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Leipziger Tageblatt MlV Anzeiger. ^§6 108. Dienstag den 18. April. 1854. Bekanntmachung. 1) Die diesjährige Leipziger Ostermeffe beginnt ven 1. Mai und endigt mit dem SO. Mai. 2) Während dieser drei Wochen können alle inländische, so wie die den Zollvereinsstaaten und den K. K. Oesterreichischen Staaten angehörenden Fabrikanten und Handwerker, ohne einige Beschränkung von Seiten dec hiesigen Innungen, öffentlich hier feil halten und Firmen aushängen. 3) Gleiche Berechtigungen haben alle andere ausländische Fabrikanten und Handelsleute. 4) Außer vorgedachter dreiwöchentlicher Frist bleibt der Handel, so wie das Aushängen von Handelsfirmen, auch aller und jeder sonstiger äußerer, die Stelle der Firmen vertretender Merkmale des Verkaufs, allen auswärtigen Verkäufern bei einer Geldstrafe bis zu 50 Thaler verboten. 5) Jedoch ist zur Aus Packung und Einpackung der Waaren die Eröffnung der in den Häusern befindlichen Meßlocalien in der Woche vor der Böttcherwoche und in der Woche nach der Zahlwoche gestattet. 0) Jede frühere Eröffnung, so wie spätere Schließung eines solchen Verkaufslocales wird, außer der sofortigen Schließung desselben, jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe von 25 Lhalern belegt. 7) Allen ausländischen, den Zollvereinsstaaten und den K. K. Oesterreichischen Staaten nicht angehörigen Professionisten und Handwerkern ist nur während der eigentlichen Meßwoche, also vom Einlautm drs zum Auslauten der Messe, mit ihren Artikel« feil zu halten gestattet. 8) Eben so bleibt das Haufiren jeder Art und das Feilhalten der den Zollvereinsstaaten und den K. K. Oesterreichischen Staaten nicht angehörigen jüdischen Kleinhändler auf die Meßwoche beschränkt. Für letztere werden die jüdischen Feiertage, welche in die Meßwoche fallen, durch Verlängerung der Verkaufszeit bis in die Zahlwoche ersetzt. 9) Was endlich den, auch auswärtigen Spediteurs, unter gewissen Bedingungen allhier nachgelassenen Betrieb von Meßspeditionsgeschäften betrifft, so verweisen wir deshalb auf das von uns unter dem 20. Oktober 1837 erlassene Re gulativ, die Betreibung des Speditionshandels allhier betreffend. Leipzig, den 1. März 1854. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. Holzauktion. Mehrere Hundert Abraumhaufen sollen auf dem diesjährigen Gehau des Connewitzer Reviers in der Probstei Montag den S4 d. M t S. von früh 9 Uhr an meistbietend verkauft werden. Leipzig, den 15. April 1854. DeS Rath- der Stadt Leipzig For-depntation. Stadttheatrr. Am 16. April kam die nur selten auf dm Repertoir- der Theater erscheinende Oper „Der Vampyr" von H. Marschner zur Aufführung. E- scheint un- die Wahl diese- Werke- fiir den «chm Vstertag keine glückliche zu sein. Da- abscheuliche Süjet, dem jeder moralische Hintergrund fehlt, in dem sich der Dichter nur in widernatürlichen blutigen Phantasiegebildm, in einer äußerst adfpannenben GefühlSquälerei gefällt, steht in einem zu scharfen Coutrast zu der Bedeutungeine- hohen Feste-, zu der Stimmung, in welche ein solche- die Menschen im Allgemeinen versetzt. Der Erfolg rechtfertigte auch die eben ausgesprochene Ansicht: die Oper ward trotz der schönen, jugendlich frischen und charakteristischen Musik lau auf-enommen und nur ganz besonder- hervorragende Einzelnheitm fanden eine regere und freudigere Theilnahme. — Die Ausführung de- ZPnke- war im Ganzen eine gute. Herr Lrassin saug und spielte die Partie des Lord Ruthwen recht brav; die sehr wirksamen und dankbarm Hauptmomente, wie Namentlich hie Arie i« zweiten Acte, in der Lord Ruthwm sein pchicks-l erzählt, Mmgm dem Sänger trefflich. Nicht mindere Anerkmnung verdiente Herr Wide mann al-Edgar Aubry. Frl. Mayer (Malvina) schien nicht ganz di-ponirt zu sein und wurde dadurch zu großer Anstrengung ihre- Organ- gmöchigt. Lobms- werch war jedoch Frl. Mayers Auffassung der Partie. Die übrigen hervortretenderm Rollen warm durch Krau Günther- Bach mann (Cmmy), Herrn Schott (kalrd von Davmaut), Herrn Schneider (George) und Herrn Behr (Tom- Blunt) genügend, zum Theil trefflich besetzt. Nicht unerwähnt dürfen wir den sehr gelungenen Vortrag der Romanze durch Frau Günther- Bachmann, sowie da- wirksame Spiet de- Heim Schneider im zweiten Acte lassen. Da- Trinklied, dieser wohlthumde, fast einzige Ruhepunct in der graumhaften Handlung, ward von dm Herren Claus, Ludwig I., Cramer und Behr sehr hübsch au-geführt, wie auch die darauf folgende Scene durch da- treffliche Spiel der Frau Etcke (Suse) und de- Herm Behr sehr ergötzlich wirkte. — Da- Ensemble der Oper zeugte von Sorgfalt beim Einstudirm; die Schwankungen in den Chören des ersten Finale- finden einige Entschuldigung in der Schwierigkeit und theilweisen Unsangbarkeit der Musik. . s. . *K.