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Tageblatt und Anzeiger. 78. Sonntag den 19. März. 1854. Bekanntmachung. Die Inhaber von Gartengrundstücken allhier, welche die darauf befindlichen Bäume und Sträucher seit vorigem Herbst noch nicht von den Raupennestern haben säubern lassen, werden andurch angewiesen, dies nunmehr binnen Vierzehn Tagen und längstens bis zum GS März dieses Jahres zu bewirken. Säumige werden durch Strafauflagen und nach Befinden sonstige Zwangsmaßregeln zur Erfüllung dieser ihrer Verbindlichkeit angehalten werden. Leipzig, am Ä. März 1854. Der Rath der Ttadt Leipzig. Koch. Bekanntmachung. Die Inhaber von Gartenabtheilungen im großen Johannisgarten und im Johannisthale werden hierdurch aufgefordert, das Einbinden und Verschneiden der Zäune und Hecken, so weit sie über die Fußwege gewachsen und der Passage hinderlich find, baldigst besorgen zu lassen, auch sich alles Ausschüttens von Steinen, Scherben oder Unkraut auf die Wege zu enthalten. Leipzig, den 13 März 1854 Die Deputation des Raths zum JohannishoSpitale. , Wasser! Wasser! , , Unter dieser Überschrift hatten wir bereits in Nr. 57 u. 66 d. Bl. Gelegenheit, zwei verschiedene Ansichten und Wünsche in Betreff dieses kostbaren Element- zu vernehmen. Um ein vollständige- Trio herzustellen, möge e- Einsender diese- gestattet sein, auch seine Stimme hören zu lassen, da ihn, al- Bewohner de- Rei- chelschen Garten-, diese Angelegenheit unmittelbar mit berührt. Komisch mag'- allerdings manchem der Leser Vorkommen, wie au- einem namentlich im Winterhalbjahre so wasserreichen Stadt- theile ein solcher Nothschrei ihm zu Augen und Ohren kommen konnte; sehen wir uns aber die Sache näher an, so finden wir sie eben nicht komischer, al- wenn man im Sommerhalbjahre in unmittelbarer Nähe von 3 nicht unbedeutenden Flüssen darüber schreit, daß man fast im Staube ersticken müsse; weiter werden wir finden, daß den armen Gartenbewohnern das Wasser oft bi- an den HalS stehen mag, ohne daß sie — gleich Tantalus — ihren Durst zu stillen vermögen ; daß ihnen sogar oft das Wasser im Munde zusammenlaufen mag, wenn sie sehen, mit welcher nur anerkenaen-werthen Au-dauer man schon seit Jahren bemüht ist, ihnen da- köstlichste diese- zur LeibeSnahrung und Nothdurft gehörigen Getränke- au- den innersten Eingeweiden der Erde herauf zubohren; daß chnen endlich da- Wasser noch in die Augen treten W>g, wen« sie sich unterstanden, in dieser oder jener der in Nr. 66 erwähnte» Privat-Wafferversorgung-anstalten ohne besondere Er laubnis ihr KrÜglein zu füllen und dafür mit Scheltworten tractirt wurden, oder auch wmn sie z. B. im Coulembierschen Mikroskop de- Wasser- Inwohner zu sehen Gelegenheit hatten; daß ihnen zuletzt noch im Ueberfluß der Geldbeutel sogar zu Wasser werden würde, wenn sie al- Hausbesitzer in ihren Grundstücken ähnliche Bohrmaschinen, wie die an der Dorotheenstraße ersichtliche, wirken lassen, oder al< Miethbewohner eine Wohnung verschmähen wollten, in der man sich mit fern hergeholtem Wasser begnügen muß. ' Also, hier giebt« Wasser vom Fuß bl- zum Kopf, über und unter der Erde die Menge, und da hat denn der Einsender in Nr. 66 wohl recht, wenn er Jenem in Nr. 57 entgegnet, daß es in Reichet« Garten sehr viele Brunnen, d. h. also Wasser ln Ueberfluß -iebt; ob es gute- zu nennen, da« müssen wir jedem Trinker und endlich der Zukunft überlassen, die un« die reinen Quellen artesisch erschließen wird, den» dann erst werde» wir unterscheiden lernen, welche« da« gute fei. Dermaßen lebt auch wohl selbst Herr M. au- Nr. 66 noch de- guten Glaube»«, daß da- färben- und infusorienreichste da- gute sei(?). WaS aber den Brunnenbau selbst angeht, so möge Letzterer sich bei den brunnenlosen Hausbesitzern die Antwort am besten selbst holen, da auch Einsender dieses sein Trinkwaffer vor der Hand noch nach wie vor im Schloßbrunnen wird holen und holen lassen müssen. Fall- derselbe e- aber zu umständlich finden sollte, sich eine« Weiteren darum zu kümmem, so will ich ihn der Kürze halber von der Antwort in Kenntnis setzen, die er von jenen Hausbesitzern — und ich setze hier die höflichsten voraus — bekommen würde: „Ja, lieber Freund, da- ist bald gesagt, Brunnen bauen und sorgfältig bauen; aber Sie scheinen in Ihrem Eifer zu vergessen, daß wir, die wir verhältnißmäßig eben so viel Communabgaben zu entrichten haben, al- die Hausbesitzer der inner» Stadt und Vorstädte, die ihr Wasser au- öffent lichen Brunnen, und zwar in der Regel in nächster Nähe erlangen können, darauf wie sie in ganz gleicher Weise die gerechtesten Ansprüche haben, sintemal wir auch nicht ein- sehen, wa- Reichel- Garten gethan hat, daß er der Gnade nicht theilhaftig werden sollte, die nöthige Anzahl Brunnen auf Stadtunkosten zu erhalten, wenn wir auch nicht im Entferntesten so noble Pumpmaschinen beanspruchen, al« womit man die innere Stadt zum Theil verziert hat. Bauen kostet Geld, und da- ist auch beim Brunnenbau der Hall ; aber unsere Steuern und Abgaben erfordern jetzt auGviel Geld und da- ist ein nothwendige- Uebel, und schon dwihalv können wir doch nicht dazu verpflichtet sein, den Ats» Heller zum Brunnenbau au-zugeben. Hat doch jede- Dorf seine öffentlichen Brunnen, und dieser beträchtliche Thetl der Stadt Leipzig müßte doch wohl einiger solcher werth sein." Doch möge damit unser Trio verstummen, sonst möchte wohl der «ackere Herr vr. Leine zum Quartett aufsptele« und un« erzählen, daß er schon in kurzer Zeit alle durstigen Kehlen befrie digen werde au« der Quelle, die er zu unserer Aller Freude am Au-gange der Eolonnadenstraße — fast im Mittelpunkte -e« »ach