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- Erscheinungsdatum
- 1878-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-02
- Tag 1878-02-27
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Monat
1878-02
-
Jahr
1878
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LV3b Emil Berthold in Plauen. Herr Bau- Techniker Franz Titte» aus Licbau in Eisenach, Frl. Marie Emilie Poppe in Niedermeisa. Frau Christiane verw. Wachs in Meißen. Herr Gemeindevorstand Carl Gottlob Wackwitz in Leivpen. Herr Friedr. August Müller, Bürgerschullehrer emer. u. Oberkirchner m Meerane. Frau Beate verw. Lange in Freibera. Herr Bergarbeiter Gottlob Ehregott Dehncrt in Freiberg. Herr Geschäftsagent F. G. Gumprecht in Areiberg. Herr Johann Julius Sommer mPriesnitz. Frau Emilie Weinrich verw. »ew. Reichardt geb. Klunger in Dresden. Frau Ernestine Auguste Furten geb. Hof mann in Dresden. Herr Productenhündler W»olf Mehnert in Dresden. Herr Schuh macher Carl Zeche! in Dresden. Herr Joseph Battersbv in Dresden. Herr Schmiedemeifter Friedr. Svtth. Raabs in Dresden. Frau Marie Nitzsche geb. Grabau in Dresden. Frau Christiane Sophie venv. Otto in Dresden. Herr Johann Zwabr in Bautzen. Frau Clara Hennig geb. Nätber in Bautzen. Frau Dtaric Böttcher geb. Pöthig in Bautzen. Herr Braumeister Johann Gottlob Richter in Klir. Herr Karl Moritz Wenzel in Wilthen. verr Kürschnermeister Tobias Kurze in Ostritz. Herr Oberbraucr Loren- Emil Wagner in Stollberg. Frau Theresle Hössewartb verw. gew. Kins ,n Chemnitz. Frau Lina Klemm geb. Kunze in Gablenz bei Chemnitz. Frau Christiane Wilhelmine Püscbmann in Neu kirchen bei Chemnitz. Herrn Bäckermeister Moritz Ebhardt's in Chemnitz Sohn Otto Ernst. Herr Strumvfwaaren - Appreteur Wilhelm Wagner in Cnemnitz. Frau Emilie Auguste Schönherr geb. Flatb in Schönau bei Chemnitz. Herrn Emil Schwalbe'« in Chemnitz Tochter Gretchcn. Spetsrauitalten I. «I. u. Dienst..DonnerStaa.Sonnabend '/,9-'/.lI Donnerstag: Milchreis mit Zucker und Zimmer, D. B Wemoldt, Kitze. UUtlm»»«» UW«»«! Lange Straße 4. Die besten reellsten Heilkräfte bei Gtcht» §»ops- u. «ltederschmerr, Rheumatismus, HamarrhaiHal, vl«tft»cku«».MuskellShm.ausgez. b. Waßers.,Haut..Leher..«tereu..Grkiiltiu>t-Urc. Meteorologische Leobachtuugeu »ak ckvr 8tvr>»M»rto t» l-olprls. »öde: 118 Sieter übe, «ler 0»t«ee Lvlt ävr üoabaeäluos- N»romel«r r»<i. »ul N«t»Uv, k-rv«»n«». Vt»<> rlcdr»»ir o»<I SUlrl,-. »vFlar»t. 25. setirurr 10 lüir 750 0 -4- 60 85 . 8^ 4 »rüde') 36. - iXorgen« 8 llkr 748« -si 4.8 76 j VV8V » de^LUlt 751 7 -1- 2.8 96 1 7 devLült*) itzilttmvm «1er ^emperetur -- -s- 4" 0 6er l'einperetor »«» -s- 6*.0. stöbe 6er biieöeniebtLge 0 5 Asillimeter. ') K«-«rn< risek. ") 8türiv>sck. Gemeinnützige Gesellschaft. * Leipzig. 26. Februar. Die gestrige Ver sammlung, die sich eines ziemlich zahlreichen Zu- strruches erfreute, erösfnete der stellvertretende Vor sitzende. Stadtrath Scharf, mit einigen geschäft lichen Mittheilungen. Der Vorstand ist durch die Hinzuwahl des Herrn Kaufmann Schnoor, der die Wahl angenommen, vollständig beworben. Aus der Mitte des Vereins sind verschiedene wichtigere Kragen localen Inhalt« an den Vorstand gelangt, die demnächst zur Verhandlung gelangen sollen. In den Vortrag des Abends theilten sich zwei Redner, die Herren vr. Richard Andree und Dir Haffe; Beide behandelten dasselbe Thema, die geographische Lage Leipzigs und deren vollSwirtbschaftlicke Bedeutung, ein Jeder von verschiedenen GesichtSpuncten aus. Vr. Andres legte die physikalischen, geographischen und politischen Einflüsse dar, die vei der Ent wicklung unserer Stadt mit thätig gewesen sind. Daß dergleichen Einflüsse oft von großer Wirkung feie», beweise die Geschichte, beweise gerade jetzt wieder das Beispiel Konstantinopels, dessen politische Bedeutung wesentlich aus seiner Lage an den Meerengen herrühre, die Ästen und Europa trennen und verbinden. Daß man aber in der Betonung dieses physikalischen Moments auch deS Guten zu viel thun könne, zeige das Beispiel Berlins, dessen Bedeutung von Kohl auf seine centrale Lage zurück geführt worden, während es doch trotz dieser Lage noch vor 200 Jahren nur 17,000 Einwohner ge habt, und erst mit dem Amvachsen der branden- durgisch-preußischen Monarchie, durch die Thatkräst de- hohenzollernschen Fürstenhauses, also durch historische, nicht durch geographische Verhält nisse zur Großstadt sich emporgehoben habe. Auch m Betreff Leipzigs dürfe man in diesem Puncte nicht zu weit gehen. Richtig sei, daß die Stadt ihre Gründung dem Umstande verdanke, daß gerade hier der Treffpunkt dreier Flüsse sei. welcher die den Lauf dieser Flüsse Verfolgenden zur Ver einigung und Ansicdlung an dieser Stelle emgeladen, im weiteren Verlaufe Handwerker nnd Kaufleute herbeigezogen habe. Ihre eigent liche Bedeutung erlangte diese Lage aber dadurch, daß die Leipziger Gegend zugleich in der am weitesten nach Südwesten hinabreichenden Bucht der großen norddeutschen Ebene liegt. An dem Punctc gelegen, an welchem daS nördliche Tiefland am weitesten in das südliche Hochland vorspringt, mußte Leipzig einen leichten und be- auemen Uebergangsweg für den Verkehr zwischen Ebene und Hochland, zwischen Norden und Süden darbieten. Diese Gunst der Lage theilte es aller dings mit den» benachbarten Halle, welche« gleich falls in der erwähnten Bucht liegt, dabei aber noch die schiffbare Saale und die berühmten Salzquellen voraus hatte. In der Ausnutzung dieser günstigen Lage wurde Halle jedoch durch politische Umstände gehemmt, insbesondere dadurch, daß cs in ein Abhängigkeitsverhältniß zu Magdeburg ge- rieth und zu dessen Nebenstadt herabgedrückt wurde. Für Leipzig dagegen — und dieses politische Mo ment ist fast noch wichtiger, als das physikalische — warfen sich Fürstengunst und Kaisergnade aus; es wurde der Sitz großer Messen, die mit sehr weiten Privilegien gerade um die Zeit der Entdeckung Amerikas, also einer bedeutsamen Wende des Per kehrslebens, ausgestattet wurden. So wurde die Stadt zu einem Hauptstapel- und Niederlagsplatze für Mitteldeutschland, In unserem Jahrhundert kamen neue Mittel hinzu; Leipzig ging im Eisen bahnbau voran und ist einer der wichtigsten Knoten- puncte im deutschen Bahnennetze geworden. Nachdem der Redner unter lebhaftem Beifall geschlossen, unternahm eS Herr Dir. Hasse, den selben Gegenstand von statistischen GesichtSpuncten au- zu beleuchten. Er führte aus, wie die centrale Lage Leipzigs (ohne die eS wohl nie ein großer Meßplatz , Mittelpunkt des Buckwandcls, Sitz des ReichSgerichtS geworden wäre) den Charakter seiner Bevölkerung, deren Bewegung und Gruppirung bedingt habe. Diese Lage habe es mit sich ge bracht, daß ein unvcrhältnißmäßig großer Procent satz der Leipziger Bevölkerung nichtsächsischer Ab stammung sei (32 Proc. gegen nur N Proc. in Dresden). Daß diese Zusammensetzung der Hei- mathsverhältnisse, die Redner unter Hinweisen ans eine aushängcndc Karte illustrirte, aus Geist und Haltung der Bcvölkernng znrückwirken muß. versteht sich von selbst. In derselben Richtung be- »vegtcn sich die Mittheilungcn über die Dichtigkeit der Bevölkerung und über deren Gruppirung in der Umgebung Leipzigs, die gleichfalls durch Karten verdeutlicht wurden. Besonder« eingebend venveilte Redner bei der Darstellung des Einflusses, den die centrale Lage Leipzigs auf die Bewegung des Handels und BuchyändelS, deS Meß-, Post- und Eisenbahnverkehrs genommen. Es zeigte sich in dieser Beziehung fast überall ein sehr erfreuliches stetiges Wachsthum. Im Jahre 1866 betrug der Gesammt - Personenverkehr auf den hiesi gen Eisenbahnen 1,389,000 1876: 3,668.000 Per- sonen. Auch der Güterverkehr verdreifachte sich während dieser Zeit. Die Gesammtzahl der durch die Post eingezongenen Sendung betrug 1866 : 3,900,000, 1876: 13,100,000 u. s. s. Selbst der Meßverkehr, der in neuester Zeit viel zu geringschätzig behandelt werde, sei fort'und fort gestiegen, wenn auch nicht im Verhältniß zum all gemeinen Verkehr. Die natürliche Gunst Der Lage Leipzigs werde aber leider seit einiger Zeit getrüvt durch die Anlage künstlicher Verkehrsmittel, Con- curriren der Eisenbahnen, die Leipzig nicht be rühren, sondern auf direkterem Wege ihrem Ziele zueilen. In dieser Beziehung sei es namentlich Halle, welches wiederum anfange, unS eine be denkliche Concurrenz zu machen. Dem gegen über müßten wir auf Abhülfe bedacht' sein. Leipzig sei so glücklich, der Sitz neuer Märkte (eines Saatmarktes, einer Maschinen - Ausstellung u. s. w.) geworden zu sein, deren Festhaltung, Pflege und Fortentwickelung es im Auge behalten müsse. Vor Allem aber müsse der Mangel an schiffbarem Wasser, durch den Leipzig hinter allen großen Städten zurückstehe, ausgeglichen werden durch Errichtung eines CanalS, der es einerseits mit der See, andererseits mit den Zwickauer Koh lenlagern und der Chemnitzer Industrie verbiude. Leipzig bedürfe eines CanalS schon um seiner un vermeidlichen Vergrößerung willen, zur Heranschaf fung der erforderlichen Baumaterialien, die der Canal billiger leiste, als die Eisenbahn. Auch dieser Bortrag fand reichen Beifall. In der kurzen Debatte, die sich anschloß, wurde nament lich das Canalproject erörtert und sowohl seine technische Ausführbarkeit als seine wirtschaftliche Rentabilität festgeftellt. Fleischwaaren Wurst - und Kochkunst- Ausstellung iu Leipzig. * Leipzig, 26. Februar. Will man sein Urtheil über tue heute im Pfaffeudvrfer Hofe begonnene Fleischwaaren-, Wurst- und Koch kunst-Ausstellung des sächsisch-thüringischen Bezirks-Vereins im Deutschen Fleischer-Verband in wenige Worte zusammensassen, so darf man sagen, daß dieselbe m Hinsicht auf zahlreiche Be teiligung, Vielseitigkeit und Gedwgenhcit der Ausstellungs - Products :c. alle Erwartungen überboten hat. Der Skating Ring ist unter der Leitung des Herrn Architekten Neimann in eine für die Zwecke der Ausstellung geeignete Fest Halle umgewandelt und vom Decorateur Herrn Hannicke reich und geschmackvoll ausgestattct worden, während der zum Ganzen nothivendiae Blumen- und Pflanzenschmuck durch Herrn Kunstgärtner Martin in Eutritzsch besorgt worden ist. War auch die Witterung der Eröffnung keines wegs günstig, so hatte sich doch eine sehr ansehnliche Versammlung, darunter viele Fremde, cingefunden. Von distinguirten Persönlichkeiten hiesiger Stadt waren erschienen Herr Bürgermeister 1)r. Tröndlin und Herr Polizeidcrector vr. Rüder, mehrere Mit glieder deS Rathscollegiums, der Stadtverordneten, der Handels- und der Gewerbckammer rc. Die Festhalle war in der Mitte mit den Büsten des Kaisers und des Königs Albert geschmückt. Nach r/»N Uhr erösfnete der um da- Arrange ment der Ausstellung vielfach verdiente Herr Fleischermeister Laue-Nictz sch mann die Aus stellung in» Namen des Vereins und unter Be grüßung de« Herrn Bürgermeisters, «velcher durch stin Erscheinen ein reges Interesse an der Sache bekundet habe. Herr vr. Tröndlin erwiderte darauf etwa folgendermaßen: DaS beinahe spruckwörtlicb gewordene Leipziger Wetterglück habe beule versagt, der Sonnenschein fehle, um so «lehr sei Veranlassung gegeben, die Er schienenen mit einem herzlichen Willkommengrube zu empfangen: diesen in Vertretung der Stadt auszu sprechen, sei der Zweck seines Erscheinens. Zwar könne es den Anschein gewinnen, als ständen die Interessen und Bestrebungen, welche die Ausstellung veranlaßt, nur iu losen, Zusammenhänge mit den Ausgaben des Gemeindelebens, und in der Tbat sei lange Zeit hindurch, vielleicht zu lange, ein solcher Zusammenhang nicht anerkannt worden. Man habe die Meinung gehabt, daß die Genußmittel, welche zur Befriedigung des täglichen Bedürfnisses dienen, ohne Zuthun gut und gefahrlos sein müßten. Aber in der neueren Zeit sei man von dieser Auffassung zurück- gekommen, und seitdem wiederholt, wie erst neuer dings in unserer Stadt, sich gezeigt habe, daß die Sorglosigkeit nicht am Platze je,, Hab« man sich gewöhnt, die Wichtigkeit der Lebensmittel-Frage für die allgemeine Wohlfahrt inS Auge zu fassen. So reichten die Bestrebungen der Aussteller über das nur geschäftlich« Interesse hinaus, und weil sie das allgemeine Beste fördern wollten und Dies zu erreichen suchten mit Mühwaltungen und Opfern, wie sie schon das Verlassen gewohnter Wege, das Einlenken in neue Bahnen mit sich bringe, seien sie der Anerken nung und des Lobes Werth. Namentlich aber habe die Ausstellung einen vraktiscben Werth insofern, als sie den Satz, daß culinarische Behandlung da emzu treten habe und rintreten könne, wo durch Schutz maßregeln den erkannten Gefahren sich nicht begegnen lasse, in einer für weitere Kreise überzeugenden Weise zur Anwendung bringe. Er koste und wünsche, daß die Vereinigung gleickstrebender Männer ihnen selbst und uns Allen förderlich sein werde, daß sie zur gegenseitigen Anregung dienen möge, und faste in diesem Wunsche den Gruß Leipzigs zusammen, mit welchen, er die Ausstellung eröffne. Die Ausstellung läßt sich eigentlich in vier Kategorien tl>eil>u. Die ganze linke Fronte der Halle hat die ro hen Flei schwa aren. die zweite und dritte Mittelreihe meist Wurst-Fabrikate aus- genommeu, während in der Milte der Halle die Artikel der Kochkunst, und an deren Fronte die Maschinen und verschiedene, im Fleischergewerbe notwendige Gerätschaften und Hülfsmittel aus gestellt worden sind. Es ist unS für heute schlechterdings unmöglich, auf die Einzelheiten der Ausstellung cinzugehen; um aber ein Bild der Betheiligung zu geben, be merken wir, daß außer ungefähr 50 Leipziger Firmen noch folgende Orte aus der Ausstellung vertreten sind: Dresden, Erfurt, Hamburg, Berlin. Zwickau, Breslau. Chemnitz. Magdeburg, Kiel, Prcnzlau, Preez (Holstein), Stettin, Altona, Parchim (Meck lenburg-Schwerin)', Liegnitz, Görlitz, Nordhausen, Ellwangen, Naumburg, Eisenberg, Gera. Arnstadt, Weimar, Gotha, Königssce. Walteröhansen, Kassel, Schönecken. Schweinfurt, Kaiserslautern, Zittau, Grimma, Crimmitzschau. Zschopau. Schloßchemnitz, Reichenbach, Lengeseld, Freiberg, Bernburg, Alten burg, Königsberg i. Pr., Wcttin. Bvckenheim bei Frankfurt a. M., Plauen bei Dresden, Connewitz, Reudnitz und Gohlis. Wohlgefällig ruht das Auge auf den sauber ausgeschlachteten Kälbern, Hammeln, Schlveincn, den capitalen Rindcrtheilen. Lenden rc., aus den in allen Dimensionen und Sorten vertretenen frischen und geräucherten Würsten und anderen Fleisch waaren. Wahrhaft prachtvoll aber ist die Koch kunst-Ausstellung ausgefallen. Hier haben unsere Helden in diesem Fache gezeigt, was sie zu schaffen vermögen und zwar alle die künstlichen Compositionen einzig und allein aus den einfachsten Dingen: Fett und Fleisch rc. Allgemein und wohlverdient ist daher auch das Lob, das diesem Theile der Ausstellung gezollt wird, welcher vor Allem der Damenwelt, die beute schon ein ganz ansehnliches Contingent von Besucherinnen stellte, enipfohlen sein mag, wie überhaupt die ganze Ausstellung, welche nur bis Donnerstag Abend andauert. proceß Kleinert. - r Leipzig, 26. Februar. Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde heute unter großem Andrangc des Publicums der Proceß des Or. )nr. Alfons Meiner! verhandelt, welcher von seinem Beginn an durch das, was darüber in die Oeffentlickkeit gedrungen, hier großes Aussehen hervorgerufen hat. Den Thatbestand der Anklage bilden die Vergehen des einfachen Bankerotts und des Betrugs. Der Angeklagte erscheint aus der Anklagebank in untadelhastem Gesellschastsanzug. Die Gesichts farbe deutet auf eine bestandene längere Unter suchungshaft hin. Er scheint sich in sehr gedrückter Gcmüthsstimmung zu befinden und verbirgt das Antlitz sehr oft durch Vorhalten des Taschen tuches. Neber seine persönlichen Verhältnisse vom Präsidenten, Gerichtsrath Rein, befragt, giebl der Angeklagte an, daß er am 3. Januar 1843 in Leipzig geboren worden, daselbst erzogen ist und die Schule besucht bat. Später absolvirte er das Gymnasium in Meißen und die Universi täten zu Heidelberg und Leipzig. Nach Schluß dieser Studien trat er 1868 in das väterliche Geschäft ein, verheirathete sich mit der Tochter des Schloßhauptmanns von Bunan in Wermsdorf und hat aus dieser Ehe zwei Kinder. (Bei Er wähnung dieser seiner Kinder scheint der Ange klagte sich der Traurigkeit seiner Lage vollkommen bewußt zu werden.) Nach dem deutsch-französischen Kriege erhielt er zur Auszeichnung für die während desselben im Dienste der freiwilligen Krankenpflege gezeigte patriotische Thätiakeit den sächsischen AlbrechtSorden und den preußischen Kronenordcn. Der erste Thcil der Anklage ist darauf gerichtet, daß der Angeklagte sich dringend verdächtig gemacht Kat, nach eingetretener Ueberschuldung der Firma Emil Meiner! hier, deren Theilhabcr er war, über großen Aufwand gemacht und dadurch die Gläubiger geschädigt zu haben. Der zweite Theil der An klage aber betrifft die Vorspiegelung falscher That- sachen, auf deren Grund der Angeklagte Andere zu Schaden gebracht hat. Diese Vorspiegelung Hut darin bestanden, daß er den Kansleuten Waruecke und Gündel in Hamburg, mit denen er m Ge schäftsverbindung gestanden, eine ursprünglich an geblich seiner Frau cedirtc Hypothek im Betrage von 75,000 Mark weiter cedirt hat, eine Hypothek, von der sich später heransstellte, daß die Psand- gläubiger, welche bi- zu einer bestimmten Höhe ein Anrecht auf diese Hypothek yatten, niemals mit der Cedirunq einverstanden gewesen war n. Zur Sache selbst wird theil» auS den Be fragungen des Angeklagten, theils durch den Prä sidenten aus den Acten Folgende« festgestellt. AlS der Angeklagte 1868 in da- Geschäft, dessen Handels artikel Düngemittel und Fleisckertract bildeten, eintrat, arbeitete dasselbe mit einem BetriebS- capitale von etwa 34,000 Thlr. T er Angeklagte brachte keine DermvgenScinlage mit; es wurden ibm von seinem Vater 4000 Tblr. als Antbeil qm GZchäftScapitale und außerdem 1000 Thlr. als Ausgleichung für die Frau gut geschrieben. Am 21. Juni vor. I. mußte die Firma „Emil Meinert" den Concurs anmelden und es ergab sich, daß 163,000 Mark Passiven und 136,000 Mark Aktiven vorhanden waren, so daß ein Deficit von 327,000 Mark bestand. Der Angeklagte hatte, wie er selbst zugicbt, in, Geschäft im Allgemeinen die Leitung des Cassenwesens, während der Vater und ein im Geschäft als Buchhalter angestellter Onke! die eigentlichen Waarenangelegenheiten leiteten. Der Angeklagte entnahm zu seinem Privatbedarfe all jährlich aus dem Geschäft bedeutende Summen. Diese Entnahmen betrugen im Jahre 1868 3452 Thaler. im Jahre 1869 5810 Thlr.. im Jahre l87v 8l6l Thlr., im Jahre 187l 8432 Thlr., im Jahre 1872 3.c,<K10 Mark, im Jahre 1873 39,807 Mark und sic stiegen im Jahre 1876 bis auf etwa 52,000 Mark, so daß bei Ausbruch des Con- curses im Juni 1877 die Gesammtsumme der Entnahmen auf 326,000 Mark sich be zifferten, der an Gegenleistungen her. Gutschrei bungen nur die Summe von 106,000 M^k gegen- überstanden, so daß der Ueberschuß der Entnähmen sich auf etwa 220,000 Mark beließ Der Präsident constatirte, daß außerdem der Angeklagte bei dem verstorbenen Professor Schuster ein bedeutendes Anlebeu contrahirt und die daraus erzielte Summe nicht in das Geschäft eingelegt hat. Der Angeklagte behauptet, daß diele Summe sich mit unter den vom Geschäft ihm zur Last ge schriebenen. Beträgen befinde. Zur Rechtfertigung der bedeutenden Entnahmen aus dem Geschäfte ausgesordert, .zieht der Angeklagte zunächst an, daß die entnommenen Beträge sich um die Summe von 4000 Mark minderten, da eine Wechsel forderung von dieser Höhe ihm doppelt an gerechnet sei. Seine Mutter, Besitzerin des Gutes Jmnitz, habe ihm eine Unterstützung von 60,000 Mark zugesickert, dieselbe sei aber nicht geschehen, da er die an ihn herantretenden Verpflichtungen aus andere Weise zu erfüllen gehofft habe. Er beruft sich zur Erklärung seines starken Geldbedarfs aus eine von ihm im Jahre >872 im Interesse des Geschäfts nach Norwegen unternommene Reise, um dort die Gewinnung und den Bezug des Fisch- Guanos an Ort und Stelle zu studiren, vermag aber nicht anzugcben, wie hoch sich die Reisekosten belaufen haben. Später habe er eine zweite Reise nach Norwegen unternommen, an welche sich die Gründung einer Guano-Jmport-Actien-Gesellschast in Hamburg knüpfte. Die meisten Ausgaben aber, etwa 30,000 Mark, will der Angeklagte durch die Vorbereitungen zur Nutzbarmachung einer Erfin dung gehabt haben, welche in der Einführung von coiffervirtem Fleisch aus Brasilien bestehen sollte. Der Präsident erklärte, daß, wenn man auch alle diese Ausgaben in Rücksicht ziehe, dann immer noch in den 10 Jahren von 1868—1877 vom Ange klagten 180,000 Mark aus dem Gesckäst entnom men worden seien. Es wurde weiter vom Präsidenten festgeftellt, daß zu Anfang des Jahres 1876 das gesammte, 1868 vorhanden gewesene Gcschästscapital bis auf einen sehr kleinen Theil ausgebraucht war und daß in den letzten Jahren der Geschäftsgewinn ein sehr geringfügiger war, ja daß 1875 und 1876 gar kein Gewinn mehr erzielt wurde. Der An geklagte hielt dagegen ein. daß die Fleischertract- cvnten immer noch einen beträchtlichen Gewinn ge liefert hätten und daß aus der oben gedachten Er findung ein Wiederaufblühen des Geschäfts zu hoffen gewesen wäre; der Präsident verblieb aber bei seiner Auffassung, daß man bei Beurtheilung der Lage eines Geschäfts nicht einzelne Conten her ausgreifen dürfe, sondern daß der Gesammtabschluß maßgebend sei und daß die Situation des Meinert'- schen Geschäfts von 1875 an als eine sehr bedenk liche habe angesehen werden müssen. In Bezug auf die vom Angeklagten vorgeführten CourSver- luste, welche er an bei dem Hause Waruecke in Hamburg deponirtcn Actien der Fisch-Guano-Actien- Gesellschaft erlitten, glaubte der Präsident ebenfalls bemerken zu sollen, daß diese CourSverluste nicht so erheblich waren, um jene Capitalverluste im Meinert'schcn Geschäfte zu erklären. Ueber die eigentliche Ursache des im Juni 1877 ausgebrochcnen Concurses befragt, erklärte der An geklagte, daß einige Häuser in Hamburg, mit denen die Firma M<:j„xrt Wechselcredit-Berhältniß ge standen. sallirt seien, wodurch die Firma einen Verlust von über 100,000 Mark erlitten habe (Sckluß folgt.) Oefferüliche Verhandlungen der Stadtverordneten «« »«. JO«««r 1878.*) (Auf Grund des Protokolls bearbeitet und mitqetheilt.) Anwesend: 49 Stadtverordnete, und am Tisch« deS Ratbes Herr Oberbürgermeister vr. Georg«, sonne die Herren Stadträthe Meckler, Heßler und Schars. *) Eingegangen bei der Redaction am 8. Fe bruar 1878.
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