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Leipziger und Anzeiger 2SS. Sonntag den 10. September. 1854. Bekanntmachung. Im Monat August d. I. sind von uns wegen nachstehender wohlfahrtspolizeilicher Vergehen Strafen, beziehentlich Bedeutungen auszusprechen gewesen. Leipzig, am 2. September 1854 Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. G. Mechler. I) Mangel oder ordnungswidrige Beschaffenheit der Aschenbehältnisse in Grundstücken ....... 9. L) Straßenverunreiniaungen und sonstige Ordnungswidrigkeiten beim Räumen der Privet- und Senkgruben, so wie beim Ab- fahren de- Düngers 4. 3) Sonstige Straßenverunreinigungen durch Abladen und beim Fahren von Kalk, Kohlen und dergleichen .... 8. 4) Au-schutten von Asche, Ruß, Scherben, Bauschutt rc. auf den Straßen überhaupt, ingleichen von Kehricht außerhalb der Kehrzeit (Markttag- Nachmittag- von 2 bi- 4 Uhr), so wie Aussehen von Kehricht in Körben und dergleichen auf die Straße vor dieser Zeit 21. 5) Unterlassene- Kehren der Straße innerhalb der vorgeschriebenen Zeit (Markttags Nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr) . 1. 6) Versperrung oder Hemmung der Passage auf Straßen durch Stehen- und beziehentlich Liegenlassen von Wagen, Karren, Kisten, Schutt, Sand und dergleichen mehr, insbesondere während der Nachtzeit 12. 7) AuSschäpfen von Jauche ist die Beischleußen 1. 8) Ordnungswidrige- Passiren der Trottoirs und Fußwege mit umfangreichen Gegenständen, Wagen und dergleichen . 46. 9) Unbeaufsichtigte- Stehenlassen bespannter Wagen auf den Straßen 12. 10) Aussehen von Blumentöpfen vor den Fenstern ohne Vermachung durch Eisenstäbe oder Holzgitter .... 23. II) Fahren mit angespannten Zughunde« 1. 12) Unerlaubte- Fahren über den Marktplatz 3. 13) Fahren mit leeren Rollwagen ohne Strohkissen unter der Schrotleiter 2. 14) Fahren mit Rollwagen im Trabe 2. 15) Unerlaubtes Abbrennen von Feuerwerk - 1. 16) Tabakraucher» tn Ställen und anderen feuergefährlichen Orten, ingleichen Betreten von dergleichen Räumlichkeiten mit brennender Cigarre 7. 17) Verschiedene andere straßen- und feuerpolizeiliche Contraventionen . . 32. Lumm» 189. — Verdienste um unsre Stadt erworben und neue Stadttheile a^e- Dar Ende vom Liede. StahilitätSmenschen hat es zu jeder Zeit gegeben; Feinde jeden Fortschritts, jeder Verbesserung sprechen sie stet- blos von der guten alten Zeit, die, vorurtheilsfrei eingestanden, mit ihren barbarischen Gesetzen und Institutionen, ihren tausendfachen Mängeln unserm sind fle sofort bei der Hand, dieselbe anzufeinden und lächerlich zu machen — mache», jedoch bloS sich lächerlich. Da soll Witz, Hu mor, Satire spielen, aber von alledem ist nicht- sichtbar. So wnrdm neulich ln diesem Blatte zwei Vorschläge gemacht, die den BeifaD mrd die Billigung aller vorurtheil-fteien und unseibftischen Bürger schielten — gleich war ein Gegenfüßler bei der Hand und »fand deide überflüssig, unzeitgemäß, ja lächerlich. Gründe hatte er 'fkillich für seine ^»sichten nicht. Wenn nun das Frühere, das Alte, stets so gut war, wenn jedes Fallen einer Schranke einen Nachtheil bringt, wmn jede Erwei terung, jede Verschönerung Geld kostet, und umsonst giebtS einmal nichts, fo vermerkt der fragliche Herr StabilitätSmann gewiß auch die Vergrößerung Eeipzigs, das Verlegen der alten Thore und den Gufdau der neue« schonen mit Entsetzen, so berührt es ihn zuver lässig schmerzlich, daß die Herrm VOr. Ran fl und Heyne so wie Hetz, Reimer sich so wesentliche, nicht genug zu rühmende legt haben, so bemeistern sich feiner wahrscheinlich wehmüthiqe fühle, als er Baudenkmäler, wie das kleine Häuschen der Wind- mühlengaffe, das PortierhäuSchen des Magdeburger Bahnhofs, das ehemalige Rosenthal- und Hinterthor und de- letztem College«, das „blinde" Thor bei der Milchinsel niederreißen sah; Freude und Ent zücken dagegen ziehen zuversichtlich beim Anblick de- „blinden Tho- reS" am AuSganae der UlrichSgaffe in sein Herz. Hätten nuni die nur genannten Heeren ihre zunächst der in ner» und äußern Stadt gelegenen Geldstücke zu VMdttheilen nicht uwigrschaffen, so hätte die Stadt auf städtischem Areal vergrößert werden müsse« — oder war die- auch nicht nöthig? — und was würde dann die Folge gewesen sein? Die jetzt so schön abgerundete Stadt wäre weitläufig und unbequem geworden und in Folge dessen wären vielleicht schon jetzt Restaurationen, Fahr- und Reitwege im Rosen thale entstanden. Nimmt der Wohlstand und die Bevölkerung Leipzigs so zu, wie bisher, und die- wünscht gewiß Jeder von ganzem Herzen, so sind vielleicht schon binnen eiuem Jahrzehend die Lindenauer Wiesen eben so trocken gelegt wie jetzt die ehemaligen Räbe'fchey und Reichelschen, und Lindmau wird mit Leipzig so in Verbindung stehen wie auf der entgegengesetzten Seite die ThonbergS-Gtraßenhäuser, Reu- Reudnitz, Reudnitz, der Berg, die Volkmarsdorfer Straßenhäuser, Neu-Sellerhausen, Crottendorf und Neu-Schönefeld mit Leipzig verbundm sind; derselbe Fall wird mit der Zeit mit Eutritzsch und