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2314 Bekanntmachung. Mit der Ehaussirunq des von der Msritzpforte »ach dem Roßplatze führenden FahnyegS (des. vormaligen Moritzdammes) soll Montag den KV. Mai d. H. begonnen werden, und e- blecht daher die Passage daselbst für KnhUwerik von gedachtem Tage an bis auf Weiteres gesperrt. Leipzig, den 8. Mai 1858. Der Skath der Stadt Leipzig. Berger. Vte Jubiläumsfeier -es Johannisthales. Ein Fest der Wiedergeburt weckt die Erinnerung alter Tage und hin vor unser Auge tritt die Zeit, wo einst Schönes und Herrliches geschaffen wurde. — Bevorstehenden Johannistag werden es 25 Jahre, daß unser Johannisthal seinen Namen und unter angemessenen Feierlichkeiten seine Weihe empfing. Bereits unterm 1V. Mai 1833 erschien im Tageblatt unter dem Titel „der Johannis tag in Leipzig" ein von Herrn Stadtrath vr. See bürg verfaßter trefflicher Aufsatz, worin die Idee zu einem Volksfest angeregt wurde. Diesem Feste sollte aber dadurch ein höherer Charakter verliehen werden, daß man mit der Fetrr im JohsnniSthale zu- gleich die BekrLnzung deS nahe gelegenen Friedhofs verbände. Der wahrhaft edle, nun in Gott ruhende Verfasser sagt in diesem Aufsatz Folgendes: „ES ist bekannt, daß der Leipziger an diesem Tage die Gräber seiner Lieben mit frischen Kränzen zu schmücken pflegt! Wenn diese schöne, fromme Sitte ganz all gemein würde, wenn man die DankeSopfer für treue Liede und Freundschaft und für Alles, was wir theuern Todten schuldig geworden, vorzugsweise an diesem Tage im Jahre auf den Gräbern des Johannisftiedhefs niedergelegt sähe und der große Gottes garten so schön als geschmückter Johannisgarten vor unfern Augen läge, so hätte unser Leipzig am Johannistage ein neue-, finnige-, schönes und theureS Fest. — Die Wallfahrt der wandernden Menge würde dann aus den Gärten de- Johannisthals — wo ein neues Leben aufgeht — nach den schön geschmückten Ruhestätten geliebter Todten sich wenden und hier der Dankbarkeit, Freundschaft und Liebe den schuldigen Zoll spenden!" Diese Worte zündeten und weckten in vieler Herzen, die Idee erwuchs zur That, und noch viele Leipziger werden sich de- Feste- erinnern, jene- sinnigen Doppelfestes, da- nicht nur erfreuend, sondern auch erhebend wirkte und somit höchst wohlthätig auf viele Herzen zurückströmte. Ja, die Freuden, welche der Mensch in der Natur Igenießt, sind die schönsten und edelsten> sie erleuchten den Verstand und erfreuen da- Gemüth. Und die Wiederkehr des Lage-, da- Jubiläum-fest des Johannisthals, soll es spurlos an un- vorübergehen? Nein! dafür bürgt der Sinn für alles Schöne und Treffliche in unserm geliebten Leipzig, in der Stadt der Humanität, und der anerkannte WohlthätigkeitSsinn, welch letzterer sich so schön bei einer Stiftung bewährt, wodurch bisher jährlich im Johannisthal armen Kindern eine Freude zu Theil wurde. Jener Aufsatz vor 25 Jahren im Lageblatte bezweckte ein Volksfest. Sstzte die Verwirklichung Wirser Idee mit dem Heimgang des hochverdienten Mannes ebenfalls in ein Grab, in ein Grab de- Vergessen- gesenkt wotden sein? Nein! diesem Gedanken wollen wir nicht Raum geben. Ein Volksfest im wahren Sinne de- Wortes ist da- fruchtreichste Förderungs mittel der geselligen Tugenden und der sittlichen Bildung eines Volkes. Es ist des Volkes schönstes Kleinod ; denn nichts schließt die Herzen so eng aneinander als gemeinsame Keeude. Wo das Volk durch gemeinsame Freudengenüsse für gemeinsame Lasten ent schädigt wird, da muß die Vaterlandsliebe tief wurzeln und in allbegeisternder Kraft für Herd und Heimath, für Volk und Fürst entflammen. Und diese- Fest ehrenhafter Bürger in den meist selbstgchegtM und gepflegte» Räumen, in den kleinen Gärtchen, in der freien Natur zu einer Zeit, wo die Blüthen, die Blumen, die Bäume und die Sänger de- Walde- Prediger der Liede in der großen Kirche der Schöpfung sind. Dieses Fest an einem Tage, von dem noch unlängst ein unter uns lebender Dichter sang: O Tag der höchsten Blüthe, Der Jordan kommt gezogen, O Tag de- höchsten Lichts, Prophetisch klingt die «lulh, - Du weckst mir im Gemüthe Wo über heil'ge«*Vstz»i Die Bilder de- Gedichts. DeS Lichte- Glorie ruht. Der Geist von Gottes Worte Steigt liebend niederwärts, Und klopft an jede Pforte, Und klopft an jedes Herz. O, dieser Lcy gehe nicht so spurlos an un- vorüber. Noch weilen ja unter «ns Männer, die vor 25 Jahren besagtes Fest mit ins Leben riefen, wenn wir nicht irren, der treuverdiente Herr Schellbach, welcher schon damals wacker mit Hand an das Werk legte. Die Erinnerung daran sei ihnm ein Hebel, jenen Tag im Verein mit den jetzigen Vorstehern tz-s Johannisthal«- zu erneuern. Tausendfacher Dank wird ihn« «erden, wenn sie zur Erreichung dessen bei der Behörde die geeigneten Schritte thun wollten, bei der Behörde, die in Erinnerung der Worte ihres einstigen allverehrten Mitgliedes solche zur Verwirklichung und gleichsam zur Feier seine- Gedächtnisses zu bringen gewiß nicht abgeneigt «sei» wird. Arber die Se-eutung -es Namens „Leipzig". Von Victor Jacobi, Professor. Früher habe ich denselben durch böhm. dludm», gleichbedeutend mit dloup, Tiefe, Senkung erklärt, well Leipzig in der natürlichen Senkung des Zusammenflusses zweier Gewässer liegt. Inzwischen bin ich zu weiterem Ueberblick über die Materie der Ortsnamen gekommen und finde, gleicher Veranlassung zur Ortsbeschreibung gegenüber, verhältnißmäßig sehr wenige Namen, welche durch und p oder L oder mit irgmd einem dazwischen stehenden Vocal gebildet sind. Denn auf die Vocale hat da-, seine Orts namen längst nicht mehr verstehende Volk gas keine lautpolizei lichen Rücksichten genommen, wie es denn z. B. Midies -- I^u dies und I^aidiL spricht. Der Name rührt auch nicht von Up», Linde her, die hier, durch natürliche Fortpflanzung nur als vereinzelter Baum vorkommt, vud-ix von äud, Eiche, würde, wenn auch principiell nicht richtig, doch schon natürlicher sein. Wäre Up» das älteste Wahrzeichen, so würden die Väter de-, als bedeutender Ort nun schon alten Leipzig- gewiß dafür gesomt haben, daß eine uralte Prachtlinde auf uns gekommen. Diese Erklärung hat ihren Ursprung in der lyrisch-mystischen Richtung der Poesie und in der Scholastik des Mittelalters. ist ganz dasselbe wie russ. lud, Bast, in welchem der nützlichste Bestandthril de- Baumes liegt. Der eigentliche Stamm-Ausdruck de- Namen- Leipzig ist!»p», Fuß, Pfote, beim Wild Vorder- und Hinter lauf. Mittelst I»p» bezeichnten die Uralten, welche, wenn wir von unserer, so wesentlichen LheileS gedächtniß- und handwerks mäßigen Schulweisheit adsehen, in der scharfsinnig praktischen Anwendung ihrer äußeren und inneren Sinne ganz ungleich ge scheuter und origineller waren, atß wir, dz« Wald so oft vor Bäumen nicht sehenden Schulfabrik-Automate» und scholastischen Gtreckbeitgeschöpfe, gerade so wie ich im vorigen Frühjahr in d. Bl. an dedal nachgewiesen.habe und zwar: 1) den Auflauf, 2) dm beckenförmjgm Aus-mmeiflauf und S) den flußbettartigen, also mehr »«gerechte« Hinlauf d« Terrains. Leipzig hat daher den Ramm von der Anlage auf der überschwemmung-freien Anhöhe in seinem Flußwinkel, die sich namentlich durch ihren westlichen Abfall nach der Pleiße, am bemerkbarsten an der Wasserkunst, kenn zeichnet. Wir haken einen ganz analoge» Kall für Bergbezeichnung an dw yltaegeiDWsetzten Seite der Stadt. Nämlich der nach Gchöne- felb zu ansteigende Rücken zwischen der Parthe und der Rietzschke heißt da- Rabech, welches dmdet, Rücken bedeutet. Die quervor liegenden Wiese», namentlich da, wo jetzt ganze frühere Hügel, die in der Karte von Oberreit noch zu sehe», für die Eisenbahnen weggekarrr sind, heißen auch „die Bergwiesen". Die klarste Be stätigung meiner Auslegung von lapa als Auflauf des Terrain sehen wir an dm Namen von Inseln (Aufläufen aus der Wasser fläche) wie de« der Insel Lodau, der Lchs, kleine Insel im wis- inaMyn Meerbusen u. v. a. m. So bedeutet lud, Bast, auch 'den so langen festen, in Rußland noch heute zu Maste«, Segeln, Matte» u. s. w. verwendete», unter der Oberrinde hinpassirenden hinschreltenden, fürbaßlaufmdm Bast tzrn«»»»). In älterer Zeit hieß nun bekanntlich Leipzig L.!z»La, bei dm Donauslawen noch heute. La ist die bekannte slawische Diminutivform. Das in-