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Leipziger Tageblatt Mid Anzeiger. ^ 107. Montag den 17. April. 18S4. Bekanntmachung. Der in dem vormals Herrmann'schen, jetzt der Stadt-Commun gehörenden, 8u»r Nr. 1471 und 1472 an der alten Burg gelegenen Grundstücke befindliche Garten nebst Zubehör, ingleichen die im Hauptgebäude befindliche Parterre-Woh nung nebst Böocn. Stallungen rc soll zunächst auf gegenwärtiges Jahr sofort an den Meistbietenden, jedoch unter Vor behalt der Wahl unter den Licitanten und jeder sonstigen Verfügung, verpachtet werden und ist hierzu der L8. laufenden Monats anberaumt worden Pachtlustige haben sich daher gedachten Tages früh um 1l Uhr bei der Rathsstube, woselbst in zwischen die Pachtbedingungen nebst Jnventarium eingesehen werden können, einzufinden, ihre Gebote zu thun und sich sodann weiterer Rcselutton zu gewärtige»». ' 185' Leipzig, den 6. April 1854. Des Raths der Stadt Leipzig Finauzdeputation. Die Separal-Confirmation der Kinder höheren Standes betreffend. Ueber sehr viele UebelstLnde, Mißbräuche rc. ist schon in diesem Blatte, und zwar nicht immer ohne Erfolg geschrieben worden. Der Einsender diese- findet sich daher bewogen, eine vielfache und gerechte Mißbilligung Über eine Einrichtung laut werden zu lassen, welche sich seit mehreren Jahren bezüglich der Kinder-Confirmation in unserer Stadt eingeschlichen hat. Es ist die- „die Separat- Einsegnung von Kindern der Familien höheren Stande-" *). Von der Kanzel herab wird dem Volke ganz recht die große Wahrheit gepredigt, „daß vor Gott kein Ansehen der Person sei", und kann man daher nicht begreifen, wie eben deshalb die kirch liche Behörde es zugiebt, daß die Einsegnung der Confirmanden reicher Leut« an einem anderen Tage als der der weniger Bemü- telten erfolgen darf. ES braucht sich kein Mensch, sei er von noch so hohem Herkommen, zu schämen, sein Gebet neben einem Aermeren, den Gott nicht mit irdischen Gütern segnete, zum Himmel zu senden; auch können die wenigen Stunden, welche da- Kind von vornehmem Stande in stiller Andacht neben den Kindem von geringerem Herkommen an jenem heiligen Tage zu dringt, gewiß in keiner Weise nachthrilig auf da- erster« einwirken. Oder braucht sich ein reichere- Kind etwa de- Anzuges wegen zu schämen, neben einem ärmeren zu sitzen? O gewiß nicht — an jenem Tage habe ich noch kein Kind zerlumpt und zerrissen zum Gotte-Haufi gehen sehen, denn wo die Mittel der Aeltern zur Be schaffung anständiger Kleidung nicht hinreichen, da ist ja zeither immer v»n Setten de- hochw. Rathes, so wie mehrerer edler Vereine und Einzelner, welche Gott mit irdischen Gütern gesegnet hat, Sorge getragen worden, die Kinder zu kleiden, und zwar so, daß sie uetrost neben einem vornehmere« Confirmanden oder einer Ednfirmandtn Platz nehmen können. Diese hier gerügte, seit mehreren Jahren eingerissene Unsitte verdient gewiß von der betreffenden Behörde in Erwägung gezogen zu werben, denn sie kann nur schaden, aber in keiner Weise nutzen bringend fit«. E- ist etwa- Andere- bezüglich der Einsegnung junger Christen und Christinnen, die durch Krankheit oder besondere geistig« Beschaffenheit verhindert werden, am Palmsonntag der ge nannten heiligen Handlung beizuwohnen; aber in allen anderen Will« sollte durchaus keine Au-nahme gemacht werden. Ein solche- nicht zu entschuldigende- Verfahren, wie da- gerügte, be stärkt die reicheren Kinder nur in Hochmuth, in Geringschätzung der nicht bemittelten Schichten der Gesellschaft rc., während e- auf den Aermeren kränkend wirken muß. Hochmuth und dergl. werden Man sehe dir Nachschrift. Laster genannt; nun, so wirke man dagegen, leiste demselben aber keinen Vorschub. Ein Mißbrauch führt den andem, eine UnbÜl die andere im Gefolge, wa- bezüglich der Kirche am Ersten über legt werden sollte. Reißen solche Sachen, wie angeführt, noch weiter ein, so werden wir endlich auf den Punct kommen, daß die Errichtung von Reichen - und Armen-Kirchen nothwendig wird. Leipzig, den 12. April 1854. Ed. L. G. Nachschrift. Wir würden Anstand genommen haben, über den vorstehend gerügten angeblichen Uebelstand sprechen zu lassen, weil man eS für gefährlich halten wollte, hier irgend eine Spaltung in An sichten und Meinungen hervorzurufen; aber wir müssen die Sache besprechen lassen, weil wir wissen, daß sie bereit- in sehr vielen Kreisen eifrig, ja sogar leidenschaftlich besprochen wird, und zwar nicht selten so, daß man es auch an Verdächtigungen, übel wollenden Auslegungen und Anspielungen nicht fehlen läßt. Um diesen zu begegnen und um das Gift nicht wuchern zu lassen, welche- böswillige Verdächtigung ausgießt, treten wir an die Oeffentlichkeit und geben die Erklärung, welche »vir auf Grund genauerer Erkundigung den Lesern d. Bl. vorlegen können. Der Herr Verfasser de- vorstehenden Aufsatzes beleuchtet die Sache, was dankend anzuerkennen ist, ziemlich leidenschaftslos, indem er sich auf den christlichen Standpunkt stellt; nur hat er nicht scharf genug die äußeren Schwierigkeiten, welche sich alljährlich bei der wachsenden Zahl der Confirmanden und bei dem Mangel de- er forderlichen Raume- in der Kirche in erhöhtem Maße herau-gestellt haben, in - Auge gefaßt, und doch kommt hierauf in der Haupt sache viel an. — E- beruht zuvörderst in Wahrheit, daß nicht erst in neuerer Zeit solche Separat-Confirmationen, wie sie vor stehend genannt worden, eingerichtet worden sind, sondern daß sie bereit- seit mehreren Jahren hier gewöhnlich, und daß sie nicht von einzelnen der Herren Geistliche« au-gegangen, sondern von allen auf Wunsch der Aeltern der betreffenden Confirmanden vor genommen worden sind. Nicht also die Herren Geistlichen, sondern d,e Aeltern der Kinder haben zu der besprochenen Smrichtung die Veranlassung gegeben, und die betreffenden Herren Geistlich«, welche diesem Wunsche auch in neuerer Aeir nachgegeben, haben nicht- gethan, als daß sie eine schon seit mehreren Jahren, und also schon vor ihrem Amtsantritte bestandene Sitte beibehielten. Ein gesetzliche- Verbot existirt hier nicht, und so gut Privat-Communionen sei« können, eben so gut könnm Privat-Confirmationen ab- gehatten »erdeMie welche die Confirmation ihrer Kinder in Gemeinschaft mit einer geringe« Anzahl jung« Christ« ge-