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Leipziger und Anzeiger. ^ 22«. Montag dm 14. August. 1854. Ein Extrablatt zu Nr. 191 der „Leipziger Zeitung" enthält Folgendes: Ueber daS tiefbetrübende Ereigniß, welches daS Ableben deS Höchstseligen Königs Majestät herbeigeführt hat, liegen nunmehr auf direktem Wege eingegangene authentische Nachrichten vor. Von dem Flügeladjutanten Sr. Höchstseligen Majestät, Major v. Aezschwitz, welcher den Hohen Verblichenen auf Dessen Reise nach Tyrol be gleitete, ist bei dem Minister deS kgl. Hauses, Staatsminister a. D. v. Aeschau, ein umfassender Bericht eingeaangen, welchem das von dem k. k. Bezirkshauptmann Kreyeißen in Brennbichel am 9. August aufgenommene amtlich« Protokoll und außerdem die Niederschrift über die Aussagen de- königl. Kammerlakais Johann Gottl. Kles berg beigefügt sind. — DaS Schreiben deS Flügeladjutanten Majors V. Aezschwitz lautet folgendermaßen: „Bei Imst, Weiler Drennbichel, den 9. August, Vor mittag- 11 Uhr. „Ew. Eprellenz hat der grhorsamst Unterzeichnet« die traurig« Pflicht Folgendes im tiefsten Schmerze mitzutheileu. Nachdem Ge. Majestät der König am 7. und 8. August die Tour nach der Alpe LisenS und von da nach Silz glücklich und im besten Wohl sein vollbracht, hatten Allerhöchstdieselben beschlossen, heute dm Eingang d«S PitzthaleS zu besuchen. Se. Majestät nahmen zur Fahrt nach Wen- einen Wagen von der Post in Imst. Auf dem Wege vom Weiler Brennbichel nach der Brücke herab, Vormtttag- r/410 Uhr, warf der Postillon beim Herabfahren eine- Berge-, bei einer Wendung, den Wagen um. Se. Majestät der König, der Endesunterzeichnete und der Kammerlakai Kleederg wurden auS und von dem Wage» geschleudert, und während die beiden Letzter» mit leichten Contulloneu davon kamen, hatte da- Handpferd Se. Majestät den König, der nach vorn geschleudert worden war, au den Hinterkopf geschlagen, so daß Se. Majestät augenblicklich die Besinnung verloren. Durch herbeigerufene Leute, die in der Nähe im Felde arbeiteten, ließ ich sofort Se. Majestät unter Bei hülfe de- Kammerlakaien in den nahen Gasthof zu Brennbichel bringe», währenddem ich nach Imst zurückeilte, um ärztliche Hülfe herbeizuhole». Mit dem einzigen in Imst anwesenden Wundarzte — ^ ^ H - blicklich, aber schon ergo late r schon ergoß sich fast kein Blut mehr. Der herbei- gerufem Geistliche von Breuubichel ertheilte Sr. Majestät die heiligen Sterbesitcrammte, und schon ^11 Uhr Vormittag- warm Gr. Majestät/ welche die Besinnung Nicht wieder erkangt hatten, verschieden. Ekne Extrapvstchaise, die ich nach dem Arzte in AenS grsande hatte, -am Mit diesem zu spät. Beide Aerztze erklärten, der Tod sei in Folge der durch den Schlag de- Pferde- herdei- geführtm GehimrrMttrrung so plötzlich erfolgt. Rach Jnusbruck habe ich eine Stafette abgehm lassen, damit der dortige erste Arzt herbeikomme, um die nöthigen Anordnungen wegen Erhaltung der Leiche zu treffen. Bon ebendaher wird zur einstweiligen Aufbe wahrung derselben ein Sarg eintreffen. Ueber diesen fürchterlichen Fall, der, wie wohl Ew. Eprellenz überzeugt sind, mich mit dem entsetzlichsten Schmerze erfüllt, lege ich da- aufgenommene Pro tokoll de- BezirESHauptmannS Freyeißen, so wie das Aeugniß der beiden Aerzte bei. Auf Anordnung de- Bezirkshauptmanns werden die Schützen von Imst die Ehrenwache bei der Allerhöchsten Leiche, die natürlich von de» Se. Majestät begleitet Habenden nicht aus den Augen gelassen wird, übernehmen. Den Befehlen über das Weitere von Ew. Excellenz gehorsamst entgegensetzend rc. Eduard v. Aezschwitz." Hieran ist noch die Bemerkung zu schließen, daß nach der mit Obigem übereinstimmenden, im amtlichen Protokoll enthaltenen Aussage de- Majors v. Aezschwitz Se. Höchstselige Majestät beim Sturze noch gerufen hat: „Haltet nur die Pferde!" und daß ge dachtem Protokoll die Erklärung de- Major- v. Aezschwitz beigefügt ist, daß nach seiner Ansicht dem Postillon keine Verschuldung zur Last falle. Die Au-sagen de- königl. Kammerlakais Kleeberg sind folgendergestalt zu Protokoll gegeben: „AlS wir zur Stelle kamen, wo sich der Weg zur Brücke rasch biegt, stürzte plötzlich der Wagen. Se. Maj. der König sielen gegen da- Handpferd, der Herr Major fiel seitwärts und ich zwischen die Pferde. Der Postillon führte die Pferde. Durch da- Umstürzen de- Wagen- gerieth der Strang dem Handpferde zwischen die Füße und dasselbe schlug auS. Aum Unglück wurde der König gegen die Füße de- HandpferdeS geworfen und von dem Hufe desselben am Kopfe getroffen. Ich zog Se. Majestät den König aus den Pferdm heraus und legte Ihn mit Hilfe de- Herrn Majors auf den nahen Grasboden, indem wir ihm ein Kissen auS dem Wagen unter da- Haupt gaben. Ich rief nach Hilfe, und der Herr Major fuhr gleich um einen Arzt nach Imst. Ich holte in einem Becher Wasser und trocknete den Schweiß ab. Mehrere Leute waren zu Hilfe gekommen, und wir trugen dann Se. Maj. den König in da- nahe gelegene Wirthshaus zu Brennbichel, wo Se. Majestät, in da- Bett gebracht, einen Aderlaß erhielt und mit den Sterbe sakramenten versehen wurde. Se. Majestät haben vielleicht noch eine halbe Stunde nach diesem Unglück gelebt, worauf AUerhöchst- dieselben verschieden. Die Pferde waren nicht wild, der Wagen fuhr langsam, und ich begreife nicht, wie der Wagen umstürzte. Der Weg war nicht so schlecht, obwohl durch da- schlechte Wetter etwa- au-geft>ütt, und wir sind oft viel schlechtere Wege gefahren. Rach meiner Ansicht fällt dem Postillon keine Gchllld zur Last, und ich kann wirklich nicht sagen, wie der Wagm gestürzt ist. Weitere Umstände kann ich nicht angeben, und außer dem Herrn Maßor, mir und dem Postillon war bei dem Eintritt de- UnglückS- fall- Niemand gegenwärtig." . . l. 1 15 *