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- Erscheinungsdatum
- 1878-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187802144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780214
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- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-02
- Tag 1878-02-14
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Monat
1878-02
-
Jahr
1878
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v.-rschiedenen nationalen and gesellschaftlichen Ele mente, die Rom einst überall, wo e» eben Gelegen heit gab Bekanntschaften zu machen, darbot. Auch meinem Gatten, dem kürzlich verstorbenen Advocaten Kranz Ludwig Siegel, schenkte Rom noch eine der angenehmsten Erinnerungen, und zwar durch den Empfang, den Baron Keudell ihm bereitete, nach- dem er chn erkannt hatte. Al» wir, wie ziemlick alle Deutsche zu thun pflegen, dem Baron unfern ersten Besuch «nackten, wußte der von so zahllosen Aufwartenden aller Nationen belagerte Mann selbstverständlich nicht, wen er im „Stadtrath Siegel aus Dresden", wie auf der Visitenkarte verzeichnet stand, vor sich habe. Einige zutreffende Aeußcrungen über deutscke und sächsische Politik mochten ihn wohl aufmerksam machen, denn er fixirte den Sprecher wiederholt; aber der Gcsprächston blieb dock höflich zurück haltend, wie es Fremden gegenüber nickt anders erwartet werden konnte. Mit cavalierer Liebenswürdigkeit machte uns Keudell hierauf den Borscklag, ibn auf das flache Dach des Palastes zu begleiten und einen Blick aus Rom und die Umgegend zu werfen. Verloren in das prachtvolle Panorama standen wir eine Weile dort oben, als Keudell fragte: „Sie waren schon früher einmal in Rom?" Da mein Mann die Frage überhörte, ergriff ich das Wort und sagte mit Absicht: „Ja, Excellenz, seit mein Mann die Constitutio nelle Zeitung aufhören ließ, reisen wir viel." Da wandte sich der Baron, der schon im Herab steigen begriffe«« war, rasch nack meinem Manne um, faßte ihn herzlick bei den Händen und ries mit großer Lebhaftigkeit: „Sie sind der Siegel von der Constitutionellen Zeitung in Dresden? O das hätten Sie gleich sagen müssen; das freut mich doch ausrichtig, daß Sie mir Ihre persönliche Be kanntschaft gönnen!" — Wir mußten in das Audienzzimmer wieder mit cintreten, der Baron reichte meinem Manne echte Havanna, mir Ciga retten, die Herren rauchten gemüthlich und es be gann nun ein ganz anderer Gesprächston, ein animirter vertraulicher. Viele interessante Gegen stände. den politischen Zeitenlauf und seine hervor ragendsten Erscheinungen in den letzten Jahrzehnten betreffend, Cavour, die Jahre 1868, 1870, die neuesten politischen Strömungen in Sachsen und Anderes mehr wurden durchgcsprochen, treffende Bemerkungen gab es die Fülle, und «vir erkannten mit freudiger Bewunderung die hohe Bedeutung dieses Staatsmannes, der auf einen der schwierig sten Außenposten deS deutsch.«« Reiches gestellt ist. Dann fragte er uns, wie «vir die Stimmung, die Gesinnungen gegen die Regierung im Süden Ita lien«. in Neapel und auf den Inseln gefunden hätten, sprach mit Anerkennung und Wärme von Victor Emanuel und gab uns interessante Ausschlüsse über die Camorra und Maffia, denen jetzt so energisch eutgegengcwirkt werde. Dagegen ließ er auch vwmes Manne« Behauptung vollständig gelten, dag im italienischen Volke das Rechts- b c w u ß t s e i n noch lange nicht genügend entwickelt sei und stimmte bei, als derselbe eine Bemerkung, die ich in Neapel gemacht hatte, wieder holte, daß es mir nämlich scheine, als verehre ein großer Theil des italienischen Volkes noch immer seinen alten heidnischen Merkur, den Beschützer der Künstler, der Kaufleute und der — Diebe, womit ja auch der Grundsatz der alten Welt in engster Verbindung gestanden habe, daß Demjenigen sogar Ehre gebühre, der es schlau zu machen wisse nnd der sich nicht erwischen lasse. Gestand doch „Pun- golo", die liberalste Zeitung Neapels, ganz ehrlich: „Die Camorra steckt uns im Blute!" Höchst werthvoll für meinen Mann war dir Anerkennung aus solchem Munde, welche den Zielen, Kämpfen und Leistungen der „Constitu- tlonellen Zeitung" gespendet wurde, und welche in den Worten Keudell'« gipfelte: „Ihr politisches Programin hat aber auch den schönsten Triumph gefeiert, cS war eine Voraussagung, die glänzend in Erfüllung gegangen ist. Sie könnten sich mit vollster Gcnugthuung aus der Arena des Kampfes zurückzichen." Als wir uns verabschiedeten, sprach er die Hoff nung auf unser längeres Veriveilen in Rom aus und fragte nach dem Hotel, welches wir bewohnten. An einem der nächsten Tage, als wir vom Pranro heimkehrten, fanden wir die Visitenkarten deS Botschafters und seiner Gemablin vor. Sehr gegründet war der Aerger des römischen Correspondcnten deS Pariser „Figaro", welcher gelegentlich der Leichenfeier Victor Emanuel's schrieb, Frankreich verstehe es nicht, glänzend zu reprä- sentiren, Deutschland wisse, was in „diesen« Lande der Jnscenirnng und de« Scheins" eine imponircnde Repräsentation zu bedeuten habe. Ueberall, bei allen feierlichen und wichtigen Ge legenheiten, erblicke man die hervorragende Er scheinung des deutschen Botschafters in un mittelbarer Nähe des Königs, und stets in Uniform. Das fällt auf, wie die stattliche Per sönlichkeit schon von selbst angenehm auffallen muß. Das Volk fragt: „Wer «st der da dicht bei'm König, der in der fremden Uniform?" ^I/LwbLSÜLckvre ckella Ovrm»n«L'.^ tönt es zurück, und die Augen der Umstehenden heften sich neu gierig auf den deutschen Botschafter. „Wer hat den Kranz mit dem farbigen Bande aus die Stufen des Katafalks gelegt?" fragte das Volk, als es jetzt zu Tausenden der ausgestellten Leiche des Königs un Quirinal die letzte Ehre erwies. „I/ambL^«»- ckorv ckell» Vermania!" flüsterten die Kundigen, und Alle betrachteten den Kranz noch einmal und mit dankbarer Anerkennung der zarten Aufmerk samkeit. Wer fragte vor 20 Jahren, alS ick die ewige Stadt zum ersten Male besuchte, nack Deutschland und seiner Vertretung? Man fragte: Wo liegt Deutschland? Was ist Deutschland? und verwech selte Oesterreich damit und wunderte sich, daß Frankreich in Deutschland Nicht- mehr zu befehlen habe! Das vioruale cll Koma nannte Deutschland „un passe cksserto" (ein wüste- Land), worin die katholischen Missionaire mühsam umkerreisten, um die alleinseligmachende Kirche auSzubreiten Und jetzt ist 6eimuu««L wohlbekannt, hoch geachtet und in Aller Munde. Leipziger Tageskaleuder 1878. I. Manat -auuar (Fortsetzung aus Nr. -10.) 17. Generalversammlung des ZwcigvereinS der Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung im Vereins local ; Vorlage des Rechenschaftsberichtes und des Bud gets; Vorstandswahlen. (Bericht siehe Tageblatt vom 18. d. Mts.). 18. Feier des Jahrestages der Wiederherstellung des deutschen Kaiserthums durch ein seitens der Ge meinnützigen Gesellschaft veranstaltetes Festmahl im Schützenhause. (Bericht darüber siebe Tageblatt vom 20. d. Mts.). — Eintritt von Hochwasser auf der Westseite der Stadt. IS. Bekanntmachung des Rathes (veröffentlicht im Tageblatt am 25. d. Mts.) ordnet unverzügliches Raupen der. Bäume, Sträucber und Hecken in den Gärten und Anlagen der Stadt an. — Desgl. die kaiserl. Oberpostdirection (veröffentlicht im Tageblatt am 23. d. Mts.) führt versuchsweise ein Abholen der Packele aus den Wohnungen der Absender durch die Postpacketausträger ein. — Die Leipziger Zeitung ver öffentlicht die Ernennung des Bezirksgenchtsasseffors Bartsch zum wirklichen Gericbtsratb, sowie die Er nennung des Bezirksgerichtsassessors tu. Morgen stern und des Hülfsarbeiters beim ApellationSgericbl Assessors Hoffmann zu cbarakterisirten Gerichts- räthen. — Publikation eines letztinstanzlichen Erkennt nisses des Oberappcllationsaerichts zu Dresden in Sachen des hiesigen Stadlraths gegen Tbeaterdirector Haase, die Streitfrage der elektrischen Sonne b^ treffend; diese vom Stadtratb als Theaterinventar be anspruchte Maschinerie wird durch den Unheils spruch endgültig dem Direktor Haase als Eigenthum zuge- sprachen. 21. Benedixfeicr im Neuen Theater; Enthüllung einer Büste von Benedix im Fover des Theaters, Festvorstellung am Abend durch Aufführung zweier Lustspiele. (Bericht siebe Tageblatt am 22. d. Mts.). — Den ganzen Tag über wieder viel Regen, NacktS heftiger Sturm. 22. Ankunft Sr. Maj. des Königs und Sr. tgl. Hoheit deS Prinzen Georg; Besuch der an der WaisenhauSstraße neucrrickteten Universitätsgebäude (des Trier'scken Instituts, des Botanischen Gartens rc.) sowie der neucrbauten Caserne bei Möckern. — Aber malige Durchreise Sr. kaiserl. Hoheit des deutschen Kronprinzen (aus Imlien zurückkekrcnd, siehe den 12. d. Mts.). — Zustimmung der Zweiten Kammer zu dein von der Regierung ausgestellten Budget der Universität: dabei Annahme eines Antrages auf bal dige Vorlage eines Gesetzes über eine gesetzliche Re gelung der Verhältnisse der Universität. (Bericht über die betreffende Kammerdebatte siehe Tageblatt vom 23. d. Mts.). — Privatmann Carl Fried. Äug. Reyher, Veteran aus den Befreiungskriegen und früher be kannter Mechaniker, stirbt. 2L. Jagdausjlua Sr. Maj. des Königs und Sr. töttlgl. Hoheit des Prinzen Georg nach dem Ehren- berger Revier. — Sitzung des Stadtverordnetencolle- giumS; Debatten über den westlichen Bebauungsplan; die Vorlagen deS Rathes darüber werden an den Ausschuß zurückvcrwiesen; Zustimmung zu einstwei liger Fondauer deS Pachtvertrages über den Leipziger Anzeiger in seiner Verbindung mit dem Leipziger Tageblatt. — Zn den Mittagsstunden l-estiges Un wetter und Orkan. 24. IaqdauSflug Sr. Maj. des Königs und Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg nach Naunhof; hierauf Rückkehr Beider nach Dresden. 2.». Gemeinschaftliche Versammlung der Gemein nützigen Gesellschaft, des Städtischen Vereins und der Bezirtsvereinc im ScbützenkauS: Vortrag des Reicbs- und Landtagsabgeordneten, Vicebürgermeisters l»r. Stephani über die Re«chsjuslizgesetze und deren be vorstehende Einführung in Sachsen. (Ausführlichen Bericht über die Versammlung siehe Tageblatt vom 27. d. Mts.). — Fünfzigjähriges Doctorjubiläum des vr. Karl Hermann Müller. — Wintcrfestconcert des akadem. Gesangvereins Arion in der Buchhändlerbörse. (Bericht darüber siehe Tageblatt vom 27. d. Mts.). — Generalabrechnung des Bescbcernngscomitö für die Kinder würdiger Armen im Ganzen über die Summe von 8138 .4! 1 (veröffentlicht im Tageblatt am 27. d. Mts.). — Zweiter Narrenabend der Carnevals- aesellschast in der Ccntralhalle. (Bericht siche ebenfalls Tageblatt vom 27. d. Mls.). — Durchreise des Her zogs Ernst von Sachsen-Altenburg. — Skan dalöse Auftritte im Neuen Tbeater bei Aufführung der Oper HanS Heiling. 2V. Bctanntmacbung des Rathes (veröffentlicht im Tageblatt an« 28. d. Mts.) bestimmt Stadtrath Scbleißn er zum Vorsteher des Städtischen Eichamtes. — Bekanntmachung des Ki«chcnvorstandes der Nicolai- parochie (veröffentlicht im Tageblatt am 27.d.Mts.), die Namensliste der Mitglieder desselben enthaltend. — Ge heimer Mcdicinalrath Prof. I)r. Ernst HeinrichWe der, Senior des Profefforencollegiums und der mediciniscben Facultät an hiesiger Universität, berühmter Anatom und Phvsiolog, Ehrenbürger der Stadt Leipzig rc. stirbt in dem hoben Alter von 83 Jahren, (kurzen Nekrolog desselben siehe Tageblatt vom 30. d. Mts.). 27. Generalversammlung des Landesverbandes der Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung im Local des hiesigen Zweigvereins; Geschäfts und Rechenschaftsbericht; Berichte aus den Zweigvercinen; Wahlen. (Berichte siebe Tageblatt vom 29. d. Mts.). 28. Wiederholte Berathung der Zweiten Kammer über die Gesetzvorlage, die theilweise Aufhebung- der akadem. Gerichtsbarkeit betreffend, bleibt im Wesent lichen bei den früheren Beschlüssen, namentlich in Aufrecbtbaltiing von tz. 2 stehen (siebe d. 8. d. Mts.). — Publikation eines Auszuges aus den Protokollen der Ratbsplenarsitzuugen vom 24. und 25. November vor. Zakres im Tageblatt: in ersterer Sitzung Nieder setzung eines Ausschusses zur Beschaffung von Woh nungen für die Mitglieder des Reichsgerichts. — Ver sammlung der Gemeinnützigen Gesellschaft in der Ccntralhalle; Vortrag von Prof. 1>r. Arndt über Preußen im Jahre 1806; Neuwahl deS Vorstandes. (Bericht siebe Tageblatt vom 30. d. MtsR — General versammlung des Vereins Leipziger Buchhändler in der Bncbbändlerbörse; Geschäfts und Rechenschafts bericht; Wahlen; Beschluß über eine projectirte Re form der bisherigen Abrechnungsweise. — Zehnjährige Erinnerungsfeier der Eröffnung des Neuen Theaters durch wiederholte Vorführung der damaligen Feftvor- stellung. (Bericht siehe Tageblatt vom 30. d. Mts ). — Abermalige Durchreise de- Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg. 2V. Feierlick'es Leicbenbegängniß des Medicinal- rathes Prof. Vr.E.H. Weber (siehe den 2«. d. Mts.). SV. Einstimmige Zustimmung der Zwei ten Kammer zu der Errichtung erneSStaats- gvmnasiums in Leipzig. — Bekanntmachung des Ratbcü (veröffentlicht im Tageblatt am l. Februar) über die Ausfüllung der Lohnlisten behufs Aufstellung der Einkommensteuer. — Desgl. (ebenfalls veröffent licht im Tageblatt am 1. Februar) erinnert an Ab führung deS l. Termins der Grundsteuer. — Sitzung des Stadtverordnetencollegiums: Zustimmung zu der Verlegung der unteren Claffen der Nicolaischule in das alte Johannishospital. — Generalversammlung des Hausftauenveretns (Abth.Jda Barber) im Schützen- Haus; Schlußberatbung über Statutenänderung; An nabme der Firma „Erster Leipziger Hausfrauenverein": Wahlen. (Bericht siebe Tageblatt vom 31. d. Mts.). ZI. Einweisung des Gericbtsratbes Bartsch in das Richtercollegium des hiesigen Bezirksgerichtes. — Die Leipziger Zeitung meldet die Ernennung des Privatdocenten l)r. Göring zum außerordentlichen Professor der Philosophie. — Versammlung des Süd- vorstädtischen Bezirksvereins im Siebenmännerbaus; Zustimmung zu der Ratksvorlage über den südwest lichen Bebauungsplan. (Bericht siehe Tageblatt vom 2. Februar). — Bekanntmachung des Rathes (ver öffentlicht im Tageblatt am 3. Februar), die Erhöhung des Schulgeldes für die 3 untersten Claffen der ködern Mädchenschule betreffend. Nachtrag. * Leipzig, 13. Februar. Der englischen Re' gicrung ist cs nickt gelungen, die erforderliche Zu stimmung der Pforte zur Einfahrt in die Dardanellen zu erlangen. Die Pforte ,neidet bereits im Voraus ihren Protest gegen den ver tragswidrigen Sckritt an, den England vor hat, und schiebt diesen, die alleinige Verantwortung für die etwaigen Folgen zu. Nickt» desto weniger hält die englische Regierung, nachdem sie sich davon überzeugt zu bähen scheint, daß sie auf keine ge waltsamen Hindernisse stoßen werde, an ihrer Absicht fest, ihre Flotte die Meerenge passiren zu lassen. Sic erklärte, daß sie hoffe, dem englischen Parlament schon am Donnerstag die Ankunft der Flotte vor Konstantinopel machen zu können. Es ist eine grausame Ironie, daß England selbst mit der Zerreißung des Pariser Vertrags vorangeht und in den von ihm selbst mit geschlossenen und geheiligten Bezirk der Dar danellen einhricht — während Frankreich und Italien vorläufig noch Bedenken tragen, sich unter solchen Umständen dem etwaS abenteuerlichen Ausfluge anzuschließen. Auch Oesterreich hält sich vorsichtig zurück, und so lange dieses zum Dreilaiserbunde steht, ist die Gefahr eines europäischen Krieges noch fern. Dies ist auch die Auffassung der leitenden Kreise in Berlin. Es wird bestätigt, daß der deutsche Kaiser beim Enipsange des Reichstagspräsidiums der bestimmten Hoffnung aus die Erhaltung de» Friedens trotz des Ernstes der augenblicklichen Lage Ausdruck gegeben. Auch aus Frankreich wird gemeldet, daß die dortige Presse fast einmüthig England vom Kriege abräth und der Erhaltung des Weltfriedens dringend daS Wort redet. Eng land ist isolirt und wird cs offenbar auch bleiben; darum «vird es trotz der Klemme, in sdic es sich verrannt hat und trotz des Fiascos, das ihm droht, schwerlich zum Schwerte greifen, und für den Widerstand gegen etwaige russische Uebergriffe werden die Verbündeten des Czaren selbst sorgen. Darauf gründen sich unsere Hoffnungen aus eine friedliche und befriedigende Lösung der Orient wirren. — Aus Wien, 12. Februar, meldet man der "K. Ztg ": Graf Andraffy betrachtet Gortscbakoff's Note nicht als Rußlands letztes Wort bezüglich deS Congresses und setzt die diplomatischen Ver handlungen mit Rußland fort. Obschon KrieaSbe- fürchtungen an der Börse «vie in politischen Kreisen allgemein verbreitet Iind, giebt dock« ein angesehener Theil hieMer Politiker die Hoffnung nicht auf, daß Rußland sich der Billigkeit der österreichischen Forderung nicht verschließen werde. Da die Pforte den nachgesuchten Ferman zum Passiren der Dardanellen verweigerte, crtheilte Oesterreich wie Frankreich dem nach Konstantinopel beorderten Theile VeS Mittelmeeracschwaders Gegen befehl. — Wie officiös angedeutet wirb, ist die Beant wortung der Interpellation Über die auswär tige Politik im Reichstage jedenfalls in dem Moment zu erwarten, welcher den Interessen der deutschen Politik am besten entspricht. Anderen Berichten entgegen erfährt die „Tribüne" zuver lässig, daß die Beantwortung der Interpellation durch den Fürsten Bismarck persönlich erfolgen und daher bis zu dessen Rückkehr vertagt bleiben wird. — In den Verhandlungen der BundeSrathSaus- scbüsse über die Stellv ertre tung «vor läge hat sich eine absolut ablehnende Strömung gegen die Vorlage nicht bemerkbar gemacht und richten sich die cinandergeaenübcrstehenden Wünsche jetzt darauf, ob — eine Ansicht, die namentlich Bayern vertritt — ein einziger Stellvertreter des Reichskanzler-, also ein Bicekanzler, oder von Fall zu Kall ein beliebige« BundesrathSmitglied für die Stellvertretung be rufen werdlm soll. Für die Abänderung der Ver fassung durch die Vorlage wird die Thronrede an gezogen. welche das jetzige Berhältniß als eine Lücke «n der Verfassung bezeichnet. Man glaubt übrigens an eine persönliche Theilnahme de- Fürsten Bis marck in den weiteren Stadien der Berathung über die Stellvertretungsvorlage. — Das italienische Ministerium hat Verord nungen bezüglich der strengsten Beobachtung des Garantiegesetzes erlassen. Die die Papstwahl betreffenden Artikel des Gesetzes, welche jetzt in Anwendung kommen sollen, lauten folgendermaßen: An. K. Während der Zeit der Erledigung be helligen Stuhle- darf keine gerichtliche oder politische Autorität, unter welchem Vorwände immer, die persön lich« Freiheit der E(lrdinLle behindern oder beschränken. Die Regierung wird Vorsorge treffen, daß die Ver sammlungen de- Eonclav« oder der ökumenisch« Concilien durch keine äußere Gewalt gestört werde». Art. 7. Kein öffentlicher Beamter oder Agent der öffentlichen Gewalt dark, um Handlungen seine» Amtes zu vollziehen, eindringen in die Paläste oder Oertlicbkeiten, welche die gewöhnliche Residenz oder den vorübergehenden Aufenthalt des Papstes bilden oder in welchen sich ein Eoiiclave oder e»n ökumeni sches Concil versammelt findet, wenn er nickt hier>u ausdrücklich vom Papste, dem Conclave oder de» Concil autorisirt ist. (I Leipzig, 13. Februar. Mit Eintritt de» Jahres l877 führte bekanntlich die königliche Amt»- hauptmannschaft ein neue» Tanzregulativ für den hiesigen Bezirk ein, welche» die Interessen aller tanzberecbtiaten Wirthe auf das Tiefste berührte. Die diesem Gewerbebetrieb« darin auferlegten außer ordentlichen Beschränkungen veranlaßtcn nun später eine große Anzahl tanzbercchticzter Wirthe, eiae Eingabe an das königl. Ministerium de- Innern p» richten, inhalts deren um Erweiterung der BefuaaHe zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken gebeten wurden Hieraus ist jedoch und jedenfalls wider Erwarten der betreffenden Antragsteller abfällige Entschließung gefaßt worden und nimmt demzufolge die obengenannte Behörde Veranlassung, Die- d« Ortsbebördcn zur Kenntniß zu bringen und den selben die stricte Durchführung de- für den diesig« Bezirk s. Z. ausgestellten Tanzregulativs einzu schärfen und denselben namentlich auch die Ver hütung aller Umgehungen des gedachten Regulativs zur Pflicht zu machen. * Leipzig, 13. Februar. Das „Sächs. Wchbl." bringt heute folgende Bemerkungen über das Musikmachen von Blinden im Umher ziehen. Es wird daran erinnert, daß nach ausdrücklicher wiederholter Anordnung des königl. Ministerium« des Innern mit der Erlaudnißcrth«- lung zum Musikmachen im Umhcrziehen, wie schon überhaupt bei allen darum nachsuchendeu Per son«,, so ganz besonders Blinden gegenüber in deren eigenem Interesse, möglichst vorsichtig verfahren werden soll, weil die Ausübung dief^ Gewerbebetriebs erfahrungsmäßig nicht bloS sehr belästigend für das Publicum wirkt, sondern auch die damit verbundene Lebensweise die Producentm selbst häufig zu Ausschreitungen und Unsittlichkeit« verführt. Aus dem gedachten Grunde und ivegm der durch einen derartigen Broderwerb er schwerten fürsorglichen Beaufsichtigung sollen zugleich diejenigen vorinaligen Zöglinge der Landes-Blindeu- anstalt, welche in derselben zu größerer oder geringerer Erwerbsfähigkeit gelangt sind, dennoch aber aus- schlicßend einem musikalischen Gewerbe nachgeh« und, ihre Heimathsorte verlassend, umherschweif«, von jeder Unterstützung aus dem Fonds für ent lassene Blinde ausgeschlossen werden. Blinde, welche bei der hiesigen königl. Kreishauptmannschaft um Ertheilung ober Ervcueruug eines Gewerbelcgiti- mationsschems zum Musikiliachcn im Umherzieh« einkommen, haben sich demgemäß in der Regel eines abweisenden Bescheids zu gewärtigen. Es ist jedoch vorauszusetzcn, daß, insoweit Blinde wegen gänzlich mangelnder oder nicht vollständiger Erwerbsfähig keit Unterstützung bedürfen, die zur Gewährung derselben verpflichteten Ortsarmenverbände gehörig ihre Schuldigkeit thun, damit jene nicht aus Noth etwa gezwungen sind, die Privatmildthätigkeit bettelnd in Anspruch zu nehmen. — Der Privatdocent der Philosophie vr. jEil- hard Wicdemann in Leipzig ist rum außeror dentlichen Professor in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. —>- Leipzig, l3. Februar. Bei T O. Weigel kommt in sechs Wochen (vom 25. März ab) die hintcrlassene Bibliothek des verstorbenen Ober lehrers vr. pbil. Hermann Pompper, eines her vorragenden Botanikers, zur Versteigerung, eine Büchersammlung, als schöne Frucht vieljähriger Mühe und Geldopfer, bei 3000 Nummern ^ähl«d. V—8. Leipzig, 13. Februar. Da der Deutsche Frübelverbanv bereits in vielen Städten unseres Vaterlandes Zweiavereine besitzt, die in Ein tracht ru einem Ziele (d. h. die Sache Fröbel's zu fördern) Zusammenwirken, und Leipzig, welche- za immer alles für die Menschheit Segensreiche gern fördert, einen solchen Verein noch nicht in fernen Mauern barg, so fr«t es unS, nnttheilen zu können, daß gestern die ersten Schritte zur Grün dung eines Fröbelvereins geschehen sind. In dem von Fräulein A. Hartmann geleitet« Seminarfür Lehrerinnen und Kindergärtnerinn« waren gestern eine Anzahl Damen und Herr« ver sammelt, welche nach kurzer Debatte als Eomit» für die Constituirung eines Leipziger Frvbel« Vereins zusammentratcn. Es wurde dabei be schlossen, daß sich dieses Comits noch verstärk« und daß es sobald wie möglich im Leipziger Tage blatt einen Ausruf erlassen solle, welcher über Zw«k und Ziel eines solchen Vereines daS Nöthige sage Als Termin für die zu berufende constituireude Versammlung wurde der 4. März in Aussicht ge nommen. Ort und Tageszeit für dieselbe soll« später bestimmt werden. Der „Fröbelverband", von dem der neu ru gründende Verein «ein Glied sein wird, hat den Zweck, ein gemeinsames Wirk« für die Idee Fröbel's anzubahnen, alle wahr« Verehrer Fröbel's näher an einander zu schließ« und etwaige Reformen mit vereinten Kräfte» aus zuführen. Der Verfasser dieser Zeilen, welcher viel mit Fröbel verkehrt hat, ist glücklich darüber, daß demselben auch in Leipzig durch ein neue» Denkmal (Gründung eine-Fröbelvereins) die ver diente Hochachtung und Verehrung dargedracht werden soll. Möge die Theilnahme am Werke eiue recht zahlreiche sein! — Der vorgestrige Abend im Club der Kos« mophilen bot uns Gelegenheit, eine deutsche Dame, welche auf ihr« vielen Reis« auch m Portugal eine Reihe von Jahren zugebracht, die Schilderung eine- AuSfluas nach dem Luftschloss« Eintra bei Lissabv» au» ihrem Tagebuche vor- trag« zu hör« Ihre lebhafte poetische Dar-
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