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I! - 1 ll l! 1 ' s !' ' ! L5S8 mit Edelsteinen und Perlen besetzt, an Werth auf 48,000 Rthlr. geschätzt; eine 1 Elle hohe Vase aus ägyptischem Jaspis (eben falls von Dinglinger). Hierauf folgt der Schrank deS Juwelen- schmuckeS deS sächsischen RegentenhauseS (seit Kurfürst Moritz), ebenso durch Kostbarkeit als Werth ausgezeichnet, in sechs Abhei lungen. 1. Abth.: der Sapphirschmuck; 2. Abth.: der Smaragd schmuck; 3. Abth.: die Rubingarnitur; 4. Abth.: mehrere Schnuren sächsischer Perlen (aus der Elster im Voigtlande), mehrere Schnu ren echter orientalischer Perlen, eine Brustschleife mit 651 Brillan ten, ein Halsband von 38 SolitairS, Ohrgehänge und Haarnadeln mit Brillanten u. a. m. (zum Schmuck der Regentinnen gehö rend), 62 kostbare, zum Theil historisch merkwürdige Ringe (z. B. rin vom Kurfürsten Johann Friedrich bei seiner Gefangenneh- mung in der Schlacht von Mühlberg an einen Herrn von Trotta geschenkten, zwei Ringe von Luther, ein Ring von Johann Georg I.; 5. Abth.: Brillantschmuck, den der Regent am Galla- tage sonst anzulegen pflegte, 60 Rock- und Westenknöpfe (jeder, ohne die Carmoisirung, 20—24 Gran schwer), ein Achselband mit drei vorzüglich großen und schönen Brillanten (der größte von 1041/, Grän), ein Degen, dessen Gefäß ganz mit Brillanten be setzt ist und eine Hut-Agraffe mit einem grünen, 160 Grän wie genden L Hour gefaßten Brillanten. Von vier ebenfalls hier auf- bewahrten prächtigen gelben Brillanten wiegt der größte 117V«, der kleinste 521/2 Grän. Zu diesem Schmucke gehören noch ver- chiedene Schnallen, Ordenssterne u. a. m. In der 6. Abth. be findet sich, außer anderen kostbaren Gegenständen, der durch sein reineS Wasser merkwürdige Diamantenschmuck, dessen größte Raute 123 Grän wiegt; ferner sieben aus auserlesenen Edelsteinen be stehende Orden deS goldenen VließeS, der polnische Hofmarschalstab und die Dinglinger'schen allegorischen EabinetSstücke: der Lebens genuß, die Freuden der Jugend und daS Ende irdischer Freuden. 0. S. ü —n. Stadttheater. Am 26. Mai gab Fräulein Johanna Wagner noch einmal den Romeo in „Montecchi und Eapuleti", und zwar mit demselben großen Erfolg, derl diese geniale Gestaltung der Künstlerin bei uns wie überall stets gehabt hat. Wie wir hören, wird Fräu lein Wagner, dem allgemeinen Wunsche nachgebend, noch einige Gastvorstellungen mehr geben, als sie ursprünglich beabsichtigte, und u. A. demnächst im „Tannhäuser", dem Meisterwerke ihres berühmten OheimS, auftreten. In der Vorstellung von L or tzi ngs (neueinstudirter) komischer Oper „der Wildschütz" am 27. Mai stellten sich abermal« zwei Gäste zum ersten Male dem Publicum vor: Herr Bach- mann vom Stadttheater zu Bremen als Baron Kronthal und Herr Lück vom Stadttheater zu Cöln als BaculuS. Erster« ist ein Tenorist mit mäßigen, zum Theil auch nicht mehr ganz frischen Stimmmitteln, welche der Sänger aber mit verständiger Oekonomie und mit Geschmack zu benutzen und zu verwerthen weiß. Hierdurch wie durch ein gewandtes, von tüchtiger Routine zeugendes Spiel gelang ihm seine Leistung recht wohl und fand auch gebührende Anerkennung. — In keinem Fache der dramati schen Kunst dürste wohl da« erste Austreten vor einem dem Dar steller und Sänger fremden Publicum mehr Schwierigkeiten für diesen haben, als in dem komischen, denn in der Regel hat jedes Publicum hierin seine besonderen Lieblinge, an deren Art und Weise e< sich gewöhnt hat, von denen eS auch manchen, wenn auch derben Scherz freudig entgegen nimmt. Der fremde Komiker kann aber nie wissen, ob die bei seinem bisherigen Publicum be liebten Ausschmückungen der Rolle auch anderwärts behagen, ja wir möchten fast behaupten, daß er stet« auf das Gegentheil davon gefaßt sein muß. Am meisten aber ist da- bei den Buffo-Partien der Oper der Kall, und hier mehr als irgendwo wird der fremde Repräsentant komischer Rollen am besten thun, wenn er sich da mit begnügt, in einfacherem ruhigeren Spiel nur seine Begabung für da- feinere Genre zu zeigen und sich aller stark wirkenden Effecte zu enthalten. Diesen Weg hatte Herr Lück, der dies malige Repräsentant de- BaculuS, eingeschlagen. Er gab die urkomische Figur in sehr anständiger, ruhiger Haltung und mit Naturwahrheit wieder, ohne eS deshalb zu versäumen, unS von seiner ursprünglichen vi« eomio» zu überzeugen. UnS wenigstens hat eS sehr für den Gast gewonnen, daß in seiner Gestaltung von Lazzi oder carrikirtem Wesen sich keine Spur zeigte, daß er überhaupt nicht auf Effect K tour pri» hinspielte. Herr Lück hat unstreitig rin entschiedene« korüischeS Talent und ist ein feiner, gewandter Darsteller, der ohne Zweifel auch dann einige drastischere Nüancen mehr anbringen wird, wenn wir erst genauer mit ihm bekannt sein werden ; daß er da« bei seinem ersten Auftreten ver mieden hat, beweist — wie schon angedeutet — daß wir eS hier mit einem vorsichtigen und verständigen Darsteller zu thun haben. WaS Herr Lück als Sänger leistet, verdient nicht mindere An erkennung. Im Besitz einer schönen, kraftvollen und auSgiebigen Baßstimme, wie einer sehr beachtenSwerthen musikalischen und GesangSbildung, trägt er mit vielem Geschmack vor und weiß daher auf feine Art auch da« Komische in der Musik geltend zu machen. Wir nennen es einen großen Vorzug, baß er in dieser Beziehung die komischen Effecte nicht auf Kosten eines edleren musikalischen Vortrags sucht, selbst nicht bei Stellen, die in Text und Musik zu dem Gegentheil davon aufzufordern scheinen. Der musikalische Glanzpunkt von Herrn Lücks Leistung war die Arie am Schluffe deS zweiten Acts; mit Wiedergabe diese«, waS Technik und Auffassung betrifft, nicht leichten Musikstücks bewährte er sich vollständig als begabter und sehr verständiger Sänger. Von Seiten de« Publicum« ward dem Gaste ein reicher und wohlver dienter Beifall. — Eine junge Altistin, Fräulein Jenke (bisher am Bremer Stadttheater), deren Gastspiel vor einigen Monaten hier eine sehr freundliche Aufnahme fand, trat in der Vorstellung des „Wildschütz" zum ersten Male als engagirteS Mitglied unserer Bühne auf. Sie gab die kleinere Partie deS Gretchen. Fräulein Jenke hat eine sehr ansprechende, kräftige und gesunde Stimme; waS sie in dieser Partie zu singen hatte, sprach für ein sehr achtungSwertheS und nicht ohne guten Erfolg gebliebene- Streben. Wir zweifeln daher nicht daran, daß Fräulein Jenke ihr Fach bei unserer Bühne tüchtig und zu allgemeiner Befriedigung aus füllen wird. Auch ihr Spiel war ein sehr gewandte- und an- muthiges. Neu besetzt war bei dieser Aufführung der hübschen Oper Lortzings ferner die Partie de- Grafen EberSbach durch Herrn Bertram. Im Gesänge tüchtig, im Spiel sehr fein, fand der Sänger, besonders mit der Arie im dritten Act, reiche und wohl verdiente Anerkennung. — Vortrefflich war Frau Bach mann in der für sie geschriebenen Rolle der Baronin Freimann. Nicht mindere Anerkennung verdient Frau Eicke als Gräfin, während Herr Ball mann in. der kleinen Rolle de-PancratiuS auch dies mal seine unverwüstliche vib eowie«. bewährte. Schließlich gedenken wir noch deS am 24. d. M. zum ersten Male aufgeführten komischen Ballets „Saltarello" (Musik von Pugni). Unser neuer Balletmeister, Herr Kettenbeil, hatte dasselbe mit vielem Geschmack und Sachkenntniß in Scene gesetzt, und bewährte sich zugleich in der Titelrolle als gewandter und besonders für da- Genre deS Grotesken begabter Tänzer. Die nächstdem bedeutendste Tanzpartie der Laura führte Fräulein Rudolph mit eben so viel Fertigkeit und Gewandtheit als gra- ciöser Haltung durch. Den Vertretern der beiden Hauptrollen de« Ballet« standen Fräulein Fanny Mayer als Peter und Herr Stephan in der pantomimischen Rolle de- Beriholdi auf sehr anständige Weise zur Seite. Sehr Hübsche- leistete auch an diesem Abend das BalletcorpS. F. Gleich. OeffentUche Gerichtssitzungen. Am 21. d. M. fand unter dem Vorsitze deS Herrn AppellationS- ralheS vr. Wilhelm! beim Bezirksgerichte eine Hauptverhandlung wider die Dienstmagd Wilhelmine Fischer aus Wurzen statt, deren AuSgang der Angeklagten eine Gefängnißstrafe von 2 Monaten und 3 Wochen brachte. Die Fischer war beschuldigt, ihrem Wur zen« Dienstherrn aus einem unverschlossen gewesenen Pulte eine zehnthälerige Weimarische Banknote entwmdet zu haben und wurde trotz ihre- LäugnenS dieser Entwendung überführt. Bei Durch suchung ihrer Effecten hatte sich nicht allein bke vermißte Bank note in der Tasche eine« ihr« Kleider versteckt vorgefunden, son dern die Fischer hatte auch bei dieser Gelegenheit durch verschiedene Aeußerungen, wie namentlich: „nun bin ich verloren", „Gott, waS habe ich nur gedacht, als ich- genommen" ziemlich deutlich da- Selbstbekenntniß ihrer Schuld ausgesprochen. Der spätere Versuch, diesen Aeußerungen einen andern Ginn zu unterlegen, mißglückte ebenso, wie ihr Vorgehen, sie wisse nicht, wie die Bank note in ihr Kleid gekommen sei, sie könne nur glauben, daß ihr Dienstherr selbst, durch da- ihm gegenüb« beobachtete Verhalten verletzt und um sich deshalb an ihr zu rächen, die Banknote dahin