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0' imd Anzeiger. ii« Mittwoch den 26. April. 1854 . , Bekanntmachung. Es ist von uns für angemessen befunden worden, bei dem Schulgelde in der ersten Bürgerschule einvierteljähr- liche Vorausbezahlung von jetzt an eintreten zu lassen. Indem wir dieß hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, werden die Eltern der Zöglinge dieser Anstalt hierdurch veranlaßt, die eiste Vorausbezahlung des Schulgeldes auf das Vierteljahr von Ostern zu Johannis d. I. bei unserer Schulgelder-Einnahme unverweilt zu bewirken. Leipzig, den 24. April 1854. Der Rath ber Stabt Leipzig. Koch , Bekanntmachung. Die Beiträge, welche von den, die hiesigen Messen besuchenden Fremden wegen ihrer Miethen zu dem Stadt schulden-LilgungS-Fonds allhier zu entrichten sind, haben dieselben für die bevorstehende .Ostermesse bis spätestens Mittwochs den A. Mai ». e. an die, in der Reichsstraße über den Fleischbänken I Treppe hoch befindliche Einnahme, und zwar in demselben Ver hältniffe wie in den vorhergegangenen Hauptmeffen abzuführen. Leipzig, den 24. April 1854. Der Rath der Stabt Leipzig. . . . Koch. Zur Oeherptzung. Wem nur irgend die Ordnung und daS Wohl feiner Mitmen schen am Herze» liegt, der wird sich für solche Aufsätze, wie seit einiger Zeit da- Tageblatt liefert, interefsiren. Der Aufsatz in Nr. 1V über Eonfirmation enthält die reinste Wahrheit bi- auf das M-rt Mißbrauch. Ich meinestheil- würde den Aufsatz nur dann eingesendet haben, wenn ich al- Armer zurückgewiesen worden wäre und ein Kind von mir deshalb nicht hatte Theil nehmen dürfe». So viel man auch die Sache bedenken mag, so muß es immst klarer werden, daß bei einer so großen Anzahl Kinder die sen!-», welche am entferntesten sitzen, nicht Alles verstehen können, was kür sie gesprochen wird, trotz des guten Willens der trefflichen Prediger, »eiche wir Gott sei Dank besitzen. Ja ich möchte sagen, es gereicht dm Begütertm zur Ehre, daß sie gerade an diesem Lage ihre Lieblinge der neugierigen Versammlung nicht zur Schau stellen. Man denke sich eine Confirmation in einer Dorfkirche, wo jedes Kind seinen eignen Denkspruch laut bekennen muß, und ich wollte behaupten, dieser erstirbt dem Gedächtnisse nie, ob er auch nicht allemal den bestimmten Erfolg hat. Daß man daher solche Ausnahmen macht, ist ein Beweis, daß eS an wahren Christen und andächtlgeu Zuhörern noch nicht mangelt, daß aber derartige Störung nur durch die übertriebene Neugierde entsteht. Es ist fast ohne Ersatz geblieben, daß bereits im vorigen Jahre der Gemeinde es au» Herz gelegt wurde, daß dieser Tag kein Schautag sei, aber «s ist taube« Ohren gesagt, und es giebt sogar noch welche, die bko- am Palmsonntage die Kirche besuchen. Wmn man übrigens erwägt, es werden 700 Kinder (und es sind wohl mehr gewesen) confirmirt und denkt sich nur die Aeltern an deren Seite, so sind 2000 Personen ohne weitere Angehörige beisammen, folglich wäre es lobenswrrth und für jeden Kirchenbe sucher an diele» Lage annehmbarer, in eine weniger besuchte Kirche M -sh«.: La, wer an diesem Tage die Waisenhauskirche besucht hat, ist gewiß nicht unbefriedigt geblieben. Es wird mir nie aus meiue» Sin« -mumm, mit welcher Rührung der Knabe sein Ge lübde ablrgte, und schließe ich mit dem Wunsche, daß es einen bleibend« Eindruck für ihn wie für alle übrigen Confirmanden haben möchte. ^ Ich wünsche endlich weder Jemandem zu schmeicheln, noch zu beleidigen, sondem ich schrieb diese- aus der innersten Ueberzeugung meines Herzens und danke zugleich der Redactio«, daß der Aufsatz, welcher nur zu wahr gegeben ist, von ihr selbst gegeben ist. Ferner muß ich diese Gelegenheit benutzen und dem Familien vater Dank sagen, der so Wahres über die Kinderzucht schrieb, od hoch oder niedrig , es gilt mir gleich ; ich stecke fast mit ihm in gleichen Schuhen, denn zwei meiner Kinder sind der Schule ent wachsen und zwei giuieße» diese noch. Auch ich sage: die Meini- gen sind nicht entartet, aber auch sie konnten besser sein, und will ich aus voller Seele eben so viel Schuld auf meine Achseln legen wie eS eben der Verfasser jener trefflichen Aufsätze auch that. „Um alles bitten, für alles danken, aufs Work gehorchen", so hat jener treffliche Pädagog gesagt, der hat Recht. Es ist etwa- Herrliches und wir Alten möchten auch desgleichen thun. > M. H. Stadttheater. Die zweite Vorstellung deS historischen Drama'- „Jo Hanne- Rathenow, ein Bürgermeister von Berlin" von R. Gifeke am 22. d M. befriedigte um Viele- mehr, al- die erste. DaS Werk selbst hatte durch zweckmäßige Kümungen bedeutend igewonnen und trat jetzt erst vollständig übersichmch und klar vor die Augen; einige kleine Aenderungen in den Reden einzelner Per sonen milderten da- Scharfe im Ausdruck oder erhöhten diesen an dm betreffend« Stell«. Die Darstellung hatte sich noch mehr abgerundet, die meist« der mehr oder minder groß« Mängel, ohne die eS bei ersten Vorstellungen nicht so leicht abgeht, waren beseitigt, es wurde mit sichtbarer Lust und Liebe gespielt. Ganz vortrefflich waren Herr Rudolph (Rathenow), Herr Stürmer (Blankenfeld), Herr Pauli (Joel Baruch), wie auch Fräulein Liebich, Fraulein Huber und Herr v. Othegraven in den Rollen der Elsbeth, der Susanns und des Henning Treffliches leisteten. Das Stück selbst ward diesmal mit vieler Teilnahme ausgenommen, die Leistung« der Darsteller fanden die beste An erkerwuna. In FlotowS Oper „Martha" trat am 24. d. MtS. neben Frau Betty Gundy noch ein anderer Gast, Herr Reßler vom Nationaltheater in Peflh, als Lyonel auf. Es hat dieser Sänger