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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 187. Donnerstag den 6. Juli. 1834. «ssssss—-—»ssssss»—«ssss—ssssss Bekanntmachung. Mit Beziehung auf die Bekanntmachung de- Königlichen Ministerium des Innern vom 24. dieses Monats — Nr. 132 der Leipziger Zeitung — erbietet sich die Unterzeichnete Königliche Kreis-Direction andurch, zu Unterstützung de- unbemittelten Bürger- und Handwerkerstandes im Erzgebirge und Voigtlande, so wie auch in hiesigem Kreis-DirectionS- Bezirke bestimmte milde Gaben in Empfang zu nehmen und beziehendlich an die Königliche Kreis-Direction zu Zwickau weiter zu befördern oder der Bestimmung gemäß zu verwenden, auch darüber öffentlich Rechenschaft abzulegen, und macht bekannt, daß auch die Königlichen Amt-Hauptmannschaften zu Borna, Rochlitz, Grimma und Döbeln derartige Beiträge anzunehmen und weiter zu befördern bereit sind. Leipzig, den 2S. Juni 1834. Königliche Kreis »Direktion. Ackermann. Friedrich. - . .. Hospitatversorgung. (Schluß ) Die Versorgung der Ho-pitalite«, von welcher in Nr. 186 d. Bl. die Rede gewesen ist, besteht in der Hauptsache darin, daß sie mit Wohnung, Heizung, Speise, Reinigung der Wäsche und ärztlicher Euv^ersshen »erden. Diele, ja die meisten von ihnen sehnen sich nach dieser Verpflegung, weil sie so ihr Alter vor Nahrungssorgen pcherstellen können, und halten e- für ein großes Glück, wenn sie endlich nach langem Streben ihren Wunsch erreicht und Aufnahme gefunden haben. Weil in der Regel die äußere Lage derselben in den letzten Jahren vor der Aufnahme schon eine sehr gedrückte war, denn sie durften die letzte Geldsumme, daS EinstandSgeld, nicht angreifen (wenn sie e- überhaupt selbst noch besaßen, und eS ihm« nicht von mildthätigen Menschen geschenkt wurde) — gefällt eS ihnen in der ersten Zeit sehr wohl, denn sie. freuen sich, daß sie sich deS Abends sorgenlos zur Ruhe begeben können ; nicht lange aber dauert e- — so richten sie sich in da- neue Verhältniß ein, werden im Hause heimisch und betrachten sich nicht mehr als Gäste, sondem als Herren, als Eigenthümer der Anstalt. Haben sie vollend- ihre fäiherm bürgerliche« Angelegenheiten glücklich ^ordnbt, und wohl gar einen Keinen Reichlhum mit in daS HoSpital gebracht, dann stellt sich bei ihnen nicht selten ein so hohes Gefühl der Sicherheit, der Würde und der Ueberhebung über alle bürgerliche Verhältnisse ein, daß sie sich über diese erheben, und mit Memand tauschen, von nun an aber auch so weit gesteigerte Anforderungen machen, daß ihnen nur selten etwas recht ist, daß sie fast nur tadeln, und sich so unzufrieden äußern, als sei ihnm durch die Anftmhme in daS milde HoSpital das größte Unglück geschehe». Wer aber alle« dm Klagen ohne genaue Prüfung williges Gehör schenken wollte, der würde sich oft täusche« lassen, er würde in dm meisten Fällen daS für Wahrheit zu haltm habm, waS entweder grillenhafte Altersschwäche, oder schnöder Undank, oder begehrliche Genußsucht fordert. — Ein Hanptgegenstand de- Tadels Seiten der HoSpitalitm und fast die größte Sorge für diese, aber zugleich auch wegen der daraus fich ergedMde« Unannehmlichkeiten und Verdrießlichkeiten für die In spektion «nd Bwwaltung solcher Institute ist — die Art und Weise, wie mau dir Insassen mit vor nörhigen Speise versorgen solle. Hierbei befolgt «an in det Hauptsache zwei Principe: man ebt dm Hoopttaliten entweder daS Geld zu Anschaffung der peifm^ «nd bietet ihnen die Gelggenhelt, diese in einer gemein» schastlichen Küche fich selbst zubrreitm zu könne«, oder man kocht selbst für alle HoSpitalitm und verrheilt «ach fest bestimmten Regel« die bereitetm Speisen. Die erster« An hat «um aus dem Grunde gewählt, weil man meint, eS sei billig und human, dm HoSpitalitm ftlbst die Dahl der beliebte» Speis« zu überlaffen, weil sie am besten wissen müßten, waS ihnm gut sei, und weil man die Verpflichtung habe, diesen alten Leuten gerade hierin zu Gefalle« zu leben, damit sie die letzten Lage ihres irdischen Daseins recht gemächlich hinbrächten. So gut gemeint die Ansicht ist, von welcher man hier auSgeht, so grundfalsch und verderblich ist sie, denn sie beruht auf einem doppelten Jrrthume; ersten- auf dem, daß man meint, eS sei gar nicht möglich, Speisen zu bereit«, welche alle HoSpitalitm ver tragen könnten, und zweitens auf dem, daß man dabet annehmm muß, die HoSpitalitm würden sich allemal nur solche Speisen bereiten, welche ihnen wirklich zuträglich sein müßten. ES ist gar wohl möglich, daß man M alle HoSpitalitm eine gesunde, einfache und leicht verdauliche Speise bereiten kann, und eS ist weise, sie zu zwingen, sich an eine gleichmäßige, ihrem Körper zuträgliche Kost gewöhnen zu müssen. Hieraus folgt, daß e- un weise wäre, ihnen die Speijebereitung selbst zu überlassen, und dies hauptsächlich darum, weil eS Erfahrungssache ist, daß Leute der Art nicht selten naschhaft und leckerig sind, und gar nicht wissen, waS ihnen gut ist; ja, daß da< böse Beispiel geratzd i» dieser Beziehung altersschwache Leute nur zu leicht ansteckt, weil im Atter da, wo nicht wirkliche Weisheit die Frucht de- geistig« Streben- ist, die kindischen Schwäch«, unter dm« bekanntlich die Nasch haftigkeit eine große Rolle spielt, noch einmal und leider nur zu oft mit nicht bezähmdarem Trotze zum Vorschein kommen. Könnte man annehm«, alle Leute der Art und dieses Alters wären verständig und »eise, da«« würde man hierbei irgend eine Gefahr nicht lauf« — aber dann würde eS wieder hart erschein«, solch« ehrwürdig« «nd »eism Leut« zuzumuthm, daß sie die kleinlich« Sorg« der Speisebereitung selbst übernehmen sollt«, zumal bei Männern, welche sich zuvor niemals damit befaßt habm. E- ist sonach nicht bloS gerechtfertigt, sondern sogar norhwm- dkg, daß man Seit« der Verwaltung die Speffebereitung besorgen läßt, und ist e« nicht schwer, für billiges Geld eine gute Speise Herstellen zu lassen. Damit aber meine ich nicht, daß man die gute Wkrthschast so weit treib« soll, diese an dm Aindestsordmeden zu Überlass« und demseldea so ««günstige Bedingungen zu stell«, daß er der Mög lichst« Ersparnisse herauSsuchm «nd folglich seine Tischßäftd, wenn