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X V, Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrdacti»» ««» TeptZUto» JohanmSgaff« 33. Verantwortlicher Rrdacteor Fr. Hüttner in ««»dnitz. SprechsMnd« d. Redaktion ivonmna,« »VN 1t—» Udk Nach«M»^ »va « —d Nb«. , Annahme der für die nächst es iolaenbc Nummer bestimmten ' Inserate an Wochrutagen bis »Uhr Nachmittags, an Lon». md Festtagen früh bis '/,v Uhr. Z» ki'Filiale« s»e Jas. 7t»aahar: Otto Klemm, UniversträtSstr. 22, LoutS Lösche, Katharinenstr. l S.p. nur bis Uhr. MMr Sagclilall Anzeiger. OiM für Politik, Loralgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «,»»,- >4.45,». Ttommneikeprrt» viertclj. mcl. Brinbrrtohn s Ml., durch di« Pvst bezogen « Litt. Jede einzeln« Stimmer 30 Pf. Vtltgexcmvlar lv Pf Geduyrrn für Extrabeilagen ohne Posttxsürtrrung 3V Mk. mit Posttxsördcrung 4» Ml. Zastrale taefp. BouraroiSz. 2« Pf. frühere «christeu laut unserem Pre,sv«rz«ichi»ß. — Tabellanlcher Say nach höherem Tarif. 8«llck»en unter »rm tledaetlmofirtch dir Lpallzrilr iS Pf. Inserate sind sictS an d. erptdttton z» senden — Rabatt wird nicht gegeben IahliNiq praeauwarauSa oder durch Postvvrschuß. 187. Mittwoch den 5. Juli 187k. Bekanntmachung. Heute ist von onS Herr LLinzx«» M»x HS»otd»n»eI»Z»1«t1 alS zweiter Tt«dtschsretber verpflichtet worben. Leipzig, den 3. Juli 1876. Der sr«th der St«-t -eipztg. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. dem- Die zu AuSführuna des zu dem künftigen fiskalischen Iustizaebäude hiersekbst gehörigen, nächst in Angriff zu nehmenden Landgerichtsgebäudes nebst Zubeyörungen erforderlichen Erd» «»d Ma«rer»Arbeite« ausschließlich der Materialien-Anlieferung sollen unter Borbehalt der Wakl unter den Concurrenten auf dem Wege der Submission verdungen werden. Diejenigen Baugewerken, welche diese Arbeiten zu übernehmen gesonnen find, werden daher hierdurch veranlaßt, ihre PreiSsorderungen unterschrieben und versiegelt mit der Aufschrift: „Offerte auf Erd- und Maurerarbeiten zum Bau deS LandgerichtSgebäudeS" portofrei spätestens biS Do«»»rsta- de» LS. Juli L87S an die milunterzeichnete königl. Bauverwalterei, bei welcher auch die bezüglichen BlanketS zu er halten und die näheren Bedingungen einzusehcn sind, einzusenden Leipzigs den 4. Juli 1876. KS«igl. Landbauuwt. Königl. Bauverwalterei. Museum für Völkerkunde. XL Wie die „Rheinische Missions-Gesellschaft in Barmen" zu wiederholten Malen ihr lebhaftes Interesse an unserem im Dienste der Völkerkunde stehenden Institute an den Tag gelegt hat, thcils durch seltene und «ertbvolle Geschenke ethnogra phischer Gegenstände, thcilS dadurch, daß sie ihre Sendboten in den fernen Erdtdeilen, so auf den Inseln des ostindischen Archipels wie im südlichen Afrika beauftragt hat, für das „Museum für Völkerkunde" in Leipzig zu sammeln, so ist auch unser heimische- Missionshaus nicht hinter der Lchwcsteranstalt zurückgeblieben. So erhielt bereits früher unser Museuni von dem Direktor der kiesigen Missionsanstalt, Herrn Hardeland, das Modell einer Pagode von Trichinopoli, im südlichen Ostindien in der Prä sidentschaft Madras gelegen, höchst zierlich aus Pflanzenwerk gearbeitet, welche- sowohl durch die 'große Kunstfertigkeit der Darstellung, wie durch den reizenden Anblick, welchen daS kleine Bauwerk gewährt, die Aufmerksamkeit und Bewunderung der Besucher in nicht geringem Grade auf sich lenkt. Gegenwärtig bat nun unser Missionshaus ein an deres ihm gehörendes Stück von noch ungleich höherem Werthe dem Museum zur Ausstellung über geben, bestehend in einem rothseideuen.prachtvollac- stickten .Hos-"itüme, welches seinerzeit die Franzosen bei Erstürmu.g und der daraus folgenden Plün derung des Sommerpalastes Auen - ming - yuen des Kaisers von China, bei Peking gelegen, hatten mitgehen heißen, von welcher That sich auch noch andere Zeugen in unserer Stadt befinden. Wir werden uns später in einem besonderen Artikel erlauben, auf dieses Lustschloß Sr. kaiserlich chinesischen Majestät, daS des Eigenartigen und Interessanten außerordentlich viel auszuweisen hat, wie auch die Plünderung durch die Franzosen der beachtenswertsten Momente die Hülle und Fülle darbietet, zurückzukommcn, gegenwärtig möge eS uns dagegen vergönnt sein, bei den zahlreichen Gegenständen, welche daS Museum gerade auf dem Gebiete der chinesischen Industrie aufzuweisen hat. einen Blick aus daS Kunstgewerbe des himm- . tischen Reiches zu wenden. Die Erzeugnisse deS chinesischen Gewcrbeflcißes versetzen unS, aus welchem Gebiete eS auch sein mag, in eine durchaus neue Welt, die mit unseren Anschauungen, unseren Gefühlen, wie mit unseren Gewohnheiten nichts gemein hat und daber wohl unsere Neugierde hcraussordcrt, unseren Geschmack reizt, aber nur höchst selten eine ästhetische Be friedigung gewährt. Und haben wir endlich einen Gegenstand gesunden, dem wir unsere Anerkennung nicstt versagen können, so steht er wiederum so außer allem Connex mit unserem Stylgcsübl, daß er bei unseren Schöpfungen nie eine organische Verwendung wird finden können. In technischer, materieller und wohl auch hier und da in for meller Beziehung bietet das chinesische Kunst- gewerbc manche» Anregende, allein kein einziger Gegenstand wird alS solcher unter unseren In- dustrieerzeuqniffen sich einbürgern können und auf dieselben Einfluß haben, als mechanische Copie, aber, wozu er allein tauglich ist, wird er stets den Eindruck des absichtlich Gemachten und Affec- <t,rten Hervorbringen, nicht aber des natürlich Gewordenen. Wohl nicht ganz Unrecht hat Friedrich Pccbt, wenn er als Eindruck, welchen daS ganze chinesische Wesen in seiner eigentbümlichen Mischung von Hanswursterei und Pfiffigkeit, von burleskem, groteskem und eigensinnig grausamem Gebühren macht, den der „Gemeinheit" bezeichnet. Es ist. sagt er. eine offenbar vor langer Zeit in Folge irgend welcher religiöser oder politischer Einrich tungen erstarrte Cultnr, der in allen ikren Tbeilcn bis aus daS letzte Ornament herunter bas Be wußtsein ihrer früheren Bestimmung abhanden gekommen ist, und die es jetzt nur noch mechanisch, aber mit jener unglaublichen technischen Fertigkeit und Phantasielosiakeit nachmacht, wie sie nur eine tausendjährige Hebung erzeugen kann. Denn wenn man daS Unsinnigste tausend Jahre lang immer gleich erzeugt, so oekönimt eS unfehlbar Styl, da dann nothwendig alle Anstrengungen daraus Hin zielen, es auf die kürzeste, sicherste und charakteri stischste vollkommenste Art hervorzubringen, was eben Styl ist. Alles setzt sich dabei nach und nach ins Gleich gewicht, bekommt einen so auSgebildeten Rhythmus, wie er sonst nur sehr schwer zu erfinden ist. Die chinesische Ornamentik spricht aber nicht nur den VolkScharakter aus, sondern mischt auch eine Masse ornamentaler Motive verschiedener Völker und Materiale ganz unorganisch unter einander, oder vielmehr, sie läßt dieselben wie bei einer Ueberschwemmung Thicre und Menschen, HauS- und Feldaeräthe, Betten und Vogelkäfige in der Fluth neben einander treiben, so in den Wogen einer gewissen coloristischen Harmonie sich zu einem höchst eigenthümlichen Potpourri vereinigen. Das Museuni für Völkerkunde bietet gerade in dieser Beziehung ein reiches Material zur Beobachtung und zum Studium, worunter sich aber auch, was nicht verschwiegen werden darf, ganz reizende Sachen befinden, wie sie nur die Ausdauer und Unermüdlichkeit eines Chinesen Herstellen kann. Während in unserer Kunst, namentlich in der Architektur und was mit dieser im Zusammen hänge steht, so die Ornamentik, die Symmetrie die erste Grundbedingung ist, wird sie in den chinesischen Erzeugnissen ganz geflissentlich ge mieden. ES ist der Eigensinn, sägt Jacob Falke, der hier zum Princip gemacht ist, das Ueber- raschende, das Unerwartete, Alle«, was aus der Art schlägt. Allein bei allen diesen Nachtheilen muß man andererseits auch wiederum den hohen Werth aller dieser Arbeiten anerkennen, wenn derselbe auch in anderer Zeit an den modernen Erzeug nissen ganz bedeutend abgenommen hat, indem dieselben ungleich weniger sauber hcrgestellt sind als die alten, man vergleiche nur die Zellen- schmclzgefäßc von beute mit denen von sonst. Ein besonderer Vorzug, der sich in den chinesischen Gegenstände« bemerkbar macht, sind die Farben effecte, in welche« die heterogensten Gegensätze harmonisch vereinigt sind, eine Kunst, in der wir Europäer den Chinesen gegenüber noch gewaltige Stümper sind. Dasjenige, waS unter den Arbeiten Chinas für unser Auge vielleicht den meisten Reiz hat, daS sind die Seidenstoffe. Nicht als ob sic mit Gold und Farbencontrasten blendeten, denn sie sind im Gegentheil sehr bescheiden in der Ornamentation, aber sie geben z. B. in Roth und Bläu Karben von so tiefer, gesättigter Kraft oder in blaffen Tinten so zarte und eigenthümliche Töne, daß die Wirkung eine überaus wohlthuende ist. Auch die Stickereien, insbesondere die mit verschiedenartigem Golde, obwohl in der Zeichnung meist sehr barock und üppig, wie in dem oben erwähnten Hof- costüme besonders bemerkbar ist, fesseln durch ihren Effect und ihre bewundernswürdige Aus führung. Jenes Gewand, aus rothem AtlaS mit reicher Gold« und Seidenstickerei, ist doch von einer ganz eminenten Wirkung, wie reich an Ab« sonderlicbkeiten auch die Ornamentirung ist. Nicht aus gleicher Stufe der Güte und Vor züglichkeit stehen mit den chinesischen Seiden stoffen uud Stickereien die Lackarbeiten dieses Volkes Wenn dieselben auch unsere europäischen Lackwaaren weit übertreffen, so stehen sie doch, sowobl waS die Güte des Materials, wie die Sauberkeit und Sorgfalt der Arbeit betrifft, ganz bedeutend hinter den gleichen Erzeugnissen Japan» zurück. M^st finden wir bei den chinesischen Lackarbeiten dünne, zierliche, wie mit der Feder gemachte Zeichnungen in verschiedener Goldfarbe aus schwarzem Grunde, die reizlos, ohne jede künstlerische Bedeutung sind. Die ganze Tendenz bei den Farbenzusammen- stellu«gcn geht daraus hmauS die Gegensätze ru vermitteln und die stärksten Uebergänge koloristisch auszngleichcn. So wird z. B. bei der häufigen Gegenüberstellung von Schwarz und Gold der Uebergang fast immer durch em überaus feine- Netz von Goldfäden vermittelt, mit dem die schwarzen Flächen spinnenwebcnartig überzogen sind. Auch der Goldlack wird nur bei den roheren Arbeiten glatt aufgetragen, ohne durch feine schwarze Striche gedämpft zu werden. Coloristische Gesetze und Möglichkeiten kann man überhaupt nirgends bester verfolgen, alS hier, wo lediglich darauf hingearbeitet wird, während alles Andere erst in zweiter Linie kommt. Immerhin, trotz der vielen guten Seiten, seben die chinesisckcn Lackarbeiten gegen die japanesischen äußerst trocken und dürftig aus. Viele Äaaren dieser Art werden in China für den europäischen Gebrauch gefertigt. Dieselben, wie sehr sie auch unsere Bewunderung heraus- fordern, sind aber noch unerquicklicher, alS die für den heimischen Bedarf bestimmten. Bei denselben findet eine solche Vermischung in Verquickung euro päischer Rococofvrme» mit zopfigem chinesischen, Detail statt, was noch widerwärtiger wirkt alS die chinesischen Bizarrerien, in denen sich doch ein einheitlicher Styl befindet. Und wenn noch der ästhetische Werth dabei in den Hintergrund tritt, so haben sic doch ein nicht geringes culturbisto- riscycs und ethnographisches Interesse. Wie wunderlich auch die Schnitzereien in Holz und Elfenbein sind, so fordern sie doch unsere Bewunderung in» höchsten Grade heraus. Skur bdi einer so wohlfeilen Handarbeit, wie in China, ist eö möglich, so Erstaunliche- in der Ueberwin- dung von Schwierigkeiten zu leisten. Neben der Uebersülle barocker Figuren, die uns in diesen Schnitzereien entgegen treten, und zum The»! von Demoralisation zeigen, die selbst für den Überreiz testen europäischen Gaumen noch übermäßig pi kant ist, finden wir aber wiederum auch Motive, die uns durch ihre Zierlichkeit und Feinheit über raschen. In der Plastik ist es vorzüglich aus starke Schattenwirkung abgesehen, in welcher Beziehung die Broncen durch ibre Lichtreflexe eigenartig wirken. Reizend schön ist der von den Cbinesen gefertigte Filigranschmuck. Derselbe läßt ein außerördentitch zartes Stylgcsühl erkennen und ist reich an wun derbaren Wirkungen sein gebrochener und doch un glaublich leuchtender Töne, so daß unsere euro päischen Arbeiten alle grob dagegen ausseben. DaS chinesische Porzellan, einst das berühmteste von der Welt, ist. was seine Güte betrifft, m einem stetigen Rückgänge begriffen, wie alle anderen Gewerbszweige in China. Sämmtlich tragen'sie die Gebrechlichkeit, die Launen und den Eigensinn de« Alters an sich. Die trefflichen Erzeugnisse der früheren Jahrhunderte werden immer seltener und kostbarer, und manche Zweige der Technik, die einst in Blüthc standen, sind bereit« abge storben, so daß der Chinese selbst sie nicht mehr auszuüben versteht. Für die Betrachtung aller dieser, hier in Kürze geschilderten Verhältnisse bietet daß Museum für Völkerkunde ein reiches und instructive- Material, sowohl für die Ver gangenheit wie Gegenwart desHinmilischen Reiches. Wir werden später einmal aussübrlicher auf die industriellen und gewerblichen Znstände Chinas zurückkommen, wenn erst der vor der Hand freilich noch unausführbare Plan realisirt sein wird, einmal sämmtliche chinesische Gegenstände zu einen, Gesammtbildc zn vereinen. Mit Bezug aus das Prachtgewand und die übrigen in unserer S'.adt befindlichen Gegenstände aus dem Somnierpalaste des Kaisers von China gedenken wir gegenwärtig nur noch eine Schilderung dieses üppigen Landes folgen zn lasten. Aus Lta-t UN- Land. * Leipzig« 4. Juli. Die sächsischen Land tagsabgevrdneteu sind nunmehr nach einer lang dauernden arbeitsreichen Session an ihren heimathlichen Heerd zurückgekehrt. Die Thron rede spricht sich sehr anerkennend über die Leistungen de- Landtages au-, und man kann daraus ent nehmen, daß die Regierung mit dem Erreichten voll zufrieden ist. Eine andere Frage freilich ist die, waS das Land zu den Ergebnissen des Land, tage- sagt und ob die Wähler von derselben Empfindung der Zufriedenheit erfüllt sind. Nach unserm Dafürhalten sind verschiedene Ent schließungen der Kammern, tvelche sich bald alS Gesetz für das Land bemerklich machen werden, von so ernster und tief einschneidender Bedeutung, daß die dringlichste Veranlassung gegeben ist, von den Abgeordneten Rechenschaft für ihre verschiedenen Abstimmungen zn fordern. Der Abgeordnete hat zwar kein sogenanntes dlauckut ünpsratik, immer hin darf er sich aber der Verantwortlichkeit nicht entschlagen, seinen Wählern Aufschluß zu geben, au« ivelchen Gründen er diese oder jene Stellung in den wichtigeren, zur Berathung gelangten Fragen eingenommen hat. Und an den Wählern liegt es alSdann, ihren Vertretern zu sagen, «d sie mit ihnen einverstanden sind oder nicht. Da bestimmt angenommen werden kann, daß gerade im letzten Landtag eine Anzahl Entschlüsse gefaßt worden sind, die nicht nach dem Geschmack der Mehrheit der Bevölkerung waren, und daß sich eine Mehrzahl von Abgeordneten in Wider streit zu den Wünschen ihrer Wähler ge setzt hat, so können wir nur anrathcn, daß man in denjenigen Wahlkreisen, in denen die Abgeordneten nicht selbst sich zur Berichterstattung entschließen, aus den Kreisen der Wählerschaft heraus eine bezügliche Aufforderung an die Abge ordneten gelangen läßt. Wir haben dabei vor Allen, diejenigen städtischen Bezirke im Auge, deren Vertreter es haben über sich gewinnen können, die den Interessen der Städtebewohner so sehr nachtheilige Einkommensteuer zu genehmigen. Zn solchen Bezirken rechnen wir auch diejenigen, welche zwar formell noch alS Landbezirke ausaeführt, aber vermöge ihrer ganzen Beschaffenheit den städtischen Be zirken gleichgeartet sind, wie z. B. der vom Abg. I)r. Heine vertretene östliche Leipziger Landberirk. Herr I)r Heine hat bekanntlich für die Ein kommensteuer gestimmt und, da da- Schicksal des Gesetzes an einer Stimme hing, die Entscheidung herbeigeführt. Wir können unS nicht denken, dax die zahlreichen Industriellen und Gewerbetreibenden in Reudnitz, Neuschönefeld rc. sich mit der Lb« stimmuna ihres Vertreters einverstanden erklären * Leipzig, 4. Juli. In einer der letzten Sitzungen der Zweiten Kammer hatte der Abg. Ludwig bekanntlich sich gegen einen Angriff des Präsidenten der Ersten Kammer, Herrn von Zeh men. zu vertheidigen. Dieser hatte den Gesetzentwurf wegen des Oberaufsicht-rechte- über die katholische Kirche auf einen „leichtfertigen" Antrag deS Abg. Ludwig zurückgeführt und be dauert. daß die Regierung aus den Antrag ein gegangen sei. Wir haben nun zwar schon kur: angedeulet, daß der Abg. Ludwig diesen Vorwurf unter dem lebhaften Beifall der großen Mehrheit der Zweiten Kammer energisch zurückwieS. wir Kalten es indessen für zweckmäßig, den Inhalt der Ludwia'schen Erklärung au-führlicher mitrutheilen. Abg. Ludwig erwähnte, daß ,n der Verhandlung der Ersten Kammer der Präsident v. Zehmen von einem „leichtfertigen" Anträge gesprochen Hab«, den er, Redner, gestellt habe, und der die Vor legung des (HesetzentwursS zur Folge gehabt habe. Er würde im Stande sein, daraus enl- sprechend zu entgegnen, er halte es aber unter seiner und der Kammer Würde, auch nur ein Wort der Entgegnung zu verlieren. Er betone, d»ß ihm damals, alS er den Antrag gestellt, das Gesetz zur Seite gestanden habe, daß ihn fern,', das Interesse des Wobles des Vaterlandes ui d die treue Anhänglichkeit an den Glauben feiner Väter zu seinem Anträge bewogen babe. Fänden die Herren in der Ersten Kammer im Gegensatz zu der ungeheueren Majorität des sächsischen Volkes Dies leichtfertig, so überlaffe er diese Herren auch dem Urtheil des sächsischen Bolket. Er glanbe aber, daß sich von diesem Augenblicke an der Glaube im sächsischen Volke befestigen werde, mit Vieser Kammer babe es bossentlic^ bald ein Ende. * Leipzig, '4. Juli. Lehrer einer hiesigen höheren nhule gedenken zu Anfang der Ferien i,15. Juli) i»it Schülern im Alter von ttt—15 Jahren eine - 5 tägige Schulreife (unter Umständen noch länger) zu niachen, an der auch noch einige andere Schüler dieses Alters tkeilnehmen können. In, klebrigen siehe das Inserat in der gegenwärtigen Nniiimer. * Leipzig, 4. Juli. Nächsten Sonntag beginnen die Concerte des k. k. Hosdollmusikdirectors Johann Strauß im Schützenhaus Es steht wohl außer allem Zweifel, daß, nach den jetzigen Wahrnehmungen zu urtheilen, die größt mögliche Theilnahme deS Publicum« zu erwarten ist. Aus der Umgegend Leipzigs lausen tagtäglich Mafien von Bestellungen ein, ja einige größere Städte arrangiren sogar Ertrazüge, un» den de rühmten Walzerkönig spielen zu hören und zu sehen. In Anbetracht des voraussichtlichen großen Andrangs werden die Arrangements im Style der sogenannten Londoner Promenaden- Concerte getroffen. DaS Publicum promenirt in den Gärten. In den Veranden befinden sich gedeckte Tische, während man sonst eine Anzahl Buffets aus- schlagen wird, an welchen dte Concertbesuchcr sich stärken und erfrischen können. Vor dein großen Concert-Podiuii, werden Sperrsitze eingerichtet, damit sich die Zuhörer so viel als möglich be quem placiren tonnen. Bei ungünstiger Witterung '.Ü- R. - k.