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und Anzeiger. ^ 201. Donnerstag den 20. Juli 1854. Eine Mission deutscher Auswanderung. Rach der Kölnischen Zeitung ist Brasilien — ein Land der Au regt, bewahrt; — aber auch die Bescheidenheit hat ihre Maße und auf eine maßlose Bescheidenheit findet das Götke'sche Wort: „Nur die Lumpe find bescheiden", mit vollem Rechte seine Anwendung. kunft, aber auch „nur der Zukunft, die diesem Riesenstamme erst! Gerade umgekehrt muß vielmehr behauptet werden: Eben weil eingeimpft werden müsse." Weiter heißt es in ihr: nur Pankees I die Rordamerikaner vorläufig noch genug an den nördlichen und und solche Deutsche, welche in den westlichen Staaten der Union I südlichen Grenzen der Union zu thun haben, darf die deutsche ihre Schule durchgemacht, seien die geeigten Leute, diesen JmpfungS-1 Auswanderung nicht länger zögern, Südamerika deutschem Hansel, act zu vollziehen, dieselben aber viel zu klug und zu praktisch, als I deutscher Industrie und deutschem Einflüsse zu gewinnen. E- ist daß sie schon jetzt an Brasilien weiter, als es der Handel und I in der Thal unbegreiflich, wie wenig noch von unfern Skaarsmännern die Eröffnung der Stromschiffung durch Dampfer mit sich bringt, ! und Publiciften im Allgemeinen die große Mission unserer Auswan denken sollten. Mit der Zeit werde wohl die Pankeefirung Brasi-1 derung gewürdigt ist. Dieselbe kann doch wahrhaftig nicht in der lienS an die Reihe kommen; vorläufig aber haben die Nordameri-1 Erhebung der anglo-sächsischen Race zur W-ltherrschaft lieg. n. Ge taner noch genug an den nördlichen und südlichen Grenzmarken der I rade der gegenwärtige Moment, der Europa im Kampf gegen die Union zu thun. I Usurpation einer solchen von Osten her begriffen sieht, enthält in Schon zu wiederholten Malen haben wir Gelegenheit gehabt, ! dieser Hinsicht die dringendste Warnung, und eine wahrhaft staatS- auf den Mangel an nationalem Selbstgefühl hinzuweisen, den ein I männische Einsicht sollte sich ihr nicht verschließe«, um eS ruhig großer Theil der deutschen Presse in allen Fragen transatlantischer I mit anzusehen, wie die Millionen auswandemder Deutschen dazu Colonisation an den Tag legt. Vielleicht noch nie aber hat der-1 beitragen, der anglo-sächsischen Race ein Uebergewicht zu sichern, in selbe sich unbefangener und naiver, als in diesen Ausführungen der I welchem für die übrige Welt weit größere Gefahren der Zukunft Köln. Zeitung kundgegeden. Wie soll unser Volk sich jemals selbst I heranwachsen, als sie heut zu Tage in Rußland bekämpft werden, achten lernen, wenn seine Presse, statt sein Selbstvertrauen zu! Statt dessen lisg^ es nech in der Hand der deutschen AuS- wecken, ihm immer wieder nur die Rolle im Gefolge anderer Völker I Wanderung, gegen diese immer rascher sich entfaltende Uedermachr zuweist, wenn sie ihm die Fähigkeit jedes selbstschöpferischen Voll-1 durch eine nationale Besudelung Südamerikas ein Gegengewicht bringen- abspricht und keinen Anstand nimmt, eine Vertheilung I zu schaffen und damit Deutschland durch die in innigster Interessen- der Welt selbst zu fordern, in der dem Deutschen nur so viel zu-1 gemeinschaft ruhende Allianz dieses auch ohne dir vielersehnte deut- fällt, als etwa die Toleranz anderer Stämme ihm zu überlassen I sch- Flotte jenseit des Oceans eine entscheidende Weltstellung zu für aut findet. I sichern. Wir können es für diesmal unerörtert lassen, ob Brasilien! Wir haben früher in diesen Blättern nachgewiesen, daß die wirklich nur jenes Land der Zukunft ist, welches die Köln. Zeitung I Auswanderung an und für sich nicht der materielle Verlust für die ans ihm macht, und ob nicht bereits an einzelnen Puncten dessel-1 Heimath ist, den man gemeinhin darin beklagt. Gewiß aber, sie de« sogar schon eine ganz erfreuliche Gegenwart deutschen Lebens! kann, richtig geleitet, auch in politischer Hmsicht ein mächtiges sich herauSgebildet hat. Wir wollen vielmehr annehmen, es handle I Mittel der Größe Deutschlands werden *). sich m der That erst um eine Zukunft. Ist aber die Aufforderung I für da- deutsche Volk, sich zum Träger derselben zu machen, dann! *) Aus der Hamburger Zeitung für deutsche Au-wanderungs - vnd nicht nur eine um so größere?! An allen andern Puncten jenseit! Solonisationsangelegenheilen. des Oceans ist die Welt vergeben. Entweder ist eine eigentliche! europäische Colonisation daselbst durch die Fülle einheimischer Be-1 vötkenmg, wie in Ostindien, China u. s. w. ausgeschlossen, oder sie! ^ ^ , »x befindet sich in den Händen anderer europäischer Stämme, wieder! ^Uggtrei IN Augsburg ). Engländer, der Holländer und der Franzosen. Nur Südamerika! Im Jahre 1519 entstand zu Augsburg eine sehr wohlthätige steht noch offen und noch mehr, es steht nicht nur passiv für den! Stiftung -- die Fuggerei. Bet allem damals noch vorhandenen Deutschen offen, es wünscht und sehnt eine deutsche Einwanderung I Wohlstand waren doch schon manche bürgerliche Familien ln eine größte Contingent zur europäischen Auswanderung, ein Continge«t,! Manche kaum mehr zu erschwingen wußten. Dies erwägend, kauften welches vielleicht in diesem Jahre die Zahl von einer halben Million! die 3 Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger einen großen erreichen dürft,. Dennoch sollten wir uns bescheiden und gedul-l Platz von Gärten und Häusern ln der Jakober Borstadt, ließen de«, di- die Rordamerikaner an ihren nördlichen und südlichen lauf demselben 51 Häuser mit 106 -leinen Wohnungen erbauen Grenzmarken fertig geworden sind, und nachdem sie die brasiliani- l und zur Unterkunft für arbeitsame Hausarme Herrichten, wofür sie sche Zukunft erobert, uns großmüthig die Erlaubniß geben, die! jährlich nicht mehr als 1 fl. (nach dem jetzigen Geldwrrth un- Leiber und Geister unserer Landsleute für Feststellung und Sicherung- gefähr 10 fl.) MiethzinS zu bezahlen hatten, dagegen abek schuldig dieser Eroberung und m inniorem ßlorium deS Hankeeismus in I sein sollten, täglich ein Vater Unser, ein Ave Maria und den Brafilie« zu verwenden?! Wir sind wahrhaftig nicht Freunde na-1 Glauben zu beten. Später erhielt diese Stiftung, welche die tionaler Renommisterei und wir wissen recht gut, daß Bescheidenheit I Gestalt eines Vierecks hat und wie ein kleines Städtchen ausfieht, eine Tygend nicht btos der Individuen, sondern auch der Völker! eine von Marx Fugger 1580 gestifteteKirche mit etnemBe«efiriat- ist, ja «och mehr, daß sie gerade in der Colonisation-ftage für Deutsch-1 und Schulhaufe, auch eine« öffentlichen Brunnm. land ei« großes Politisches Capital werde« kann, weil fle uns vor! — dem Hasse, de« der Uebirmuth anderer Völker i« Südamerika er-1 *) «us: PuSenhofer Blätter für das Volk Nr. 12, E. 47.