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- Erscheinungsdatum
- 1875-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187504236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-23
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
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M «r Grste Mage znm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Freitag den 23. April. 1875. » » ild« »Ir te rd. !N et«. vo. lern. i»«« a, tier Ml» i»zel»t» t,»h»e »rennen. 1s. udt. >r» und ^er str I. Am 83. April. Wenn der Lenz im grüben Hag Bringt die alten, frohen Lieder, -ehret stets ein Freudentag In dem König-fest uns wieder. W^.S der Frühling reichlich beut, Wollen wir zum Strauße binden. Damit freud'ge Dankbarkeit Unsrem Könige zu künden. Doch ein And'reS möchte fast Besser dem Gefühl entsprechen: Frische Lorbeerzweige laßt, Wie dem Sieger ziemt, unS brechen! Re mehr wird der Tag vergeh'n, Ohne daß Erinnerungen Jnbaltreich dem Blick ersteh'n, Wenn sie auch schon längst verklungen. O. welch herrlich große Zeit War'-, als sich ganz Deutschland- Schaaren Sammelten in Einigkeit, Da- bedrohte Land zu wahren; Unter ihnen Sachsen« Held, Dem wir heute gratuliren, Mit den Seinen rückt' in« Feld, Die von Sieg zu Sreg zu führen! — Der so heldenhaft den Sieg Knüpfte an de- Lande« Fahuen, Wolle stet« aucv nach dem Krieg Leiten »n« aus SicgeSbahneu! Jener Kampf, der heiß entbrannt, Tückisch unS in« Reick getragen, Droht auch unsren« Vaterland Seinen Frieden zu benagen. Rom spannt schon die Fäden au- M«t dem heimlichen Verlangen, Später unser Sönig-Hau- Desto sichrer zu umfangen. Sollte, der im Kriege nie Ließ vurck schlaue List sich schrecken, Bor der schlimmsten Coterie Ohne Kamps die Waffen strecken? Heut ist Sanct Georgen Tag, Jene« Ritter-, der vernichtet Wa« de- Lande- Weh und Ach, Wie die Sage unS berichtet. Möchte unser König, gleich Ihm, so laßt uns heute beten, Römische« Gewürm im Reich Unter seine Füße treten! I II. Der Papst und die Hetzer. > Im preußischen Abg.eoidnetenhause legte jüngst »er rabulistische Führer der EentrumSpartei, Abg Lindthorst-Mcppcn, feierlich Verwahrung Slgcacn ein, daß d,e Versolgung und Vertilgung der Ketzer ein Glauben-satz der katholischen Kirche ei, und gab zur Unterstützung dieser Verwahrung eine Erklärung de« Worte« „Ketzer" zum Besten, »elche dem Höchsten gleichsteht, wa« die jesuitische kaust der Wort- und Sinnverdrehung jemals geleistet hat. Ketzer waren bisher nach der Meinung der ganzen Welt z. B. all: Protestanten; Windlhorst dagegen wagt zu behaupten: Ketzer ist Derjenige, »elcher weiß, daß die katholische Kirche die allein- jüigmachende ist, und doch trotz seine- bessern wissen« sich von ihr abwendet. Mit Recht ent gegnete dem schwarzen Sophisten der Abg. Wehren »senniq, ein solcher Mensch sei ein Narr, aber kein ketzer, und nie habe die römische Kirche unter chieden zwischen Ketzern nach der Windthorst'schen krklärurg und solch-n nach der allgemeinen An icht. Daß der letztere Redner vollständig da« tkichtige getroffen, bedarf keine- Beweise«; indeß wird e« doch nicht ohne Interesse sein, über die Auffassung und Behandlung de- KetzerthumS von Seiten der römischen Päpste neck einige Einzel »eiten vachzutragen Papst Urban II. stellte den Satz auf, daß die Tödtung von Excommunicirten kein Mord sei, vorausgesetzt, daß sie nur au- religiösem Eifer uud nicht au- einem niedrigeren Beweggründe erfolge. Dieser Satz 'ist in die Haupt - RechtS- qnelle der römischen Ki-.che, in da- canvnische Recht ausgenommen und hat auch praktische An wendung gesunden. Mehrere Protestanten von !ucca flohen in« AuSlano; die Regierung dieser Republik setzte aus den Kops eine« jeden dieser Flüchtlinge einen Preis von 300 Kronen; wäre :er Mörder wegen früherer Verbrechen für Vogel frei erklärt worden, so solle die Uber ihn ver hängte Acht aufgehoben sein; wäre er selbst nicht verfolgt, so sollte er seinen verdienten Pardon, wcvsn er selbst keinen Gebrauch machen könne, einem Andern, der wegen seiner verbrechen dessen benöthigt sei, übertragen dürfen. Diese« Decret von Lncca datirt vom S. Januar 1582. Am 2V. oess. Mt«, erklärtes mit Bezug hierauf Papst H»« IT., er wünsche der Republik z» diesem »erjen uud fromme» Gesetze Glück: Nicht« könne zu größerer Ehre Gotte- ge reichen! Unter der Regierung de« Papste« Jnnocen« III. hatte da« vierte Lateranische Concil bestimmt, daß der Papst jeden Fürsten, der nicht pflicht eifrig genug die Ketzer auStrcibe, absetzen und sein Land einem Andern verleihen könne. Auch dieser Satz fand Ausnahme im kanonischen Rechte, im vierten Buch der Decretalen. Als Heinrich von ValoiS in Polen die Auf- rcchlerhaltung der Gewissensfreiheit beschwor. da theilte ihm der Cardinal-Pönitenliar mit, daß die Haltung diese- Eide- eine schwere Sünde sein würde, daß aber die Schuld geringer wäre, wenn er der Anrufung de« NaikenS Hotte« den Eid mit der Absicht,' ihn zu brechen, geleistet hätte. Papst Pin« V , der. wenn wir nicht irren, heilig gesprochen ist. erklärte, er wolle eher einen Verbrecher schonen, der 100 Mordthaten began- gen habe, als erneu einzigen notorischen Ketzer. Sein römischer Lobredner Catena berichtet, er habe Ketzer in fremden Ländern in-geheim aufgreifen und zur Bestrafung nack Rom tran-portiren lassen. Er empfahl den Ridolfi, der sich anhei schig gemacht, die Königin Elisabeth von England umzubringen, an den König von Spanien und ließ durch seinen Nuntius, den Erzbischof von Rossano, erklären, daß er da- Vorhaben al« hoch- bedeutsam für die Sache Gotte- ansehe. Derselbe Papst. z Z Heiliger, vrrsicherte dem König von Frankreich, daß er die Hugenotten wegen ihrer Beleidigungen Gottes nicht schonen dürfe. Er erklärte, daß ein Papst, welcher Ketzern die geringste Gunst zu erweisen ge statte, gegen den Glauben sündigen und so dem Urtheil der Menschen verfallen würde Er verlangte, man müsse sie bi» zur völligen Vernichtung verfolgen (omnes ckolors); es sei eine grausame Barmherzigkeit, die Gottlosen zu verschonen. Damit spielt er darauf an, daß, wie seine Zeitgenossen annahmcn, e« eine Gnade gegen Ketzer sei, ihnen die Gelegenheit zur Sünde zu verkürzen, und daß jeder Privatmann einen erklärten Ketzer al- öffentlichen Reich-feind be» rauben und tövten dürfe. Al- Papst Gregor XIII. die Nachricht von der Pariser Bluthochzeit empfing, ließ er dem König von Frankreich sagen, diese Nachricht sei ,hm lieber al« hundert Schlachten von Lepanto. *) Der französische Gesandte berichtete au« Rom am 11. September 1572 hierüber und über andere Versicherungen de« Papste«, wie befriedigt er und die Cardinäle seien in Betreff der täglich emlausenden Blutnachrichten, dieser an- enehmstcn Neuigkeiten: da müsse man isr?udenfeuer anzünden u. s. w. Dieser Papst verkündigte denn auch ein Jubiläum, hauptsäch lich um Gott für diese große Gnade zu danken nr.d ihn zu bitten, daß Karl IX. die Beharrlich keit haben möge, da- begonnene fromme Werk zu Ende zu führen. Ai- Anzeichen eines Nachlassen- ruchbar wurden, forderte der Papst seinen Nuntin« in Pari« auf, die völlige Vernichtung der Ketzer durchzusetzen. Und der Nuntin« schrieb: „Ich habe ihm (dem Könige) mitgetheilt, welch ein großer Trost dem Heiligen Later zu Theil geworden durch die Erfolge, welche in diesem Königreich (Frankreich) durch eine absonderliche Gnade Gotte- der ganzen Christenheit unter seinem Pontificat gewährt worden sind. Ich theilte ihm ferner mit, wie sehr Seine Heiligkeit wünsche, zu größerer Ehre Gotte-und zum Heile Frankreichs alle Ketzer de« Lande« au« gerottet zu sehen." Und später: „Der Heilige Vater, sagte ich dem Könige, hat eine grenzen lose Freude an den Tag gelegt uns große Be sriedigung kund gegeben, al« er erfuhr, daß Eure Majestät mir besohlen haben, zu schreiben, Sie hofften, Frankreich werde in Kurzem keine Huge notten mehr haben." — Cardinal Orstni, der mit außerordentlicher Feierlichkeit al- Legat ab geordet war, um Karl IX. Glück zu wünschen, versicherte in seiner Audienz dem Könige, er habe durch seine Thal den Ruhm aller seiner Vor fahren Ubertroffrn; nur möge er sein Versprechen halten, daß kein einziger Hugenot aus französischem Boden am Leben bleiben solle. Am 13. Januar 159l berichtet der Nuntin« zu Pari«, daß ein junger Mönch sich an ihn ge wandt habe, der um Erlaubniß bitte, Heinrich IV. zu ermorden. Der Nuntin« wünscht nur zu wissen, ob der Geist, welcher den Unternehmer antreibe, von oben komme, schreibt aber nach Rom: der Mann scheine ihm wirklich inspirirt. ES könnte noch Manche« nachgeholt werden. Sollte aber wiederum der fadenscheinige Einwand vorgebracht werden, daß vom „heiligen" Pius V. und von Gregor XIII nickt aus unser Jahr hundert geschlossen werden dürfe, so möge im Voran« bemerkt sein, daß auch diese Päpste nach den Lehren der katholischen Kirche unfehl bar waren, und daß, wie wir unlängst zu be richten hatten, da« Blut der deutschen Protestanten, welche aus Uvea auf den Antrieb französischer Jesuiten gemordet wurden, noch heute zum Himmel schreit. Und sollte dem blindeisrigen Pin« IX dieser jüngste Ketzermord nicht ebenso entzückend erscheinen, wie seinen heiligen Vorgängern die Hinwürgnng ihrer ketzerischen Zeitgenossen ? *) Seeschlacht am 7. Oktober 1*71, m welcher Johann von Oesterreich al- Oberbefehlshaber der von Spanien, dem Papste Bin« V. und der Republik Venedig au»aerlisteten flotte die türkische Flotte voll ständig schlug. Tagrsgeschichtliche Ueberjicht. lieber die vielbesprochene Reise de- Kaiser- Wilhelm nach Italien berichtet die „Köln Ztg.": Nach dem bekannten Inhalt de- Schreiben-, wel che« der deutsche Gesandte am italienischen Hose vem Könige Victor Emanuel Seitens Sr. Ma jestät überbracht hat, ist die Reise de« letzteren nach Italien noch nicht 'ausgegeben. Wie man erfährt, ist vor der Abfahrt dcS Kaisers nach Wiesbaden eine Disposition dahin getroffen wor den. daß die Reise de« Kaiser- al-bald nach dem Besuche de- König« von Schweden, also in der dritten Maiwoche, erfolgen und Oberitalien zum Ziele haben solle. Es ,st indessen nur ein kurzer Aufenthalt in Aussicht genommen und würde der Kaiser dann direct sich nach Em« begeben. Ans Grund dieser Plane sind denn auch bereit- be stimmte Anordnungen an die Hofämter ergangen, über die Begleitung rc. aber noch nicht« festgesetzt Ob und wie weil diese Projekte zur Ausführung gelangen können, muß sich noch zeigen. In EmS trifft bekanntlich der Kaiser noch mit dem Kaiser von Rußland zusammen; auch andere Fürsten werden gleichzeitig dort eintreffen Auch von einer kurzen Zusammenkunft der beiden Kaiser mit den, Kaiser von Oesterreich tn Ems ist die Rede. Im „Neuen Pitaval" von 1852 wird gelegent lich eine- Berichte- über die „Pulververschwörung" gesagt: Und nun (1852) erfolgt zum dritten Male der Angriff Nicht wie beim ersten durch eine unüberwindliche Armada und 36 Pulversäffer, um die Fürsten und Edelsten zu zerschmettern; auch nicht wie beim zweiten Angriff durch Verführung und Jnsicirung der Fürsten. Die Verführer sind noch schlauer geworden; sie haben (Hist in die Adern de- Volke« selbst gespritzt, sie sprechen seine Sprache, die Sprache der Zeit, und in dem Papst scheuen England wächst die Zahl der Convcrtiten in jedem Jahr, Couvicte und Klöster erstehen, neue katholische BischofStitel vermehren dre große Zahl der hohen Titel diese- Lande«, und so ar beiten die Puscyiten*) vor, daß der Legat de« Papste-. Cardinal Wiseman, wie man ver sichert, seine« Siege« dermaßen gewiß ist, daß er sagt: „nicht mehr auf dem Felsen von Albion wird zwischen den Helden Mächten der letzte Kampf um die Herrschaft der Welt au«gekämpft werden, son- dernaufdem märkischen Sande." Die« Wort bringt der Neue Pitaval 1852 in seinem 18. Theile. Sollten sich in England unter den Jesuitenverehrern etwa Patrioten befinden, wa« in Deutschland be kanntlich nicht der Fall ist, so mögen sie gefälligst be denken, daß der JesuitiSmu« bereit- 1852 Eng land al- neu erworbene, d. h zuerst dem Papste, nebenbei auch der Königin zugehörige Domaine ansah. Die Deutschen aber wollen erwägen, daß der Krieg-plan de« jetzigen jesuitischen P^pste« schon l852 seststand: der aus den Fel« der Wahr heit gegründeten evangelischen Kirche die letzte Schlacht, die Schlacht aus Leben und Tod, auf dem märkischen Sande lie- fern zu wollen. Gott sei Lob, daß der Geg ner de- unfehlbaren Jesuitenknechte- ein Bi« marck ist! Nicht siegen die dunklen Gewalten: Da« Feld wird ein Andrer behalten! Im preußischen Abgeodnetenhause macht sich die Ansicht geltend, daß die Ultramontanen einen neuen Schachzug intendiren, indem sie an gesichts der Verzögerung de« Klostergesetze« ur plötzlich die Parole au-gegeben haben, fie wünschen Frieden zu schließen Die Führer der Partei sind unterrichtet genug, um im voran« zu wissen, daß man einen „faulen Frieden" regierungsseitig nicht schließen wird. Sie hoffen indessen nach oben hin damit Terrain zu gewinnen Nach einer direkten Mittheilung au« JSmailia vom N. April ist der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin am 10. d. M von seiner Reise nach dem Sinai glücklich nach Suez zurückqekehrt. Unter Führung de« Professor« Brugsch Bry hatte er und seine Begleiter auf einer egyptischen Corvette von 6 Armstrong- Kanonen und 130 Mann die Hinreise von Suez nach Tor zur See und von da weiter nach dem Sinai zu Lande auf KameelSrücken unternommen. Die mit königlicher Pracht au-gestattete Karawane bestand au« mehr al« 120 Kameelen und Drome daren, welche die Hin- und Rückreise in sieben Tagen zurücklegten Die Zelte wurden am Fuße de« Kloster« und de« Mose-berge« ansgeschlagen. Professor Brugsch hatte da- unerwartete Glück, in der Kloster-Bibliothek neun bl« jetzt noch un bekannte Stücke de« berühmten Codex SiHai ti cn 8, der ältesten Handschrift der Bidel, zu ent decken Der Erbgroßherzog sammt Gefolge begiebt sich auf dem Suez-Canal über J-mailia nach Port Said, um am 13. d. M seine Weiterreise nach Palästina fortzusetzen. Wie die „Süddeutsche Presse" au« München vernimmt, wird Generallieutenant von Orff, Commankeur der 1. Armee-Division, mit der Führung de« 2. bayerschcn Armeccorp» an Stelle de- zum Krieg-minister ernannten Geaerallieute- nant von Maillinger betraut werden. In der Mittwochs-Sitzung de« ungarischen Abgeordnetenhauses wurde von dem Minister« Jen« 1833 gestiftete Sectt innerhalb der englischen voLtirclik, welche mit großer Gewandtheit den Prote- stanti-mn- ui bekämpfen und -um KatboliciSmu« zu verlocken su»t. Pusey erinnert tu mancher Be-.chmlg lebhaft an Gerlach. Präsidenten, Baron von Wenckheim, die am S. d. M. eingebrachle Interpellation von Jstoczy be treffend die Haltung der Regierung gegenüber den Juden beantwortet. Der Ministerpräsident er klärte, die Regierung befolge allen Bürgern de« Landes gegenüber die gleiche Politik und mache keinen Unterschied zwischen der Confession und der Nationalität. Eine Agitation gegen die Juden werde von ihr nicht unterstützt werden, mit der Emancipation der Juden habe die Judenfrage" zu existiren aufgehört. Da« Hau« beschloß, die Antwort de« Ministerpräsidenten zur Kenntmß zu nehmen. Die revidirte Verfassung de- Eanton« Schasfhausen ist in der Volksabstimmung abermals verworfen worden. Die „Jndependance" in Brüssel tadelt in leb haften Worten den von der belgischen Regierung dem neuen Cardinal Dechamp» vorbereitete» festlichen Empfang, bei welchem Pauke», Trompeten und Kanonen eine Rolle spielen sollen. Sie ist sehr unzufrieden mit diesem an. die Blüthe- zeit de- Kirchenstaate« erinnernden militnirische» Pomp anläßlich eine- vom Papste vollzogene» Acte«. ES bestehe in Belgien kein Concordat, und dem Au-lande, welche- sich Uber da» Betrage» und die Sprache der belgischen Bischöfe gegen befreundete Regierungen beklage, werde mit eine» Hinweis auf die in Belgien vorhandene „Trennung zwischen Staat und Kirche" geantwortet, welcher Umstand jede Verantwortlichkeit der Regierung au-schließe. Man sage da: die Bischöfe seie» frei wie jeder andere Bürger, die Regierung könne deren Haltung beklagen, aber nicht verhindern x Und nachdem man sich in dergleichen Behanpt»nge» ergangen, erweise man emem Erzbischof oder Cardinal militairische Ehren, welche nur durch einen osficiellen und amtlichen Charakter seiner Person gerechtfertigt werden könnten, dessen Existenz man so eben leugne. Der Staat könne de« Episkopat nicht« auferlegen, nicht einmal ei« Tedeum; dagegen gebe er ihm grati» Artillerie, Infanterie, Pferde und Kanonenschüsse, augen scheinlich zum Dank für die au-wärtigeu Ver wicklungen, welche durch die bischöflichen Unschick lichkeiten und Ungehörigkeiten hervorgerufen wer den, und die« ans die Gefahr hin, die Verant wortlichkeit der Regierung zu compromittire«, welche sich bemüht, dieselben zu entlasten; aus die Gefahr hin, daß die fremden Mächte sagen kön nen: Ihr seht ja. daß die Bischöfe officiäle Per sonen sirw, da Ihr sie al« solche behandelt; die selben gelten Euch doch al« GtaatSfunctionaire und werden nicht von Euch n«r bezahlt; Ähr erweist ihnen öffentliche Ehren und stellt die öffentliche Macht de« Staate« in ihren Dienst. Die Jndcvendcmce verlangt darauf lebhaft die sofortige formelle Abschaffung de- Decret« vom Messidor, aus welche- der Krieg-minister sich be? rufe und welche- durch die Verfassung längst be seitigt sei. Die Politik erfordere, die elementarste Klugheit gebiete eS. Da- Blatt nimmt die Auf merksamkeit der Regierung wie der Legislatur für diesen Punct in Anspruch. Offenbar beginnt sich den Staaten de- Mittel meere- ein Culturgcbiet aufzuthun, welche- ein neue- Tätigkeitsfeld von unerschöpflicher Nach haltigkeit für die kommenden Jahrtausende zu er öffnen scheint. E« ist die« der Ausschluß de- Nil ge biete« und damit die erste ernsthafte Vorbereitung zur Gewinnung ganz Afrika« für die europäische Cnltnr. E« ist ein kosmopoli tische« Räthsel, daß dieser Welttheil, obwohl den Menschen von jeher bekannt und, soweit die Ueber- lieserung reicht, m seinen nördlichen Küstenländern besiedelt, in seinem Innern so lange unbekamu bleiben konnte und der europäischen Cnltnr erst zuletzt erschlossen werden sollte, nachdem dieselbe bereit« von den neu entdeckten Welt- theilen Besitz ergriffen. Wenn e« auch bi- jetzt allen Versuchen, welche in alter und neuer Zeit von Pböniziern, Römern, Portu giesen, Holländern, Briten und Franzosen gemacht worden sind, versagt geblieben ist, durch ihre Colo nien einen weitergreisenden, umgestaltenden Ein fluß auf die Civilistrung Afrika-, ja auch nur aus die Au-rottung de« Haupthindernisse« derselben. de« Sclavenhandel«, auSzuübcn, so scheint doch gegenwärtig Egypten den richtigen Weg dazr darch den Aufschluß und die Eolonisatiou der Nil- Länder anzubahnen. Diese Methode ist, nach Römerart. oder noch richtiger, nach dem Verfahren der Amerikaner vorzugebcn. Dem Forschergange der wissenschaftlichen Pioniere folgt die Jagd auf die Sklavenhändler, der kriegerischen Explo ration die Unterwerfung der Stämme, der defini tiven Besitzergreifung folgt die Anlegung der Telegraphen und Dampfschiff-Stationen, drr i Ban, beziehungsweise die Fortsetzung der Eisen- i bahnen und die Unterpflugnahme de« Boden«. Bon Jahr zu Jahr rückt in dieser Weise die egyptffche Macht ans den Schultern europäischer Cnltnr, mit Hülfe europäischen Capital« nnd abendländischer Ingenieure gegen da« Innere Afrika- vor. Schon erreichen die cgvptlschc» Eisenbahnen, ohne die Doppelgeleise zu rechnen, eine Länge von d: ittha'btausead Meilen. Scit l8b3 ist ihr Umfang oeracytfacht worden. Schon liegen 200 Meilen neuer Linien aus dem linken Ufer de« Nil! Schon ist Siut vom Eisenstrange erreicht, und die Lccomotive durchmißt den Weg von Alexanorien bi« nach dieser Hauptstadt Ober- Egypten«. Schon sind die P'.Lne für die Her stellung der Eisenbahnen in Sudan stndcrt nnd genehmigt. Während in «nrer-Egypteu die C»Uur
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