Volltext Seite (XML)
1854. Anzeiger. 202. Freitag den 21. Juli. WSSSSSSSSjSS»»«»»SSM»»»»-SS—SiSWSSSSWSWWSWSSWMWMSSSSSSSWS»» Wanderungen in dem Äarsch"). Die große Alpenkette, welche wie eine Riesenmauer Italien gegen Norden begrenzt, trennt sich in ihrem östlichen Theile in drei Hauptzweige, von welchen der südlichste in der Richtung von Nordwest-Südost bis an die nördlichen Buchten des adriatischen MeereS streicht und sich weiter gegen Südost an die dinarischen Alpen schließt, welche längs der Ostseite dieses Meeres laufen. Der Theil jenes südöstlichen Seitenzweiges der Alpen, welcher am nächsten bei Triest liegt, nämlich ungefähr zwischen Görz, Triest. Fiume und dem Berge Nanus, wird der Karsch genannt. In diesem Gebirge machte ich, während eines Aufenthaltes von 8 Wochen in Triest, häufige Wanderungen, und das Bild, welches jene mir von den Naturbeschaffenheiten dieses Landstrichs geboten haben, will ich hier wiederzugeden versuchen. Im Karschgebirge verschwinden die meisten jener Hauptzüge, welche die große Gebirgsmasse der Alpen charakterisiren. Hier sind keine Berggipfel, welche sich 12—15,000 Fuß über das Meer er hebe« und mit ewigem Schnee bedeckt sind, welcher einen Gürtel von 4—7000 Fuß Höhe bildet, von dem die bläulichen Gletscher ihre Arme an den Brrgseiten und in den Thälern ausbreiten; die höchsten Gipfel dieses östlichen Theils erreichen im Allgemeinen nur 4—6000 Fuß, wenige erheben sich über die Schneelinie, und von dort aus erstrecken sich keine Gletscher. Auch die scharfen Bergkämme der Alpen, die steilen Bergseiten und die tief einge schnittenen Thäler, welche wie regelrechte Längen- und Querthäler auftreten, vermissen wir hier; dieser Theil der Alpen nähert sich in der Form einer Hochebene, indem er breit und, im Verhältnis zu den übrigen Alpen, flach wird; der oberste Theil zeigt nämlich eine wellenförmige, höchst unregelmäßige Oberfläche, auf der sich mehrere Berggipfel und Bergkämme erheben, und über welche Pässe gehen, die also nicht, wie im Allgemeinen in den Alpen, durch zwei dicht zusammenstoßende Querthäler gebildet werden. Hiermit steht daS Verhalten der Wafferläufe in genauer Verbin- *) Vorstehende Naturschilderungen haben wir aus dem vortrefflichen Werke: Joakim Frederik Schon w, Naturschilderungen. Aus dem Dänischen von H. Zeise. Verlag von Karl B. Lorck in Leipzig — entlehnt. DaS Werk dieses berühmten Naturforschers erregte in Skan dinavien allgemeines Aufsehen und erfreute fick daselbst der allgemeinsten Theilnahme. Die Mannichfaltigkeit und Reichhaltigkeit dieses Werkes wird aus der Angabe des Inhalts in die Auaen springen: Die Pflanzen der Dorwelt. — Fortgesetzte Beiträge zur Geschichte der Pflanzen. — DaS Entstehen der jetzigen Pflanzenwelt. — Der Regen. — Die italienische Malaria. — Wiederholungen der Natur im Pflanzenreich. — Die Alpen pflanzen. — Gebirgswanderungen im Norden und im Süden. — Der Aetna.— Wanderungen in dem Karsch.— Die Natur der Südsetinseln.— Die Rolle der Wälder in der Natur. — Der Kaffeebaum. — Geographische Verhältnisse der Brodpflanze». — DaS Zuckerrohr. — Die Weinrebe. — Pie Theeftaude. — Die Baumwollenpflanze. — Der Flachs. — Der Gewürrnelkenbaum und der Muscatnußbaum. — Die Tabakspflanze. — Die Mistel. — Die Charakterpflanzeu der Völkerschaften. — Die Ein wirkung des Menschen auf die Natur. — Die Natur und die Völker.— Hieraus wird Jeder ersehen, daß dieses Buch den unterhaltendsten und belehrendsten Stoff liefert, und sollte e< daher in keiner Familie fehlen. Die letzten Abschnitte diese- Werkes werden aber mehr als zur Genüge darthnn, wie ßch dasselbe namentlich als Weihnacht-- und Geburtstags geschenk für Zöglinge des Handelsstandes eignet. düng. Die Bergmasse tritt gegen Süden so nahe an da- Meer, daß sich hier kein eigentlicher Fluß bilden kann, und im Innern treffen wir wohl Wasserläufe, welche Nebenflüsse de- westlicher liegenden Flusses Jsonzo sind, aber der Lauf dieser ist unregest mäßig, und ohnedies treten mehrere Flüsse auf, welche durchaus keinen, wenigstens keinen sichtbaren Ablauf nach dem Meer hin haben, sondern sie ergießen sich theil- in Landseen, welche ohne Ablauf sind, wie der Aircknitzer See, theilS werden sie von unter irdischen Wasserbehältern ausgenommen. Auch hinsichtlich des Gesteins weicht das Karschgebirge von den meisten Theilen der Alpen ab; anstatt daß diese eine große Ab wechselung des Gesteins zeigen, besteht der Karsch auS einem ein förmigen, das Auge ermüdenden grauen Kalkstein. An der Ober fläche dieses Kalksteins werden viele trichterförmige Einsenkungen angetroffen; sie sind in der Form den vulkanische» Kratern nicht unähnlich, aber ihre Bestandtheile sprechen hinreichend dafür, daß hier keine vulkanischen Ausbrüche stattgefunden haben. Sowohl in diesen trichterförmigen Vertiefungen, wie auf der ebenen oder wellenförmigen Oberfläche findet man eine unzählige Menge Kalk brocken, von unregelmäßiger Form, sehr oft durchlöchert, bald größer, bald ganz klein, bald in Schichten auSgebreitet, und bald in Haufen aufgethürmt, welche denen des gebrannten Kalks bei den Kalkbrennereien nicht unähnlich sind. Diese Haufen und diese Schichten kleiner Kalksteine machen die Wanderungen in diesen Gegenden oft sehr beschwerlich und bieten keinen Ersatz, wie die Vorsprünge und Felsenstücke in den Alpen, durch die malerischen Aussichten, welche sie Hervorbringen. Dieser Kalkstein ist voller Grotten oder Höhlen, welche sich durch ihren Umfang und ihre Tiefe auszeichnen. Sie sind, wie mehrere Kalkhöhlen in Deutschland, mit Kalksinter bekleidet, welche unter sehr verschiedenen Gestalten auftreten, als riesengroße Eis zapfen, als Säulen und Gallerien, in welchen die Einbildungs kraft, besonders da die Höhlen gemeiniglich nur durch Fackeln er leuchtet werden, Altäre, Schlösser, Tempel u. s. w. sieht. Unter diesen Grotten ist die bei Corneal ohne Zweifel die schönste. Man steigt in einen jener tiefen, trichterförmigen Abgründe, welche auf dem Karsch so häufig sind, hinunter; auf dem Boden derselben befindet sich ein enger Eingang zur Höhle, aber bald hebt er sich und man tritt in große, von Säulen gestützte Gewölbe ein; bald wandert man über eine coloffale, von der Natur gebildete Brücke, unter welcher man einen unterirdischen Fluß strömen hört, oder einen unterirdischen See sieht; bald kommt man auf ein hervor ragende- Klippenstück, von welchem man in den Abgrund hinunter schaut, dessen Grund die Fackeln nicht zu erleuchten im Stande sind. Die größte Tiefe dieser Grotte ist nach meiner Barometer- Messung 400 Fuß niedriger als der Einaang. B-n ähnlicher Beschaffenheit ist die Adelsberger und Magdalenengrotte, beide bei Adelsberg; in der ersten findet man Knochen deS Höhlenbären (Une del vorweltliche» Raubthiere); die lebte ist besonder- dadurch merk würdig, daß man in den tief am Boden dieser Grotte liegenden großen Seen den Proteus (ü^pocktkon) gefunden hat, dieses merk würdige Thier, welche- niemals da- Licht de- Tage« sieht, dessen Augen schwach entwickelt und unter der Haut verborgen sind, welche-, obgleich eS ein vierfüßigeS Reptil ist, doch beständig durch Kiemen athmet, und dessen rosenrother Körper so durchscheinend ist, daß die Farbe der Eingeweide hindurchschimmert. Zn diesen Grotten findet man auch einige ekgenthümliche Jnsecten, Arachniden Die «ed.