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! Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 191. " Mittwoch den 10. Juli. 1861. Bekanntmachung, die Gerichtsferien betreffend. Die GerichtSferien beginnen in Gemäßheit der Verordnung deS Königlichen Ministers der Justiz vom IO. März 1850 am VL. Juli und dauern bis zum SL. August. Während dieser Zeit ruht sowohl bei dem Bezirksgerichte als bei dessen gerichtsamtlichen Abtheilungen der Betrieb aller ihrer Beschaffenheit nach nicht dringlichen Sachen in Bezug sowohl auf die Leitung des ProceßversahrenS und die Abhaltung der Termine, als auch aus die Abfassung der Entscheidungen und es können daher auch mündliche Anbringen in nicht dringlichen Angelegenheiten, sie mögen streitige oder freiwillige Gerichtsbarkeit betreffen, nicht angenommen werden. Leipzig , am 8. Juli 1861. Das Direktorium des Königlichen Bezirksgerichtes, De. LuciuS. Bekanntmachung. Im Monat Juni l. I. find von uns wegen nachfolgeiHer Kontraventionen Strafen und Bedeutungen auszusprechen gewesen. Leipzig, den 4. Juli 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. Schmidt. 1) Straßenverunreinigungen, unterlassenes Kehren rc. . . . . 5. 2) AuSleiten und Ausgießen von unreinen Flüssigkeiten aus Grundstücken auf die Straße 2. 3) Ausschütten von Asche, Bauschutt rc. auf die Straßen 2. 4) Versperrung oder Hemmung der Passage auf Trottoirs, Fußwegen und den Straßen 32. 5) Feuerpolizeiwidrige Anlagen und Defecte 1. 6) Ordnungswidrige Beschaffenheit der Aschengruben 2. 7) Ordnungswidriqkeiten beim Räumen der Privetgruben 3. 8) Herum laufen lassen von Hunden ohne Beißkörbe auf der Straße 50. 9) ContraventLonen der Fiacres, concessionirten Einspänner und Omnibus 12. 10) Ausklopfen von Teppichen rc. auf Straßen und anderen als den hierzu angewiesenen Plätzen 2. 11) Ordnungswidrigkeiten beim Befahren der Eutritzscher Chaussee 7. 12) Feilhalten zu leichter Butter 6. 13) Feilhalten zu leichten Brodes 4. 14) Unbefugtes Standmachen 2. 15) Handeln nach sogenanntem alten Gelbe 3. 16) Hinterziehung von Thorabgaben 2. 17) Unerlaubter Branntweinschank 1. 18) Gesetzwidrig verzögerte Taufe 2. 19) Abhalten von Tanzmusik ohne Erlaubniß und Ueberschreitung der ertheilten Erlaubniß . . . . . . 2. Summa 140. Bekanntmachung. Die Herstellung der Blitz-Ableitungen für die vierte Bürgerschule soll im Wege der Submission vergeben werden. Hierauf Reflectirende ersuchen wir bei des Raths Bau-Amte von den Specialitaten der Arbeit und den zu stellenden Be dingungen Kenntniß zu nehmen, und ihre Preis-Angaben versiegelt bis spätestens den IV. Juli d. I. bei genanntem RathS - Bauamte einzugeben. Leipzig, den 8. Juli 1861. Des Ruths Buudeputution. Ludwig Spohr in Leipzig. Der Altmeister Spohr hat Leipzig zu verschiedenen Zeiten besucht und hat unsere gute Stadt je öfter er kam je mehr kleb gewonnen. Wir finden in seiner SekbstbioAraphie nicht weniger denn zehn längere Kunstreisen nach Leipzig ausgezeichnet. Diese Reisen fanden statt 1804, als er zwanzig Jahre alt war und noch als Virtuos reiste, 1807 als gokhaischer Capellmeister, 1809, 1812, 1819 nach seinem Abgang von Frankfurt, 1886, vierzehn Jahre nach seiner Bestallung als Capellmeister deS Kurfürsten von Hessen, im Jahre seiner zweiten Verheirathung, 1846 auf der Durchreise nach Karlsbad, 1849 eben so, das Jahr darauf und endlich ein Jahr vor seinem Tode, 1858, wo wir den ausgezeichneten Gast in unserm Gewandhause begrüßen konnten. In Leipzig war eS ja, wo Spohr Richard Wagner (1846) und (1838) Robert Schu mann kennen lernte, wo er mit Mendelssohn, Rochlitz, MoscheleS, seinem geliebten Freunde vr. Moritz Hauptmann u. A. in dem regsten geistigen Verkehre lebte. Mit Schumann hatte er längst -gern bekannt zu werden gewünscht. Spohr kam mit ihm im Kreise der ihm befreundeten Familien zusammen, als er im ge nannten Jahre nach glücklich beendigter Brunnencur au- Karls bad zurückreiste. Schnell improvistrten ihm damals die Freunde -einige köstliche Mufikpartien, und bei dieser Gelegenheit war eS, daß die beiden Meister sich zum ersten Male sahen. Schumann war wie gewöhnlich sehr still und ernst, legte aber doch mit großer Wärme in seiner sinnigen Welse seine Verehrung für Spohr an den Tag, indem er ihm zugleich mehrere seiner interessanten Phan tasiestücke vortrug. Spohr selbst spiklte sein beliebtes Quartett in so wle fein neueste- Concertino zvm Entzücken Aller, die eS hotten. WaS unfern Haüptmann anlangt, so wirkte derselbe bekanntlich bis 1842 in Cassel in der Nähe SpohrS als Mitglied der Hofcapelle. Spohr hatte ihn ungern scheiden sehen, als Derselbe dem ehrenvolle Rufe nach Leipzig Folge leistete; eS ging ihm hart an, den Umgang eine- ManneS fortan entbehren zu sollen, der ihm zwanzig Jahre hindurch al- Freund wie als Künstler gleich nahe gestanden hatte. Aus SpohrS Veranlassung wurde unserm