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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 251. Freitag den 8. September. 1854. s a l ; h o l ?. Die kürzlich in der Versammlung der Herren Stadtverordneten zur Sprache gekommene Idee, dem Bauholze durch Tränken mit irgend einer Salzlösung einen Theil seiner Brennbarkeit zu beneh men, ist keineswegs eine solche, der man sofort allen Werth ad- sprechen müßte, wenn auch nicht zu erwarten steht, daß man sogleich und ohne die Schule der Erfahrung durchgemacht zu haben, das zweckmäßigste hierbei anzuwendende Mittel herausfinden werde. Der Einsender dieser Zeilen beabsichtigt indeß keine Erörterung des ganzen Gegenstandes, sondern will sich nur darüber aussprechen, wie sehr es anzurathen sein möchte, bei etwanigen Versuchen vom Kochsalz und allem, was damit zusammenhänat, gleich von vorn herein gänzlich zu abstrahiren. Wie schlecht Salz und Holz zu- sammenpassea, hat man auf jeder Saline Gelegenheit zu beobachten. Ln solchen Anstalten ist das sog. Salzholz, d. h. Breter und Balken, welche längere Zeit mit der Soole in Berührung gewesen sind, bei nahe umsonst zu haben, weil sie weder ordentlich brennen, noch sonst viel Verwendung zulaffen. Die erstere negative Eigenschaft wäre allerdings da- Gesuchte, aber sie ist leider mit andern schlim meren verschwistert. Trifft es sich, daß ein Stück Salzholz aus Berschen oder Unkemttniß mit in eine Wand verbaut wurde, so bteidt, nachdem dieselbe abgeputzt ist, an der betreffenden Ssellr ein feuchter Fleck stehen, der immer größer wird und gegen den nur das Radikalmittel hilft, da- Holz des AergerniffeS wieder heraus zureißen. Man verwendet daher in der Regel solche- Holz nur im Freien zu Einfriedigungen und ähnlichen Zwecken. Ist es da erst einige Zeit dem Witterungswechsel ausgesetzt gewesen, so ist es wirklich überraschend zu sehen, welche Zerstörung das Salz in der Substanz des Holzes selbst zuwegebringt. Die weicheren Holztheile verschwinden da, wahrscheinlich vom Regen ausgewaschen, nach und nach gänzlich und die LängSfasern liegen endlich frei da wie grober Flachs und können in dicken Büscheln abgerissen werden. Hiemach läßt sich bemessen, was vom Salze für die Conservation des Holze- zu erwarten sein würde. Allerdings enthält die rohe Soole fremde Bestandtheile, denen ein Theil dieser Wirkungen zugeschrieben werden kann, namentlich dm so sehr zerfließlichen salzsauren Kalk. Aber auch das reine Salt wird ja bekanntlich in feuchter Luft bald feucht und läßt sich nur in der Wärme oder an trocknen luftigen Orten wieder abtrocknen. Diese Bedingungen sind aber nicht gegeben, wo das gesalzene Holz zu Fachwerk verwendet werden soll. Denn wäre eS vorher auch noch so gut arzSgetrocknet, so würde es durch das Ausmauern und Tünchen doch wieder feucht werden müssen, und diese eingeschlossene Feuchtigkeit würde sich schwerlich au- ihrem Sitze vertreiben lassen. Es scheint mir sogar, daß diese- letztere Bedenken auch bei jedem andern Salze einigermaßen in- Gewicht fallen müßte. Auf einem andem Wege käme man vielleicht eher zum Ziele, wenn man nämlich durch successives Behandeln de- Holzes mit zwei Flüssigkeiten dahin wirkte, daß sich im Jnnem der Holzmaffe ein unlöslicher, erdattiger Niederschlag erzeugte, was sich wohl am billigsten mit^lssaurem Kalk und Schwefelsäure in s Werk setzen ließe. Das Wafftzrglas, durch irgend eine Säure zersetzt, wäre vielleicht noch vorzüglicher. Durch solche innere Niederschläge wird zugleich der Härtegrad der Hölzer bedeutend erhöht. 1^. Wunsch. Daß das Sandthor jetzt schon vor 9 Uhr geschloffen wird, hat für viele Inhaber von Gärten im Johannisthale bei schönen Aben den sein Unangenehme-, besonders aber deS Sonntags, wo die meisten Iohannislhaler ihre Erholung im Garten suchen und noch zum Abende mit ihrer Nachbarschaft oder Besuche ein Plauderstündchen halten. Nur zu bald ertönt an solchen Abenden die neunte Stunde vom Thurme. Wäre der Schall der Glocke zu dieser Stunde das Signal zum Aufbruche für die, welche das Sandthor passiren wol len, um bald nach 9 Uhr dahin zu gelangen, dann wäre uns Gartenfreunden geholfen; so aber wird da- Thor schon vor 9 Uhr geschlossen, und bleibt dann den Betroffenen nichts anderes übrig, als durch einen großen Umweg nach Hause zu wandern. Wenn man aber erwägen wollte, wie viele Familien Leipzigs Gärten im Johannisthale haben und wie wichtig gerade die Benutzung dieser Gärten für den Gesundheitszustand der Stadt selbst ist, dann sollte doch der billige Wunsch: das Sandthor vor Micha/liebis 9'/, Uhr dem Publicum offen zu hatto«^ an geeignet«! Grelle Gehör finden. Fall- dasselbe jedoch aus uns unbekannte« Gründen nicht geschehen könnte, dürfte wenigstens dem ThorschlleIrr die Anweffung zu geben sein, dm Garteninhabern bis um diese Zeit bas Thor auf Ver langen unentgeltlich zu öffnen, also frei passiren zu lassen. Ernst St.— Tageskalender. Stadt-Theater. 6S. Abonnemmtsvorstettung. 52. BonSvorst. ^ Auf Verlangen: r«n»p«ra «aniantrrr. oder die gestrenge« Herren. Luftspiet in 3 Abtheilungen von C. Blum. (Regie: Herr Pauli.) Personen. Mamertu- Argunt,/ sHerr Stürmer. PancratiuS Frost, j «ausieuie, . . . Denzin. Servatius, ein alter Diener in ArguntS Hause, Herr Ballmann. Friedrich./ jHerr Böckel. Ludwig, j ^gulit- Sohne, . . . ^ Körnig. Beronika, Friedrichs/ Adelaide. Ludwigs ! )FtLul. Ltebich. Fräul. Door. Scene: ArguntS Wohnung in einer großen Stadt. Zum zweiten Make: ckv Hllmk« «awl«, arrangirt vom Herrn valletmeister Martin, au-grfützrk von Demselben, Frau Martin-Zimma» n und Fräul. Deich. Der Verschwiegene wider Wille«, oder die Fahrt von Berli« «ach Potsdam. Posse in L Act von Kotzrbue. (Regie: Herr Pauli.) Personen. General von Wildruf Herr Gcheibler. Dessen Gemahlin Fräul. Huber. Major von Düna Herr Stürmer. Julie, dessen Gemahlin, .... Fräul. Ltebich. Hauptmann von Trott Herr Bocket. Fähnricb von Wiesen Herr Körnig. Lin Adjutant Herr Step». Tommisfionsrath Frosch .... Herr Pauli.