich also durch Beseitigung des für gewöhnlich schwer fälligen Materials der Eisenbahnactien Raum für lebendige, wenn auch vielfach ungesunde Agiotage ge winnen lasten, was den Finanzcoterien nur angenehm sein muß. Der niedrige Zinsfuß der deutschen Fonds ist nicht für alle Ansprüche genügend und so würde die Verlockung, in unsicheren aber höher verzinslichen Werthen sein Geld anzulegen, bald genug wirken. — Wir wollen für heute dies Thema nicht weiter aus- führen. Was die Operation der Verkaufsclique in Magde- burg-Halberstädtern sehr erleichterte, war der geringe Betrag des Stammkapitals. Es ist zwar viel von dem großen Gewinn der Berliner DiSconto Gesellschaft gesprochen worden, welchen dieselbe durch den massen haften Ankauf Magdeburg-Halberstädter Actien ge macht habe, uiis scheint indeß, daß dergleichen Profite, wenigstens der Löwentheil von ihnen, unter den Ver schworenen selbst vertheilt werden möchte. Jeder ist sich selbst der Nächste, lautet die Parole auf diesem Gebiete. — Es ist sehr leicht möglich, daß der Jammer, welchen die Direktion der Köln-Mindener Bahn über die in Aussicht stehende Ablösung der Zweig bahnen laut werden ließ, blos darauf berechnet war» die Actionaire auf eine Verstaatlichung vorzubereiten. Wo von Grund aus Alles so unterwühlt ist, wie auf diesem Gebiete, wird das größte Mißtrauen zur Pflicht. Der Börsenbericht der „Nationalzeitung" vom Sonnabend schreibt allerdings, entgegengesetzt der Mittheilung vom Tage vorher, daß Köln-Mindener angeboten waren, weil die Nachricht von dem even tuellen Ankauf der ganzen Ba n durch den Staat augenblicklich viele Zweifler findet, infolge dessen ein großer Tbeil der Speculation zunächst abwartet, ein anderer Theil mit Verkäufen an den Markt tritt. Das genannte Blatt warnt die Spekulanten, die ein zuholende Zustimmung des preußischen Landtages zu den Ensemble-Verstaatlichungen nicht zu übersehen. Auch der Berliner „Actiona,r" meint, (wohl im Be wußtsein des Anomalen der ganzen Prozedur) daß man nicht wissen könne, ob der Landtag die Geneh migung zu der im Erwerb von Privatbahnen liegen den Stärkung der Staatsgewalt überhaupt geben werde. (Der sächsische Landtag hat allerdings gezeigt, daß man in manchen Dingen etwas Gewisses nicht weiß, obgleich die Position hier durch andere Motive bestimmt war.) Möge der preußische Landtag den Differenzschwind lern großer und kleiner Sorte zeigen, daß die Welt nicht ihre- GeldsackeS wegen da ist, und daß die Moral doch noch kein todtes Wort. Diese Art „Bourgoisie" ist ebenso gefährlich für die Gesellschaft wie die Eocialdcmokratie, und giebt Anstoß zur schlimmsten Reaktion. Die „National-Ztg." bespricht die ungünstige Ge staltung des Güterverkehr- der deutschen Bahnen im Juni. — Die Nachricht, daß die preußische Regierung die Staatsbahnen angewiesen hake, ihren Bedarf an Schienen u. s. w. noch in diesem Jahre zu decken, waS als Andeutung einer zu erwartenden Preis steigerung gilt (die Nachricht stand allerdings nur in der „Post"), hat die BergwerkSactien in lebhafte Auf wärtsbewequng versetzt, namentlich am Sonnabend war die Börse sehr erregt auf diesem Gebiet. De» Berliner „Actionarr" erwärmt sich sehr für die „Lombarden" (die man freilich jetzt nicht mehr so nennen darf), nickt so wegen Bosnien, sondern wegen der inneren Besserung. Die „Frankfurter Zeitung meint, daß alle ManipulationSverfucbe mit diesem Effect vergeblich seien, so lange die bekannte starke Hand nickt mitihue. Monsieur Rothschild wird sich schon melden, wenn eS Zeit ist. Es ist nicht gut möglich, wie es die „Börsenztg." unternimmt, einen Vergleich zwischen der Halle-So- rau Gubener und der Berlin-TreSdner Bahn anzu stellen, da es der preußischen Regierung abgeschnitten «st, ihr einen solchen Verkehr-Zufluß von unter ihrer Controle stehenden Bahnen zu verschaffen, wie dies bei der Halle-Sorau-Gubener eben der Fall, da auf der andern Seite die sächsische Bahnverwaltung daS Heft in Händen hält. Die Verhältnisse liegen hier also in dieser entscheidenden Hinsicht ungleich un günstiger. UebrigenS wird es einer Kenntnißnahme der Einnahmen aus dem Binnenverkehr und aus den anderen Verkehren bedürfen, um daS Verhiltniß zwischen dem Wachsthum Beider gehörig zu er kennen. Berlin-DreSden besitzt allerdings den Vor theil. zwei große Hauptstädte zu berühren, aber immer hin hat es auch dabe« mit der Concurrenz zu kämpsen. Aebcr Schutzzölle und Handelsverträge giebt Prof. S. Karsten in der „Kiel. Ztg." nach stehende höchst gemeinfaßliche Auseinandersetzung: Schutzzoll und Freihandel sind Gegensätze, die an sich mit der politischen Parteistellung nichts zu thun bcken. Scbutzzöllner und Freihändler sind in allen Fractionen des Reichstages. Dadurch, daß Jemand sich als Freihändler proclamirt, beweist er also noch durchaus nicht, daß er zu öen Liberalen gehört. Die Frage über Schutzzölle ist jetzt nur in Verbindung mit den Steuer- und Monopolprojecten eine po litisch bedenkliche geworden, indem durch eine Nach giebigkeit gegen die Privatinteressen schutzzöllne- rischer Industriellen Stimmung für die Steuer- und Monopolprojecte gemacht wird. Der Sturm gegen die bisher stetig entwickelte Politik deS Zoll vereins, durch welche Deutschlands politische Einigung erst möglich wurde, ist ja schon während der letzten Reichstagssession losgebrvcben. Die Schutz zöllner scheuen sich schon nickt mehr, die Wiederher stellung von Zöllen auf Rohstoffe und Lebensmittel zu verlangen. Mag ein zeitweiser Zollschutz für eine lebensfähige und gesunde Industrie verlherdigt wer den können (wie ia der Zollvereinstarif sich auch in der Weise entwickelt hat, daß eine allmähliche Ver minderung der Zölle für wichtige Industriezweige stattgefunden hat), eine Rückkehr zu früheren Zu ständen würde jedenfalls in hohem Grade auch wirthschastlich bedenklich sein. Die Schutzzollfrage bat aber jetzt eine weitergehende finanzielle und politische Bedeutung in Verbin dung mit den Steuerprojecten. Wenn sich die Re gierung augenscheinlich den schutzzöllnerischen Bestre Hungen zuneigt, die Abschlüsse der Handelsverträge auf der bisherigen Basis verzögert, Enqueten im Sinne der Schutzzollagitationen über die Eisen- und Textilindustrie, über den Tabak, anstellen läßt, so muß nach der Wirkung gefragt werden, welche daS Verlassen der guten Zollvereinstradition für die Steuerzahler haben würde. Was dem Einen recht ist, ist dem Änderen billig. Werden erst für den einen Jndustrie- artikel die aufgehobenen Schutzzölle wieder eingeführt, so kann es für alle verlangt werden. Werden die Maschinen geschützt, d. h. theuerer, so wird jede In dustrie, die sich der Maschine bedient, d. h. so ziemlich alle, theurer produciren, also zu ihrer Concurrenzfähigkeit auch Schutzzoll ver langen, wie wir ia jetzt schon in den Forderungen der Sckutzzöllner sehen. DasEndergebniß ist, daß alle Bedürfnisse theurer werden, und kein anderer Mensch einen Vortheil davon hat, als! höchstens der einzelne Großindustrielle. Die Industrie selbst wird geschädigt, weil sic bei erhöhten Löhnen (die dem Arbeiter wegen erhöhter Preise der Bedürfnisse auch keinen Vor theil bringen) theurer producirt und also immer ungeeigneter zur Concurrenz mit dem Auslände wird. Zunächst also wird derConsument, d. h. der Steuerzahler, durchVertheuerung aller Bedürfnisse im Betrage des Schutzzolles höher belastet. Thul aber der Schutzzoll, wie doch die Schutzzöllner wünschen, seine Schuldigkeit, d h. ver hindert er den ausländischen Import, so entsteht ein Ausfall in den Reichszöllen in der Höhe des Zolles der verminderten Einfuhr. Da nun das Reich für seine Ausgaben auf die Zölle angewiesen ist, so hat der Steuerzahler diesen Ausfall durch andere Sieuern zu decken. Der Steuerzahler hat als» dieAus- sicht, mit der Wiedereinführung der Schutz zölle den doppelten Betrag derselben auf- oringen zu müssen. Für Wiederherstellung von Schutzzöllen kann sich nur Der begeistern, welcher entweder hofft, daß er der allein Begünstigte sein wird, im llebrigen der bisherige Zustand bleibt, oder wer berechnet, daß er durch seine Production größeren Vortheil hat, als ihm Nachtheil durch die allgemeine Vertheurung zugefügt wird. Für die Gesammtheit des Volkes kann eS nicht zweifelhaft sein, daß es unte.r der Wiederherstellung der Schutzzölle schwer zu leiden haben würde. Es ist nun einleuchtend, daß die Regierung, welche Mehrbeträge von Steuern zu erhalten wünscht, an sich auch kein Interesse für Schutzzölle haben kann, welche ja die Zolleinnahmen vermindern. Wenn dennoch die Hinneigung zu den Schutzzöllnern ersichtlich ist, so kann dies nur daraus erklärt werden, daß für die Gewährung von Schutz zöllen als Ersatz die Zustimmung zu anderen er giebigen Steuern erwartet wird. Einzelne Abände rungen in dem Zolltarif werden, je nach den verän derten Umständen keS Handels und der Industrie, in jeder Session Vorkommen können. Aber ein Ver lassen dev bisher segensreich wirkenden stetigen Handelspolitik, eine Umkehr in die entgegengesetzte Bahn, ja, schon ein un sicheres Schwanken, wie es in den letzten Jahren vielfach stattgefunden hat, hindert die Besserung der aus verschiedenen Ur sachen jetzt bedrückten wirthschaftlichen Lage. Verschiedenes. ^ Aus der Fremde. Ebenso wenig wie andere Börsenplätze mußte die Pariser Börse aus der Signatur deS Berliner TractatS etwas zu machen. DaS Resultat war längst vorausgesehen und allseitig escomptirt. Für die Speculation hat aber nur DaS Werth, WaS als Hebel für Coursbewegungen zu ver- werthen ist. Also die Speculation realisirte nament lich französische Fünfprocentige, welche ja Hauptobject der Hauffeoperationen die lange Zeit über gewesen war. Dieses Papier schien einen Augenblick stark er schüttert, da der Comptant fortwährend mit Ver käufen anrückte; indeß die Syndicate sind noch nickt bei dem Momente angelangt, zu jedem Preise zu realisiren, und Angesichts des weichenden Courses hörten sie mit ihren Verkäufen auf. So gelangte die Fünfprocentige, welche vor 8 Tagen 115.40 gewesen und auf 114.40 gesunken war, wieder auf 114.85. Bereit- werden angesichts der nahenden Liquidation Anstrengungen gemacht, den CourS über 115 zu heben. Dreiprocen- tige ist in der Woche um FrcS. gestiegen, was au- den fortwährenden Arbitragen wegen der Idee der Conversion herrührt, die man als mehr oder weniger noch betrachtet. Man nimmt als Termin dafür die ersten Monate des nächsten Jahres in Aussicht. Ein anderer Grund der guten Haltung der Dreiprocen- tigen war der große Erfolg, welchen die erste Emission der Jprocentigen amortisablen Rente davon trug. Gegenüber dem stürmischen Begehr konnte nur ein kleiner Theil befriedigt werden, und die ersten Course übertrafen alle Voraussetzungen. Waren doch viele KausordrcS unlimitirt eingelaufen, namentlich auch auS Deuschland, und die Käufer „bestens" wurden schwer ge leimt. Bis 87 ging die Notiz in die Höhe. Freilich wich der Cours stark zurück und stand am andern Tage nur noch 83.55, wovon er sich wieder bis über 84 erhoben hat. Doch behält daS Publicum trotz deS hohen Preises, den es bezahlt bat. das Papier, und man meint, daß wenn die amortisable Rente bei dem jetzigen Preise sich erhält, auch die alte Dreiprocentige und die guten Eisenbahnobligatlvnen sich angemessen heben werden. Von dem Credit lyonnaiS behauptet man, daß er seine Türken, welche er als werthlos in feiner letzten Bilanz ausgenommen hatte, zu unerhofften Preisen an den Mann gebracht habe; wenigstens motivirt man damit die Hausse der Actien. Ottomanische Bank ist über 500 gestiegen, weil sie einen Theil des Pfandes realisiren darf, welchen sie als Garantie für die Vorschüsse an die türkische Ne gierung erhalten hatte. Bisher hat sich blos die Speculation mit diesem Papier befaßt. Französische Bahnactien unbeweglich zu höchsten Coursen; die Einnahmen nehmen zu; in der letzten Woche betrug das Plus der 6 großen Gesellschaften 1,800,000 Fr. Man ist iil Börsenkreisen übrigens sehr enttäuscht, daß der Congreß Nichts über die türkische Schuld ausgemacht hat, und daß das Recht Rußlands, seine Kriegsentschädigung zu fordern, ohne Rücksicht auf die frühern Verpflichtungen der Pforte an ihre Gläu biger stehen geblieben ist. So bleibt denn die Reor ganisation der türkischen Finanzen der Pforte selbst überlassen, und was davon zu erwarten, darüber macht man sich keine Illusionen. — Der Besuch der Pariser Börse wie der aller andern Börsen ist übrigens, wie um diese Jahreszeit immer, durch die Abreisenden stark gelichtet. Das Finanzdepartement hat die Revenue- llebersicht des ersten Halbjahres veröffentlicht, welche mit 1,0t»1,533,000 Fr. die Veranschlagungen um 33,050/ 00 Francs überschreitet und um etwas mehr die Ein nahmen des Vorjahres. Die indirecten Steuern krackten 1,018,219,000 Fr., die Steuern auf öffentliche Sicherheiten 17,662,000 Francs, die direkten Steuern 335,503,200 Fr. Die Importe des AuSwärtShandels be'rugen in dem ersten Semester 2,098,225,000 Fr. (gegen 1,788,200,000 Fr. im Vorjahr), die Exporte 1,577,839,000 Fr. (gegen 1,664,336,000 Fr.) Der englische „Economist" bespricht die Aussichten des Geldmarktes und folgert aus der starken Abnahme des Metallbestandes und der Notenreserve der Bank, daß sich die Erfahrungen wie im Sommer und Hei bst 1876 nicht wiederholen, sondern vielmehr eine Stei gerung des Zinsfußes als eine Fortsetzung des gro ßen Geldüberflufses zu erwarten sei. Die gewöhnlichen Sommer- und Herbstbedürfnisse finden blos eine schmale Goldreserve vor und die Möglichkeit, wenn nicht Wahrscheinlichkeit großer Geld- ansprücke von ungewöhnlicher Natur (fremde An leihen, Hebung des Verkehrs, Amerikanischer Gold begehr), ohne also beunruhigen zu wollen, empfiehlt das Blatt eine vorsichtige Politik in Geldangelegen heiten. — Das Blatt meint, daß das einzige Gute in dem ganzen Berliner Tractat in der Besitzergrei fung Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich bestände, und wirft die Frage auf, was daraus wer den solle, wenn der Sultan die England verheißenen Reformen in Asien nicht einführe. Ein anderer Artikel des BlatteS bespricht die Auf regung in Italien, weil es hei dem Berliner Congreß leer auSgegangen, während Oesterreich eine Beute davon getragen hake. — ES bliebe für die Italiener nichts übrig als biS zur nächsten Theilung (!) der Türkei zu warten, um dann Albanien für siw zu erlangen »u suchen; oder sie müßten einen großen Einfluß in Athen zu gewinnen suchen, um gemeinschaftlich mit den Griechen gegen die Türken zu operiren. Vom Sonntag verlautet auS London: Geld war in gutem Begehr zu bisherigen Raten ä 2'/,—'/. Proc. für kurze Anleihen und zu 2'/,—3 Proc. für 3 M. - Bank wechsel. Die Bank verliert fortgesetzt kleine Posten Sold und wahrscheinlich wird noch mehr nach dem Continent für die neue 3proc. französische Anleihe abfließen. u- Leipzig, 22. Juli. In der beute stattgefun denen Sitzung der Ersten sächsischen Kammer wurden sämmtliche Eisenbahn-Ankäufe genehmigt. Die definitiv entscheidende Sitzung findet, wie un< auS Dresden telegraphisch gemeldet wird, heute Abend statt. ' Leipzig, 22. Juli. Durch die Beschlüsse, welche die Finanzdeputati«n der Ersten Kammer in Dresden in Betreff deS von der Zweiten Kammer bekanntlich abgelehnten Ankaufes mehrerer sächsischen Privatbahnen gefaßt hat, ist die Angelegenheit in ein neues Stadium getreten und es wird sich nunmehr innerhalb der nächsten Stunden erst ent scheiden, wie sich das definitive Schicksal der betref fenden Bahnen gestaltet. Die Deputation schlägt zunächst in Betreff Chemnitz-Würschnitz den Ankauf zur Genehmigung vor, indem sie ihre volle Zustimmung zu den in der Voilage der Regierungen niedergeleqten Ausführungen erklärt und noch hinzu-
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