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Leipziger Tageblatt UN- Anzeiger. ,.— 358. Sonntag den 24. Deeember. 1854. Landlagsmittheilungen. 32., 33. und 34. Sitzung der ersten Kammer und 37. Sitzung der zweiten Kammer am 21. u. 22. Decbr. Die erste Kammer hgt heute die Berathung des Organisations- gesetzeS beendigt. Nachdem bereits in der gestrigen Abendsitzung die daS Friedensrichterinstitut betreffenden tztz. 28 bis 49 unter Zustimmung der Staatsregierung durch Enbloc-Annahme eines vorläufig an deren Stelle zu setzenden, dem Deputationsberichte entnommenen veränderten Entwurfs erledigt worden waren, wurde heute bei der Schlußabstimmung das Gesetz als Ganzes mit den beschlossenen Modifikationen von der Kammer mit 22 gegen 17 Stimmen angenommen. Am Schluffe der Sitzung nahm Staat-minister Freiherr v. Beust noch Veranlassung zu einer längeren eingänglichen Rede, in deren Verlauf derselbe unter Anderem auch das Gerücht von einer bereit- im Gange befind lichen Mobilisirung der sächsischen Armee für unbegründet erklärte. — Die zweite Kammer beschäftigte sich heute hauptsächlich mit einer Petition, die Instandhaltung der Chaussee von Zwickau bi- Mittelbach betreffend. Christnachl. Süße Christnacht! Nacht der Sündigen und Frommen, Heil'ge Nacht in hehrer Pracht, Sei unS Allen hochwillkommen! Gieß, o gieß dein himmlisch Licht Ueder alle Lande auS, Jede- Menschenangesicht Segne du von Hau- zu HauS! Süße Christnacht, In Palästen wie in Hütten Wird de- Heilands heut gedacht, Der am Kreuz für uns gelitten ; Millionen Herzen sind Nun von heil'ger Gluth durchdrungen, Und vom Greise bis zum Kind Loben ihn viel tausend Zungen. Süße Christnacht, Da der Heiland ward geboren, Der den Frieden hergebracht Allen, die den Herrn erkoren ; Denn wir sind ja doch zu schwach, Diese- Leben durchzukämpfen, — Er, der einst die Wogen brach, Weiß die größte Noth zu dämpfen. Süße Christnacht, Lieb' hat un- der Herr versprochen ; Wer den Heiland nicht verlacht, Hat er nie sein Wort gebrochen. Laßt un- selbst nur allzumal In der Liebe wahrhaft wandeln, Ueber Berg und über Thal Laßt un- liebreich thu« und Handel«. Süße Christnacht! O das ist ein Fest der Feste, Wo die Lied' die Welt bewacht Und sie segnend reicht das Beste! Kehre ein, o JesuS Christ, Daß dein Lod die Welt erfülle: Wo Du heiß erbeten bist, Spende, Herr, der Gnadm Fülle! Süße Christnacht! Herr, o zeige Dein Erbarmen ; Segne tröstlich über Nacht Die Besitzenden und Armen ; Mach die Hungernden Du satt, Zeige Deine Lieb' auf's Neue — Kehre ein in diese Stadt, Daß sich Jeder drin erfreue! Robert Ritzsche. Weihnachtsbild. Freude schallt an allen Orten, Tausend Kerzen schimmern heut. Weil eS Weihnacht ist geworden, 'S schönste Fest der Christenheit. Die Natur im Winterkleide Ist in Schnee und Eis gehüllt, Heilig sinkt der Abend heute In sein Dunkel eingehüllt. Und vom Thurm die Glocken Hallen Feierlich und mild herab, Auf den Hellen Straßen wallen Menschen emsig auf und ab. Jeder eilt mit Lieb' im Herzen, Gaben werden dargebracht, Da und dort schon leuchten Kerzen In die stille Winternacht! — Nach und nach verliert sich'S Treiben, Leer wird'- in der Läden Reihn, Dafür glänzt in Zimmer- Räumen Hell vom Baum der Lichterschein. Und um ihn herum herrscht Freude, Froher Kinder Jubellaut; Jeder giebt und spendet heute — Ueberall man Liebe schaut! Nur in einer kleinen Hütte, Einsam liegt sie vor dem Thor, Warum scheint au- ihrer Mitte Nicht ein einzig Licht hervor? In der dunkeln, kleinen Kammer Wohnet Noth, herrscht Angst und Pein, Elend weilt hier, bittrer Jammer, Keine Freude zog hier ei».