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UN- Anzeiger. IS3. Freitag den 2. Juni. I8S4 Stadtthealer. In der Vorstellung de- Trauerspiels „Don Carlos" am 31. Mai traten zwei Gäste auf, Herr Härting aus Breslau als Carlos u«d Herr Brunner vom Hoftheater in Braunschweig als Marquis Posa. Durch seine Darstellung des Carlo- hat Herr Härting das nicht «idtrlegt, was wir über seine Leistungen als Aortimer gesagt haben, wenn wir auch gern zugeben, daß diesmal die bereits genannten Mängel im Spiel weniger grell hervortraten. Der Posa de- Herrn Brunner erhob sich nicht über die Stufe, auf der Herrn Härtings Carlo- stand. Das Organ de- Herrn Brunner reicht offenbar für das tragische Fach nicht ganz auS, um so weniger, als diesem Darsteller die vollständige Beherrschung desselben abgeht. Er scheint eS nicht zu verstehen, haushälterisch mit seinen natürlichen Mitteln umzugehen; er spricht zu rasch, ver schluckt nicht fetten ganze Worte, sein Vortrag wird in Folge dessen oft undeutlichund erscheint zerrissen. Herrn Brunner- Auf- > fassung und Wiedergabe dieses vom Dichter mit so großer Vorliebe iuz-ichyekeri herrlichen Charakters können wir nicht anders als ver fehlt netutt«. Am wenigsten genügte dieser Gqst in der großen Scene mit König Philipp im dritten Acte. Mit dem gewöhn- Üchen, bei kleinen Bühnen und von Darstellern untergeordneten Ranges beliebten traditionellen Theater-Pathos ist hier nicht- ge- than. — Posa hat nicht eine politische Rede zu halten oder ein eingelernte- Gedicht zu declamiren, sondern er muß auS innerster Ueberzeugrmg sprechen; die Worte de- für eine hohe Idee begei sterten Menschen müssen dem übervollen Herzen, gleichsam als wären sie vom Augenblicke eingegeben, entströmen. In der äußeren Erscheinung dieses Posa vermißten wir die Grandezza und den feinen Anstand des spanischen Cavaliers. Der edle Stolz be freien Manne-, mit dem Posa dem König und der Königin gegen über treten muß, erschien hier mehr als Ungenirtheit und wie eine hohen Personen gegenüber unziemende Cordialität. So war eS z. B. nicht zu rechtfertigen, daß Posa beim ersten B^egnen mit der Königin ganz nahe an dieselbe herantretend seine Verbeugung machte. Es wäre eine solche Begrüßung einer Dame von Stande selbst nach gegenwärtig geltenden Begriffen ein Verstoß, um wie viel mehr ist es aber ein solcher einer Königin von Spanien zur Zeit Philipps II. gegenüber! Wir enthalten unS aller weiteren Details über Herrn BrunnerS Leistung, da ein gründlicheres Beleuchten dieser bei den vielen zu machenden Ausstellungen zu weit führen würde. Vielleicht haben wir bald Gelegenheit, dm Gast in leichteren Rollen von vortheilhafterer Seite kennen zu lernen, und gern halten wir bis zu seinem ferneren Auftreten mit einem definitiven Unheil zurück. — Eine sehr tüchtige Leistung war die de- Herrn Rudolph als König Philipp. Das Fach der älteren Helden entspricht sehr dem Naturell diese- begabten und denkenden Künstler-, der leider unsere Bühne in kurzer Zeit verlassen wird. Sein schöne- Organ, seine vortheilhafte Persönlichkeit kommen dem Darsteller, der seine materiellen und geistigen Mittel so gut zu verwenhen versteht, hier sehr zu statten. Rächst dieser Leistung erschien unS die de- Herrn Pauli (Domingo) als die hervor ragendste de- Abends. Es har diese- sehr schätzenSwerthe Mitglied ein unleugbares Talent zur Darstellung kalt berechnender In triguanten oder trockener verschlossener Charaktere. Schon oft hat er sich in diesem Genre als trefflich bewährt und der Domingo steht anderen derartigen Leistungen des Herrn Pauli nicht nach. Sehr brav waren auch Fräulein Liebich als Königin und Fräu lein Door als Eboli. Letzterer gelangen vorzüglich ihre Scenen im zweiten Acte, nach denen ihr der reichste Beifall wurde. Herr Stürmer befand sich als Herzog Alba offenbar in einer ihm weniger zusagenden Sphäre. Daß er jedoch diese Aufgabe dem- ungeachtet so befriedigend löste, gereicht ihm nur zur Ehre. Das Trauerspiel war mit Fleiß und Umsicht in Scene gesetzt, da- Ensemble ließ wenig zu wünschen übrig. *h. Israelitischer Festgottesdieust. Souuwbeud Morgens: Anfang de- Gottesdienstes um 8 Uhr, Todteafeter gegen >/r1U Uhr. MLa«« run 1 Zuni. Uieoudebasi». 8r. Lissudabaoo. Vsts. .... 103»/, 103 8'äob«.-ö»v«r»ed» . . 8»ob».^WleLi>ebv . 81'/, Lerltn-^Lbatt .... — 113/. 100'/, 100 3erll»-St«uj»«r.. . . — Htüringioebo . . . . — V5'/« 73'/. k.:, L2l»-Ni»4«»or . . . rrwsr.-^UI...klor4- > I13./4 verlorr. gab.-v«oo»»or L.»n- 73-4 Loig,iG-Vrs»4»or . 18« soobnnb . . . Kraunoobvoiss. 8»»)c- 136 IS8-/, l.-b»u-LiUr»«i'. . . 2« — »»»«»« 108'/, 106 — m > k s.> . 2«L lVeimar. 8»nle-^oti«v 64'. 64 . ^ »NAfachrtr» vw» Leipzig a»s: I. Nach.'Berlt», ingl. nach Frankfurt a./O. und nach Stettin. (X) icherg-ttzey: L) Mrgn» LU. Schnellzug; 2) Nach». 3»/, U. und 3) Abds L»/, u. letzter Zug, mit Uebernachten tu Wnten- >1. Nach Dresden und beziehend!, nach Chemnitz, über Riesa, ingl. nach Gör litz und BreSlau, auch Zittau, ebenso nach Prag und Wien: I) MranS 6 N., mit Nebernachten in Prag; 3) Brmtt. 10 N, mit Nebernachten in Görlitz ; 8) Nachm. 2/§N.; 4)AbdS L»/, U. und NachtS 10 U. sk.^iprig-voesllvei' ksdvd.j III. Nach Frankfurt a./M., über Halle, Erfurt, Eisenach und Gerftungen (auch Cassel): 1) NtrgnS 7 U. ohne Unterbrechung; 2) MttaS 12 N.. mit Nebernachten in Gunter-Hausen; 3) Nachts 10 U. Schnellzug direct, blo- in Wagenclaffe 1 und ll. ll.viprig- bkaxäed. kalind.) IV. Nach Hof, über Altenburg, inal. nach Bayreuth, Schweiu- surt, Neu-Ulm, Lindau, Nürnberg u. München» 1) Eit- zua. ohne Unterbrechung, MrgnS LU. 30M.; 2) Prrsononzun. imter Güterbef., Mrgns 7 U. 30 «.; 3) PnH»«n,ug, unter GnKrbS,. Nach«. 12 U. 80 M.; 4> Personenzug, für sich, Abb« «U. 30M : L) eigene Güterzüae. ohne Perlonenbeförd., so oft das Bedürfnis dazu vorhanden, mit unbestimmter Abfahrt. s8Sek,!o«b^8»7«'. vobmb.j V. Nach Ma-deöürtz, über Halle und Esthen, ingl. nach Bkrn- burg, ebenso nath Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Bremen, Cöln» Paris und London, auch nach MeMdeabnrg, Lübeck, Hamburg und Kiel: 1) Mrgus 7 U., von Maatzckmrg ab nur in Wagenclaffe I. und U., ohu, Unterbrechung; 2) NaqnS 7'/»U. (Güterzug): 3) MttgS nmUrtzerUachreü ütuelzeo, in Hannover und in Wittenberge) 4) Abds unk NSbe?- r