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^ 228. Mittwoch den 16. August. 1854. Die auf Mittwoch den 16. d. M. anberaumte öffentliche Sitzung der Stadtverordneten ist auf Freitag den 18. d. M. 6 Uhr Abends verschoben. Leipzig, den 15. August. Da alle Feierlichkeiten bei Empfang der Leiche Sr. Maj. deS Königs, unserS geliebten LandeSvaters, untersagt gewesen, und auch der Wunsch der großen Mehrzahl der Bewohner Leipzigs, den sterblichen Ueberresten deS Geliebten in feierlicher Begleitung durch die Stadt die letzt« Ehre zu erweisen, auS Gründen hatte abge schlagen werden müssen, welche alle Beachtung verdienen, und die nur in der Art und Weise, wie der Transport zu geschehen hatte, so wie in Umständen zu suchen, welche mit unserer Stadt selbst in keinem besonderen Bezüge stehen, so hat man sich damit be gnügen müssen, daß die Militair- und Eivilbehörden der Stadt und die Geistlichkeit die Leiche in der Halle deS sächs.-baier. Bahn hofes still empfingen, und daß auch dem Publico der Durchgang durch die Halle verstauet war. Die hiesige Garnison und die gesammte Communalgarde war aufmarschirt, und bezeigte ihre auf richtige Theilnahme an dem erschütternden Trauerfalle; eben so waren in gleicher Gesinnung die Innungen erschienen. Nach kurzem Aufenthalte auf dem baier. Bahnhofe wurde die Leiche unter dem Geläute aller Glocken über die Verbindungsbahn zum Dresdner Bahnhöfe gebracht, von wo sie nach kurzem Verweilen nach Dresden abfuhr. — So viel für heute in aller Kürze, das Weitere in der nächsten Aeit. — Die Stimmung der großen Masse unserer Bevölkerung ist eine höchst ehrenwerthez dies bewies sie auch heute trotz deS großen sudra»^-, denn Jeder wollte das letzte Hau- deS Geliebten noch sehen. Man trauert auS Ueberzeugung und auS redlichem Herzen, denn man weiß, daß wir einen guten Monarchen und vortreff lichen LandeSvater, der uns wahrhaft liebte, verloren haben. Bei alledem ist eS auch höchst erfreulich, daß man mit Ver trauen der Ankunft entgegen blickt, und sich zuzurufen weiß: was Gott thnt, da- ist wohlgethan! Gustav - Adolph - Verein- Am 11. d. M. hat der hiesige Aweigverei« der Gustav-Adolph- Stiftung die gewöhnliche jährliche Sitzung gehalten. Der Vorsitzende Herr ArchidiakonuS vr. Tempel eröffnete die selbe in üblicher Weise mit einem gläubigen Gebete, welche- dadurch »och eine besondere Weihe erhielt, daß er daran einige fromme Bettachtungen über den so plötzlichen und traurigen Hingang «nsere- geliebten König- knüpfte. Hiernächft stattete der vierjährige und um die Sache hochverdiente Easfirer de- Verein-, Herr Kaufmann Ru-, über dm Stand der Easse Bericht ab. Damach hat die Gesammteinnahme de- ver flossenen Jahre- 2187 Thlr. 27 Ngr. betragen. Die Einnahme vom laufenden Jahre läßt gleiche Höhe hoffen; doch kann da- Resultat jetzt noch nicht übersehen werden, weil man in Betracht der theuren Lebensmittel Anstand genommen hat, alle Beiträge streng einzufordern. Da indeß die Beiträge von den Landparochieen die Summe von 192 Thlr. 10 Ngr. überschritten und gegen voriges Jahr bereit- eine Mehreinnahme von 10 Thlr. ergeben haben, so steht die Hoffnung fest, daß auch die Leipziger Ephorie gegen Vorige- Jahr nicht Zurückbleiben werde. Hiernächst erstattete Herr Diakonus vr. Gräfe Bericht über einige vom Leipziger Hauptvereine dem Aweigpereine besonder- empfohlene bedrängte Gemeinden, und verwendete sich dabei außer dem für die dem Aweigvereine im vorige« Jahre empfohlen gewesene Gemeinde Osche in WestPreußen. Nachdem Herr vr. Groß mann Nähere- über diese Gemeinde mitgetheilt hatte, wurde d er von Herm Domherrn Superintendent rc. vr. Großmann gestellte Antrag dahin, daß dieser Gemeinde eine ihr noch fehlende Abendma hlskanne geschenkt werde, vom Vorsitzenden zur Abstimmung gebracht und einstimmig genehmigt. Auf weiteren Vortrag Herrn vr. Gräfe'S stellte der Vorsitzende den Antrag, den hülfSbedürftigen Gemeinden Beberungen und Schmidtruitt jeder 150 Thlr., so wie der Gemeinde Mad in Ungarn den Rest der Summe, über welche der Verein zu disponiren habe, zukommen zu lassen, womit sich die Versammlung einverstanden erklärte. Außerdem wurde den drei Deputirten, welche zu der am 15. und 16. d. M. in Lsschatz abzrchaltenden Hauptversammlang gehen sollen, und wozu der Vorsitzende, der Schriftführer Herr DiakonuS vr. Wille und der Easstrer Herr RuS gewählt worden sind, die Summe von 50 Lt»lr. zur Disposition gestellt, um solche bei einem Liebe-werke, worüber die Hauptversammlung bestimmen werbe, ver wenden zu können. Am IS. d. M. hat der Verein in der PeterSkirche seine jähr liche kirchliche Feier und Andacht gehalten. So schreitet da- Werk rüstig fort, und die- um so freudiger, al- man sich ernstlich bemüht hat, alle fremdartigen Tendenzen, welche sich in der Aeit der Bewegung in den für Nebenzwecke zu hoch stehenden Verein einzudrängen suchten, zu entfernen, um ihn auf seine ursprüngliche, echt protestantische Bestimmung zurück zuführen. So auch nur kann da- Gute erreicht werden, was der Verein zu erstreben hat, — und da- walte Gott! Zur Beachtung. I« Betreff de- unter der Ueberschrift „zur Beachtung" Seite 2967 diese- Blatte- abge druckten Aussätze- bezüglich de- Abschlagens der