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Tageblatt und Anzeiger. 188. Freitag den 7. Juli. I8S4. Stadtthealer. Die auf dem Theaterzettel als die letzte angekündigte Gastvor stellung deS Herrn Grunert am 5. d. M. hatte eine überaus zahlreiche Versammlung in unser Schauspielhaus gelockt. Der Gast trat als Hans Dominique in dem Schauspiel „L)er Essig händler" von Mercier und alS Pfeffer in der Poffe von Lebrun „Nummer 777" auf. Die-interessanteste und an regendste Le stung deS Abends war jedoch des Künstlers Vortrag der Schillerschen „Glocke" zwischen dem ersten und zweiten Stücke. Herrn GrunertS Auffassung des Gedichte- im Allge meinen, wie der einzelnen Momente desselben ist äußerst geistvoll und genial. Selbst bi- in daS Innerste ergriffen von der un widerstehlichen Macht deS Schillerschen Geiste-, wie er sich gleichsam concentrirt und auf da- Höchste abgeklärt in der „Glocke" auS- fpricht, gab Herr Grunert die vom Dichter so unvergleichlich schön geschilderten Bilder aus dem menschlichen Leben und die dem Meister in de« Mund gelegten tiefernsten Betrachtungen mit hin reißender Wärme und Empfindung wieder. Er wußte ein jede- dieser Bilder auf das Feinste zu nüanclren und den Ton der Sprache dem Charakter der einzelnen Momente anzupaffen, so daß die ganze glühende Farbenpracht der Schillerschen Diction ebenso zur vollsten Geltung gelangte, wie der gewaltige Inhalt des Gedichte-. Wir können diese Deklamation nur eine Meisterleistung in der ganzen Bedeutung deS Wortes nennen, die stets von der nachhaltigsten Wirkung sein wird. — Was aber ein wirklicher Künstler selbst aus einer weniger bedeutenden dichterischen Gestal tung machen kann, bewies der Gast in dem Schauspiel „Der Essig Händler." Sein Hans Dominique war ein eben so an ziehendes, als naturgetreues Genrebild, da- der Künstler bi« in s Detail auSgearbeitet hatte. Seine Leistung als Pfeffer in „Nummer777" documentirte Herrn GrunertS große- Talent für das Komische. Der trockene Witz, die hämische Bosheit dieser dem Leben einer bereit- vergangenen Zeit entnommenen Figur (in unseren Tagen werden dergleichen Originale immer seltener, sie sind bereit- fast ganz verschwunden) können keinen bessern Ausdruck finden, als in Herrn GrunertS Spiel.— Das Publicum spen dete dem trefflichen Künstler den reichsten Beifall und ward von ihm, als er nach stürmischem Hervorruf am Schluffe der Wor tstellung noch einmal auf der Bühne erschien, mit der freudigen Botschaft überrascht, daß erst vor einigen Stunden sich die Mög lichkeit für den Gast herausgestellt hatte, den vielfach ausgesprochenen Wünschen, ihn noch als Mevhistopheles zu sehen, nachzukommen. Man darf sich wohl einen schönen Genuß von dieser Leistung ver sprechen; mit freudiger Erwartunß sehen wir der bevorstehenden Aufführung de- Göche'schen Meisterwerke- entgegen. Sehr Braves leisteten auch die an diesem Abend« mitwirkenden Künstler unserer Bühne. Die Partien im „Essighändler" sind außer der de- Hans Dominique nur unbedeutend und ziemlich alltäglich gehalten; die Darsteller konnten ihr Talent hier also auch nm wenig geltend machen. In „Nummer 777" dagegen wurden die Bemühungen der in den Hauptpartien Mitwirkenden — Fräulein Li«dich (Rosine), Frau Eicke (Frau Putzig), Herr Ball mann (Vortheil) und Herr Körnig (Karl) — mit dem besten Erfolg gekrönt; besonder- war es Herr Ballmann, dessen sehr gelungene Durchführung seiner von ihm schnell übernommenen Rolle den ungetheiltestm Beifall fand. '-7 r/r , *h. L«LW»LU«U Wvr»« Lw 6 tLisandabvvll. -vr. 6«lä. Lisallbabaan. ör. 6alä. 4ttoo»-kli«l«r .... IW'/. 8äok5.-k»^«r»od« . . . 81'/, üsrlill-^ntislt .... 120'/, — 8äok8.-8okle8i»vl,e . 100 — Kerlill-Ltvtttaer. . . — Ibürivglsedo .... «7-/. S7»/, t^üln-Ittiot!«msr . . . N6-/, — Oeetarr. vank-?iotao 77'/. 77»/4 brisär.-VVild. -?lorä- Xok.-Ilassauvr babv —— — äasbank ««'/. — l^viprix-Vresänar roo./. — Vraaveskvvix. Lank- ^üb»n-2idtau»r. . . — ^etiaa 108'/« — Ill»xäab.-l,aiprjssar . 273 272 >V«jmar. kaok-^ettav VO Tages Kalender. Stadt-Theater. 83. Abonnementsvorstellung. 25. Bonsvvrst. Letzte Gastvorstellung deS Herrn Grunert, Regisseur des Königl. Hoftheaters zu Stuttgart. Kauft. Tragödie in 6 Acten von Göthe. Musik von Lindpaintner. Person" btudenten, e N! Faust Wagner, fein FauminS Mephistopheles . Der Erdgeist . Der böse Geist . (Sine Here Tin Heren-Diener Tin Schüler . L LI Sch-"' Frosch, Brander, Giebel, Altmayer, Margarethe, ein Bürgermädchen, . Valentin, ihr Bruder, Soldat, . Frau Marthe, itne Nachbarin, Lieschen, ein Bürgermädchen, I Zweites ! Dienstmädchen Erster 1 Awelter > Bürger Dritter i Erster 1 Zweiter > Handwerker Dritter i Soldaten. Volk. Erscheinungen und Geister. Genien. *** Mephistopheles — Herr Grunert. — - — Sonrrner-Theater tu Gerhards Gar den 7. Juli: Ausgeschoben ist nicht a spiel in 2 Aufzügen von C. A. Gürner. Vaudeville-Posse in 1 Act von W. FriLbpl Darupswage» - Abfahrten von ^ l. Nach Berlin, ingl. nach Frankfur (-K) über Eöthen: 1) MrgnS öU. 4 und «bds 5^, U. letzttr Zug, «it Herr Rudolph. Herr Vault. * » * Herr Gaalbach. Herr Scheibler. Herr Menzel. Adele Scheibler. Herr Körnig. lHerr Steps. jHerr Wirth. .Herr Ballmann. IHerr Stürmer. lHerr Schott. (Herr Schneider. Fränl. Door. Herr Böckel. Fräul. Huber. Fräul. Rüdiger. lFrau Häser. j Fräul. Grondona. lHerr Gatter. (Herr Eramer. (Herr Hanke. lHerr Ludwig II. (Herr Feuerbacher. (Herr Hebestreit. .i Heute Freitag Hobe». Lust k und Inste. l(Aafang '/r7 U.) >«L > und nach Stettin, ! S) Nachm. 3'/< N. < ^ a ch ten tu Eörtten- berg. ll.aiP-»r-N»räab. vabab^I; (ü) üSer «öderau: -) Mrgns ö'/4 U. und Nach«. 2»/, N. Di-«,.!», r Vadnb.j